Abgelegene Dörfer
Heiß. Es ist eine Affenhitze. Ich zerfließe. Beim Aussteigen aus dem Flieger, der einen von Manila oben in den Norden bringt, Tuguegarao, um genau zu sein, läuft man gegen eine Wand.
Insgesamt 16 Ärzte sind ständig auf Mindanao, Mindoro und Cebu im Einsatz, um notleidenden Menschen zu helfen. Unsere Slumambulanzen, Armenhospitäler und Rolling Clinics sind besonders für die arme Landbevölkerung die einzige Chance auf medizinische Behandlung. Zusätzlich bilden wir ehrenamtliche Einheimische aus, die in kleinen Gesundheitszentren basismedizinische Versorgung anbieten. Erfahren Sie mehr auf unserem Philippinen Blog!
Heiß. Es ist eine Affenhitze. Ich zerfließe. Beim Aussteigen aus dem Flieger, der einen von Manila oben in den Norden bringt, Tuguegarao, um genau zu sein, läuft man gegen eine Wand.
Wir sind seit 4. Mai wieder mit der Rolling Clinic auf der philippinischen Insel Luzon unterwegs. Im Mai konnten wir alle geplanten Orte anfahren und die Sprechstunden durchführen. Insgesamt haben wir im Mai 595 Patienten gesehen, das entspricht im Durchschnitt 35 Patienten pro Arbeitstag.
Seit 2002 betreiben German Doctors ein Gesundheitsprojekt auf Mindoro, der 7. größten Insel des philippinischen Archipels, südwestlich der Hauptinsel Luzon. Zwei ÄrztInnen kümmern sich um die medizinische Versorgung des indigenen Volkes der Mangyans, die – von den „modernen“ Philippinos verdrängt und vergessen – in den Bergen leben, weitgehend ohne Anbindung an Sozial-oder Gesundheitssystem. Von zwei Standorten aus besuchen die Ärzte mit einem Team (Fahrer + drei Health Workern) als mobile Sprechstunde -„rolling Clinic“- die oft abgelegenen Dörfer, die von den PatientInnen oft erst nach langen Fußmärschen erreicht werden.
Wegen der aufkommenden Corona-Pandemie und der damit verbundenen Reiseeinschränkungen mit Sperrung von Flughäfen und Fährverbindungen auf den Philippinen musste der letzte German Doctors -Einsatzarzt auf der Nordtour die Insel Mitte März überstürzt und vorzeitig verlassen, der Kollege für die Südtour musste seine Anreise kurzfristig annullieren.
Im Gegensatz zu manch anderen Kolleg*innen waren die vergangenen Wochen mein erster Einsatz für die German Doctors. Das verpflichtende Seminar im Vorfeld des Einsatzes in Bonn hatte viel Spass gemacht und ein wenig auf die bevorstehende Zeit vorbereitet. In Manila habe ich meinen Kollegen getroffen, der für die Südtour eingeteilt war. Dieser hatte schon den dritten Einsatz auf Mindoro, sodass ich mich für die weitere Anreise mit Bus und Fähre in guten Händen wusste.
Vom Vulkanausbruch wurden wir im Süden Mindoros verschont. Einzige traurige Konsequenz war die Annullation des Besuches der Geschäftsführung aus Bonn, welcher u.a. zur Projektevaluation, Gesprächen mit lokalen Behörden, Besuch der Rolling Clinics und Teilnahme an der Diplomfeier der neu ausgebildeten Village Health Worker geplant war. Damit wurden auch die logistischen Vorbereitungsarbeiten des Teams für Transporte, Unterkünfte, Behördentreffen etc. hinfällig.
Am 17.11.2019 begann mein 10. Einsatz mit den German Doctors. Wie im Jahr zuvor war mein Einsatzgebiet Luzon auf den Philippinen, ein Projekt, das erst seit 2017 existiert. Mein erster Eisatz im September/ Oktober 2018 war geprägt vom Taifun Oppong, der mich bei der Anreise zunächst in Manila stranden liess, weil alle Inlandflüge ausfielen. Ich konnte dann erst 2 Tage später mit dem Bus anreisen, und meine Kollegin Sabine hatte viel zu berichten, weil sie den Taifun direkt miterlebt hatte.
„Komme gleich wieder!“ schrieb ich an meine Tür. Und dann ging ich, mit Rucksack und einem Koffer- zur Hälfte gefüllt mit Medikamenten und medizinischem Werkzeug, mit einem Kopf voller Wissen über Tropenmedizin und die Philippinen, mit einem Gefühlsgemisch aus Vorfreude, Sehnsucht und Respekt ob der Dinge, die mich erwarten. Seit langem schlummerte der Wunsch in mir, vor einem Jahr wurde er konkret: ein ehrenamtlicher Einsatz über German Doctors im Süden von Mindoro zugunsten benachteiligter Ethnien. Es galt viel zu tun- lernen, organisieren, bürokratische Hürden überwinden, Kurse ablegen… und nochmals lernen, in sich spüren, Zweifel zulassen und ausräumen, Dinge abwägen, sich impfen, auf die Tropen vorbereiten.
Es waren vier sehr schöne Tage! Vorher hatten wir noch mangels Patienten unsere Rolling Clinic in Kaligtangalgar nicht aus dem Auto gepackt, sondern nur mit dem Allernötigsten am Dorfplatz unsere Patienten untersucht und behandelt. Und morgen geht’s auf Tour Nummer drei. Wir werden zwar genau dieselben Dörfer anfahren wie vor 4 Wochen, aber das ist das spannende: ich werde manche Patienten schon kennen und werde sehen, ob die Behandlung erfolgreich war.
Aller Müßiggang hat sein Ende, die Stadt hat mich wieder. Calapan, mit 120 000 Einwohnern die Hauptstadt von Oriental Mindoro – nicht schön, nicht hässlich, eine asiatische Stadt eben; kein Moloch wie Manila; noch gemütlich, keine Hochhäuser, dafür mehr oder weniger verkommene Wohnhütten, mit kleinen Gärten mit vielen Hühnern und Hunden. Im Doctors-Haus haben wir eine Katze. Sie wurde letzte Woche Christine getauft. Bis zu meinem Nachfolger. Halt, den wird es ja hier nicht geben, denn heute Nacht schläft das German Doctors-Team nach 15 Jahren zum letzten mal hier.