Linzer Torte in Bangladesch

Teil 2 des Berichts von Einsatzarzt Dr. Frieder Metz aus Chittagong

Wieder einmal sind wir mit Father Robert unterwegs. Diesmal geht es nach Sitakund, das liegt gut 15 km nördlich von Chittagong. Ein Baby Taxi bringt uns zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter und zwei Säcken Wäsche über den Highway dorthin. Zu Hause wäre sicher ein Mercedes Taxi vorgefahren und wir hätten gesagt, dass sich diesmal das Taxi doch gelohnt hat. Hier geht das auf 2,5 Meter Länge und vielleicht etwas mehr als einen Meter Breite, schon mit einigen Abstrichen am Komfort. Auf der hinteren Bank ist man auf ständiger Tuchfühlung, bekommt nur begrenzt mit, wie man sich gerade im Verkehr bewegt. Plötzliche Schwenks führen zwischen den anderen Fahrzeugen auf einmal ganz wo anderes hin. Diese dreirädrigen Fahrzeuge können ja ähnlich den Fahrradrikschas plötzlich eine 90° Wendung machen. Der Federungskomfort ist minimal, die Straßen oft katastrophal. Aber man kommt ans Ziel, eine knappe Stunde haben wir gebraucht.

Die großen Schiffe werden unter schlimmsten Bedingungen zerlegt

Der Highway läuft einige Kilometer im Landesinneren von der Bengalischen See nach Dhaka. Es ist die Region, wo an der Küste die ausgedienten Ozeandampfer eine letzte Fahrt weit auf den sandigen Strand machen, um dort abgewrackt zu werden. Der Zutritt dorthin ist verwehrt seitdem bekannt wurde, wie verheerend dort die Arbeitsbedingungen und Umweltbelastungen sind. Ungelernte Arbeitsuchende gibt es ja zu Hauf und mit primitivsten Mitteln werden die Schiffe auseinandergenommen und zerlegt. Etwa 20 Unfalltote gibt es auf diesem Arbeitsgelände im Jahr. Krankheit und Invalidität liegen sicher höher, einen Versicherungsschutz gibt es nicht. Überall in Chittagong gibt es Geschäfte und Lager, die Eisenrohre jeglichen Durchmessers, Stahlplatten unterschiedlichster Dicke anbieten. Gestern sah ich auf dem Weg zur Außenstelle einen Mann, der mit einem Schweißbrenner 200l Stahlflaschen (im Krankenhaus hatten wir sie früher, um Sauerstoff ans Bett zu bringen) in breite Streifen zerlegte. Hier am Highway werden größere Stücke zerlegt und angeboten. Gangways frisch gestrichen, man kann sie vielleicht als Treppen beim Hausbau verwenden. Winden, Motoren, drei Meter hohe Schiffsmotoren standen an der Straße. Kühlschränke, Edelstahlspühlen, dicke Isolierungen von Kühlschiffen, frisch gestrichene Rettungsboote. Eine ganze weiter verarbeitende Industrie ist hier entstanden.
Mitten in diesem Getümmel bogen wir dann auf einen kleinen Feldweg ab und waren im Nu im ländlichen Bereich, Reisfelder kurz vor der Ernte, einzelne Rinder, Hühner, Gänse, Enten.

Landflucht in Bangladesch

Dazwischen viele kleine Hütten, überwiegend sehr einfach, nur wenige sind gemauert. Hier leben und arbeiten 18 Familien indigener Abstammung, sie kommen aus einer Region gut eine Tagesreise entfernt in den Bergen. Als die Landwirtschaft dort zum Überleben nicht mehr ertragreich genug war, machten sie sich auf und haben hier Arbeit gefunden. Die Männer arbeiten in einer Sauerstoff Fabrik, die Frauen bleiben zu Hause. Viele Kinder sind zu versorgen, wenn sie größer sind gehen sie zurück in ihr Heimatdorf. Hier sind die Hütten klein, müssen gemietet werden, 15m² für 15 €. Zu Hause gehört ihnen das Land mit dem Haus darauf. Landflucht in Bangladesch. Mit den Nachbarn – Moslems, Hindi – haben sie eine Kooperative gegründet, um gemeinsame Interessen zu vertreten und Aufgaben zu bewältigen. So wurden vor einem Jahr fünf Nähmaschinen angeschafft, damit die Frauen ihre Familien mit Kleidern versorgen können und vielleicht einen Eigenerwerb zu bekommen. Die christlichen Familien haben sich sehr gefreut, Father Robert wieder zu treffen. Ein kleines Mädchen hatte sein Sonntagskleidchen angezogen und war leicht geschminkt, als ob es gleich in eine Theatervorstellung gehen wollte. Das Erscheinungsbild dieser Stammesleute unterscheidet sich recht deutlich von dem der meisten Bengalen. Der mongolische Eindruck ist recht deutlich. Uns wurde drei Patienten vorgestellt mit der Bitte, ihnen einen Rat zu geben. Eine Schwangere mit einem Befund am Eierstock. Wir konnten sie beruhigen, dass es wohl kein bösartiger Tumor ist. wie bei uns denken auch hier die Menschen beim Wort Tumor sofort an etwas Bösartiges. Ein junger Mann hatte vor drei Monaten der Schilderung nach einen geplatzten Blinddarm gehabt. Mit einer hochdosierten Antibiotikabehandlung hat er erstaunlicherweise ohne Operation überlebt. Er war aber immer noch nicht wieder ganz hergestellt und machte nach wie vor einen leidenden Eindruck.

Zum Essen waren wir alle eingeladen. Platz für einen großen Tisch und alle Stühle darum ist in den Hütten ja nicht gegeben. So saßen drei auf dem Bett, vier hatten einen Stuhl, nebenan saßen die Kinder auf dem Boden. Ohne Rücksicht auf einen europäischen Gaumen war das Essen auch für mich recht scharf gekocht. Dazu gab es einen Reiswein, den sie selbst herstellen. Er hat die Farbe unseres Federweißen, der Alkoholgehalt ist eindeutig höher. Unsere Reisekosten haben sich auf rund 13 Euro belaufen, für uns Europäer ist das ja kein unüberwindlicher Betrag, aber Father Robert kann das nicht allzu oft aufbringen.

Am Straßenrand entfernt der Händler den Fisch von seinen Schuppen

Und noch einmal steht Father Robert für unser Wochenendprogramm an. Eine Philippinin, die seit 16 Jahren hier für eine große Bekleidungsfabrik arbeitet und ihn als ihren Pfarrer kennt, hat er überredet, ihn mit 8-10 Säcken voller Altkleider und mehreren gepackten Kisten zu christlichen Stammes-Mitgliedern auf einer Teeplantage bei Bashkhali zu fahren. Sie kommt mit einem großen 9-Sitzer, genug Platz für uns neben zwei ihrer Mitarbeiter. Wir brechen kurz nach 9.00 Uhr auf und erleben erstmal nur wenige 100 Meter von uns entfernt einen voll pulsierenden Fischmarkt. Es ist im Grund kein Durchkommen, wir stehen 20 Min. mitten in dem Treiben. Körbe voll wird Fisch unterschiedlichster Herkunft verladen. Alle Größen sind vertreten, ein fast ein Meter langer Wels balanciert als Einzelstück über den Köpfen, ein großer Rochen ist schon in handliche Stücker zerlegt. Lastenrikschas bringen große Eisblöcke bei, von Hand zerschlagen aber auch maschinell gemahlen liegt es in Lagen zwischen den Fischen. Von den auf den Köpfen balancierten Körben tropft das Eiswasser auf den Träger. Bei der Außentemperatur ist das wohl angenehm kalt, den Fischgeruch dürfte der Träger aber nicht so leicht loswerden. Auch die beladenen Kleinlaster ziehen diese Wasserspur hinter sich her, bis sie irgendwo entladen werden. Ich muss da noch einmal an einem Wochenende zu Fuß hin, im klimatisierten Auto fehlen doch einige Eindrücke.

Dort helfen, wo es am ehesten fehlt

Auf der großen Brücke über den Karnaphuli müssen wir Brückenzoll bezahlen. Sie führt hoch hinauf, da auch große Küstenschiffe den Fluss noch weiter befahren, der Ausblick ist schön, aber zu schnell vorbei. Auch an einer weiteren Brücke wird Brückenzoll erhoben. Hier liegt die alte Fähre halb abgesoffen und rostend am Ufer. Da ist es schon schneller und billiger mit den Brücken. Das Land ist flach, nach einem heftigen Regen in der letzten Nacht steht alles unter Wasser, gut für den Reisanbau, schlecht für die Wege. Nach fast zwei Stunden über immer kleiner werdende Straßen steigt das Gelände langsam an. Das Wasser im Straßengraben beginnt auf einmal zu fliesen. Dann tauchen Hügel auf und schon sind wir im Teegarten. Das Bild ist mir bekannt vom Ausflug in ein anderes Teeanbaugebiet damals in Dhaka. Es ist friedlich, die Teesträucher ziehen sich in Reih und Glied die Hänge hoch, überdacht von hohen Bäumen liegen sie teils im Schatten, teils in der Sonne. Unterschiedlichstes Grün bestimmt das Bild, die frischen Teetriebe leuchten. Pflückerinnen sind keine zu sehen, die warten mit ihren Familien oben im Dorf, das auf den Hügeln in nur 100 – 200m Höhe liegt. Das heißt Tee und Reis brauchen dasselbe Klima, der Tee hat es nur lieber trocken und möchte einem sandigen Boden. Das Dorf sind Reihen von Wellblechhütten. Unter der Sonne ist es in ihnen stickend heiß. Lehmhütten mit Stroh- oder Pflanzendächern wären da sicher angenehmer.

In den Wellblechhütten kann es sehr heiß werden

Die besuchten Christen sind auch hier eine Minderheit, aber begrüßt werden wir von allen. Father Robert hat auf dem Weg einen großen Sack mit süßem Gebäck besorgt. Er weiß halt, wo es am ehesten fehlt. Bestimmt 20 bis 30 Kinderhände sind zu füllen, als er es von einer großen Platte verteilt. Ich frage ihn anschließend, ob er sich wie bei einer Erstkommunion gefühlt habe? Nein, da würden die Kinder ein bisschen geordneter anstehen. Alle kleinen Hände wurden gefüllt, alle haben sich gefreut. Nach einem halbstündigen Spaziergang durch den Teegarten versammelt er die christlichen Familien in einer kleinen Wellblechkirche. Es gibt nur einen Tisch, zwei Stühle, einen Teppich auf dem gefegten Lehmboden. Weihwasser hat er wieder dabei, das verteilt er wie immer großzügig. Dem Klang nach ein Vater Unser, ein Mariengebet. Er hat etwa 20 laminierte Bilder größer als DIN A4 mitgebracht. Bibeldarstellungen, Jesus- Marienbilder, Kreuzigung, alles sehr bunt, der Unterschied zwischen Kitsch und primitiver Kunst verschwimmt etwas. Sicher nicht mein Geschmack. Da kann sich jede Familie ein Bild in die Hütte hängen. Dann werden die Säcke mit den Kleidern ausgeleert, es ist ein etwas heftiges, besitzergreifendes Ziehen und Zusammenraufen. Armvoll gehen sie hinaus. Auch Andersgläubige erhalten einen Anteil, sie sind ja sicher genauso arm. Was sie letztlich ergattert haben, werden sie erst zu Hause erkennen. Dann gibt es ein großes Feilschen und das gehört dazu. Auf der Rückfahrt kommen uns im nächsten Ort die Schulkinder auf ihrem Heimweg entgegen. Viele in Schuluniform, die Jungen ganz normal gekleidet, die Mädchenfast alle voll verschleiert. Father Robert sagt, dass in dieser ländlichen Region ein ganz strenger Islam gelebt wird. Das sehen wir auch, als wir noch im selben Ort länger in einem Stau festsitzen. Hunderte, wenn nicht mehrere Tausend Männer aller Altersstufen kommen uns entgegen. Auf, neben der Straße hat eine Versammlung, Demonstration stattgefunden und den gesamten Verkehr lahmgelegt. Politisch, gewerkschaftlich, wir wissen es nicht. Es ist keine einzige Frau dabei gewesen. An diesem Geschlechterverständnis wird sich so schnell nichts ändern. Um 15.00 Uhr sind wir zurück, auf dem Fischmarkt waren nur noch einzelne gefüllte Körbe zu sehen. Wasser, Dusche, Spaghetti in der Pfanne gewärmt und die Beine von sich gestreckt.

Behandlung nur für Bedürftige

Fünf Patienten sind mir heute aufgefallen. Ein 7 Jahre altes Mädchen, mager, schwer atmend. Es war in den letzten Jahren schon wiederholt mit Lungenentzündungen bei uns gewesen. Anfang des Jahres war ein Röntgenbild der Lunge nicht sehr auffällig, Tuberkulose war damals mit zwei Sputum Untersuchungen ausgeschlossen. Jetzt hörte ich über der linken Lunge kein Atemgeräusch, der Klopfschall war verkürzt. Das Röntgenbild zeigte dann auch eine komplette Verschattung der linken Lunge, im Ultraschall war hier freie Flüssigkeit zu sehen. Die staatliche Lungen-Tuberkulosebehörde war leider nicht die richtige Anlaufstelle, das Kind musste an die Kinderklinik weiter geschickt werden. Von dort kam ein anderes vier Jahre altes Mädchen. Es hatte vor wenigen Tagen die 2. oder 3. Bluttransfusion erhalten. Auch sie war Anfang des Jahres bei uns gewesen. Bei einem Hb von 3.6g%, einer großen Milz war sie mit dem Verdacht auf Thalassämie = Mittelmeeranämie eingewiesen worden. Klinisch hat sich dieser Verdacht bestätigt, leider haben wir keine Labor-Unterlagen, die ihn bestätigen.

Der Knick ist auf der Röntgenaufnahme deutlich zu erkennen

Ein eineinhalb Jahre alter Junge kam mit einer Fehlstellung des linken Beines. Im Alter von 6 Monaten sei er gefallen, das Bein hätte zumindest geschmerzt. Wahrscheinlich war es aber auch deutlich geschwollen. Sie hatten damals kein Geld, um zum Arzt zu gehen. Jetzt ist der Unterschenkel im unteren Drittel nach innen um 90° abgeknickt. Es findet sich hier eine abnorme Beweglichkeit, d.h. es hat sich ein Scheingelenk entwickelt. Die Zehen werden bewegt, das Kind kann sich aber nicht aufstellen. Diesen Befund jetzt operativ zu korrigieren wird erheblich teurer werden, als eine simple Ruhigstellung mit einem Gips direkt nach dem Unfall. Es gibt also nicht nur Grünholzfrakturen im Kindesalter, die nahezu spontan heilen. Es kann auch gründlich schief gehen.

Am Nachmittag kam eine Frau, Mitte 50 erstmals zu uns. Sie berichtete von einem Diabetes, sie sei vor 8 Jahren in der Diabetesambulanz gewesen, hätte auch einmal Medikamente genommen. Der Blutzucker war aber völlig normal. Überraschenderweise war sie darüber gar nicht erfreut, sie hätte offensichtlich lieber Diabetes gehabt. Ich weiß nicht, was sie sich da erhofft hatte. Eine etwa gleichalte Frau klage wiederholt über Schmerzen da und dort, sie wog 84kg bei einer Körpergröße um 160cm, hatte in den letzten eineinhalb Jahren 14kg zugenommen. Da war ich fast wütend. Über unserer Eingangstür steht MCPP, d.h. „Medical Centre for the Poorest oft the Poor“. Und da gehört sie nun nicht wirklich dazu. Sie muss in Zukunft wo anderes hingehen.

Endlich einen Spulwurm entdeckt

Heute hatten wir wenig Patienten. Wir haben am Montag die Zimmer und damit den Übersetzer getauscht. Liton ist ein alter Hase, manchmal etwas rau und bestimmt. Er hat manchmal schon die Medikamente aufgeschrieben, bevor ich was gesagt habe. Da ist es sinnvoll, doch auf das Rezeptformular vor dem Unterschreiben zu schauen, ob es auch aus ärztlicher Sicht seine Richtigkeit hat. Peter übersetzt mir seit Montag. Er ist ein netter junger Mann, studiert soweit ich verstehe Betriebswirtschaft und macht diesen Job als vorübergehende Aufgabe. Sein Englisch ist gewöhnungsbedürftig, ich höre nicht immer prompt heraus, ob er gerade Bangla zum Patienten spricht, oder sich mit einem Bangla gefärbten Englisch an mich wendet. Ihm fällt es schwerer, dem Patienten eine klare, nicht gern gehörte Ansage zu machen. Bei ihm muss ich nachschauen, ob auf dem Rezept auch alles steht, was ich verordnet habe.  Am Abend war ich mit Gudrun noch im New Market, das ist ein großes Kaufhaus ganz in der Nähe mit vielen, unterschiedlich einzelnen Geschäften. Es gab nichts, das mich besonders gereizt hätte.

16.09.
Heute streiken die Fahrer der Baby-Taxis = CNG (Combined Natural Gas), da sie mit Erdgas betrieben sind. Sie wollen von der Regierung erreichen, dass sie auch auf dem Highway fahren dürfen, der damit aber so voll wie jede Landstraße würde. Wir bekommen daher nur eine Rikscha, um zur Außenstelle CBC zu fahren. Der Fahrer nimmt aber einen ganz anderen Weg als uns bekannt und irgendwann weiß er nicht mehr weiter. Ich wüsste nur von der New Bridge den Weg, wohin uns ein anderer Fahrer mitnimmt. Nach wenigen hundert Metern kommen wir schon am Arbeitsplatz CBC vorbei, so ganz falsch war der erste Fahrer dann doch nicht gewesen.

Die jungen Patienten lassen die Behandlungen meist tapfer über sich ergehen

Ein 10 Jahre alter Junge ist nach Durchfall und mehrmaligem Erbrechen ganz schwach. Nachdem er die löffelweis gegebene Elektrolytlösung auch erbricht, legen wir einen Tropf an. Er erbricht direkt wieder und diesmal ist ein Spulwurm im Erbrochenen. Dann hab ich das endlich auch einmal gesehen, jeder German Doctor berichtet davon. Nachdem eine halbe Flasche eingelaufen ist, geht es ihm aber besser und er kann nach Hause.

Gott sei Dank bin ich Kinderarzt

Heute strapaziert eine bestimmte Sorte Patienten überdurchschnittlich meine Nerven. Frauen im mittleren Alter, das ist hier 30-50 Jahre, kommen immer wieder und klagen mit trauriger Miene über Schmerzen da und dort, Magendrücken, Sodbrennen, Kopfschmerzen. Und wenn ich mit der Untersuchung fertig bin, juckt es noch in der Achsel oder die Augen brennen. Einen krankhaften Befund kann ich so gut wie nie erheben, sie sind erst zufrieden, wenn sie ein Medikament bekommen. Manchmal kann ich hart bleiben, besonders wenn zusätzlich ein Übergewicht vorliegt. Die Frauen sind ja ganz überwiegend Hausfrau, ihnen fehlen auch viele technische Hilfsmittel wie bei uns zu Hause. Wenn sie mehr als drei Kinder haben, ist das sicher auch keine leichte Tätigkeit. Da bin ich froh Kinderarzt zu sein. Dieses Jammern ist meinen kleinen Patienten völlig fremd.
18.09.
Bereits gestern war ich mit Liton unterwegs, um mir ein Busticket für die Fahrt nach Cox Basar zu besorgen. Am 25.09. ist Eid ul Adha, das Opferfest der Muslim. Es ist nach dem Ramadan das nächst wichtige religiöse Fest. Die Ambulanz ist vom 24. – 27.09. geschlossen, sodass sich diese weitere Fahrt anbietet. Per Mail habe ich schon ein Zimmer am Strand reserviert, jetzt fehlte noch die Reise. An der „New Bridge“ kann man zwar recht günstig in jeden Bus einsteigen, der diese Richtung nimmt. Aber zum Eid-Fest sind alle auf den Beinen und da bin ich mit einem sicher auch klimatisierten Sitzplatz für drei Stunden Fahrt gern auf der sicheren Seite. Die Soudia-Linie hatte einen Platz frei. Liton hatte ein CNG angehalten, die einfache Fahrt zum Reisebüro kostete 100 Taka.

Heute war ich mit Komol unterwegs, um für meinen Abschied Lebensmittel zu kaufen. Ich werde eine Linzer Torte machen, die notwendigen Zutaten bekommt man nicht in unmittelbarer Nähe. Wir waren in die gleiche Richtung noch etwas weiter unterwegs und mussten nur 70 Taka zahlen. Ich habe dann noch mein Telefon-Guthaben aufgefüllt. In den knappen drei Wochen habe ich keine 10€ bei täglichen Gesprächen nach Deutschland verbraucht. Das ist für einen deutschen Telekom-Kunden schon erstaunlich wenig. Es hat jetzt länger nicht geregnet, die Straßen sind staubtrocken. In meinem Untersuchungszimmer sind es konstante 30 Grad, in unserer Dachwohnung 35 Grad. Fußboden und Wände haben Körpertemperatur. Der Wasserverbrauch steigt.

Besuch auf dem Fischmarkt

19.09.

Fisch in allen Variationen soweit das Auge reicht

Als hätte Petrus die letzten Zeilen gelesen, in der Nacht regnet es, es kühlt ab. Als es am Morgen immer noch regnet, möchte ich eigentlich den mit Father Robert geplanten Gang zum Fischmarkt absagen. Er steht aber dennoch bereit, so nehmen wir den Schirm und sind in 15 Min. bereits dort. Es ist nicht ganz so verstopft wie vor einer Woche, aber wir können tiefer in das Gewimmel eindringen. Noch lebender Fisch wird aus Bottichen auf den Lastwagen geholt. Die kommen von Fischfarmen aus dem Umland. Pangasius gut 2kg schwer zappelt in den Händen. 10kg schwere in Folie verschweißte Fischpaket balancieren auf den Köpfen, ein fast genauso schwerer Barsch wird auf der Straße abgeschuppt, zerteilt, direkt verkauft. Körbe voller Fische werden lauthals versteigert. Es ist der größte und wichtigste Fischmarkt für Bangladesch. Auf dem Gang zum Fluss nur 10min weiter kommen uns Träger mit Körben frischen Fischs auf dem Kopf entgegen. Hier sind die hölzernen Fischerboot festgemacht und entladen nach einer Woche auf See ihre vollen Bäuche. Lautstark wird auch hier um den richtigen Preis gefeilscht. Das macht nicht einen friedlichen Eindruck, das hört sich nach echtem Kampf um den besten Preis an.

Als ich eigentlich denke, wieder zurück zu gehen, überrascht mich Father Robert mit seiner heutigen Tagesplanung. Er möchte auf der anderen Flussseite Dörfer von christlichen Minoritäten besuchen. Da es aufgehört hat zu regnen, bin ich einverstanden und es geht mit einem „Kleinbus“ zur Brücke, mit einem Weiteren über diese und auf der anderen Seite mit einem CNG ins ländliche Hinterland. Auch hier wechseln wir an einer nicht befahrbaren Brücke nochmals das Fahrzeug. Ein junger Mann steigt hinzu, Father Robert hat mit ihm ein Treffen vereinbart, konnte deshalb also nicht absagen. Ein Christ, verheiratet, arbeitet in einer Bekleidungsfabrik ganz in der Nähe. Wir kommen endlich an eine kleine buddhistische Moschee, ein Mönch – Leiter dieser Einrichtung – empfängt uns. Er macht einen gebildeten Eindruck, spricht etwas Englisch. Bei einer Tasse sehr starken schwarzen Tees sitzen wir auf einem Teppich zusammen. 2012, kurz nachdem ich hier in Dhaka beim Einsatz war, wurde diese Moschee von radikalen Moslems verwüstet, ein Mensch sei an Verletzungsfolgen später gestorben. Wir haben damals in unseren Zeitungen davon gelesen, dass auch Hindutempel zerstört worden seien. Eine islamkritische, -belastende Aussage in Facebook sei der Auslöser gewesen. Eine kleine Gedenktafel im Außenbereich der Moschee erinnerte daran, dass der deutsche Botschafter Conze hier zu Besuch war und Mittel zum Wiederaufbau mitgebracht hatte. Wir hatten ihn damals im Rahmen seiner Amtseinführung in Dhaka kennengelernt.

Die Dörfer in dieser Region sind alle jeweils einer Religion angehörend. Zum buddhistischen Tempel gehören 90 Familien in unmittelbarer Nachbarschaft. Das nächste Dorf ist rein Hindu, von den Bewohnern werden wir freundlich begrüßt, von den Frauen ins Haus gebeten. Eine Patientin wird mir vorgestellt: 8 Jahre alt, schwerstbehindert. Den Unterlagen nach hat das Kind mit drei Jahren eine Enzephalitis/Hirnentzündung gehabt. Jetzt liegt ein Defektzustand mit einem Krampfleiden vor. Das Kind hat eine Magensonde und eine Luftröhren-Kanüle. Die Mutter versorgt es damit allein zu Hause, kein Sozialdienst, keine häusliche Intensivpflege oder ähnliches. Ich kann der Mutter nur zum guten Pflege- und Ernährungszustand ihres Kindes gratulieren. Es wird erzählt, dass wir in einem muslimischen Dorf ganz ablehnend empfangen würden. Nicht nur ich als Europäer, auch jeder andere Mann, der nicht zur Dorfgemeinschaft gehört. Die Frauen würden in ihre Häuser flüchten, um sich nicht zu verunreinigen, die Kinder würden einen beschimpfen. Im ländliche Bereich sei der Islam meist noch sehr konservativ, was wir auf der Rückfahrt von den Teegärten schon gesehen hatten. Dass in dem von uns vor zwei Wochen besuchten „Dorf“ in der Nähe der Abwrackstelle der Schiffe ein gutes Neben- und Miteinander verschiedener Religionen möglich ist, sei nur durch den vereinenden Wunsch nach Arbeit und Einkommen für die Familie möglich. Zum Abschluss bittet der junge Mann uns noch zu sich nach Hause. Seine Frau ist in Dhaka, er bekocht uns mit einem Mittagessen. Auch hier ist ärztlicher Rat gefragt. Das Paar ist seit drei Jahren verheiratet, der Kinderwunsch bisher nicht erfüllt. Sie haben schon einige Untersuchungen deswegen hinter sich. Das ist ja nicht gerade ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit, ich habe aber mit einigen Hinweisen und Aussagen Hoffnung machen können. Zurück in mehreren Etappen bin ich gegen 14.00 Uhr zu Hause. Das war dann doch lang geworden.

20.09.
Diesen Sonntag lasse ich ganz ruhig angehen, nachdem wir an den letzten beiden Wochenenden doch viel unterwegs waren. Lesen ist angesagt, in der Wohnung ist eine ganz gute Ansammlung von Büchern zusammen gekommen. Eine Fortbildung für unser Personal am Dienstag ist vorzubereiten und dann übe ich jeden Tag mehrfach auf meinem PC. Das ist nicht der Computer, auf dem ich meinen Bericht tippe sondern ein Practise Chanter, das Spielrohr des Dudelsacks. Bei unserem Urlaub dieses Jahr in Schottland habe ich mir diesen schon lange bestehenden Wunsch erfüllt.

Ein großes Fest steht an

Jetzt ist Liton wieder mein Übersetzer bis nächste Woche Katarina, die neue Kollegin kommt. Wir verstehen uns recht gut, haben bei Vielem ähnliche Meinung. Eine junge Mutter mit einem zwei Monate alten Säugling berichtete von Schnupfen und weichem Stuhl. Bei der Untersuchung fand ich allerdings nichts. Dennoch wollte sie nicht ohne Medikament gehen. Die Patienten realisieren einfach nicht, dass sie freie ärztliche Behandlung haben, die von uns ausgegebenen Medikament, veranlassten Laboruntersuchungen oder auch eine Röntgenuntersuchung nicht bezahlen müssen. Da Liton ihnen die von mir ausgesprochene Nicht-Verordnung in ihrer Muttersprache mitteilt, sehen sie in ihm den Schuldigen und wollen später nicht mehr in sein Zimmer. Da wir German Doctors auch nicht eine völlig einheitliche Verordnungsweise haben, rutscht sicher immer wieder etwas durch und weckt Hoffnung auf mehr. Das kann alles recht schwierig und kräfteraubend sein.
22.09.

Die Tiere stehen in den Straßen und warten darauf, geopfert zu werden

Ein Grund für das geringe Patientenaufkommen in den letzten Tagen ist das anstehende Eid ul Adha Fest. Traditionell treffen die Familien sich zu Hause, auch die Bewohner des Slum zieht es dorthin. In die Stadt sind schon seit Tagen die Opfertiere gebracht worden. Auf einem freien Platz direkt in unserer Nähe, wo sonst von der Jugend Fußball gespielt wird, hat ein Rindermarkt eröffnet. Meist wird in Hoffnung auf einen günstigen Preis erst am letzten Tag vor Eid gekauft. Mit meinem Ausflug nach Cox gehe ich dem Geschehen etwas aus dem Weg. Gudrun uns ich haben heute noch eine Fortbildung gemacht; Anämie, Eisenverordnung, Lungenfunktion und Asthma. Danach hat sie ihren Abschied gegeben, Komol hat für die ganze Mannschaft gekocht, scharf gewürzt. Er war in seinem Element.

23.09.
Ein gutes hat der seit wenigen Tagen recht ergiebige Regen: die Straßen werden gereinigt, die Abwasserrinnen und Kanäle gespült. Wenn ich aber sehe, dass alles ungeklärt in den großen Fluss und weiter ins Meer gelangt, kann ich das Grausen bekommen. Auch unser Weg heute Morgen zum Community based center steht mehr als knöcheltief unter Wasser. Gut dass ich die Flip Flops dabei habe und die Hosen hochkrempeln kann. Am Abend mache ich bereits meine Vorbereitung für den Abschied. Komol hat mir die weiteren Utensilien für die geplante Linzer Torte besorgt. Ich backe zwei, Komol schaut mir über die Schulter, er möchte immer etwas dazu lernen. Zum reifen kommen sie für zwei Wochen in den Kühlschank.
24.09.
Der Morgen empfängt uns mit Dauerregen. Ich hoffe auf Besserung für Cox. Um dem CNG die richtige Adresse sagen zu können, habe ich noch einmal geübt: Garibullah Shah Mazar. Es hat sich beim Fahrer dann doch wieder anders angehört. Aber Anna’s Mann stand mit seinem CNG im Hof und so war es ganz einfach. In gut 15 Min. waren wir an der Busstation. Der Bus kam mit Verspätung und wir brauchten eine gute Stunde um aus der Stadt zu kommen. Ein großer Viehmarkt hielt uns auf, zahlreiche Rinder, die zum Opfern/Schlachten nach Hause getrieben wurden. Wir kamen direkt an unserer Arbeitsstelle CBC vorbei. Hier wühlten vier Kinder im knietiefen schlammigen Abfall nach Plastikresten. Da sitzt du im klimatisierten Bus und fährst für 10 Euro nach Cox. Schlimm! Die Fahrt zieht sich dann sehr in die Länge. Die Straßen sind überwiegend in einem miserablen Zustand, unser Schlangenweg war vor seiner Instandsetzung zehnmal besser. Nur die tiefen Schlaglöcher werden mit zerstoßenen Ziegelsteinen gefüllt, der nächste Regen wird es wieder auswaschen. In einer gefederten Mercedes Benz Kutsche ist es dennoch bequemer als im CNG.
Man sieht, dass es in den letzten Tagen viel geregnet hat. Die vollen Bäche und Flüsse sind über die Ufer getreten, setzen Wege und Reisfelder unter Wasser. Es ist Alles schlammig, braun. Man sieht leider aber auch den vielen Unrat und Abfall neben und auf der Straße. Das wird als gegeben hingenommen. Zwei Busse liegen unterwegs im Graben. Nach einem Personenschaden sieht es nicht aus. Sie waren wohl zu schnell mit schlechten Reifen unterwegs. Nach sieben Stunden bei einer halben Stunde Pause für 160 km kommen wir an. Es war deutlich länger als gedacht. Ein Anruf bei Cox Basar Surf Club und ich werde abgeholt, direkt am Strand mit Blick auf die Brandung, so schön hatte ich es mir nicht vorgestellt. Man macht mir was zum Essen, danach sitze ich im Dunkeln auf der Terrasse und das Meer rauscht.

British breakfast in Cox

25.09. Eid ul Adha

Beim baden lässt man in Bangladesch die Kleidung meist an

Die Nacht ist ruhig, auch nicht so warm wie in Chittagong. Kurz nach 6.00 Uhr bin ich wach, zieh die Badehose an, noch eine Turnhose und ein Sweatshirt obendrauf. Auch die Männer werden hier schräg angeschaut, wenn sie zu viel Haut zeigen. Um die Zeit bin ich aber alleine am Strand und kann es richtig genießen. Das Frühstück ist englisch, ein Engländer hat dieses kleine Hotel  initiiert und betreut es noch. Dann möchte ich eigentlich in die Innenstadt, aber nur ganz wenige Läden und Buden haben auf. Das hebe ich mir für morgen auf. Vor einigen Häusern werden noch die heute geopferten Tiere zerlegt. Das Ganze ist aber nicht so vordergründig wie vor drei Jahren in Dhaka. Der Tag hat schon schön begonnen, es bleibt trocken, sonnig und warm. Da bleib ich in der Mittagszeit lieber im Zimmer, aber um 14.00 Uhr muss ich mich dann doch bewegen und gehe auf einen langen Spaziergang am Strand entlang. Jetzt sind doch viele Einheimische oder Kurzurlauber unterwegs. Ihr Badevergnügen ist aber ein ganz anderes. Die Männer haben meist Jeans und Hemden an, nur einen sehe ich mit nacktem Oberkörper. Sie gehen auch etwas ins Wasser. Die Frauen tragen ihrem Sari und machen sich höchstens bis zu den Knien nass. Mit so viel Stoff kann man auch gar nicht schwimmen, das können offensichtlich nur die wenigsten Bangladeschi. Das Wasser ist durch die Brandung aufgewühlt, trübe. Der Sand ist braun bis schwarz, einige dunkle Steine sehe ich, die in der Brandung zerrieben werden. Dazu kommt aber auch Vieles, das von den Flüssen ins Meer gelangt. Durch das Hochwasser lehmige Erde von den Feldern, aber aller andere Abfall von 160 Millionen Bangladeschi. Über den Ganges kommt sicher noch mehr von all den Indern an das Ufer. Wie lange die Bengalische See das noch mitmacht wird sich zeigen. Am Abend gehe ich aber noch einmal ins Wasser.

26.09.
Auch heute verspricht es ein schöner Tag zu werden. Noch im morgendlichen Schönwetterdunst gehe ich ins Wasser, wirklich Schwimmen kann ich zwar auch nicht, aber sich ordentlich von den Wellen rumschupsen lassen macht auch erfrischend Spaß. Als einzige/r Langnase/Europäer weit und breit bin ich immer von Interesse. Nur mit Badehose zwischen all den Angezogenen komme ich mir auch komisch vor, als ob ich in Badehose durch unsere Bismarckstraße gehe. Ich werde angesprochen, Name, woher? Gerne wollen sie ein Bild mit mir in der Mitte. Da ich ja auch gerne alles fotografiere, kann ich mich schlecht verweigern. Gegen 10.00 Uhr werde ich gefragt, ob ich mit zu einem kleinen Ausflug zu Familia eines Mitarbeiters möchte. Der Engländer von dem ich oben berichtete, betreut diese Hotelanlage immer noch beratend. Er dürfte in meinem Alter sein, hat sich an vielen Stellen des ehemaligen Empire beruflich betätigt. Jetzt verbringt er die Hälfte seiner Zeit in Bangladesch, sonst lebt er weit oben in Schottland. Ein junges kanadisch-japanisches Ehepaar ist mit seinem Kind mit dabei. Wir fahren mit einem gut 20 Jahre alten Land Rover eine halbe Stunde in das flache Flussdelta hinein. Hier leben überwiegend Fischer, die mit ihren kleineren Booten lokale küstennahe Fischerei betreiben. Nach einem kurzen Spaziergang auf dem Hochwasserdamm -mehr ein Erdwall mit wenig Schutz für die dahinter liegenden Hütten- besuchen wir die Familie des Mitarbeiters. Offensichtlich eine große Moslemfamilie, wir sehen nur die Männer. Nur die Japanerin folgt ihrem Kind in den Küchenbereich hinter dem Vorhang. Sie ist wohl beeindruckt vom Kochen auf Lehmöfen in Bodennähe. Wir bekommen ein Rinder Curry vom gestrigen Schlachten vorgesetzt, sehr lecker. Ich möchte mich mit einem kleinen Obolus bedanken, aber Tim meint, mit ihm als Arbeitgeber des Sohnes sei das nicht recht angepasst. Zurück beim Hotel gehe ich noch einmal an den Strand. Hier sind jetzt ganze Heerscharen am Flanieren. Wassersport findet nur mit ausgeblasenen LKW-Reifen statt. Die Surfbretter des Hotels habe ich nur einmal in Aktion gesehen. Leider haben sie noch keine Bretter zum Windsurfen, das hätte ich sonst gerne ausprobiert. Erst als die Sonne kurz vor 6.00 Uhr untergeht, machen sich die Massen langsam auf den Heimweg. Man merkt schon, dass Bangladesch mit seinen 160 Millionen Bewohnern eines der am dichtesten besiedelten Länder ist. Fast die Hälfte ist unter 25 Jahre alt. Zum Abendessen sitze ich mit Tim und Akil dem jungen Hotelmanager zusammen. Wir können uns gut über Vieles unterhalten, eine Flasche Wein vom britischen Botschafter ist überraschend dabei.

27.09.

Die Behausungen in Bangladesch sind oft nur notdürftig errichtet

Heute Morgen waren bereits erstaunlich viele Menschen am Strand. Der Strand ist für hiesige Verhältnisse recht sauber. In den frühen Morgenstunden habe ich eine Gruppe von sicher 10 Frauen gesehen, die den Müll aufgesammelt haben. Erfreulich dass die Gemeinde das im Blick hat. Die See war ruhiger, ich kann direkt etwas hinaus schwimmen. Den Vormittag verbringe ich mit Lesen, ein kleines Mittagessen, dann werde ich zum Bus gebracht. Hier gibt es überraschend Sicherheitsgurte, nur ist keiner vollständig. Die Straße führt teilweise durch hügeliges Land, der Boden erscheint sandig, altes Schwemmland wie in den Teegärten. In den überwiegend flachen Straßenabschnitten hat diese ein deutlich höheres Niveau als die Felder. Sie ist wohl in Jahrhunderten gewachsen. In den Ortschaften stehen die Häuser am Straßenrand auf Stelzen im Wasser. Am Rande eines Dorfes sehe ich eine ganz primitive Behausung, Holzlatten mit Plastikfolien abgedeckt, keine 1.50 Meter hoch. In der Armut gibt es alle Abstufungen nach unten. Wir machen an derselben Raststätte wie bei der Hinfahrt eine kurze Pause. Diesmal stehen nicht nur Busse sondern auch eine große Gruppe Motorräder und einige Fahrräder auf dem Parkplatz. Individual-Reisende gibt es also auch. Die Rückfahrt endet für mich nach fünfeinhalb Stunden an der New Bridge. Mit einem CNG bin ich in 10 Min. zu Hause. Hier ist inzwischen Katarina eingetroffen, sie hat Gudrun abgelöst. Am Ende ihrer Facharztausbildung macht sie jetzt ihren ersten Einsatz für German Doctors. Ich glaube das wird ganz gut mit uns beiden.