Kochkurs in Afrika

Ein Bericht von Einsatzärztin von Dr. Gudrun Jäger aus Serabu

Während meines sechswöchigen Aufenthaltes im Serabu Projekt der German Doctors hatte ich Gelegenheit, an einem etwas anderen Kochkurs teilzunehmen. Der Hintergrund hierfür ist allerdings ein ernstes Thema: die schwere Unterernährung, die vor allem Kleinkinder betrifft. Die Gründe hierfür sind vielfältig, ein wichtiger Punkt ist die Armut der Landbevölkerung und die mangelnde Bildung.  Der Anteil von Teenager-Schwangerschaften ist hoch in Sierra Leone und die Farmer haben keine Absatzmärkte für Ihre Produkte bei fehlenden Transportmitteln und schlechten Strassen.  Ausserdem haben die Frauen, bedingt durch die Tradition und eine hohe Kindersterblichkeit, oft viele Kinder.  Daher sind ein erheblicher Teil der Kinder unterernährt, und die Unterernährung ist auch ein wichtiger Begleitfaktor bei den häufigsten Krankheiten, an denen die Kinder versterben.

Die Kinder sind immer dabei

Die Betreuung und Behandlung dieser Kinder ist komplex und vielseitig. Insbesondere von der World Health Organisation (WHO) gibt es detaillierte Pläne, und seit einigen Jahren steht mit „Plumpy Nut“, eine hochkalorische Nahrung zur Verfügung. Der Vorteil dieser Nahrung ist der gute Geschmack, der hohe Kalorienanteil und die einfache, hygienisch gut zu verabreichende Zufuhr.  In der Regel wird das Plumpy Nut von den Regierungen bzw. Unicef zur Verfügung gestellt, doch es kommt immer wieder zu Engpässen in der Versorgung.  Dies erschwert insbesondere den Übergang von dem Aufenthalt im Krankenhaus und bedeutet auch, dass in den ambulanten Gesundheitszentren diese Nahrung nicht zur Verfügung steht.

How to make ‚Benemix‘

Die einzelnen Zutaten für den Mix

Für diese Phasen und auch im Sinne der Nachhaltigkeit bzw. Unabhängigkeit von externen Lieferungen erfolgen im Serabu Hospital Schulungen in der Zubereitung von Benemix: dies ist eine Nahrung, die aus lokalen Nahrungsmitteln zubereitet wird und für die Ernährung von unterernährten Kindern gut geeignet ist. Die Vorteile sind die lokalen Inhaltsstoffe und die Versorgung mit dem notwendigen Eiweiss, Kohlenhydraten, Fett und Vitaminen. Der Inhalt des Benemix in Serabu sind Reis, Fisch, Erdnüsse, Salz, Zucker und Öl; Zutaten, die auf den kleinen Märkten in den Dörfern relativ günstig zu erwerben sind.

Da diese Zusammenmischung nicht den lokalen Gerichten entspricht, ist eine Anleitung und Schulung der Mütter notwendig. Hierzu werden die Mütter der im Serabu Hospital aufgenommenen Kinder auf dem Gelände versammelt und bereiten unter Anleitung zusammen das Benemix zu. Es war für mich sehr interessant, dies zu beobachten und der Zubereitung zuzuschauen.

Mit dem Kind auf dem Rücken zur Arbeit

Die Zubereitung ist harte Arbeit

Erstaunlich, wie fein und in harter Kleinarbeit die Zutaten zunächst zermörsert wurden. Allein dies beansprucht schon einige Zeit.  Wenn alle Zutaten fein gemörsert sind, werden sie in einen grossen Topf gekocht. Dies ergibt dann einen Brei, der den Kindern verabreicht wird. Eine Herausforderung ist allerdings, dass der Brei entweder mehrfach am Tag zubereitet werden muss oder in Behältern aufbewahrt werden muss, dies allerdings bei den heissen Temperaturen nicht lange möglich. Im Krankenhaus wurden Thermoskannen verwendet, um den Brei für die Nachtstunden aufzuheben. Bei der Zubereitung geht es fröhlich zu, die Frauen nutzen das Beisammensein für Gespräche, und es wird gesungen. Dies macht diese Schulung zudem noch zu einem Gemeinschaftserlebnis für die Mütter und ihre Kinder.  Wie üblich in der afrikanischen Kultur, sind die Kinder fast immer dabei; auf dem Rücken gebunden sind somit auch alle Arbeiten möglich und so praktizieren die Frauen es auch bei der Feldarbeit.