Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist vor allem in Ländern des Globalen Südens ein tägliches Problem
Jedem vierten Menschen auf der Welt fehlt eine sichere Trinkwasserversorgung und so müssen Familien – oftmals die Kinder – weite Wege zurücklegen, um Wasser zu besorgen.
Anstatt in die Schule zu gehen, laufen die Kinder bis zu sechs Kilometer zu einer Wasserstelle, die oft nicht einmal sauberes Wasser bietet. Die Wege sind oft steinig, die Wetterbedingungen für eine so lange Strecke extrem. Dabei kommt es häufig zu Unfällen. Auf dem Rückweg tragen sie dann mehrere Kilo Wasser, um ihre ganze Familie zu versorgen.
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung leidet saisonal unter Wasserknappheit
Nicht nur in Ländern des Globalen Südens ist die Wasserknappheit spürbar: Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist saisonal einer Wasserknappheit ausgesetzt. Ein Viertel aller Menschen leidet an einem extrem hohen Wasserstress. Auch wenn es scheint, als stünde uns Wasser im Überfluss zur Verfügung, kann die Knappheit uns alle treffen.
Fehlende Sanitäranlagen in vielen Teilen der Welt
Rund 3,5 Milliarden Menschen haben keinen dauerhaften Zugang zu sauberen Sanitäranlagen, in denen Ausscheidungen sicher entsorgt werden können, rund 419 Millionen Menschen haben nicht einmal eine einfache Toilette. Sie verrichten ihren Stuhlgang im Freien – am Straßenrand, auf Feldern oder im Gebüsch. Das Problem: Fäkalien in der Umwelt können Wasserquellen verunreinigen, die Lebensmittelversorgung beeinträchtigen und eine schnelle Ausbreitung von Krankheiten verursachen. Genau deshalb müssen wir die Themen Wasser, Sanitär, Hygiene und Gesundheit zusammen betrachten.
Darum ist sauberes Wasser in Ländern des Globalen Südens so knapp
Fehlende Brunnen und Wasserpumpen
In vielen Ländern des Globalen Südens fehlt schlichtweg eine Trinkwasserinfrastruktur, die die Menschen in der Nähe Ihres Zuhauses mit sauberem Wasser versorgt. Durchschnittlich sechs Kilometer liegt die nächste Wasserstelle entfernt. Das Problem: Das weit entfernte Wasser ist oft nicht einmal sauber und macht die Menschen stattdessen krank.
Hoher Bedarf an Wasser
In vielen Ländern des Globalen Südens hängt das Einkommen der Menschen von körperlicher Arbeit ab. Sie müssen bei hohen Temperaturen und teilweise einer hohen Luftfeuchtigkeit körperlich arbeiten und brauchen daher mehr Wasser.
Hohe Wasserverschmutzung
Oft fehlt das nötige Geld und damit die Infrastruktur, um was Abwasser ausreichend aufzubereiten und so fließt es einfach wieder zurück in die Natur und verschmutzt das Grundwasser.
Wachsende Bevölkerung
Seit 1980 hat sich die Weltbevölkerung von 4 Milliarden Menschen auf 8 Milliarden Menschen verdoppelt. Und klar ist: Mehr Menschen brauchen mehr Wasser und mehr Lebensmittel, die für ihr Wachstum ebenfalls Wasser benötigen.
Klimawandel
Die Folgen des Klimawandels sind bereits deutlich erkennbar: In Ländern des Globalen Südens werden die Trockenzeit immer länger und während der Regenzeit regnet es zu wenig, damit die Wasserreserven wieder aufgefüllt werden.
Teilweise folgen auf die langen Dürreperioden Starkniederschläge, die zu starken Überschwemmungen und Stürmen führen. Diese extremen Wetterbedingungen machen ganze Regionen nicht nur unbewohnbar, sie beschädigen auch die vorhandenen Wassersysteme. Die Folge: Die Menschen haben keine andere Wahl als schmutziges, krankmachendes Wasser zu trinken oder zum Baden zu nutzen.
Der fehlende Zugang zu sauberem Trinkwasser hat schwerwiegende Folgen
Die Folgen der Wasserknappheit treffen weltweit Milliarden Menschen. Insbesondere in den Ländern im Globalen Süden spüren viele Familien den Mangel an Wasser jeden Tag am eigenen Leib.
Höhere Anfälligkeit für Krankheiten
Schmutziges Trinkwasser hat vielfältige gesundheitliche Auswirkungen und ist oft Auslöser für verschiedene Krankheiten, darunter:
- Cholera (hoch ansteckende Magen-Darm-Infektion)
- Typhus (schwere Durchfallerkrankung)
- Hepatitis A und E (Entzündung der Leber)
Mangel- und Unterernährung
Verschmutztes Wasser kann eine Vielzahl von Krankheiten verursachen – darunter auch Durchfallerkrankungen, die die Aufnahme von lebensnotwendigen Nährstoffen behindern und eine Mangel- und Unterernährung verursachen. Zudem verschlechtert Mangelernährung Heilungsprozesse und verzögern diese.
Hohe Mütter- und Kindersterblichkeit
Laut UN-Bericht gibt es einen Stillstand im Kampf gegen die Mütter- und Kindersterblichkeit: Noch immer sterben pro Jahr 4,5 Millionen Säuglinge und Mütter, weil die Gesundheitsversorgung nicht gewährleistet werden kann und medizinisches Personal fehlen, aber auch, weil sie keinen Zugang zu Medikamenten und sauberem Wasser haben.
Mehr Armut
Sauberes Wasser ist eine Voraussetzung für den Weg aus der Armut – oder anders gesagt: Der Mangel an sauberem Wasser verstärkt die Armut. In der Zeit des Wasserholens haben die Menschen schließlich keine Zeit, ihrem Lebensunterhalt nachzugehen. Hinzu kommt, dass das schmutzige Wasser oft zu langwierigen Krankheiten führt. Für viele Familien bedeutet das Einkommenseinbußen, denn auch in der Zeit ihrer Krankheit können sie kein Geld verdienen.
Verpasste Chance auf Schulbildung
In sieben von zehn Haushalten ohne Wasseranschluss sind Frauen und Mädchen fürs Wasserholen zuständig. Für viele Frauen und Mädchen bedeutet das nicht nur weite Wege, um an sauberes Wasser zu gelangen, für die meisten bedeutet das auch, dass sie in dieser Zeit weder zur Schule gehen noch Geld verdienen können.
Doch selbst wenn die Kinder zur Schule besuchen können, ist die Wasserknappheit auch in den Schulen ein Problem: Rund 546 Millionen Kinder weltweit hatten laut Unicef keinen Zugang zu sicherem Wasser direkt in ihrer Schule, weiteren 288 Millionen fehlte ein Zugang zu einer Wasserquelle in Schulnähe. Ähnlich sieht es auch mit der Hygiene-Versorgung aus: Rund 539 Millionen Kinder hatten laut UNICEF nur einen eingeschränkten Zugang zu Toiletten und anderen Sanitäranlagen, rund 240 Millionen fehlte der Zugang komplett.
Sexuelle Übergriffe
Durch den fehlenden Zugang zu Wasser werden Frauen und oftmals Kinder zu Wasserträgerinnen- und -trägern. Sie müssen durchschnittlich sechs Kilometer zurücklegen, um Trinkwasser für ihre Familie zu besorgen. Der lange Weg ist aber leider noch nicht das Schlimmste: Auf dem Weg werden sie nicht selten Opfer sexueller Übergriffe.
Gefahr von Kriegen um Wasser
Das Wasser wird weltweit immer knapper und so die Konkurrenz um sauberes Wasser immer größer. Laut UN könnte es in Zukunft Kriege um Wasser geben, bei denen vor allem die ärmsten und schwächsten Gruppen verlieren – die, die ohnehin schon wenig haben.
Gibt es eine Chance auf sauberes Wasser für alle?
Das Ziel der Vereinten Nationen: bis 2030 sauberes und sicheres Trinkwasser für alle
Die Vereinten Nationen haben das Ziel, bis 2030 einen Zugang zu sauberem Trinkwasser und einer sanitären Grundversorgung für alle Menschen weltweit zu sichern – das definiert das sechste der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Es geht nicht nur darum, sauberes Trinkwasser sicherzustellen, sondern auch allen Menschen in der Nähe ihres Zuhauses einen Zugang zu ermöglichen.
Laut UNESCO wird dieses Ziel aus heutiger Sicht allerdings verfehlt werden – unter anderem auch, weil der Verbrauch an Süßwasser jedes Jahr weiter zunimmt.
Am 22. März ist Weltwassertag
Seit 1993 findet jährlich am 22. März der Weltwassertag statt – jedes Jahr mit einem besonderen Thema, das zum Weltwasserbericht passt, der ebenfalls an dem Tag erscheint.
Unser Einsatz für eine sichere Wasser- und Hygieneversorgung
Der Mensch besteht zu einem Großteil aus Wasser. Haben wir kein sauberes Wasser, wirkt sich das auf unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und auch unser Leben aus. Genau aus diesem Grund setzen sich auch die German Doctors für eine sichere Wasser- und Hygieneversorgung ein. Denn Wasser ist ein Menschenrecht.
Hier sind die German Doctors aktiv
Unser Wasserprojekt in Indien
Die German Doctors sind in den Sundarbans (Westbengalen) aktiv, um gemeinsam mit dem lokalen Partner ASHA (Association for Social and Humanitarian Action) und dem BMZ knapp 150.000 Menschen in 80 Dörfern einen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Vor Ort herrscht nicht nur ein großer Mangel an sauberem und sicherem Trinkwasser. Das Wasser ist zum großen Teil auch mit hochgiftigem Arsen kontaminiert.
Unser Wasserprojekt in Sierra Leone
Die German Doctors setzen in Sierra Leone ein BMZ-gefördertes WASH-Projekt um – einem Land in dem nur knapp 48 Prozent der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und immer noch viel zu viele Menschen – vor allem Kinder – an den Folgen einer fehlenden Wasser- und Hygieneversorgung sterben.
Unser Wasserprojekt in Somalia
Die German Doctors setzen sich in Somalia für eine sichere Wasserversorgung ein. Aufgrund anhaltender Trockenheit und unzureichender Infrastruktur leidet die Bevölkerung dort seit langem unter akuter Wasserknappheit. 2023 konnte ein WASH-Projekt in Binnenvertriebenenlagern in den dicht besiedelten Distrikten Belet Xaawo und Cel Waaq erfolgreich abgeschlossen werden.