Ärzte helfen weltweit
Ärzte helfen weltweit
Frauen in Indien beim Wasserholen auf einem vertrockneten, rissigen Feld © ASHA
Wasserknappheit in Indien © ASHA

Die Wasser­knapp­heit ist ein welt­weites Problem

Vor allem in Ländern des Globalen Südens ist der Mangel am Zugang zu Wasser schon jetzt täglich spür­bar. Dieser Mangel wirkt sich auf die Gesund­heit der Bevölkerung aus: Es fehlt eine Infra­struktur, die die Ver­sorgung mit sicherem Trink­wasser gewährleistet. Die Folge: Die  Menschen müssen kilometer­weit laufen, um Wasser für ihre Familie zu besorgen. Doch dieses Wasser ist selten ohne Gesundheits­risiko trink­bar. Zudem können nicht die Wasser­mengen beschafft werden, die in den zu­meist heißen und trockenen Ländern für eine gesunde Ernährung benötigt würden.

Verschmutzter Fluss in Nairobi
Fehlende Kanalisation: verunreinigtes Abwasser ist
Ursache vieler Krankheiten © Chantal Neumann

Ab wann wir von Wasser­knapp­heit sprechen

Wasser­knapp­heit meint einen akuten Mangel an trink­barem Süß­wasser – also das Wasser, das wir zum Leben benötigen. Ein echter Mangel entsteht immer dann, wenn die Ressourcen nicht aus­reichen, um den Bedarf an Wasser zum Trinken, Waschen und Bewässern zu decken.

Von „Wasser­stress“ hingegen sprechen wir, wenn die gesamte Wasser­entnahme eines Jahres mehr als 20 Prozent des lang­jährigen mittleren Wasser­dargebots beträgt – oder anders gesagt: Wenn die Trink­wasser­vorräte auf Dauer nicht aus­reichen.

Die Wasser­knapp­heit trifft uns alle – manche Länder aber ganz besonders stark

Schon jetzt hat ein Viertel der Welt­bevölkerung (2,2 Milliarden Menschen) keinen Zugang zu sauberem Wasser. Ein Blick in die weitere Zukunft macht deutlich: Der Wassermangel ist ein globales Problem.

Das World Resources Institute zeigt, wie dramatisch die Situation ist: Wenn sich nichts ändert, werden 48 Länder laut aktuellen Berechnungen 2030 mit einem hohem Wasser­stress konfrontiert sein. 26 davon sogar mit einem extrem hohen Stress. Der Blick in die Zukunft zeigt, dass es nicht nur Länder im Globalem Süden trifft. Auch in Griechenl­and, Ägypten und Belgien wird der Wasser­stress 2030 dem­nach extrem hoch sein.

Unsichere Zukunft für mehr als die Hälfte der Mensch­heit

Laut dem aktuellen UN-Wasser­bericht könnte es bis 2050 die Hälfte der Menschheit schwer bis noch schwerer haben als heute, an sauberes Trink­wasser zu kommen.

Auch in Deutschland kann die Wasser­knappheit in Zukunft spürbar sein: Obwohl wir in Deutschland aus­reichend Grund­wasser zur Ver­fügung haben, zeigte der Sommer 2020 und 2022, dass sich auch unsere Versorgung infolge von Klima­veränderungen wandeln kann. Damals herrschte eine lange Trocken­zeit, die in manchen Gebieten einen Trink­wasser­notstand verursachte. Hin­zu kommt, dass auch in Deutschland ein starker Wasser­rückgang zu beobachten ist.

Im Nach­barland Frankreich gibt es aus dem gleichen Grund bereits jetzt einen Wasser-Spar­plan, um den Wasser­verbrauch vor allem in der Land­wirtschaft zu reduzieren.

Das Problem: Der Bedarf an Wasser steigt 

Landwirtschaftlich genutztes Feld für das Wasser verbraucht wird
Reisanbau in den Sundarbans: Ohne Wasser, keine Ernte
© Christian Nusch

In den vergangenen 40 Jahren ist der Wasser­verbrauch jedes Jahr um ein Prozent gestiegen. Die UN erwartet, dass sich dieser Trend bis 2050 in ähnlicher Geschwindig­keit fortsetzen wird. In immer mehr Teilen der Welt könnte die Wasser­knapp­heit demnach spürbar werden.

Ein Großteil des Wassers wird momentan von der Landwirtschaft verbraucht, denn viele Lebens­mittel wachsen nur mit ausreichender Be­wässerung, Weide­vieh benötigt extrem viel Wasser und auch der Anbau von Tier­futter erfordert eine konstante Be­wässerung. Die Ernte und auch das Vieh, für deren Wachstum und Ver­sorgung das Wasser ge­braucht wird, dienen selten der Nahrung der Menschen in den Ländern, in denen die Pflanzen an­gebaut und die Tiere gehalten werden. Dieses Wasser fehlt den Menschen als Trink­wasser.

Der inter­nationale Handel mit Wasser ver­schärft die Situation

Laut Umwelt­bundesamt verbraucht jede Person in Deutschland pro Tag 130 Liter Trink­wasser im Haus­halt. Nimmt man das Wasser hinzu, das für Lebens­mittel, Bekleidung und andere Dinge verwendet wird, sind es 7.200 Liter pro Tag und pro Person. Man spricht hierbei auch vom virtuellen Wasser­ver­brauch.

Das Problem: Nur grob 14 Prozent dieses Wasser­verbrauchs fällt in Deutschland an. 86% davon im Ausland z.B. bei der Herstellung der nach Deutschland importierten Lebens­mittel.

Indem wir wasser­intensive Produkte aus dem Aus­land importieren, schützen wir unsere eigenen Wasser­ressourcen, ver­stärken aber auch die Wasser­ver­knappung und -ver­schmutzung in den Erzeuge­rländern.

Was kann man gegen die Wasserknappheit tun?

Ein erster Lösungsansatz: Meerwasser entsalzen

Der welt­weite Bedarf an Wasser ist so hoch, dass er laut einer aktuellen Studie der United Nations University for Water, Environment and Health nicht mehr durch Fluss-, Grund- und Regen­wasser gedeckt werden kann.

In knapp 170 Ländern werden Trink-, Süß- und Betriebs­wasser deshalb in­zwischen auch mit­hilfe von Entsalzungs­anlagen aus Meer­wasser produziert. Laut einem Bericht der BNC Network entstehen 48 Prozent des welt­weiten Wasser­entsalzungsvolumens zurzeit in den Regionen Nah­ost und Nord­afrika.

Das Problem an der Sache: Die aktuellen Maß­nahmen zur Ent­salzung von Meer­wasser stellen eine hohe Umwelt­belastung dar. Sie ver­brauchen extrem viel Energie und hinter­lassen eine hoch­konzentrierte und giftige Salzsole. Wenn das Meer­wasser in Zukunft unsere Wasser­versorgung decken soll, braucht es daher neue, umwelt­freundlichere Anlagen und Sole-Recycling.

Die Ursachen von Wasserknappheit

1. Bevölkerungswachstum

1980 lebten rund vier Milliarden Menschen auf der Welt, 2000 waren es bereits sechs Milliarden und im Jahr 2023 acht Milliarden. Inner­halb von 40 Jahren hat sich die Welt­bevölkerung also ver­doppelt. Die Konsequenz: Mehr Menschen brauchen mehr Wasser - nicht nur zum Trinken. Mit der wachsenden Bevölkerung steigt zudem der Bedarf an Lebens­mitteln, die wiederum eine große Menge an Wasser für ihr Wachstum benötigen.

2. Fortschreitende Urbanisierung

Auch wenn die Urbanisierung viele Vor­teile bietet, liegt eine Heraus­forderung in der Wasser­versorgung. Denn mehr Menschen müssen auf engem Raum ernährt und mit Wasser ver­sorgt werden. Der Land­wirtschaft steht dabei immer weniger Fläche zur Ver­fügung, so­dass die wachsenden Städte ihr Wasser aus zu­nehmend größeren Ein­zugs­gebieten beziehen. Viele Städte im globalen Süden können den Wasser­bedarf nicht immer decken – infolge­dessen kommt es zu Wasser­krisen.

Hinzu kommt, dass durch die Urbani­sierung immer mehr Grün­flächen verschwinden, die eigentlich ein natürlicher Kohlen­stoff­speicher sind, die Städte mit frischer Luft versorgen und die Temperatur und auch den Wasser­haushalt regulieren. In Deutschland wurden deshalb schon 2017 Maßnahmen wie Dach­gärten oder Regen­auffang­anlagen für „Grüne Stadt­projekte“ entwickelt.

3. Zunehmende Wasserverschmutzung

Zur­zeit fließen mehr als 80 Prozent der welt­weiten Ab­wässer einfach in die Natur zurück. Insbesondere in Ländern mit niedrigem Ein­kommen ist die Ab­wasser­auf­bereitung oft un­zu­reichend. Pestizide und Chemikalien landen also einfach im Grund­wasser und verunreinigen es.

Auch wenn unser Planet zu 70 Prozent aus Wasser besteht, können wir nur rund 0,5 Prozent davon trinken – und mit diesem kleinen Süß­wasserteil müssen wir sorgsam um­gehen. Die zu­nehmende Wasser­ver­schmutzung fördert die Trink­wasser­knapp­heit. Es kommt zu gesundheitlichen Folgeschäden bei den Menschen, die auf das Grundwasser als Trinkwasser angewiesen sind.

4. Klima­wandel

Stärkere und häufigere Dürren sowie Nieder­schläge, die zu Über­schwemmungen führen: Der Klima­wandel beeinflusst sowohl die Menge als auch die Qualität des verfügbaren Trink­wassers.

In Afrika herrscht beispielsweise aktuell die schlimmste Trocken­periode seit 100 Jahren: Laut Vereinten Nationen sind deshalb mehr als 24 Millionen Menschen im südlichen Afrika von Hunger, Unterernährung und Wasserknappheit betroffen. Und als wäre das nicht genug, folgen auf die anhaltenden Dürreperioden oft Über­schwemmung und Stürme, die Regionen un­bewohnbar machen, Wassersysteme beschädigen und die Menschen von der Wasser­versorgung abschneiden. Der Klima­wandel ist global. Auch in unseren Breiten werden Extrem-Wetter­phänomene häufiger: Die Flut­katastrophe im Ahrtal und ihre schwerwiegenden Folgen sind uns noch heute im Gedächtnis.

Zeit­gleich sinken aufgrund der stetigen Erwärmung der Erde auch die Wasserspeicher unserer Erde: Gletscher und Polkappen schmelzen ab, Meeres­ströme verändern sich. Die Folge: Der Wasser­spiegel sinkt, Flussbette trocknen aus, Grundwasser wird immer knapper, Dürre­katastrophen entstehen. Und das, während der Bedarf an Wasser zu­nimmt.

 

Die Folgen der Wasserknappheit

Gefahr von Hungerkrisen

Getreide, Obst und Gemüse benötigen Wasser zum Wachsen. Bleibt die Be­wässerung aus, bleiben auch die Ernten aus. Infolge­dessen werden Lebens­mittel für viele Familien un­bezahlbar.

Und auch für die Vieh­zucht ist Wasser eine Voraus­setzung: Fehlt es, kann das Vieh nicht wachsen und sich gesund entwickeln. Im schlimmsten Fall sterben ganze Herden, die den Hunger vieler Menschen stillen könnten.

Johannes Rück, Koordinator beim deutschen WASH-Netzwerk, bringt den Zusammen­hang von Hunger und Wasser­knapp­heit in seiner Stellung­nahme auf den Punkt: „Die Hunger­krise ist auch eine Wasser­krise“. Denn Wasser ist Grund­voraus­setzung für jede Nahrungs­mittel­produktion und damit auch Voraus­setzung für Ernährungs­sicherheit.

Gefahr von Kriegen um Wasser

Der Klima­wandel verschärft die ohne­hin schon an­gespannte Lage und macht Wasser zu einer immer knapper werdenden Ressource. Laut UN könnte es in der Zukunft Kriege um Wasser geben.

Seit Jahren rufen die Vereinten Nationen deshalb zu mehr internationaler Zusammen­arbeit im Wasser­sektor auf: Es geht um globale Wasser­kooperationen, die dafür sorgen, dass Wasser­ressourcen nach­haltig und gerecht bewirtschaftet werden. Um dem Thema Wasser, aber auch der Gefahr von Wasser­kriegen, mehr Bedeutung zu schenken, stand der Welt­wassertag (zu dem die Vereinten Nationen seit 1992 aufrufen) 2024 unter dem Motto „Leveraging Water for Peace“, was auf Deutsch „Wasser für Frieden“ bedeutet. Denn Wasser kann die Spannungen lösen und als Friedens­stifter dienen.

Doch diese Gefahr ist nicht nur eine Gefahr für Länder im Globalen Süden. Auch in Europa sollten wir solche An­spannungen ernst nehmen: In Frank­reich kam es im März 2023 bereits zu gewalt­tätigen Aus­schreitungen. Umwelt­schützende protestierten gegen den Bau von Wasser­becken, die das Speichern von Wasser ermöglichen und da­mit der Land­wirtschaft im Sommer helfen sollen. Diese Aus­schreitungen machen deutlich, wie stark die Spannungen schon jetzt sind.

Was kann man gegen die Wasserknappheit tun?

Ärztin der German Doctors mit einer Frau an einer Wasserstelle in Indien
Sauberes Wasser durch Tiefrohrbrunnen in den Sunderbans:
Ein gemeinsames Projekt mit unserem lokalen Partner ASHA
© Christian Nusch

Das UN-Ziel: Sauberes und sicheres Trinkwasser für alle bis 2030

Weil das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser ein Menschenrecht ist, ist dieses Recht als sechstes Nachhaltigkeitsziel in die 17 Ziele der UN für nachhaltige Entwicklung aufgenommen worden. Alle Menschen sollen bis 2030 in der Nähe ihres Zuhauses einen Zugang zu sauberem Trinkwasser und einer sanitären Grundversorgung haben. Aus jetziger Sicht ist dieses Ziel laut UNESCO nicht erreichbar. Ein Grund ist der steigende Bedarf und Verbrauch an Süßwasser.

Umso wichtiger ist es deshalb, dass wir uns gemeinsam für eine sichere Wasserversorgung einsetzen.

Unser Einsatz für eine sichere Wasserversorgung

Die Wasserknappheit wirkt sich schon jetzt in vielen Teilen der Welt auf das Leben und die Gesundheit der Menschen aus. Auch die German Doctors setzen sich deshalb gemeinsam mit Partnern vor Ort für eine sichere Wasserversorgung ein.

Hier sind die German Doctors aktiv

Unser Wasserprojekt in Indien

Die German Doctors sind in den Sundar­bans (Westbengalen) aktiv, um gemeinsam mit dem lokalen Partner ASHA (Association for Social and Humanitarian Action) und dem BMZ knapp 150.000 Menschen in 80 Dörfern einen Zugang zu sauberem Trink­wasser zu ermöglichen. Vor Ort herrscht nicht nur ein großer Mangel an sauberem und sicherem Trink­wasser. Das Wasser ist zum großen Teil auch mit hochgiftigem Arsen kontaminiert.

Arztprojekt in Chittagong
Arztprojekt der German Doctors in Dhaka entdecken

Unser Wasserprojekt in Sierra Leone

Die German Doctors setzen in Sierra Leone ein BMZ-gefördertes WASH-Projekt um – einem Land in dem nur knapp 48 Prozent der Menschen Zu­gang zu sauberem Trink­wasser haben und immer noch viel zu viele Menschen – vor allem Kinder – an den Folgen einer fehlenden Wasser- und Hygiene­versorgung sterben.

Unser Wasserprojekt in Somalia

Die German Doctors setzen sich in Somalia für eine sichere Wasser­versorgung ein. Aufgrund an­haltender Trockenheit und un­zureichender Infrastruktur leidet die Bevölkerung dort seit langem unter akuter Wasser­knappheit. 2023 konnte ein WASH-Projekt in Binnen­vertriebenenlagern in den dicht besiedelten Distrikten Belet Xaawo und Cel Waaq erfolgreich ab­geschlossen werden.

Arztprojekt Chittagong in Srimangal

Welchen Beitrag wir alle leisten können

Jeder Mensch kann etwas für eine sichere Wasserversorgung tun und im Alltag Wasser sparen:

1.Duschen statt Baden

2. Wasserhahn beim Einseifen der Hände zudrehen

3. Zahnputzbecher benutzen

4. Spartaste bei der Toilettenspülung nutzen

5. Waschmaschine und Geschirrspüler immer nur voll beladen anstellen

6. Obst und Gemüse in einer Schüssel waschen

7. Wasser für den Wasserkocher vorher abmessen

8. Regenwasser zur Gartenbewässerung nutzen

9. Rasen nicht zu oft mähen

10. Tropfende Wasserhähne reparieren

11. Obst und Gemüse saisonal kaufen, Fleischkonsum reduzieren

Und natürlich können Sie auch helfen, indem Sie unsere Arbeit mit einer Spende für Wasser unterstützen.

26 €
Hygieneschutz spenden

Hygieneschutz

Ansteckung verhindern

60 €
Chronisch Kranke versorgen

Chronisch Kranken helfen

Ein Jahr medikamentös behandeln

320 €
Lokale Gesundheitskräfte ausbilden

Hilfe, die bleibt!

Fortbildung zweier lokaler Gesundheitskräfte

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