Hygieneschutz
Ansteckung verhindern
Wasserknappheit meint einen akuten Mangel an trinkbarem Süßwasser – also das Wasser, das wir zum Leben benötigen. Ein echter Mangel entsteht immer dann, wenn die Ressourcen nicht ausreichen, um den Bedarf an Wasser zum Trinken, Waschen und Bewässern zu decken.
Von „Wasserstress“ hingegen sprechen wir, wenn die gesamte Wasserentnahme eines Jahres mehr als 20 Prozent des langjährigen mittleren Wasserdargebots beträgt – oder anders gesagt: Wenn die Trinkwasservorräte auf Dauer nicht ausreichen.
Schon jetzt hat ein Viertel der Weltbevölkerung (2,2 Milliarden Menschen) keinen Zugang zu sauberem Wasser. Ein Blick in die weitere Zukunft macht deutlich: Der Wassermangel ist ein globales Problem.
Das World Resources Institute zeigt, wie dramatisch die Situation ist: Wenn sich nichts ändert, werden 48 Länder laut aktuellen Berechnungen 2030 mit einem hohem Wasserstress konfrontiert sein. 26 davon sogar mit einem extrem hohen Stress. Der Blick in die Zukunft zeigt, dass es nicht nur Länder im Globalem Süden trifft. Auch in Griechenland, Ägypten und Belgien wird der Wasserstress 2030 demnach extrem hoch sein.
Laut dem aktuellen UN-Wasserbericht könnte es bis 2050 die Hälfte der Menschheit schwer bis noch schwerer haben als heute, an sauberes Trinkwasser zu kommen.
Auch in Deutschland kann die Wasserknappheit in Zukunft spürbar sein: Obwohl wir in Deutschland ausreichend Grundwasser zur Verfügung haben, zeigte der Sommer 2020 und 2022, dass sich auch unsere Versorgung infolge von Klimaveränderungen wandeln kann. Damals herrschte eine lange Trockenzeit, die in manchen Gebieten einen Trinkwassernotstand verursachte. Hinzu kommt, dass auch in Deutschland ein starker Wasserrückgang zu beobachten ist.
Im Nachbarland Frankreich gibt es aus dem gleichen Grund bereits jetzt einen Wasser-Sparplan, um den Wasserverbrauch vor allem in der Landwirtschaft zu reduzieren.
In den vergangenen 40 Jahren ist der Wasserverbrauch jedes Jahr um ein Prozent gestiegen. Die UN erwartet, dass sich dieser Trend bis 2050 in ähnlicher Geschwindigkeit fortsetzen wird. In immer mehr Teilen der Welt könnte die Wasserknappheit demnach spürbar werden.
Ein Großteil des Wassers wird momentan von der Landwirtschaft verbraucht, denn viele Lebensmittel wachsen nur mit ausreichender Bewässerung, Weidevieh benötigt extrem viel Wasser und auch der Anbau von Tierfutter erfordert eine konstante Bewässerung. Die Ernte und auch das Vieh, für deren Wachstum und Versorgung das Wasser gebraucht wird, dienen selten der Nahrung der Menschen in den Ländern, in denen die Pflanzen angebaut und die Tiere gehalten werden. Dieses Wasser fehlt den Menschen als Trinkwasser.
Laut Umweltbundesamt verbraucht jede Person in Deutschland pro Tag 130 Liter Trinkwasser im Haushalt. Nimmt man das Wasser hinzu, das für Lebensmittel, Bekleidung und andere Dinge verwendet wird, sind es 7.200 Liter pro Tag und pro Person. Man spricht hierbei auch vom virtuellen Wasserverbrauch.
Das Problem: Nur grob 14 Prozent dieses Wasserverbrauchs fällt in Deutschland an. 86% davon im Ausland z.B. bei der Herstellung der nach Deutschland importierten Lebensmittel.
Indem wir wasserintensive Produkte aus dem Ausland importieren, schützen wir unsere eigenen Wasserressourcen, verstärken aber auch die Wasserverknappung und -verschmutzung in den Erzeugerländern.
Der weltweite Bedarf an Wasser ist so hoch, dass er laut einer aktuellen Studie der United Nations University for Water, Environment and Health nicht mehr durch Fluss-, Grund- und Regenwasser gedeckt werden kann.
In knapp 170 Ländern werden Trink-, Süß- und Betriebswasser deshalb inzwischen auch mithilfe von Entsalzungsanlagen aus Meerwasser produziert. Laut einem Bericht der BNC Network entstehen 48 Prozent des weltweiten Wasserentsalzungsvolumens zurzeit in den Regionen Nahost und Nordafrika.
Das Problem an der Sache: Die aktuellen Maßnahmen zur Entsalzung von Meerwasser stellen eine hohe Umweltbelastung dar. Sie verbrauchen extrem viel Energie und hinterlassen eine hochkonzentrierte und giftige Salzsole. Wenn das Meerwasser in Zukunft unsere Wasserversorgung decken soll, braucht es daher neue, umweltfreundlichere Anlagen und Sole-Recycling.
1980 lebten rund vier Milliarden Menschen auf der Welt, 2000 waren es bereits sechs Milliarden und im Jahr 2023 acht Milliarden. Innerhalb von 40 Jahren hat sich die Weltbevölkerung also verdoppelt. Die Konsequenz: Mehr Menschen brauchen mehr Wasser - nicht nur zum Trinken. Mit der wachsenden Bevölkerung steigt zudem der Bedarf an Lebensmitteln, die wiederum eine große Menge an Wasser für ihr Wachstum benötigen.
Auch wenn die Urbanisierung viele Vorteile bietet, liegt eine Herausforderung in der Wasserversorgung. Denn mehr Menschen müssen auf engem Raum ernährt und mit Wasser versorgt werden. Der Landwirtschaft steht dabei immer weniger Fläche zur Verfügung, sodass die wachsenden Städte ihr Wasser aus zunehmend größeren Einzugsgebieten beziehen. Viele Städte im globalen Süden können den Wasserbedarf nicht immer decken – infolgedessen kommt es zu Wasserkrisen.
Hinzu kommt, dass durch die Urbanisierung immer mehr Grünflächen verschwinden, die eigentlich ein natürlicher Kohlenstoffspeicher sind, die Städte mit frischer Luft versorgen und die Temperatur und auch den Wasserhaushalt regulieren. In Deutschland wurden deshalb schon 2017 Maßnahmen wie Dachgärten oder Regenauffanganlagen für „Grüne Stadtprojekte“ entwickelt.
Zurzeit fließen mehr als 80 Prozent der weltweiten Abwässer einfach in die Natur zurück. Insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen ist die Abwasseraufbereitung oft unzureichend. Pestizide und Chemikalien landen also einfach im Grundwasser und verunreinigen es.
Auch wenn unser Planet zu 70 Prozent aus Wasser besteht, können wir nur rund 0,5 Prozent davon trinken – und mit diesem kleinen Süßwasserteil müssen wir sorgsam umgehen. Die zunehmende Wasserverschmutzung fördert die Trinkwasserknappheit. Es kommt zu gesundheitlichen Folgeschäden bei den Menschen, die auf das Grundwasser als Trinkwasser angewiesen sind.
Stärkere und häufigere Dürren sowie Niederschläge, die zu Überschwemmungen führen: Der Klimawandel beeinflusst sowohl die Menge als auch die Qualität des verfügbaren Trinkwassers.
In Afrika herrscht beispielsweise aktuell die schlimmste Trockenperiode seit 100 Jahren: Laut Vereinten Nationen sind deshalb mehr als 24 Millionen Menschen im südlichen Afrika von Hunger, Unterernährung und Wasserknappheit betroffen. Und als wäre das nicht genug, folgen auf die anhaltenden Dürreperioden oft Überschwemmung und Stürme, die Regionen unbewohnbar machen, Wassersysteme beschädigen und die Menschen von der Wasserversorgung abschneiden. Der Klimawandel ist global. Auch in unseren Breiten werden Extrem-Wetterphänomene häufiger: Die Flutkatastrophe im Ahrtal und ihre schwerwiegenden Folgen sind uns noch heute im Gedächtnis.
Zeitgleich sinken aufgrund der stetigen Erwärmung der Erde auch die Wasserspeicher unserer Erde: Gletscher und Polkappen schmelzen ab, Meeresströme verändern sich. Die Folge: Der Wasserspiegel sinkt, Flussbette trocknen aus, Grundwasser wird immer knapper, Dürrekatastrophen entstehen. Und das, während der Bedarf an Wasser zunimmt.
Getreide, Obst und Gemüse benötigen Wasser zum Wachsen. Bleibt die Bewässerung aus, bleiben auch die Ernten aus. Infolgedessen werden Lebensmittel für viele Familien unbezahlbar.
Und auch für die Viehzucht ist Wasser eine Voraussetzung: Fehlt es, kann das Vieh nicht wachsen und sich gesund entwickeln. Im schlimmsten Fall sterben ganze Herden, die den Hunger vieler Menschen stillen könnten.
Johannes Rück, Koordinator beim deutschen WASH-Netzwerk, bringt den Zusammenhang von Hunger und Wasserknappheit in seiner Stellungnahme auf den Punkt: „Die Hungerkrise ist auch eine Wasserkrise“. Denn Wasser ist Grundvoraussetzung für jede Nahrungsmittelproduktion und damit auch Voraussetzung für Ernährungssicherheit.
Der Klimawandel verschärft die ohnehin schon angespannte Lage und macht Wasser zu einer immer knapper werdenden Ressource. Laut UN könnte es in der Zukunft Kriege um Wasser geben.
Seit Jahren rufen die Vereinten Nationen deshalb zu mehr internationaler Zusammenarbeit im Wassersektor auf: Es geht um globale Wasserkooperationen, die dafür sorgen, dass Wasserressourcen nachhaltig und gerecht bewirtschaftet werden. Um dem Thema Wasser, aber auch der Gefahr von Wasserkriegen, mehr Bedeutung zu schenken, stand der Weltwassertag (zu dem die Vereinten Nationen seit 1992 aufrufen) 2024 unter dem Motto „Leveraging Water for Peace“, was auf Deutsch „Wasser für Frieden“ bedeutet. Denn Wasser kann die Spannungen lösen und als Friedensstifter dienen.
Doch diese Gefahr ist nicht nur eine Gefahr für Länder im Globalen Süden. Auch in Europa sollten wir solche Anspannungen ernst nehmen: In Frankreich kam es im März 2023 bereits zu gewalttätigen Ausschreitungen. Umweltschützende protestierten gegen den Bau von Wasserbecken, die das Speichern von Wasser ermöglichen und damit der Landwirtschaft im Sommer helfen sollen. Diese Ausschreitungen machen deutlich, wie stark die Spannungen schon jetzt sind.
Weil das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser ein Menschenrecht ist, ist dieses Recht als sechstes Nachhaltigkeitsziel in die 17 Ziele der UN für nachhaltige Entwicklung aufgenommen worden. Alle Menschen sollen bis 2030 in der Nähe ihres Zuhauses einen Zugang zu sauberem Trinkwasser und einer sanitären Grundversorgung haben. Aus jetziger Sicht ist dieses Ziel laut UNESCO nicht erreichbar. Ein Grund ist der steigende Bedarf und Verbrauch an Süßwasser.
Umso wichtiger ist es deshalb, dass wir uns gemeinsam für eine sichere Wasserversorgung einsetzen.
Die Wasserknappheit wirkt sich schon jetzt in vielen Teilen der Welt auf das Leben und die Gesundheit der Menschen aus. Auch die German Doctors setzen sich deshalb gemeinsam mit Partnern vor Ort für eine sichere Wasserversorgung ein.
Die German Doctors sind in den Sundarbans (Westbengalen) aktiv, um gemeinsam mit dem lokalen Partner ASHA (Association for Social and Humanitarian Action) und dem BMZ knapp 150.000 Menschen in 80 Dörfern einen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Vor Ort herrscht nicht nur ein großer Mangel an sauberem und sicherem Trinkwasser. Das Wasser ist zum großen Teil auch mit hochgiftigem Arsen kontaminiert.
Die German Doctors setzen in Sierra Leone ein BMZ-gefördertes WASH-Projekt um – einem Land in dem nur knapp 48 Prozent der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und immer noch viel zu viele Menschen – vor allem Kinder – an den Folgen einer fehlenden Wasser- und Hygieneversorgung sterben.
Die German Doctors setzen sich in Somalia für eine sichere Wasserversorgung ein. Aufgrund anhaltender Trockenheit und unzureichender Infrastruktur leidet die Bevölkerung dort seit langem unter akuter Wasserknappheit. 2023 konnte ein WASH-Projekt in Binnenvertriebenenlagern in den dicht besiedelten Distrikten Belet Xaawo und Cel Waaq erfolgreich abgeschlossen werden.
Jeder Mensch kann etwas für eine sichere Wasserversorgung tun und im Alltag Wasser sparen:
1.Duschen statt Baden
2. Wasserhahn beim Einseifen der Hände zudrehen
3. Zahnputzbecher benutzen
4. Spartaste bei der Toilettenspülung nutzen
5. Waschmaschine und Geschirrspüler immer nur voll beladen anstellen
6. Obst und Gemüse in einer Schüssel waschen
7. Wasser für den Wasserkocher vorher abmessen
8. Regenwasser zur Gartenbewässerung nutzen
9. Rasen nicht zu oft mähen
10. Tropfende Wasserhähne reparieren
11. Obst und Gemüse saisonal kaufen, Fleischkonsum reduzieren
Und natürlich können Sie auch helfen, indem Sie unsere Arbeit mit einer Spende für Wasser unterstützen.