Entwicklungsilfe und Entwicklungszusammenarbeit
Entwicklungshilfe und Entwicklungszusammenarbeit beschreiben verschiedene Formen der Unterstützung von Entwicklungsländern oder – entsprechend dem heute gebräuchlicheren Ausdruck – von Ländern des Globalen Südens. Während Entwicklungshilfe früher der gängige Begriff war, spricht man heute überwiegend von Entwicklungszusammenarbeit.
Bis in die 1980er-Jahre wurden entwicklungspolitische Maßnahmen als Entwicklungshilfe bezeichnet. Heute ist man sich einig, dass dieser Begriff der eigentlichen Arbeit nicht gerecht wird: In der Entwicklungsarbeit geht es um eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die die Menschen zu einem selbstbestimmten Leben befähigen soll. Der Begriff Entwicklungshilfe impliziert jedoch eine Überlegenheit von Industrieländern und nimmt so eine Unterscheidung zwischen den Ländern des globalen Südens und Nordens anhand einer veralteten Sicht nach Industrie- und Entwicklungsländern vor. Mit dem neuen Begriff Entwicklungszusammenarbeit will man das vermeiden. Denn er drückt ein partnerschaftliches Miteinander aus – eben das, was sich hinter der Arbeit auch wirklich verbirgt.
Was ist Entwicklungszusammenarbeit?
Entwicklungszusammenarbeit meint das gemeinsame Bestreben von Industrie- und Entwicklungsländern, die allgemeinen Lebensbedingungen der Menschen langfristig und nachhaltig zu verbessern. Das Grundprinzip lautet dabei: Hilfe zur Selbsthilfe. Menschen, die in Ländern leben, die von Hunger, Armut und Krankheit geprägt sind, bewirken durch die gemeinsame Arbeit nachhaltige Veränderungen in ihren Ländern. Die Länder werden dabei als gleichberechtigte Partner statt als Hilfeempfänger angesehen.
Entwicklungszusammenarbeit umfasst sowohl die technische, finanzielle als auch personelle Zusammenarbeit. Entwicklungszusammenarbeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von privaten und öffentlichen Einrichtungen erfüllt wird.
Das Ziel von Entwicklungszusammenarbeit
Die Entwicklungszusammenarbeit hat das Ziel, allen Menschen ein freies, selbstbestimmtes Leben in Würde und Gerechtigkeit zu ermöglichen – und langfristig die Hilfe von außen überflüssig zu machen.
Das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist dabei der Weg zu einem selbstbestimmten Leben: Menschen sollen darin bestärkt werden, ihr Leben aktiv und nachhaltig besser zu gestalten. Dazu werden sie in Entscheidungen und Maßnahmen einbezogen und tragen gleichermaßen die Verantwortung für die jeweiligen Projekte.
Zusammenarbeit ist der Schlüssel zur nachhaltigen Verbesserung
Bei der Entwicklungszusammenarbeit geht es um eine intensive Partnerschaft zwischen verschiedenen Akteuren aus Ländern des Globalen Südens und des Globalen Nordens. Die Zusammenarbeit kann zwischen Ländern stattfinden (staatliche Entwicklungszusammenarbeit) oder über zivilgesellschaftliche Akteure erfolgen. Zusammenarbeit bedeutet dabei:
- Gemeinsame Festlegung von Zielen
- Gemeinsame Planung und Durchführung von Maßnahmen
- Geteilte Verantwortung für Erfolge und Misserfolge
Entwicklungszusammenarbeit hat weitreichende Auswirkungen
Einzelne Projekte der Entwicklungszusammenarbeit wirken auf unterschiedlichen Ebenen: Versorgen die German Doctors Menschen vor Ort, lindern sie Not und leisten eine kurzfristige Hilfe. Beraten und schulen sie die lokalen Mitarbeitenden und Partner vor Ort, hilft das langfristig. Jedes einzelne Projekt ist dabei unterschiedlich wirksam, trägt jedoch langfristig dazu bei, dass mehr Menschen ein selbstbestimmtes Leben ohne Armut führen können.
Entwicklungszusammenarbeit hilft, die Globalisierung für alle gerechter zu gestalten:
- Leistet einen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der weltweiten wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Verhältnisse und versucht, den großen sozialen und ökonomischen Verwerfungen unserer Zeit etwas entgegenzusetzen
- Bekämpft Armut
- Fördert Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie
- Trägt zur Prävention von Krisen und gewalttätigen Konflikten bei
- Fördert eine sozial gerechte, ökologisch tragfähige und nachhaltige Gestaltung der Globalisierung
Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit der German Doctors unterstützen
Seit über 35 Jahren sind unsere Ärzte im Einsatz, um Menschen nachhaltig und langfristig zu helfen. Im Rahmen unserer Entwicklungszusammenarbeit konnten wir bereits in einigen Ländern die medizinische Versorgung verbessern und beim Aufbau nachhaltiger Strukturen in den Gesundheitssystemen mitwirken. Damit wir die Situation vor Ort dauerhaft und nachhaltig verbessern können, sind wir jedoch auf Spenden angewiesen. Jeder Euro hilft uns, langfristig etwas zu verändern.
Unterstützen Sie uns!
In unserem Spendenbereich finden Sie zahlreiche Möglichkeiten, uns und damit den Menschen vor Ort nachhaltig zu helfen. Ob einmalig oder regelmäßig als Dauerspender: Ihre Spende gibt Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben für alle Menschen.
Der Beitrag der German Doctors
Hilfe zur Selbsthilfe auf der ganzen Welt
German Doctors ist eine ärztliche Hilfsorganisation, die seit über 35 Jahren weltweit tätig ist und dabei seit Beginn den Ansatz der Entwicklungszusammenarbeit verfolgt: Nach dem Grundprinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ schulen und beraten unsere ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzte unsere lokalen Mitarbeitenden und Partner vor Ort. Das Ziel der German Doctors ist es, die medizinische Versorgung vor Ort nachhaltig zu verbessern. Die Ausbildung von einheimischem Personal, die Verbesserung gesundheitsförderlicher Strukturen (z. B. Zugang zu sauberem Wasser) sowie Aktivitäten der Gesundheitsförderung und Prävention sind wichtige Komponenten der Arbeit.
Wie läuft die Entwicklungsarbeit der German Doctors ab?
Jedes unserer Projekte ist langfristig ausgerichtet. Das bedeutet: Schon bei der Projektplanung denken wir darüber nach, wie wir unsere Partner und die lokalen Strukturen vor Ort so weit stärken können, dass die Gesundheitsversorgung auch ohne Hilfe von außen gewährleistet ist. Die Aufklärung von Patientinnen und Patienten spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die Ausbildung von Mitarbeitenden unserer lokalen Partnerorganisationen oder des medizinischen Personals vor Ort.
Vier-Phasen-Modell
Jedes unserer Projekte besteht aus vier Phasen, die nicht strikt nacheinander ablaufen, sondern ineinandergreifen.
- Schulen: In der Schulungsphase führen wir notwendige fachlich-medizinische Trainingsmaßnahmen mit unseren lokalen Partnern durch, um das Gesundheitssystem vor Ort zu stärken. Einzelne Maßnahmen stimmen wir jederzeit mit unseren Partnern ab.
- Beraten: In dieser Phase unterstützen wir unsere Partner beim Aufbau nicht-medizinischer Kompetenzen.
- Übergeben: Jedes Projekt hat das Ziel, irgendwann in lokale Hände übergeben zu werden. Nur so ist unsere Arbeit nachhaltig und verbessert langfristig die medizinische Versorgung vor Ort. Obwohl ein Projekt in lokale Hände übergeben wurde, sind wir häufig noch ein Partner mit Maßnahmen der Phasen „Schulen“ und „Beraten“.
- Wie genau wir vor Ort arbeiten und welche Werte und Ziele unsere Arbeit antreiben, erfahren Sie in unseren Grundsätzen der Arbeit.
Nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit
Luzon auf den Philippinen
Bevor die German Doctors mit der „Rolling Clinic“ auf der philippinischen Insel Luzon unterwegs waren, war der nächste Arzt für die Menschen oftmals ein beschwerlicher, mehrstündiger Fußmarsch entfernt.
German Doctors und BMZ
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist in Deutschland zuständig für die Entwicklungszusammenarbeit. In Zusammenarbeit mit 50 Partnerländern leistet das BMZ Kredite und entsendet Fachkräfte in die jeweiligen Länder. Damit die Ziele vor Ort erreicht werden, arbeitet das BMZ unter anderem mit nicht-staatlichen Organisationen zusammen, die die Grundsätze der deutschen Entwicklungspolitik umsetzen.
Das BMZ fördert auch Projekte der German Doctors. Dazu zählen unter anderem:
- Zugang zu Gesundheit und Bildung für indigene Menschen auf Mindoro durch Geburtsurkunden, in Kooperation mit dem Partner IDEALS.
- Verbesserung der Lebenssituaiton auf der philippinischen Insel Samar durch die Ausbildung von Gesundheitshelfern (Primary health Care Worker).
Häufig gestellte Fragen zur Entwicklungszusammenarbeit
Was sind Entwicklungsländer?
Der Begriff „Entwicklungsland“ hat eine negative Konnotation, denn die Zweiteilung der Welt in „entwickelte“ und „weniger entwickelte“ Länder in der Entwicklungszusammenarbeit wurde aus dem Kolonialismus übernommen. Man spricht daher von Ländern des Globalen Südens und Ländern des Globalen Nordens. Es gibt letztlich keine einheitliche Definition für diese Länder. Als Entwicklungsländer werden jedoch meist Länder des Globalen Südens bezeichnet, in denen es weiten Bevölkerungsteilen an grundlegender Versorgung fehlt: Es mangelt ihnen oft an Zugang zu Nahrung, Bildung, Trinkwasser oder einer medizinischen Versorgung. Laut dem BMZ treten in der Regel ähnliche Merkmale auf:
- Durch die schlechte Versorgung mit Nahrungsmitteln leiden viele Menschen in Entwicklungsländern oft an Unterernährung und Hunger.
- Durch eine fehlende oder schlechte medizinische Versorgung ist die Kindersterblichkeitsrate hoch und die Lebenserwartung insgesamt gering.
- Mangelnde Bildungsmöglichkeiten verursachen eine hohe Analphabetenquote.
- In vielen Ländern herrscht Armut: Das Pro-Kopf-Einkommen ist so gering, dass sich viele Menschen nicht leisten können, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen.
- Eine hohe Arbeitslosigkeit, ein niedriger Lebensstandard und eine ungleiche Verteilung der vorhandenen Güter sind für viele Menschen Alltag.
Mit der Aufstellung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung durch die Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals), die seit 2016 den Rahmen für eine weltweite, nachhaltige Entwicklung bis 2030 setzen, ging die Erkenntnis einher, dass auch die Länder des Globalen Nordens in diesem Sinne Entwicklungsländer sind.
Wer leistet Entwicklungszusammenarbeit?
Entwicklungszusammenarbeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sowohl staatliche als auch nicht staatliche Akteure realisieren die Entwicklungszusammenarbeit. Beide Bereiche ergänzen einander. Die politische Verantwortung für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit trägt seit 1961 das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Was bedeutet staatliche Entwicklungszusammenarbeit?
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) trägt die politische Verantwortung für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Die finanzielle und technische Durchführung der Entwicklungszusammenarbeit liegt bei verschiedenen Institutionen, darunter zum Beispiel die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Der Staat und die evangelische sowie katholische Kirche arbeiten in der Entwicklungspolitik an vielen Stellen eng zusammen.
Welche Länder zahlen Entwicklungshilfe?
Länder, die die internationale Entwicklungszusammenarbeit finanzieren, werden auch als Geberländer bezeichnet. Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zählten im Jahr 2019 die USA, Deutschland und Großbritannien zu den stärksten Geberländern. Allerdings hatten die führenden Industriestaaten schon 1970 vor der UN-Vollversammlung versprochen, jeweils mindestens 0,7% des Bruttonationaleinkommens für Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit auszugebe, Diese Quote wird bisher erst von fünf Ländern erreicht. Deutschland gehört mit 0,61% noch nicht dazu.
Welche Länder bekommen von Deutschland Entwicklungshilfe?
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt zahlreiche Partnerländer in verschiedenen Regionen mit Entwicklungshilfe. Insgesamt erhalten rund 150 sogenannte Entwicklungsländer (heute eher: Länder des Globalen Südens) Leistungen aus der weltweiten Gebergemeinschaft.
Welche Länder unterstützen die German Doctors?
Seit 1983 wurden über 7.600 Einsätze durchgeführt. In unserer Übersicht mit aktuellen Projekten erfahren Sie, mit welchen Ländern wir zusammenarbeiten.
Weitere Arbeitsschwerpunkte
Behandlungsschwerpunkte
Welche Krankheiten sind in Entwicklungsländern besonders häufig? Erfahren Sie hier mehr über unsere Behandlungsschwerpunkte!
Kindersterblichkeit bekämpfen
Erfahren Sie, was wir tun um die Kinder- und Müttersterblichkeit vor allem in Afrika weiter zu senken.
Weibliche Genitalverstümmelung
Obwohl es in vielen Ländern bereits Strafgesetze gegen die genitale Verstümmelung gibt, werden jedes Jahr zahlreiche Mädchen genital verstümmelt.