Ein Weg aus der Armut
Bangladesch hat eines der größten Grundschulsysteme der Welt mit mehr als 18 Millionen Kindern an landesweit 122.000 Grundschulen. Doch gerade Kinder aus extrem armen Familien und aus indigenen Gemeinschaften finden sich in dem Grundschulsystem häufig nicht zurecht und sind mit dem Lernstoff überfordert. Noch dazu werden sie aufgrund ihrer sozialen Stellung diskriminiert. „In der Schule hat sich niemand um mich gekümmert, sodass ich gar nichts verstanden habe“, erzählt die 8-jährige Yasmin*. Die Folge: Yasim bricht die Schule ab, ohne jemals richtig lesen, schreiben oder rechnen gelernt zu haben. Und mit ihr sind Millionen Kinder in Bangladesch gefährdet – besonders in abgelegenen ländlichen Regionen.
Für eine echte Chance: Jedes Kind im Blick
Um für Kinder faire Voraussetzungen zu schaffen, durch Bildung eines Tages der Armut zu entkommen, haben wir gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort ein umfassendes Projekt gestartet – für insgesamt 18.000 Kinder an 60 staatlichen Grundschulen. Priorisiert wurden dabei Schulen, die in extrem armen Gegenden liegen, in denen viele Minderheitenfamilien leben. Denn dort ist der Unterricht ebenso wie die Infrastruktur oft unzureichend. Inklusive Bildungsangebote, die dem staatlichen Lehrplan folgen sowie kinderzentrierte Pädagogik gibt es kaum.
Unser Konzept setzt bereits bei der Vorschule an: Zunächst wurden eigene Klassenräume für die Vorschulkinder errichtet, denn bislang befanden sich diese häufig in Abstellräumen oder sogar im selben Raum mit einer regulären Klasse. Vorschullehrerinnen und -lehrer wurden eingestellt und mit passenden Unterrichtsmaterialien vertraut gemacht. Für eine hochwertigere Unterrichtsqualität an Grundschulen werden Lehrerinnen und Lehrer darin geschult, einen partizipativen und kindergerechten Unterricht zu gestalten, der den Kindern ein spielerisches Lernen ermöglicht.
Die sogenannten „Bildungssozialarbeiterinnen und -arbeiter“ wiederum unterstützen insbesondere diejenigen Kinder, denen das Lernen nicht so leichtfällt. Sie führen Hausbesuche bei schwächeren Kindern durch und halten die Kommunikation mit den Eltern aufrecht.
Starke Lehrer – starke Schüler!
Unser Projekt trägt Früchte: Obwohl die Corona-Pandemie vieles erschwert hat und die Schulen in Bangladesch ab März 2020 geschlossen wurden, sind wir froh, dass wir das Projekt fortsetzen können. Die Kinder lernten zum Teil zu Hause und wurde von den Mitarbeitenden durch Hausbesuche und Lernmaterialien unterstützt. Die Vorschulkinder erhielten beispielsweise Zeichenstifte, Zeichenpapier, Vorschulbücher sowie Lernspielzeug; ältere Kinder liehen sich wöchentlich Bücher aus.
Wie wertvoll das Projekt für die Kinder aus extrem armen Familien ist, zeigt sich an Zahlen, die wir bei dem Vorgängerprojekt erhoben haben: In den Projektschulen beendeten 95% der Schulanfänger die Grundschule, 100% der Absolventen besuchten anschließend die 5. Klasse. Ein enormer Erfolg, wenn man bedenkt, dass in den zwei Distrikten Rajshahi und Rangpur in Bangladesch vor Projektstart noch 40 % der Kinder die Grundschule abbrachen und weniger als die Hälfte nach der 5. Klasse eine weiterführende Schule besuchte.
Meistens sind die Kinder die ersten Mitglieder der Familie, die eine formale Bildung erhalten!
*Name geändert
Das Projekt im Überblick
- Inklusive und gleichberechtigte, hochwertige Grundbildung für 18.000 in extremer Armut lebender Kinder aus indigenen Minderheiten in den Projektdistrikten Rangpur und Rajshahi
- Bildung von Vorschulklassen
- Kapazitätsstärkung von Lehrerinnen und Lehrer
- Unterstützung der Schüler durch Bildungssozialarbeiter
- Advocacy-Arbeit bei den Bildungsbehörden
Partner
NETZ Partnerschaft für Entwicklung und Gerechtigkeit e.V. (kurz: NETZ Bangladesch) ist eine Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Wetzlar und Dhaka, Bangladesch, die 1989 gegründet wurde. Zu den Arbeitsschwerpunkten der Hilfsorganisation zählen Ernährungssicherung, Förderung von Grundschulbildung und Stärkung der Menschenrechte. Sämtliche Projekte werden in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen in Bangladesch und Indien durchgeführt. DASCOH und JCF sind weitere lokale Partner.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) co-finanziert.
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Die German Doctors leisten ehrenamtlich Arzteinsätze in Entwicklungsländern und helfen dort, wo das Elend zum Alltag gehört. In städtischen Slums und ländlichen Armutsregionen auf den Philippinen, in Indien, Bangladesch, Kenia sowie in der Flüchtlingshilfe bieten unsere Ärztinnen und Ärzte Sprechstunden für Menschen am Rande der Gesellschaft an. Die eingesetzten Mediziner arbeiten in ihrem Jahresurlaub oder im Ruhestand für einen Zeitraum von 6 Wochen und verzichten dabei auf jegliche Vergütung.