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Mann beim Händewaschen in Somalia

Wasser­ver­sorgung in Afrika

In vielen Teilen Afrikas – vor allem in ländlichen Regionen – fehlt eine Wasser­infrastruktur, um die Bevölkerung mit sicherem Trink­wasser zu ver­sorgen. In einem Land wie Sierra Leone, das im tropischen Sub­sahara­gebiet liegt, gibt es zum Beispiel genügend Wasser. Das Problem hier: Das Wasser wird nicht als Trink­wasser so auf­bereitet, dass die Menschen und Tiere es ohne negative Folgen für ihre Gesund­heit nutzen könnten. Hinzu kommt, dass vor Ort Abwasser­systeme fehlen, wodurch Fäkalien ein­fach im Grund­wasser landen und es zusätzlich ver­unreinigen.  Ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Wasser­situation in vielen Ländern Afrikas ist die Umsetzung von WASH-Projekten (Wasser, Sanitär und Hygiene). Die German Doctors sind dazu in Sierra Leone gemeinsam mit einem Partner RADA (Rehabilitation and Development Agency) im Ein­satz.

Die Wasserversorgung in Afrika

Mehr als ein Drittel der afrikanischen Länder haben keinen sicheren Zugang zu Wasser. Oder anders aus­gedrückt: Knapp einer halben Milliarde Menschen in Afrika fehlt der Zugang zu Wasser. Das teilte das UN-Institut für Wasser, Umwelt und Gesundheit (UNI-INWEH) am Welt­wasserforum 2022 mit.

Laut UNICEF betrifft der fehlende Zugang zu sauberem Trink­wasser vor allem die Kleinsten unter uns: Rund 190 Millionen Kinder in zehn afrikanischen Staaten leiden unter fehlendem Wasser­zugang. Sie haben keine andere Wahl, als schmutziges Trink­wasser zu trinken. Insbesondere für Kinder unter fünf Jahren und ältere Menschen besteht eine große Gefahr, aus Mangel an sauberem Trink­wasser zu de­hydrieren.

Landwirte auf dem Feld in Kailahun, Sierra Leone - German Doctors
© Saidu Bah/Fairpicture

Es gibt genug Wasser, aber es wird zu wenig ge­nutzt

Während in anderen Teilen der Welt zu viel Wasser entnommen wird (zum Beispiel in Asien) oder das Grundwasser durch die Landwirtschaft zu stark verschmutzt wird (zum Beispiel in Europa), liegt das Problem in Afrika vor allem an der fehlenden Nutzung des vorhandenen Wassers: Laut dem UN-Weltwasserbericht 2022 sind beispielsweise nur drei Prozent der Ackerflächen in Ländern südlich der Sahara, wie auch in unserem Projektland Sierra Leone, mit Bewässerungssystemen ausgestattet und nur fünf Prozent davon nutzen Grundwasser.

Was der Bericht auch zeigt: Mit der Förderung, Aufbereitung und Nutzung des vorhandenen Grundwassers würde die Bevölkerung einen grundlegenden Zugang zu sauberem Wasser erhalten. Damit würde eine Ursache für zahlreiche Krankheiten bekämpft werden. Die Erschließung des Grundwassers könnte zudem zur positiven Entwicklung der Wirtschaft in Afrika beitragen, indem landwirtschaftliche Erträge und die Vielfalt der Anbaukultur erhöht werden – und genau das hätte einen direkten Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung.

Un­gleiche Ver­teilung der Wasser­ressourcen

Vor allem in ländlichen Regionen Afrikas fehlt der Zu­gang zu Wasser. Die Menschen müssen durchschnittlich 6 Kilometer laufen, um über­haupt an Wasser zu gel­angen – oft ist dieses Wasser nicht einmal sauber.

In den meisten Familien sind Frauen und Kinder verantwortlich für das Wasser­holen. Sie besorgen kanister­weise Wasser für die gesamte Familie, zum Kochen, Baden und Trinken. Auf dem Weg sind sie starker Hitze aus­gesetzt, die vor allem auf dem Rück­weg – also dann, wenn sie ohnehin eine schwere Last tragen – zu­sätzlich belastet.

Infografik: Wo die Trinkwasserversorgung besonders schlecht ist | Statista

Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Darum ist die Wassersicherheit in vielen Regionen Afrikas so schlecht

Schlechte Wasser­infrastruktur

Gerade in ländlichen Regionen Afrikas fehlt vor allem eines: eine Trinkwasserinfrastruktur. Der UN-Wasserbericht 2024 bringt es auf den Punkt: Ein Großteil der Länder südlich der Sahara leidet unter Wasserknappheit – nicht, weil keine Wasserressourcen verfügbar sind, sondern weil eine geeignete Infrastruktur fehlt und das Wassermanagement unzureichend ist. Genau dieses Problem beobachten wir auch in unserem Projektland Sierra Leone.

In anderen Teilen Afrikas, in denen es scheint, als stünde das Wasser unbegrenzt zur Verfügung – zum Beispiel in Johannesburg – ist die Wasserinfrastruktur so marode, dass die Behörden mit notwendigen Reparaturen nicht hinterherkommen. Die Folgen: Alte Rohre brechen, Wasserspeicher sind undicht und verlieren Wasser. Erst im März 2024 gab es aufgrund der andauernden Hitzewelle und der maroden Wasserversorgung wochenlang kein Wasser in Johannesburg – der größten Republik Südafrikas.

 

Klima­wandel

Der El Niño ist ein natürliches Wetterphänomen, das seit Jahrhunderten alle zwei bis sieben Jahre auftritt und in vielen Teilen der Welt Wetterveränderungen verursacht. Auf dem afrikanischen Kontinent trifft es unter anderem den südlichen und östlichen Teil sowie die Sahel-Region besonders stark – mit teils verheerenden Folgen für die dort lebenden Menschen.

In Ostafrika kommt es in einem El-Niño-Jahr zu häufigeren und stärkeren Regenfällen. In Kenia waren die Auswirkungen zuletzt im Mai 2024 deutlich spürbar: Schwere Überschwemmungen haben das Land verwüstet. In Kenias Hauptstadt Nairobi traf es ganz besonders die Slums Mathare Valley und Korogocho, in denen die Ambulanzen der German Doctors liegen. Der Nairobi-River ist über die Ufer getreten und hat das Hab und Gut derer weggespült, die ohnehin von Armut betroffen sind. Circa 40 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner im Mathare Valley sind seitdem obdachlos, sie haben keinen Zugang zu Nahrung oder sanitären Anlagen. Kurz nach der Flut haben wir eine Spendenaktion gestartet. Seitdem konnten wir bereits über 300 Familien mit Decken, Matratzen und Lebensmittelpaketen unterstützen. Zudem haben wir die Bevölkerung entsprechend der Bedarfsmeldung aus unserem Projekt mit Hygiene-Packs versorgt.

Im südlichen Afrika führt El Niño hingegen zu langen Dürreperioden, die die Wasserversorgung belasten und Hungerkrisen auslösen. Denn wenn das Wasser fehlt, gibt es keine Chance, Lebensmittel anzubauen. Hinzu kommen Missernten, die die Existenzgrundlage vieler Bauern zerstören.

Der Bedarf an Wasser steigt

Die Gesamt­bevölkerung Afrikas hat sich laut Statista seit 1980 von 482 Millionen Menschen auf 1,43 Milliarden entwickelt – also fast ver­dre­ifacht. Und natürlich brauchen mehr Menschen mehr Wasser zum Trinken, Waschen sowie für Nahrung. Dem gegenüber steht immer noch eine kaum ausgebaute Wasser­infrastruktur.



Zu­nehmende Ver­schmutzung

Eine größer angelegte Studie zur pharmazeutischen Verschmutzung der weltweiten Flüsse zeigt neu auf­tretende, be­denkliche Ver­unreinigungen unter anderem mit Arznei­mitteln, Hormonen und Industrie­chemie. Die am stärksten kontaminierten Standorte befanden sich in Süd­asien, Süd­amerika und auch in Afrika südlich der Sahara. In Ländern wie Sierra Leone fehlt also nicht nur eine Wasser­infrastruktur. Das vorhandene Wasser macht zu­sätzlich krank.

Hinzu kommt, dass die Menschen in vielen Gegenden keinen Zu­gang zu einfachen sanitären Ein­richtungen haben – so auch in unserem Projektland Sierra Leone. Fäkalien landen deshalb oft einfach im Abwasser, das nicht aufbereitet wird und so beim Konsum schlimme gesund­heitliche Folgen hat.

Die Folgen der Wasserknappheit

Schwere Krank­heiten

Gerade in ländlichen Regionen, in denen die Menschen keinen direkten Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, haben sie oft keine andere Wahl, als schmutziges Wasser zu trinken und zum Kochen oder zum Baden zu nutzen. Die Folgen sind schwerwiegende Krankheiten, darunter:

  • Cholera (hoch ansteckende Magen-Darm-Infektion)
  • Typhus (schwere Durchfall­erkrankung)
  • Hepatitis A und E (Entzündung der Leber)

Hohe Kindersterblichkeit

Auch wenn die Kindersterblichkeit in Afrika in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken ist, gibt es immer noch zu viele vermeidbare Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen. Laut den Vereinten Nationen ereignen sich die meisten dieser Todesfälle in Afrika südlich der Sahara sowie in Südasien. In Sierra Leone stirbt jedes zehnte Kind vor seinem fünften Geburts­tag. Damit zählt der westafrikanische Staat zu den Ländern mit der höchsten Kinder­sterblich­keits­rate welt­weit. Hier haben wir 2021 ein lang ersehntes Projekt gestartet.

Oft sind die Todesursachen wie Frühgeburten, Lungenentzündungen, Durchfallerkrankungen und Malaria behandelbar. Was fehlt, ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser und einfachen sanitären Einrichtungen - und vor allem eine medizinische Versorgung.

Mehr Hunger

Wasser ist Grundvoraussetzung für Ernährungssicherheit. Ist kein Wasser vorhanden oder wird nicht ausreichend für die Bewässerung der Landwirtschaft genutzt, können Lebensmittel weder angebaut werden noch wachsen. Folglich stehen weniger Lebensmittel zur Verfügung. Das Problem: Sobald die Lebensmittel knapp werden, steigen die Preise. Für viele Familien bedeutet das, dass sie sich lebensnotwendige Nahrungsmittel kaum noch leisten können und Hunger leiden müssen.

Das Problem: In Afrika sind die Nahrungsmittelpreise ohnehin in den letzten Jahren gestiegen und auch nach der COVID-19-Pandemie deutlich höher als vor der Pandemie. Laut einem Bericht von World Vision liegen neun der zehn Länder mit den höchsten Preisen für Nahrung (im Vergleich zum Durchschnittslohn) in Afrika südlich der Sahara. Der Mangel an Wasser verschärft diese bereits angespannte Situation und macht das Leben für viele Familien auch in unserer Projektregion Sierra Leone zu einem täglichen Überlebenskampf.

Keine Chance auf Bildung

Anstatt in die Schule zu gehen, müssen viele Kinder jeden Tag kilometerweit laufen, um Wasser für die Familie zu besorgen. Für viele heißt das: Wasser holen statt die Schule besuchen.

Der Weg zur nächsten Wasserstelle ist dabei nicht nur durchschnittlich sechs Kilometer weit entfernt, er findet oft auch unter extremen Wetterbedingungen statt. Für viele Kinder dreht sich der ganze Tag rund ums Wasserholen. Sie haben keine Zeit, mit ihren Geschwistern, Freundinnen und Freunden zu spielen oder die Schule zu besuchen. Und dabei ist nicht einmal gewährleistet, dass das Wasser, das sie holen, sauber und sicher ist.

Gefahr von Konflikten

Der Kampf ums Wasser ist in einigen Teilen des afrikanischen Kontinents bereits spürbar: Seit Jahren streiten und verhandeln Ägypten, Äthiopien und der Sudan um die Wasserverteilung des Nils. Der Grund ist das äthiopische Mega-Staudamm-Projekt. Es soll die äthiopische Bevölkerung mit Elektrizität versorgen, hat aber auch einen Einfluss auf die flussabwärts gelegenen Nil-Anrainerstaaten Sudan und Ägypten.

Auch die UNESCO ruft immer wieder zu mehr Zusammenarbeit bei der grenzüberschreitenden Wassernutzung auf und betont, dass die Wasserknappheit Konflikte verursachen kann. Die Entwässerung von Sumpfgebieten in der Sahelzone in Afrika habe bereits zu Streitigkeiten über den Zugang zu Wasser und fruchtbarem Land geführt, wobei die eigentliche Ursache problematische Wassererschließungsprojekte waren.

Unser Einsatz in Afrika – für eine saubere und sichere Trinkwasserversorgung

 

Unser Wasserprojekt in Sierra Leone

Um die Situation vor Ort zu verbessern, setzen wir in Sierra Leone ein BMZ-gefördertes WASH-Projekt zusammen mit unserem Partner RADA um – in einem Land, in dem viel zu viele Menschen keinen Zugang zu Wasser und sauberen Sanitär­anlagen haben und viel zu viele Kinder in­folge von schmutzigem Trink­wasser und einer fehlenden medi­zinischen Ver­sorgung sterben.

Laut Angaben der Regierung  haben nur 48 Prozent der Menschen in Sierra Leone Zu­gang zu sauberem Trink­wasser. Insbesondere im ländlichen Raum – in dem mehr als die Hälfte der Menschen leben – ist der Zugang zu einer WASH-Infrastruktur stark eingeschränkt.

Arztprojekt in Chittagong
Arztprojekt der German Doctors in Dhaka entdecken

Unser Wasserprojekt in Somalia

Die German Doctors setzen sich in Somalia für eine sichere Wasser­versorgung ein. Im Jahr 2023 konnte ein WASH-Projekt in Binnen­vertriebenenlagern in den dicht besiedelten Distrikten Belet Xaawo und Cel Waaq erfolgreich ab­geschlossen werden. Aufgrund an­haltender Trockenheit und un­zureichender Infrastruktur leidet die Bevölkerung dort seit langem unter akuter Wasser­knappheit.

Durch die Bereit­stellung einer sicheren Wasser­versorgung, sanitärer Infra­struktur und Auf­klärung über Hygiene­praktiken konnten wasser­bedingte Krank­heiten reduziert und die Lebens­bedingungen dieser vulnerablen Gruppe verbessert werden.

Im Kampf gegen vermeidbare Krankheiten

Patienten im Wartebereich in Sierra Leone
© Saidu Bah/Fairpicture

Der Konsum von schmutzigem Trinkwasser verursacht in Sierra Leone schwerwiegende Krankheiten, darunter auch starke Durchfallerkrankungen, vor allem Cholera und Typhus, die eine lebensnotwendige Nährstoffaufnahme verhindern und nicht selten zu einer Mangel- und Unterernährung führen.

Gegen eine hohe Kindersterblichkeit

Die Sterblichkeitsrate in Sierra Leone wird aufgrund von verunreinigtem Wasser, unsicheren sanitären Einrichtungen und mangelnder persönlicher Hygiene auf 81,3 pro 100.000 Einwohner geschätzt (Stand 2019). Eine fehlende Wasser- und Hygieneversorgung ist vor allem bei Kindern unter fünf Jahren eine häufige Todesursache. Ein Einsatz für eine sichere Trinkwasserversorgung ist damit auch ein Einsatz gegen eine hohe Kindersterblichkeit.

Advocacy-Aktivitäten

Um die Situation dauerhaft zu verbessern, müssen politische Akteure Verantwortung übernehmen und eine sichere WASH-Infrastruktur aufbauen. Nur wenn die Menschen in der Nähe ihres Zuhauses eine sicheres Wassermanagement haben, können sie gesund leben.

Wir arbeiten deshalb in unserem Projekt zusammen mit unserem Partner RADA, der all die notwendigen Advocacy-Aktivitäten vor Ort umsetzt und dafür sorgt, dass verantwortliche Politikerinnen und Politiker die Wasserinfrastruktur verbessern – so, dass auch die Menschen in ländlichen Gebieten sicher versorgt sind.

Aufklärung und Schulungen

Mit WASH-Komitees und Spargruppen sollen die Menschen in den Gemeinden lernen, worauf es in ihrer Situation ankommt und wie sie sich im Alltag vor Krankheiten schützen können. Die Gemeindemitglieder sind in WASH-Komitees organisiert, um ihre Rechte und Anliegen gegenüber Entscheidungsträgerinnen und -trägern zur Sprache bringen zu können und mehr Druck ausüben zu können.

Unterstützen Sie unser Wasser­projekt – und sorgen Sie für eine sichere Wasser­versorgung

Mit einer Spende für sicheres Wasser unterstützen Sie unsere Arbeit und sorgen dafür, dass mehr Menschen in unseren Partnerländern Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. Jeder Euro spendet Wasser und damit Gesundheit.

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