Woher kommt das Trinkwasser in Indien?
Ganges – der verschmutzte Fluss Indiens
Der Ganges ist der größte Fluss Indiens und versorgt knapp 40 Prozent der indischen Bevölkerung mit Wasser. Seine Quelle liegt im Himalaja, dem größten Gebirge der Erde – und trotzdem gehört der Ganges zu den schmutzigsten Flüssen der ganzen Welt. Im Wasser befinden sich Schwermetalle wie Blei und Quecksilber, Bakterien, Viren und Parasiten, die Krankheiten auslösen sowie Chemikalien (Pestizide, Lösungsmittel und Öle), die der Gesundheit schaden. Der Grund für die starke Verschmutzung ist offensichtlich: Im ganzen Land werden Abflüsse zum Teil ungefiltert in den Fluss geleitet, teilweise auch von großen Industrieanlagen. An vielen Stellen ist die Verschmutzung mit dem bloßen Auge erkennbar.
„Es scheint paradox: In einer Region, die von der Allgegenwart des Wassers geprägt ist, ist es zugleich Mangelware. Aber Wasser ist nicht gleich Wasser.“
Laurence Perris
Projektkoordinator der indischen Hilfsorganisation ASHA, der lokale Partner der German Doctors für die Umsetzung der WASH-Projekte im Sundarban-Delta
Darum ist die Wassersicherheit in Indien so schlecht
Immer längere Trockenzeiten
Die immer wiederkehrenden Trockenzeiten und damit geringen Niederschlagsmengen sorgen in ganz Indien für Wassermangel. In diesen Zeiten sind die Menschen auf Wasserreserven angewiesen, die in der Regenzeit aufgefüllt werden müssen. Oft haben Familien bis zu 8 Monate (Dezember – Juli) keinen Zugang zu Wasser.
Der Klimawandel
Immer längere und heißere Sommer, eine steigende Zahl tropischer Wirbelstürme mit großer Zerstörungskraft, ein Anstieg des Meeresspiegels, wie zum Beispiel im Sundarban-Delta, und damit einhergehend eine zunehmende Versalzung großer Flächen sowie offener Teiche und Grundwasserschichten: Der Klimawandel trifft die Menschen in Indien besonders stark. Ehemals landwirtschaftlich genutzte Felder und Süßwasserreservoire werden für die Menschen unbrauchbar.
Hohe Einwohnerzahlen
Indien ist nach China das Land mit der höchsten Einwohnerzahl – und dieser hohen Einwohnerzahl stehen sehr geringe Wasserspeicher gegenüber.
Starke Wasserverschmutzung und kaum Abwasseraufbereitung
Die Wasserverschmutzung in Indien gehört zu einer der größten Probleme. Hinzu kommt, dass in dem Land die finanziellen Möglichkeiten fehlen, um das Abwasser ausreichend zu reinigen.
Hoher Wasserverbrauch in der Landwirtschaft
In Indien werden teilweise wasserintensive Anbaupflanzen wie Hirse angebaut. Insgesamt zeigt sich deshalb auch ein überdurchschnittlich hoher Verbrauch an Wasser im Agrarsektor.
Das Problem ist aber nicht nur der hohe Verbrauch, auch der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft fördert die Wasserknappheit. Denn sie verschmutzen das Grundwasser zusätzlich.
Hochgiftige Arsenverbindungen im Grundwasser
Zahlreiche Brunnen in Indien sind mit Arsengift verunreinigt und überschreiten den zulässigen Grenzwert nach WHO von 10 µg / L. Es kommt natürlicherweise im Gestein vor, wird nach dem Abpumpen vom nachsickernden Grundwasser aus Gesteinen und Sedimenten herausgelöst und gelangt so ins Brunnenwasser.
Das Problem: Man kann das Arsen im Wasser weder sehen noch schmecken oder riechen. Zudem wird man von dem verunreinigten Wasser nicht direkt krank, wodurch viele Menschen erst viel später merken, dass sie ihrer Gesundheit schaden – dann, wenn sie bereits unter einer chronischen Arsenvergiftung leiden. Anzeichen einer solchen chronischen Vergiftung sind Hautveränderungen, Entzündungen der Mundschleimhaut und des Magen-Darmtrakts, eine Schädigung des Knochenmarks sowie Kopfschmerzen, Benommenheit, Depressionen und Schlafstörungen (durch entzündliche Erkrankung des Nervensystems). Auch für manche Krebserkrankung ist Arsen die Ursache.
Einsatzärztin Fritzen erklärt: „Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Herzrhythmusstörungen können Symptomen einer akuten Arsenvergiftung sein. Chronische Arsenvergiftungen äußern sich zum Beispiel durch Hautveränderungen, Entzündungen der Mundschleimhaut und des Magen-Darmtrakts, einer Schädigung des Knochenmarks sowie durch entzündliche Erkrankung des Nervensystems, Kopfschmerzen, Benommenheit, Depressionen und Schlafstörungen. Auch für manche Krebserkrankung ist Arsen die Ursache.“
Die Folgen der Wasserknappheit
Viele Menschen in Indien haben keine andere Wahl, als Teichwasser zum Baden und Waschen von Kleidung und Geschirr zu verwenden. Dabei sind die Teiche nicht nur schmutzig, sondern durch die schnelle Wasserentnahme und fehlende Wasserquelle auch schlammig.
Höhere Anfälligkeit für Krankheiten
Das schmutzige Wasser, das viele Menschen zum Baden und Waschen verwenden, fördert die Ausbreitung von Krankheiten. Dazu gehören:
Hautkrankheiten, Ekzeme und Hautinfektionen
Das schmutzige Wasser führt zu Ekzemen, Hautirritationen und -infektionen. Vor allem bei Frauen. Beim Bad in der Öffentlichkeit dürfen sie sich nicht entblößen. Daher tragen sie ihre nassen Kleider in der schwülen Hitze oft noch Stunden nach dem Bad. Ihre nasse Haut bildet den so idealen Nährboden für juckende Ekzeme, Pilzinfektionen und andere Hautkrankheiten. Betroffen sind aber nicht nur Frauen, sondern auch viele Männer.
Magen-Darm-Erkrankungen
Viele Menschen in Indien entwickeln durch das mit Bakterien, Viren und Parasiten verunreinigte Wasser Magen-Darm-Erkrankungen. Die Erreger werden mit dem Stuhl ausgeschieden, gelangen in das Abwasser und werden bei einem Bad oder auch beim Trinken von kontaminiertem Wasser über den Mund einer anderen Person aufgenommen. Beispiele für solche Erkrankungen sind ein akuter Brechdurchfall, der z.B. durch krankmachende Darmbakterien ausgelöst wird, oder auch eine Amöbiasis, die lang anhaltende Durchfälle, Verstopfung, Bauchschmerzen und Völlegefühl hervorrufen kann. Diese parasitäe Erkrankung bleibt nicht selten über längere Zeit unbemerkt und führt so zu einer Auszehrung und Blutarmut des Körpers.
Harnwegsinfektionen (UTI) bei Frauen und Mädchen
Frauen und jugendliche Mädchen sind durch das schmutzige Wasser besonderen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Beim Baden in schmutzigen Flüssen entwickeln viele eine Harnwegsinfektion – eine bakterielle Entzündung der Harnröhre, Harnblase, Harnleiter (Verbindung zwischen den Nieren und der Blase) und Nieren.
Frauen haben eine kürzere Harnröhre als Männer und somit ein höheres Risiko eine Harnwegsinfektion zu bekommen, die häufig durch Darmbakterien ausgleöst wird.
Insbesondere beim Baden in größeren Gruppen besteht auch immer das Risiko, dass sich noch andere Infektionen übertragen. Viele von ihnen leiden auch unter Geschlechts- und Fortpflanzungsinfektionen (STI und RTI ).Viele von ihnen wissen es nicht oder teilen ihre Probleme mit niemandem – und das hat ernste gesundheitliche Konsequenzen.
Dehydration
Trinken Menschen zu wenig, führt dies schnell zu einer Dehydration. Ganz besonders bei Kleinkindern und älteren Personen. Neben anhaltende Verstopfung, Nierenerkrankungen und allgemeine Schwäche, kann der Mineralverlust schwerwiegende, gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.
Keine Chance auf Bildung und weniger Einkommen
In der Zeit, in der das Wasser knapp ist, werden viele Kinder zu Wasserträgern für ihre Familie – und das bedeutet: Sie müssen kilometerweit laufen, um Wasser für die Familie zu besorgen. In dieser Zeit können sie keine Schule besuchen.
Schenken Sie den Menschen in Indien sauberes Wasser
Mit einer Spende für sicheres Wasser sorgen Sie dafür, dass mehr Menschen Zugang sicheren zu sauberem Trinkwasser bekommen und verhindern, dass sie arsenkontaminiertes, krankmachendes Wasser trinken müssen.
Ihre Spende schenkt sauberes Wasser und die Chance auf ein gesundes Leben.
Unser Einsatz in Indien – für eine saubere und sichere Trinkwasserversorgung
Die German Doctors sind seit Juli 2022 in den Sundarbans, Westbengalen aktiv, um knapp 150.000 Menschen in 80 Dörfern einen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen.
In dem indischen Bezirk herrscht ein großer Mangel an sauberem und sicherem Wasser, was vor allem an dem absinkenden Grundwasserpegel während der Trockenzeit sowie der verbreiteten Arsenkontamination liegt. Die Folge: Die dort lebenden Menschen konsumieren oft viel weniger Flüssigkeit als es für ihre Gesundheit erforderlich wäre.
Zusammen mit der indischen Nichtregierungsorganisation Association for Social and Humanitarian Action (ASHA) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sind wir vor Ort im Einsatz, um die Symptome zu lindern und die Ursachen zu bekämpfen.
Der Bedarf an Wasser in den Sundarbans ist besonders hoch
Die Gegend, in der wir aktiv sind, ist dicht besiedelt mit täglichen oder saisonalen Arbeitskräften und Landwirten. Ihr Einkommen hängt ausschließlich von körperlicher Arbeit ab. Gleichzeitig ist das Klima heiß und feucht. Die Menschen leben dort bei mindestens 37 Grad mit einer durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 Prozent. Dieses extreme Wetter und auch die körperliche Arbeit erfordern einen höheren Wasserkonsum, den die meisten Menschen in der Trockenzeit nicht decken können.
„Durstig bin ich eigentlich immer. Trotzdem trinke ich so wenig wie möglich.“
Bhavani Mukherjee
ist 32 Jahre jung und jeden Tag vom Wassermangel betroffen
Das Ziel: Sauberes und sicheres Trinkwasser für alle dort lebenden Menschen
Das gemeinsame Projekt mit ASHA und dem BMZ ist eine wichtige Ergänzung zu unserer ärztlichen Arbeit. Auf lange Sicht ist den Menschen in den Sundarbans nämlich nur geholfen, wenn wir nicht nur die Symptome lindern, sondern auch die krankmachenden Ursachen beseitigen. Mit unseren starken Partnern arbeiten wir deshalb daran, den marginalisierten Dorfgemeinschaften das Recht auf sicheres Trinkwasser einzuräumen. Dazu müssen wir das Problem mit der Arsenkontamination lösen und den Wasserschichtenmangel bekämpfen.
Intensive Aufklärung, Lobbyarbeit, neue Brunnen und Wasserpumpen
Ein wichtiges Ziel unseres Projekts ist es, eine starke Lobby zu bilden. Aus diesem Grund unterstützen wir unseren Partner ASHA dabei, die Dorfgemeinschaften zu mobilisieren, ihr Recht auf sauberes Trinkwasser bei der Regierung einzufordern – mit ersten wichtigen Erfolgen: Die Medien in der Region berichteten umfangreich über die Thematik, die Ministerin von Westbengalen hat zugesagt, den Zugang zu sauberem Wasser sicherzustellen und in 80 Dörfern wurde bereits mit den Baumaßnahmen begonnen. 29 Dörfer erhielten Wasserpumpen für tiefes Grundwasser und in 57 Dörfern wurden Wasserleitungen verlegt. 2160 Haushalte in elf Dörfern erhalten seit Anfang des Jahres außerdem zwei Mal täglich sauberes Wasser aus dem Wasserhahn/der Leitung. Ein großer Erfolg für das nachhaltige Projekt unseres Partners ASHA.
Kostenlose Sprechstunden für kranke Menschen
Bis wir eine sichere Trinkwasserversorgung für alle Menschen in unserer Projektregion sicherstellen können, sind die Sprechstunden der German Doctors weiterhin eine wichtige Anlaufstelle, um die medizinischen Folgen der schlechten Versorgung mit verunreinigtem Wasser zu lindern und über Vorsorgemaßnahmen aufzuklären.
Vor Ort behandeln unsere German Doctors all die langwierigen Krankheiten, die durch das arsenkontaminierte Wasser und den geringen Trinkwasserkonsum entstehen.
Einbindung der Menschen vor Ort
In unserem Projekt schulen wir Gesundheitsfachkräfte, damit das medizinische Wissen im Land bleibt und die Strukturen gestärkt werden.
Unterstützen Sie unser Wasserprojekt – und sorgen Sie für eine sichere Wasserversorgung
Mit einer Spende für sicheres Wasser unterstützen Sie unsere Arbeit und sorgen dafür, dass mehr Menschen in Indien Zugang zu sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung bekommen, dass sie ihre Kleidung in sauberem Wasser waschen können und Kinder in die Schule gehen können, statt gefährliche und kilometerlange Wege zu laufen.
Jeder Euro spendet Wasser und damit Gesundheit.