Was ist Kindersterblichkeit?
Kindersterblichkeit ist insbesondere in Ländern verbreitet, die von Armut betroffen sind. Sie beschreibt die Anzahl der Kinder, die ihre ersten fünf Lebensjahre nicht überleben. Die Kindersterblichkeitsrate gibt an, wie viele Kinder je 1.000 Geburten innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Geburt sterben. Diese altersbezogene Sterblichkeitsrate ist in der Regel auf ein bestimmtes Gebiet oder Land sowie einen bestimmten Zeitraum, meist ein Jahr, bezogen.
Zur Abgrenzung: Unter Säuglingssterblichkeit, manchmal auch Neugeborenensterblichkeit genannt, versteht man die jährliche Anzahl der Todesfälle von Kindern, die innerhalb des ersten Lebensjahres nach der Geburt sterben. Davon zu unterscheiden ist außerdem die Anzahl der Totgeburten, auch perinatale Sterblichkeit genannt. Sie gibt an, wie viele Todesfälle es bis zum siebten Tag nach der Geburt gibt. Sowohl die Säuglingssterblichkeit als auch die perinatale Sterblichkeit beziehen sich in der Regel auf 1.000 Geburten in einem Land oder einer Region.
Die weltweite Kindersterblichkeit sinkt – und muss weiter sinken
Seit 1990 ist die Gesamtanzahl der Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren stark gesunken: Während im Jahr 1990 laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 12,6 Millionen Kinder vor ihrem fünfen Lebensjahr starben, waren es 2019 5,2 Millionen. Auch die weltweite Kindersterblichkeitsrate ist um 59 Prozent gesunken: Im Jahr 1990 waren es noch 93 Todesfälle pro 1.000 Geburten. Im Jahr 2019 sank die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren auf 38 Todesfälle pro 1.000 Lebendgeburten. Anders gesagt: Während noch vor 30 Jahren 1 von 11 Kindern vor dem fünften Lebensjahr starb, war es im Jahr 2019 1 von 27.
Es bestehen starke globale Unterschiede
Obwohl selbst in den ärmsten Ländern die Zahl der Todesfälle sinkt, herrschen weiterhin starke Länderunterschiede: Während im Jahr 2019 in Deutschland 4 von 1.000 Kindern unter fünf Jahren starben, waren es in Sierra Leone 109 von 1.000 Kindern. Die Unterschiede zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern sind groß. Zu viele Kinder sterben an Infektionen, die sich durch eine medizinische Versorgung verhindern lassen oder behandelbar sind! Die Stärkung der lokalen Gesundheitssysteme und der Zugang zu medizinischer Versorgung für Schwangere und Kinder sind daher wichtige Bausteine zur Senkung der Kindersterblichkeit.
Kindersterblichkeit und Müttersterblichkeit
Nicht nur Kindersterblichkeit ist ein globales Problem. Auch die Müttersterblichkeit muss weiter sinken. Denn immer noch sterben zu vielen Frauen bei der Geburt oder unmittelbar danach. Die Überlebenschancen für Mütter sind dabei global sehr unterschiedlich: In Subsahara-Afrika führt eine Geburt zum Beispiel etwa 50 Mal häufiger zum Tod als in Industriestaaten. Denn in vielen Ländern, die von Armut betroffen sind, entbinden die meisten Frauen ohne die Hilfe eines Arztes oder einer Hebamme. Bei Komplikationen während der Geburt fehlt daher häufig eine lebenswichtige medizinische Versorgung. Unter Müttersterblichkeit versteht man laut WHO Todesfälle von Frauen während der Schwangerschaft oder 42 Tage nach dem Schwangerschaftsende.
Warme Mahlzeiten spenden
Mangel- und Unterernährung ist in allen unseren Projekten ein großes Problem. Um damit einhergehenden Folgeerkrankungen vorzubeugen, unterhalten wir auch Ernährungsprogramme und versorgen gefährdete Patienten mit warmen Mahlzeiten – pro Person reichen in unseren afrikanischen Projekten dazu schon 18€ monatlich aus.
Fragen zur Kindersterblichkeit
Was sind die häufigsten Todesursachen?
Zu den häufigsten Todesursachen zählen laut WHO Infektionskrankheiten:
- Lungenentzündung
- Durchfall
- Malaria
- Frühgeburt
- Sauerstoffmangel während der Geburt
- angeborene Anomalien, zum Beispiel Herzfehler
In fast der Hälfte der Todesfälle tragen ernährungsbedingte Faktoren zum frühen Tod bei. Denn insbesondere mangelernährte Kinder haben ein höheres Risiko, an lebensbedrohlichen Infektionen zu erkranken.
Was sind die Gründe für eine hohe Kindersterblichkeit?
Insbesondere in Entwicklungsländern ist die Kindersterblichkeit meist hoch. Gründe dafür sind unter anderem:
- Mangelhafte oder fehlende medizinische Versorgung
- Mangelhafte hygienische Verhältnisse
- Fehlende Aufklärung von werdenden Müttern
- Mangel- und Unterernährung bedingt durch Armut
Wo ist die Kindersterblichkeit am höchsten?
Am höchsten ist die Kindersterblichkeitsrate in Afrika südlich der Sahara. Dort stirbt laut WHO jedes 13. Kind vor dem fünften Geburtstag. Und auch in Zentral- und Südasien ist die Kindersterblichkeit im weltweiten Vergleich hoch.
Mehr als 4,1 Millionen Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren ereigneten sich 2019 in Subsahara-Afrika sowie Zentral- und Südasien. Das sind mehr als 80 Prozent der insgesamt 5,2 Millionen Todesfälle. Knapp die Hälfte aller Todesfälle unter fünf Jahren ereigneten sich 2019 in:
- Nigeria
- Indien
- Pakistan
- Demokratische Republik Kongo
- Äthiopien
Wie hoch ist die Kindersterblichkeit in Afrika?
Die Kindersterblichkeit ist in Afrika in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken: 1990 lag die Kindersterblichkeitsrate bei 176 Todesfällen je 1.000 Lebendgeburten, 2019 lag sie bei 74 Todesfällen je 1.000 Lebendgeburten. Und dennoch ist die Kindersterblichkeit in Subsahara-Afrika im weltweiten Vergleich weiterhin am höchsten. Vor allem in der Zentralafrikanischen Republik, in Somalia, Tschad, Niger, Mosambik, Mali, Sierra Leone sowie in der Demokratischen Republik Kongo sterben immer noch zu viele Kinder unter fünf Jahren.
Unterstützen Sie eine sichere Geburt
Mit einer Spende in Höhe von 50 Euro kann eine werdende Mutter durch ihre Schwangerschaft und Geburt begleitet werden. Helfen Sie uns, die Mütter- und Kindersterblichkeit in Sierra Leone zu senken und Leben zu retten. Jeder Euro hilft.
Welche Maßnahmen helfen bei der Reduzierung der Kindersterblichkeit?
Die Entwicklung der Kindersterblichkeitsrate zeigt: Die bisher ergriffenen Maßnahmen helfen. Dabei beginnt der Schutz der Kinder schon vor ihrer Geburt. Denn nur gesunde Frauen können ein gesundes Kind zur Welt bringen. Folgende Maßnahmen helfen, die Kindersterblichkeit zu senken:
- Verbesserung der Gesundheitssysteme vor Ort und damit eine bessere medizinische Versorgung, zum Beispiel durch den Zugang zu Medikamenten
- Verbesserung der hygienischen Bedingungen. Dazu zählt auch der Zugang zu sauberem Trinkwasser
- vorbeugende Maßnahmen wie Impfungen
- medizinisches Personal, das Mütter und Neugeborene betreut und versorgt
- Schulungen zur Hygiene und Ernährung
Geburtshilfe zur Senkung der Mütter- und Kindersterblichkeit
In vielen Entwicklungsländern bringen Frauen ihre Kinder ohne qualifizierte Begleitung zur Welt – und das zieht eine hohe Mütter- und Kindersterblichkeit nach sich. Vorsorge- und Nachsorgeuntersuchungen bleiben aus und im Notfall ist der Weg zum Krankenhaus oft zu weit. Bei kranken Neugeborenen oder Frühchen fehlt es meist an einer lebenswichtigen medizinischen Versorgung. Mit einer qualifizierten Geburtshilfe lässt sich die Mütter- und Kindersterblichkeit senken. Dazu zählen die Überwachung von Schwangerschaften, die Vorbereitung, Durchführung sowie Nachbehandlung von Geburten. Auch Hilfen beim Stillen sowie Schulungen hinsichtlich Hygiene und Ernährung können Leben retten!
In unserem Kilifi-Projekt in Kenia leisten wir diese Hilfe bereits seit einiger Zeit: So begleiten wir werdende Mütter von Anfang an und schützen so ihre Kinder.
Beendigung vermeidbarer Todesfälle bei Neugeborenen und Kindern als Entwicklungsziel der Vereinten Nationen
Die Säuglingssterblichkeit soll bis 2030 auf 12 Todesfälle je 1.000 Lebendgeburten sinken, die Kindersterblichkeitsrate auf 25 Todesfälle je 1.000 Lebendgeburten: Die „Nachhaltigen Entwicklungsziele“ (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen beschäftigen sich mit einer sozialen, wirtschaftlichen und ökologisch nachhaltigen Entwicklung. SDG-Ziel 3.2 umfasst die Beendigung vermeidbarer Todesfälle bei Neugeborenen und Kindern unter fünf Jahren bis 2030 und steht damit im direkten Zusammenhang mit dem Ziel, die weltweite Müttersterblichkeitsrate auf 70 pro 100.000 Todesfälle zu senken.
Wie helfen die German Doctors?
Seit 1983 helfen die German Doctors Menschen in Entwicklungsländern, die sich sonst keinen Arzt leisten könnten. Unsere Projekte sind immer dort angesiedelt, wo medizinische Hilfe besonders benötigt wird. Mittlerweile helfen wir in acht ständigen Projekten in den Regionen Indien, Bangladesch, Sierra Leone, Kenia und auf den Philippinen bei der medizinischen Grundversorgung der Menschen und bilden Einheimische aus, damit eine dauerhafte Betreuung vor Ort gesichert ist.
In einigen unserer Projekte treten wir aktiv dafür ein, die Kinder-, aber auch Müttersterblichkeit zu senken. Denn ein gesundes Leben beginnt schon vor der Geburt.
In Nairobi im Kampf gegen Mangel- und Fehlernährung
In unserem Nairobi-Projekt im Mathare Valley, dem zweitgrößten Slum in Kenia, bekämpfen wir die Mangel- und Fehlernährung. Denn mangel- und fehlernährte Kinder sind besonders anfällig für Infektionskrankheiten, die im schlimmsten Fall zum Tod führen. Im benachbarten Ernährungszentrum werden mangel- und unterernährte Kinder mit hochkalorischer Nahrung versorgt, um gesund ins Leben zu starten.
Gleichzeitig bieten unsere German Doctors Müttern und chronisch kranken Patientinnen und Patienten Schulungen an. In diesen Schulungen zeigen wir ihnen, wie sie mit regionalen Zutaten nährstoffreich für sich und ihre Kinder kochen und so ihre Gesundheit sichern.
Hilfe für Mütter und Kinder in Kilifi
Schwangere und junge Mütter sind durch eine mangelnde medizinische Versorgung besonders gefährdet. Schätzungen zufolge sterben in Kenia jährlich 6.300 Frauen während der Schwangerschaft oder unter der Geburt. Damit Frauen sicher entbinden können, ohne einen allzu weiten Weg auf sich nehmen zu müssen, wurde die Ambulanz in Bomani in unserem Kilifi-Projekt mit einer Entbindungsstation inklusive Kreißsaal ausgestattet. Mehrmals pro Jahr entsenden wir einen Gynäkologen oder eine Gynäkologin, um die lokalen Mitarbeitenden vor Ort in der grundlegenden geburtshilflichen Versorgung zu schulen.
Sichere Geburten für die Mangyanen-Frauen auf den Philippinen
Bei den Mangyanen, einem Ureinwohnervolk der Philippinen, ist es immer noch üblich, dass Frauen mithilfe von traditionellen Heilern zu Hause in ihren Lehmhütten entbinden. Oft liegen lange Wege zwischen den Siedlungen und den nächstgelegenen Krankenhäusern. Kommt es bei der Geburt zu plötzlichen Komplikationen, ist eine schnelle medizinische Versorgung jedoch lebensnotwendig. Die German Doctors bieten schwangeren Frauen in unserem Projekt auf der Insel Mindoro deswegen die Möglichkeit, bis zur Geburt gemeinsam mit ihren Familien im sogenannten „Half-Way-Home“ in Mansalay zu wohnen. Das Ärztehaus befindet sich auf halbem Weg zum Krankenhaus, sodass die Mangyan-Frauen kurz vor der Geburt in ein Krankenhaus überwiesen werden können, um ihr Kind dort sicher und unter medizinischer Aufsicht auf die Welt zu bringen.
Weitere Arbeitsschwerpunkte
HIV/Aids
Insbesondere in unseren Projekten in Afrika ist HIV/Aids leider noch immer eines der größten Probleme. Hier mehr über das Virus erfahren.
Tuberkulose
Eine HIV-Infektion geht oftmals mit einer langwierigen Erkrankung an Tuberkulose einher. Hier mehr über dieses Krankheitsbild erfahren.
Malaria
Der Stich einer kleinen Mücke kann tödlich enden. Malaria gehört zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten der Welt. Mehr Infos finden Sie hier.