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Seenotrettung auf dem Mittelmeer
Seenotrettung auf dem Mittelmeer

Seenotrettung im Mittelmeer

Zur besseren medi­­zinischen Versorgung geretteter Boots­­­flücht­linge kooperieren wir seit Mitte 2021 mit der zivilen Seenot­rettungs­­­organisation Sea-Eye. Die Mittelmeer­route gilt weltweit als tödlichste Flucht­­route und jedes Jahr riskieren Tausende Menschen ihr Leben auf der Flucht vor Not, Elend und Verzweiflung. Unsere German Doctors versorgen die Geretteten basis­medi­zinisch.

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Dr. Stefan Mees als Einsatzarzt auf der Sea-Eye 4

„Bei der letzten Mission waren 25 Menschen in einem be­hand­lungs­würdigen oder sogar kritischen Zu­stand. Ein acht­jähriger Junge war nicht mehr an­sprech­bar. Ihn und alle anderen Patientinnen und Patienten konnten wir im Bord­hospital stabili­sieren. Ein junger Mann musste auf­grund eines schweren Herz­leidens durch die italienische Küsten­wache von der „Sea-Eye 4“ evakuiert werden. Be­drückend ist, dass die meisten Menschen zu­dem deut­liche Symptome schwerer Trauma­ti­sierung zeigen – auch viele der Kinder.“

Dr. Stefan Mees
Einsatz­arzt der German Doctors auf der „Sea-Eye 4“

Interview mit Dr. Mees lesen

Unsere Arbeit kurz erklärt

In diesem kurzen Erklär­video erfah­ren Sie am Beispiel von Frau Dr. Schäfer, wie die Arbeit der German Doctors funktio­niert.

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Fragen und Antworten zum Projekt

Warum engagieren sich die German Doctors in der zivilen Seenotrettung?

Als medizinische Hilfsorganisation sehen wir in der Rettung von Flücht­lingen aus Seenot ein Gebot der Menschlichkeit. Wir sind fest davon überzeugt, dass jedem Menschen geholfen werden muss, der auf der Flucht vor Krieg, Vertreibung und Perspektivlosigkeit auf dem Mittelmeer in Lebensgefahr geraten ist – unge­achtet seiner ethnischen Zugehörigkeit, Religion, Staats­angehörigkeit, politischen Über­zeugung oder sonstigen Unter­scheidungs­merkmalen. Der feste Glaube an den Wert jedes einzelnen Menschen und die Über­zeugung, dass jede Hilfe, die wir einem Menschen in Not leisten, ihren eigenen Wert hat, tragen seit mehr als 35 Jahren unsere Vereins­arbeit. Unser Engagement in der zivilen Seenot­rettung ist eine folgerichtige Erweiterung unseres Hilfs­angebotes in einigen Ländern des globalen Südens und in Griechenland.

Wer ist Kooperations­partner der German Doctors bei der zivilen Seenot­rettung?

In allen unseren Projekten arbeiten wir mit (lokalen) Partner­organisationen zusammen. Bei der zivilen Seenot­rettung heißt unser Partner: Sea-Eye e. V. Der Verein mit Sitz in Regensburg, hat sich im Jahr 2015 zur Rettung von in Seenot geratenen, meist geflüchteten Menschen im Mittelmeer gegründet. Mit dem Rettungsschiff „Sea-Eye 4“ sucht die Crew vor der libyschen Küste nach Bootsflüchtlingen, rettet sie, versorgt sie medizinisch und bringt sie in Sicher­heit. Mehr als 1.000 ehrenamtliche, wechselnde Crew­mitglieder haben im Namen des Vereins „Sea-Eye“ bislang in mehr als 70 Missionen rund 15.000 Leben gerettet (Stand April 2021).

Weitere Infos zu unserem Kooperationspartner Sea-Eye.

Welche Aufgaben haben die ehrenamtlichen German Doctors an Bord der „Sea-Eye 4“?

Unsere ehren­amtlichen Einsatz­ärztinnen und -ärzte leisten erste medizinische Hilfe, nachdem die Flüchtlinge an Bord genommen wurden. Nach oft mehreren Tagen auf dem Mittelmeer leiden viele von ihnen an Unter­kühlung, Flüssigkeits­mangel und Ent­kräftung. Auch Verletzungen, Verätzungen und Reaktionen auf Benzin­dämpfe sind häufig. Unbehandelte chronische Krank­heiten wie Diabetes und Blut­hochdruck oder auch Schwanger­schafts­probleme sind ebenfalls Indikationen, bei denen unsere German Doctors an Bord helfen. Da viele Gerettete durch das Erleben in ihren Heimat­ländern und/oder auf der Flucht trauma­tisiert sind, ist bei unseren Doctors, wie bei allen anderen Crew­mitgliedern viel Einfühlungs­vermögen, ein hohes Maß an Sensi­bilität und inter­kultu­reller Kompetenz gefragt. Die Geretteten erzählen von Gewalt und Miss­handlungen, die sie durch Milizen, Schlepper und andere bewaff­neten Gruppen erlitten haben. Unsere Ärztinnen und Ärzte sehen Spuren von Folter und Gewalt, wie etwa Stich-, Brand- und Schuss­wunden. Auch Knochen­brüche als Folge von Miss­handlungen diagnostizieren und behandeln sie. Frauen berichten von Verge­waltigungen. Die menschliche Zuwendung ist für viele der an Bord Genommenen also immens wichtig; vielleicht sogar wichtiger als die medi­zinische Erst­versorgung. Gelegentlich versuchen sich Flücht­linge an Bord von Rettungs­schiffen zu suizidieren. Selbstmord­versuchen vorzu­beugen ist also auch eine wichtige Aufgabe unserer Einsatz­ärztinnen und -ärzte. Kommt es an Bord zu einer medi­zinischen Notfall­situation – das kann eine komplizierte Geburt sein, ein Herzinfarkt oder eine Verletzung, die einer Operation bedarf – kann die Crew einen Rettungs­hubschrauber anfordern. Übrigens sind neben unseren Einsatz­ärztinnen und -ärzten immer auch Rettungssanitäter oder anders medizinisch geschulte Personen an Bord der „Sea-Eye 4“. Das ist wichtig und vor allem dann hilfreich, wenn auf einmal mehr als hundert Personen aufgenommen und erstversorgt werden müssen.

Wie viele Crewmitglieder sind an Bord des „Sea-Eye 4“?

Die Einsatz­mannschaften der "Sea-Eye 4“ bestehen aus ehren­amtlichen Crew­mitgliedern (Einsatzcrew) und professionellen See­leuten zur Schiffs­führung (Schiffscrew). 20 couragierte Personen mit sehr verschiedenen Fähig­keiten aus unter­schiedlichen Ländern setzen sich bei jeder Mission für das Wohl der Flücht­linge ein. Unterstützt wird jede Mission von vielen Ehren­amtlichen an Land. Sie führen viel­fältige Aktionen durch und machen dabei auf die Rettungs­aktivitäten von Sea-Eye aufmerksam, informieren, sammeln Spenden und gewinnen weitere Unter­stützer für die humanitäre Hilfsarbeit. Ganz ähnlich, wie auch die German Doctors von vielen enga­gierten und einfalls­reichen Menschen unter­stützt werden – darunter auch viele unserer ehrenamtlichen Einsatz­ärztinnen und -ärzte.

Wie viele Menschen hat der German Doctors-Kooperations­partner Sea-Eye bisher gerettet?

Seit Gründung des Vereins im Jahr 2015 haben mehr als 1.000 ehrenamtliche, wechselnde Crew­mitglieder in bislang mehr als 70 Missionen rund 15.000 Leben gerettet (Stand April 2021).

Wie viele Menschen haben ihr Leben in den vergan­genen Jahren im Mittelmeer gelassen?

Das Gute im Schlechten: Die Zahl der Ertrunkenen ist seit dem Jahr 2016 stetig gesunken. Das darf aber nicht darüber hinweg­täuschen, dass nach wie vor viele Frauen, Männer und Kinder im Mittelmeer ihr Leben verlieren. Waren es im Jahr 2016 noch mehr als 5.000 Menschen, starben oder versch­wanden laut dem Flüchtlings­hilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) 2017 rund 3.100 Geflüchtete. Im Jahr 2018 waren mehr als 2.200 Tote und Vermisste zu beklagen, und in 2019 fanden 1.327 Menschen den Tod bei der Flucht über das Mittel­meer oder sind vermisst. Im Jahr 2020 sind 1.166 Menschen gestorben oder als vermisst erklärt worden; von Januar bis Mai 2021 mindestens 616 Menschen. Obwohl sowohl die Zahl der Ankünfte der über das Mittelmeer Geflohenen seit 2016 deutlich gesunken ist (2016: 373.652 Menschen; 2017: 185.139 Menschen; 2018: 141.472 Menschen; 2019: 123.663 Menschen, 2020: 88.200) als auch die Zahl der Toten und Vermissten, bleibt der Fluchtweg über das Mittelmeer die tödlichste Seeroute der Welt. Kritische Stimmen sagen, dass die Gefahr für die Flüchtenden über die vergangenen Jahre sogar zuge­nommen hat, da die staatliche Seenot­rettung zurückgefahren wurde und zum Beispiel Italien die zivile Seenot­rettung eher behindert als unterstützt.

Wie entwickelt sich die Zahl der über die Mittel­meer­route Flüchtenden aktuell – auch vor dem Hinter­grund der Corona-Pandemie?

Unge­achtet der Corona-Pandemie wählen nach wie vor viele Flüchtlinge die gefährliche Mittel­meerroute, um Krieg, Vertreibung und Perspektiv­losigkeit in ihren Heimat­ländern zu entkommen. Die meisten von ihnen wagen den Weg über das Meer von der libyschen Küste aus. Zwar gab es im März einen vorüber­gehenden, Corona bedingten Rückgang der Fluchten. Schon im April ist ihre Zahl aber wieder ange­stiegen und im Mai noch einmal: Auf der Strecke über das zentrale Mittel­meer, also von Libyen und Tunesien Richtung Italien und Malta - dort, wo sich German Doctors auf der „Sea-Eye 4“enga­gieren – gab es nach Angaben der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küsten­wache, Frontex, im Mai 2020 rund 1.000 uner­laubte Grenz­übertritte. Das entspricht einem Anstieg von 40 Prozent gegenüber dem Vormonat April. Von Januar bis Mai erfasste Frontex 5.500 Fälle – fast dreimal so viele wie im gleichen Zeitraum 2019. Im Juli kamen 10.000 Flüchtlinge in Europa an! Ein Monat übrigens, in dem nicht ein einziges Seenot­rettungs­schiff auf dem Mittel­meer kreuzte. Insge­samt erreichten 2020 72.751 Menschen Europa über das Mittel­meer.

Werden die German Doctors auf die Schiffs­einsätze anders vorbereitet als auf die Einsätze in den Ländern des globalen Südens?

Ja. Die Arbeit an Bord der Rettungs­schiffe unter­scheidet sich in mancherlei Hinsicht von den Einsätzen in unseren Projekten in Indien, Bangladesch, Kenia, Sierra Leone, und auf den Philippinen. Zwar haben die Flüchtlinge auch Erkrankungen, die unsere Ärztinnen und Ärzte aus den anderen Projekten kennen – darunter typische Armuts­erkrankungen wie Malaria, Tuberkulose, Aids und Krätze – aber viel häufiger sind Krank­heits­bilder, die unmittelbar durch die Flucht über das Meer auftreten bzw. Folge von gewaltsamen Über­griffen und Folter sind. Neben den körperlichen Beschwerden leiden viele Flücht­linge unter psychischen Problemen, einige sind schwer traumatisiert. Auf die besondere Situation auf See sowie die spezifischen Krankheits- und Beschwerde­bilder der Flüchtlinge bereiten wir unsere Einsatz­ärztinnen und -ärzte in enger Kooperation mit Sea-Eye in einer speziellen Arbeits­gruppe vor. Mit dabei sind immer auch seenotrettungs-erfahrene Personen. Sie können am authent­ischsten von den besonderen Heraus­forderungen eines Einsatzes auf den Rettungs­schiffen berichten. Nicht verschweigen wollen wir, dass sowohl die physische als auch die psychische Belastung bei den Rettungs­einsätzen für alle Crew­mitglieder sehr hoch sind und nicht jeder German Doctor, der an Land hervor­ragende Arbeit leistet für den Einsatz auf einem der beiden Sea-Eye-Schiffe geeignet ist.

Ist Seenot­rettung nicht eigentlich eine staat­liche Aufgabe?

Ja und nein. Tatsächlich gibt es bei der Rettung von Menschen in Seenot zwei verant­wortliche Akteure:

  • den Staat, der die Rettung koordiniert, und
  • das Schiff, das die Rettung der in Seenot Befindlichen vornimmt.

Das Flüchtlings­hilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) schreibt dazu: „Welcher Staat für die Koordination einer Rettungs­aktion nach Eingang eines Notsignals verantwortlich ist, richtet sich danach, in wessen sogenannter „search and rescue zone“ sich das in Seenot geratene Schiff oder Boot befindet. Diese Zone wird vom Küstenstaat in Absprache mit seinen Anrainer­staaten definiert und der Inter­national Maritime Organisation gemeldet. Es soll sichergestellt werden, dass keine Gebiete auf dem Meer entstehen, für die kein Land zuständig ist. Das betreffende Land hat die Aufgabe durch seine Leitstelle die Seenot­rettung zu koor­dinieren, so dass die Schiffe, die am schnellsten zum Ort der Seenot vordringen können und die Kapazitäten für die Aufnahme von Schiff­brüchigen haben, zum Notfall dirigiert werden können. Die so ident­ifizierten Schiffe bzw. ihre Kapitäne sind für die Durchführung der Seenot­rettung verant­wortlich, indem sie in Seenot befind­liche Menschen an Bord nehmen oder mit anderen Maßnahmen aus der Notlage befreien. Dabei ist es für diese Verpflichtung egal, ob es sich um ein staatl­iches Schiff, ein Schiff einer NGO oder um ein zu kommer­ziellen Zwecken betriebenes, privates Schiff handelt.“

Grund­sätzlich hat der Kapitän eines jeden Schiffes, das in der Lage ist, Hilfe zu leisten und sich in der Nähe des verunglückten Schiffes oder Bootes befindet, die Verpflichtung, die in Seenot befind­liche Menschen zu retten. Seit die Europäische Union ihre marinen Rettungs­missionen einge­stellt hat, sind zivile Seenot­rettungs­organisationen wie der Sea-Eye e.V. aber die einzigen Akteure, die aktuell das Sterben auf dem Mittel­meer einzu­dämmen versuchen.

Engagieren sich einzelne Staaten oder die EU überhaupt noch in der Seenot­rettung?

Von staatlicher Seite wurden die operativen Kapazitäten zur Seenot­rettung binnen der vergangenen Jahre deutlich geschmä­lert. Die italienische Marine­mission „Mare Nostrum“ (2013 – 2014) hatte noch die vorrangige Aufgabe, Menschen aus Seenot zu retten. Die von der EU getragenen, nach­folgenden Operationen „Triton“ und „Sophia“ zielten zunehmend auf die Bekämpfung von Schleppern und unerlaubte Einreisen ab. So war die „EUNAVFOR MED Operation Sophia“ (bis März 2020) seit März 2019 nur noch auf Luft­aufklärung ausgelegt. Schiffe waren im Namen der Mission gar nicht mehr unter­wegs. Private Rettungs­organisationen wie Sea-Eye versuchen die entstandene Lücke zu füllen – und tun das. Zehntausenden Menschen haben sie bereits das Leben gerettet.

Unterstützen die Rettungs­aktionen von Nicht­regierungs­organisationen wie dem Sea-Eye e.V. nicht die Aktivitäten der Schlepper?

Der Vorwurf, zivile Seenotretter erzeugten sogenannte „Pull-“ oder Anziehungs­effekte wird immer wieder erhoben. Es ist aber nicht das Wissen um die kreuzenden Rettungs­schiffe, welches die Menschen zur verzweifelten Flucht über die Mittel­meer­route bewegt. Deutlich wurde dies in einem Zeitraum, in dem im zentralen Mittelmeer u.a. wegen der beginnenden Corona-Pandemie kein Rettungs­schiff unterwegs war (Mai - Juni 2020): Wissend, dass alle Rettungs­schiffe in Häfen festlagen, traten trotzdem rund 6.000 Flüchtlinge die gefährliche Reise Richtung Europa an. „Push-Effekte“, also jene Faktoren, die die Menschen zum Verlassen ihrer Heimat bewegen – Verfolgung, Krieg, Menschen­rechts­verletzungen und Perspektiv­losigkeit – sind erwiesenermaßen die Haupt­ursachen für Flucht- und Migrations­bewegungen. Ob Rettungs­schiffe auf dem Meer kreuzen oder nicht, entscheidet letztlich „nur“ darüber, wie hoch die Überlebens­chancen der Flücht­linge sind. Die Wahrheit ist: Zehn­tausende Menschen verdanken der zivilen Seenot­rettung ihr Leben. Organisationen wie Sea-Eye schließen eine Lücke, die die euro­päischen Staaten nicht zu schließen gewillt scheinen.

Den oft gegen zivile Rettungsakteure erhobenen Vorwurf des „Pull-Effekts“ entkräften inzwischen sogar wissenschaftliche Untersuchungen:

University of London et al. (Charles Heller/Lorenzo Pezzani): Blaming the Rescuers
Oxford University et al. (Elias Steinhilper/Rob Gruiters): Border Deaths in the Mediterranean
Doctors without Borders Operational Research Unit LuxOr: Humanitarian NGOs conducting Search and Rescue Operations at Sea: A “pull factor”?
Peace Research Institute Oslo: "Preventing the Work of Rescue Vessels in the Mediterranean Will Not Save More Migrants"

Warum wagen Menschen über­haupt die gefähr­liche Flucht über das Mittelmeer?

Die Antworten der Geretteten auf die Frage, warum sie geflohen sind, ähneln sich. „Ich habe keinen anderen Ausweg gesehen“, ist dabei eine der häufig­sten Aussagen. Die Menschen fliehen vor Krieg, Gewalt, Verfolgung, Armut und Perspektiv­losigkeit. Eine legale Einwanderung nach Europa aus den typischen Herkunfts­ländern – diese liegen in Afrika, Asien und dem Nahen Osten – ist nahezu unmöglich. Zunehmend restriktiv ist die Asyl- und Migrations­politik der Europäischen Union, und das steigert die Risiko­bereitschaft der Flücht­linge. Wir müssen davon ausgehen, dass, solange die Europäische Union weniger den Ursachen für Flucht- und Migrations­bewegungen entgegenwirkt als deren Auswirkungen – z.B. durch die Bekämpfung der Schlepper­netzwerke, höheren Militär­einsatz und verschärften Grenz­schutz –, weiterhin viele verzweifelte Menschen in seeuntüchtige Boote steigen, ihr Leben auf dem Mittel­meer riskieren und es dort schlimmsten­falls verlieren.

Warum gibt es so viele minder­jährige Flücht­linge?

Die Gründe, warum sich Minder­jährige auf den Weg nach Europa machen oder von ihren Familien auf die gefährliche Reise geschickt werden, hängen von den Rahmen­bedingungen in ihren jeweiligen Herkunfts­ländern ab. Die häufigsten „Push-Faktoren“ sind wirtschaftliche Gründe bzw. Perspektiv­losigkeit, bewaffnete Konflikte, die Gefahr, als Kinder­soldat rekrutiert zu werden, Gewalt im familiären Umfeld, drohende Zwangs­heirat, drohende Zwangs­beschneidung oder Genital­verstümmelung und die Gefahr, Opfer von Kinder- bzw. Menschen­handel zu werden. Der auf den jungen Flücht­lingen lastende Druck ist oftmals sehr groß, vor allem, wenn sie von den Familien nach Europa geschickt werden, mit der Erwartungs­haltung, dass sie dort schnell Fuß fassen, Geld verdienen und die Angehören zuhause finanziell unterstützen oder ebenfalls nach Europa holen können. Viele Minder­jährige sind diesem Druck nicht gewachsen. Insbesondere, wenn der Weg in das vermeintlich bessere Leben jäh in einem Auffang­lager oder, mangels adäquater Einrichtungen, vorübergehend in einem Gefängnis endet. Das ist die bittere Realität für viele minder­jährige Flüchtlinge in Griechenland.

Was unternimmt die Crew der "Sea-Eye 4" bei einem Corona-Ausbruch auf einem der Schiffe?

Die Organisation Sea-Eye hat einen detaillierten Management-Plan für den Fall entwickelt, dass eine Corona-Infektion an Bord des Rettungs­schiffes festge­stellt werden sollte. Das Sicherheits­konzept zielt unter anderem darauf ab, dass die die betroffene Person persönliche Kontakte auf dem Schiff vermeidet. Die medi­zinische Versorgung wird unter Beachtung der Schutzregeln gewähr­leistet. Im Fall eines Corona-Ausbruchs auf dem Schiff werden zudem alle nötigen Instanzen umgehend informiert, u.a. auch die für die zuständigen Personen des nächst­gelegenen Hafens.

Wohin bringen Sea-Eye und German Doctors die Flüchtlinge und wie läuft das normaler­weise ab?

Sea-Eye bringt die Menschen mit ihren Schiffen an einen soge­nannten „Place of Safety“, also an einen sicheren Ort. So verlangt es auch das Völker­recht: Menschen, die aus Seenot gerettet wurden, müssen an einen Ort gebracht werden, an dem ihnen kein Leid mehr droht und sie mit Nahrung, Obdach und ärztlicher Für­sorge versorgt werden können. Als europäische Rettungs­kräfte können wir Menschen nur nach Europa bringen, weil das der einzige Ort ist von dem wir mit Über­zeugung sagen können, dass die Menschen dort sicher sind.

In den Medien ist häufig die Rede davon, dass Flüchtlinge zurück nach Libyen gebracht werden. Ist das wahr?

Im Juni 2018 wurde die Verantwortung zur Koordination von Rettungs­aktionen in inter­nationalen Gewässern – dort geraten die meisten Flücht­linge in Seenot – offiziell auf die libysche Küsten­wache übertragen. Bis dahin war das Aufgabe der Seenot­rettungs­leitstelle in Rom. Sowohl diese Aufgaben-Über­tragung auf die lybische Küstenwache als auch deren Aufrüstung durch die EU lässt nur einen Schluss zu: Die EU will die Verant­wortung für die Seenot­rettung von sich weisen. Derzeit lässt sich beobachten, dass die libysche Küsten­wache Menschen, denen die Flucht aus Libyen geglückt ist, immer häufiger sogar aus internationalen Gewässern ins Konflikt­gebiet zurückbringt. Offiziell heißen diese Operationen „Rettungs­aktionen“. Tatsächlich werden die Flüchtlinge aber nicht, wie es das internationale Seerecht für die Seenot­rettung verlangt, an einen sicheren Ort gebracht. Für viele endet die Odyssee in einem der berüchtigten libyschen Inter­nierungslager entlang der Küste. In die Inter­nierungslager haben UN-Organisationen wie das UN-Flüchtlings­hilfswerk UNHCR oder die UN-Migrationsagentur IOM nur einen eingeschränkten Zugang. Auch fehlt es an einer formellen Registrierung der Gefangenen. Die Menschen in den Lagern haben keine Möglichkeit, ihre Inhaftierung juristisch über­prüfen zu lassen. Es ist nicht nachvoll­ziehbar, was mit ihnen geschieht. Diese Entwicklung beobachten wir mit Sorge.

Lässt sich die Route der Schiffe online verfolgen?

Ja, die Position der „Sea-Eye 4“ können Interessierte fast in Echtzeit verfolgen – auf dem Online-Portal „Marine Traffic“.

Wie finanzieren German Doctors die Einsätze auf den Schiffen von Sea-Eye bzw. fehlt das Geld dann nicht in den anderen Projekten?

Die im Vergleich zu den anderen Projekten eher geringen Kosten für die Einsätze werden aus zweck­gebundenen Spenden, d.h. aus Mitteln, die uns genau für diese Arbeit anver­traut wurden, und nur bei darüber hinaus gehenden Kosten aus dem freien Spenden­aufkommen finan­ziert. Für uns ist die medizinische Versorgung der Menschen auf der Sea-Eye ein genauso wichtiges Anliegen wie die basismedizinische Hilfe in unseren anderen weltweiten Projekten. Daher steht die Unter­stützung der Seenot­rettung auch nicht in einem Entweder-Oder-Verhältnis zu unserer Arbeit in Kenia, Sierra Leone, Indien, Bangladesch und auf den Philippinen, sondern stellt die logische Konsequenz unseres humani­tären Ansatzes dar. Wir freuen uns über viele Unter­stützerinnen und Unterstützer, die es uns ermöglichen, unsere Projektarbeit zum Wohle notleidender Menschen auszu­bauen.

German Doctors auf dem Mittelmeer

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