Eine Visite, die man nicht vergisst

Lungen-Tbc bei Kindern: Ein Bericht von Einsatzarzt Dr. Josef Lipinski aus Kalkutta

Junge Patientin im Rollstuhl

Tuberkulose fesselt sie an den Rollstuhl

Während meines Einsatzes in Kalkutta feierte das Pushpa Home sein 10-jähriges Jubiläum. Pushpa bedeutet „kleine Blume“. Das Ziel dieser Einrichtung besteht darin, Kinder mit schwerer Tuberkulose zu behandeln, die Not zu lindern und und ihr Leben zu retten. Diese Krankenstation liegt im Staffhouse der German Doctors auf dem Gelände der indischen Partnerorganisation „Howrah South Point“. Aufgebaut wurde sie auf Initiative des Ehepaares Dres. Uta und Dankwart Kölle und von Father Laborde. Nachdem sich über Jahre bei unserer Arbeit in den Slums herausstellte, dass eine ambulante Tuberkulose-Therapie für Kinder aufgrund schwerer Krankheitsformen – wie z.B. bei einer Lungen-Tbc – nicht zielführend ist, wurde 2007 das Krankenhaus eingeweiht.

Lungen-Tbc in Kalkutta

Eine kleine Patientin des Pushpa Home

Die Kleinsten leiden

Die Station umfasst 35 Betten und fünf Isolierzimmer. Etwa die Hälfte der Kinder leidet an schwerer Lungentuberkulose, die andere Hälfte an Organtuberkulose von Gehirn, Rückenmark, Knochen oder Darm. Fachlich werden die Kinder von der indischen Lungenfachärztin Dr. Mita Roy betreut. Ich hatte Gelegenheit an der Visite auf der Station teilzunehmen. Dabei sah ich Krankheitsbilder, die ich in 40 Jahren als Arzt in Deutschland nie erlebt habe:

Ein 13-jähriges Mädchen wurde wegen einer fast kompletten hohen Querschnittslähmung aufgenommen. Als Ursache bestand ein Abszess hinter dem Rachen ausgehend von einer Lymphknoten-Tuberkulose. Der Abszess führte zu einer Kompression des Rückenmarks und einer weitgehenden Lähmung von Armen und Beinen. Nach Spaltung des Abszesses und monatelanger medikamentöser Therapie, hat sich die Lähmung inzwischen fast vollständig zurückgebildet!

Ein 4-jähriges Mädchen wurde wegen einer tuberkulösen Hirnhautentzündung behandelt. Bei der Aufnahme war das Kind erblindet, konnte nach langer Therapie inzwischen aber wieder sehen. Dennoch sind bleibende Schäden zu erwarten.

Eine kleine Feier zum Jubiläum

Eine kleine Feier zum Jubiläum

Ein 14-jähriges Mädchen konnte wegen einer Hüftgelenks-Tuberkulose nicht mehr laufen. Dank der Therapie und gleichzeitiger Übungsbehandlung konnte eine vollständige Belastbarkeit wiederhergestellt werden.

Hilfe ist nur dank Spenden möglich

An diesen Einzelbeispielen kann man erkennen, welche Bedeutung diese Station – welche komplett aus Spenden finanziert wird – für die Behandlung schwerkranker Kinder mit Lungen-Tbc und anderen Formen der Tuberkulose hat. Es gibt im Großraum Kalkutta keine vergleichbare Kinderstation. Es ist wohltuend zu erleben, wie das Schicksal der Kinder durch diese Station verbessert wird!