Nach wenigen Stunden mitten im Geschehen

Ein Bericht von Einsatzärztin Dr. Doris Schröder aus Chittagong

Die rudimentären Wellblechhütten erfüllen ihren Zweck

Am Flughafen empfängt mich die Sonne (in Europa herrscht noch nasskaltes Winterwetter) und anschließend ein überfülltes, lärmendes Chittagong mit einem chaotischen Verkehr. Am ersten Arbeitstag bin ich nach wenigen Stunden mitten im Geschehen und schnell stellt sich heraus, dass der zugeteilte Übersetzer und ich ein tolles Team sind. Da kollabiert plötzlich im Wartebereich eine Frau aufgrund der Herzfrequenz: Tachyarrhythmie; in Deutschland wäre diese Person mit Notarzteinsatz auf der Intensivstation gelandet, aber selbst eine stationäre Behandlung in Bangladesch war nicht möglich, da Krankenhäuser grundsätzlich keine Patienten aufnehmen, die keine Begleitperson zur Versorgung mitbringen. Also galt es zu improvisieren: Fraktionierte orale Gabe des einzigen zur Verfügung stehenden Betablockers und Frequenzkontrolle via “Stethoskop”. Nach Stabilisierung konnte die Frau noch am gleichen Tag den Heimweg antreten; bei der Kontrolle am Folgetag erschien sie mit ihrem auswärtswohnenden Sohn und hatte einen normofrequenten Sinusrhythmus. Meine verbale Reaktion “I don’t no know who your god is, but he has sent many angels to protect you” wurde mit einem unvergesslichen strahlenden Lächeln quittiert!

The different way of life

In den engen Gassen von Chittagong

Dann war da eine Frau, die am Vortag zu Hause im Slum entbunden hatte, das Neugeborene in ihrem Arm war nur in ein Handtuch gewickelt. Bei der Untersuchung musste ich feststellen, dass ihr Baby eine Meningomyelocele im LWS-Bereich hatte Schnell konnte das Personal von der Dringlichkeit einer chirurgischen Intervention überzeugt werden und nachdem ich einige Male die Diagnose buchstabieren musste, klappte die Weiterbehandlung im Hospital sehr gut. Während meines Einsatzes habe ich viele landestypische Krankheitsbilder kennengelernt und natürlich auch the different way of life – fasziniert hat mich immer wieder die Geduld der Bangladeschi und das trotz der widrigen Lebensbedingungen. Meinen Heimflug habe ich mit vielen positiven Erinnerungen an den Aufenthalt und die Bangladeschis angetreten – I will never forget them!