Slums, Rikshaws und unser Medical Centre
Ein Bericht von Isabel Herrero über ihren Einsatz in Chittagong, Bangladesch
Nach einer fast zweitägigen Reise via Dubai und Dakha kam ich endlich Ende März in Chittagong an. Diese im Südosten Bangladeschs liegende Hafenstadt beeindruckt bereits auf den ersten Blick mit einem Gewühl und Gewimmel aus Rikshaws, Baby-Taxis (Tuk-Tuks) und vielen vielen Menschen. Bangladesch ist das bevölkerungsdichteste Land der Erde (aktuell 169 Millionen Menschen laut WHO) – und leider auch das drittärmste Land. Ca. ein Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze und gerade in den Städten nimmt das Bevölkerungswachstum speziell in den Slumgebieten zu. Diese Slums unterschiedlicher Größe sind eingestreut in die etwas besseren Viertel. Unsere kleine Ambulanz „MCPP“ (Medical Centre for the Poorest of the Poor) liegt in Pathergata, einem christlich-portugiesisch geprägten Viertel. Nicht weit entfernt von uns beginnen schon die Slums, von wo aus der größte Teil unserer Patienten stammt.
Jeden Morgen starten wir German Doctors um 8 Uhr zusammen mit unserem bangladeshi Staff die Sprechstunde für die „Ärmsten der Armen“ . Vornehmlich Mütter mit Kindern suchen unsere Hilfe, aber auch hart arbeitende Rikshawfahrer und ältere alleinstehende Frauen gehören dazu. Kurz vor der Sprechstunde finden kleine Lehrstunden durch unsere Krankenschwester Ana statt, in denen in einfacher Sprache über wichtige Themen wie Hygiene und Ernährung gesprochen wird.
Jeder Patient zeigt bei Ankunft seine gelbe Patientenkarte vor, bevor er gewogen und gemessen wird. Die Daten der Kinder werden dann bis zum fünften Lebensjahr in ihrer Größentabelle eingetragen, so dass der behandelnde Arzt sofort erkennt, ob dieses Kind an Unterernährung leidet. Unsere Übersetzer rufen dann die Patienten – nach Wartezeit und Dringlichkeit geordnet – auf. Als Nächstes werden die Patienten in den Sprechstundenzimmern durch unsere Übersetzer befragt. Diese Vorarbeit ist Gold wert, denn nur durch eine gute Anamnese kommt man zum Kern des Problems. Nicht selten verstecken sich hinter Schmerzen und Schwäche ganz andere, meist soziale Probleme. Nach eingehender Untersuchung leiten wir dann die Behandlung ein, die neben Medikamenten auch Verbände, Gipse oder Infusionstherapien beinhaltet. Weitere Untersuchungen sind in unserem Zentrum auch möglich. So können wir notwendige Laboruntersuchungen einleiten oder Röntgenbilder und Ultraschall erstellen lassen.
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