Ein kleines Rädchen im Getriebe

Ehrenamtlich arbeiten in Nairobi: Ein Bericht von Einsatzärztin Dr. Christel Hiller

Kenia, das ist für mich ein Land der Gegensätze. Auf der einen Seite wenige, wirklich reiche Menschen und auf der anderen Seite Hunderttausende, die sich weder eine regelmäßige Mahlzeit, geschweige denn eine Krankenversicherung leisten können. Die auch in einer Millionenstadt wie Nairobi keinen Zugang zu Wasser, Strom und medizinischer Versorgung haben. Mit diesem Wissen kam ich ins Baraka Health Center und bin in meinen sechs Wochen, die ich dort ehrenamtlich arbeiten durfte, in eine andere Welt eingetaucht. Ich habe Patienten erlebt, die nichts anderes besaßen als die Kleidung auf ihrer Haut; Überfallene, die mit Stöcken und Metallstäben geschlagen wurden; Kinder mit Verbrennungen und Verbrühungen, weil sie sich in den beengten Wohnverhältnissen mit heißem Tee übergossen hatten; Patienten, die sich erst Geld für ihre Behandlung von der Verwandtschaft in Tansania anweisen lassen mussten und deswegen tagelang gewartet hatten, bis sie zu uns kamen! Dabei geht es hier um einen Geldbetrag von 1,80 Euro…

Mit begrenzten Ressourcen helfen

Ehrenamtlich arbeiten in Nairobi

Einsatzärztin Dr. Hiller und ihr Team

Veraltete Brüche und verschleppte Infektionen waren keine Seltenheit. Den Tatbestand von „limited resources“ und „limited facilities“ kennen wir hier in Deutschland Gott sei Dank nicht. Ich habe erlebt, dass man auch als kleines Rad in der Maschinerie etwas ändern kann: Wir konnten sehr vielen Patienten definitiv helfen; immer wieder gab es glückliche Gesichter nach Gipsabnahmen oder kleineren Operationen. Und neben vielen betrüblichen Situationen gab es während der Arbeit oft genug Anlässe zum Lachen. Und: Ich hatte ein Superteam mit meinen Übersetzern und meinen „Jungs und Mädels“ aus dem Emergency Room. Ich brachte ihnen etwas über die Chirurgie und sie mir etwas über die Kultur bei. Die sechs Wochen im Slum haben mich in vielerlei Hinsicht reicher gemacht und mir vermittelt, dass ehrenamtlich arbeiten für die German Doctors sehr sinnvoll ist. Auch wenn man nur ein kleines Rädchen im Getriebe ist!