Ankunft in Bangladesch – leider ohne Gepäck

Nach Bangladesch reisen als Frau: Ein Bericht von Einsatzärztin Dr. Anja Weihrauch aus Chittagong

Nach Bangladesch reisen als Frau

Bangladesch zeigt sich stets von seiner farbenfrohen Seite

Es war schon ein gewisses mulmiges Gefühl, als ich Ende Juli in Muscat ins Flugzeug nach Chittagong stieg. Auf dem Weg von Deutschland in den Oman waren noch viele deutsche Familien dabei; Touristen, welche vermutlich wie ich den strategisch günstig gelegenen Flughafen als Transit nutzten. Und nach Landung waren sie auf einmal alle weg! Nur sehr wenige westlich aussehende Menschen konnte ich bei meinem 8-stündigen Aufenthalt noch sehen. Das Gefühl des „Fremdseins“ machte sich relativ schnell breit. Nach Bangladesch reisen als Frau scheint ungewöhnlich zu sein. Von allen Seiten wurde ich plötzlich angestarrt oder man beobachtete mich interessiert. Ein etwas unbehagliches Gefühl muss ich zugeben. Aber man hatte mich ja vorgewarnt. Das ist zudem nicht mit dem vergleichbar, was uns in Chittagong widerfahren würde. Aber das wusste ich ja bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Obsthändler in Chittagong

Viele Händler in Chittagong bieten frisches Obst an

Wo sind denn nur die Frauen hin?

Im ganzen Flugzeug nach Chittagong saßen neben mir nur noch drei weitere Frauen; im schwarzen Nikab verhüllt. Ansonsten waren es ausschließlich Männer! Neugierig fragten einige von ihnen, woher ich kommen und was ich in Bangladesch machen würde. Nach der Ankunft in Chittagong dann der erste Schock: Mein Gepäck ist nicht mitgekommen. Allein stand ich etwas bedröppelt vor dem Gepäckband. Die Stimmung ließ ich mir allerdings nicht vermiesen, war ich doch sehr zuversichtlich (oder naiv?), dass es nicht für immer verloren ist. Dies bestätigte mir auch das „lost and fund“-Office. Und sie sollten Recht behalten. Nach Erstellen eines entsprechenden Berichtes verließ ich also in freudiger Erwartung das Flughafengebäude und lief erst einmal gegen eine imaginäre Wand.

Die nächsten 6 Wochen werden eine Herausforderung

Bunte Bärte

Auch die Bärte der Männer sind bunt

Die Luftfeuchtigkeit schien gefühlte 100% zu sein (es waren in Wirklichkeit nur schlappe 90%) bei zunächst unerträglichen 30°C. Und das um halb zehn Uhr abends. Abgeholt wurde ich von unserem Projekt-Koordinator Bryan und meiner Kollegin Sylvia. Sogleich fuhren wir schon in das noch stark belebte Chittagong voller Menschen mit Gehupe und Geklingel von allen Seiten. Der erste Eindruck ist überwältigend, kaum zu fassen und zu realisieren. Hier werde ich nun die nächsten 6 Wochen verbringe und für die German Doctors ehrenamtlich arbeiten. Eine starke kulturelle sowie klimatische Herausforderung.