Hungernde Kinder auf den Philippinen
Ein Bericht von Einsatzärztin Dr. Sandra Haghir aus Buda
Ich hatte mich für einen Einsatz als Kinderärztin im Krankenhaus in Buda auf den Philippinen gemeldet und fragte mich während des langen Fluges, warum um Himmels willen ich auf diese Idee gekommen war. Unterwegs las ich nämlich das Tagebuch eines Kollegen, der schon zweimal mit den German Doctors auf Mindanao war und dort viele hungernde Kinder hatte sterben sehen – ich beschloss innerlich, dass es wohl besser wäre, umzukehren. Ging aber ja nicht. Zum Glück, wie sich herausstellen sollte…
Der Hilfseinsatz beginnt
Auf dem Singapurer Flughafen traf ich die internistische Kollegin, die gleichzeitig mit mir in Buda sein würde. Da konnten wir uns schon mal unterwegs über diverse Befürchtungen und Ängste austauschen. In Davao angekommen wurden wir von einem Fahrer der German Doctors empfangen und sammelten in der Tiefgarage eines Einkaufscenters noch die Küchenfrauen samt Einkäufen ein, bevor es auf dem „Highway“ nach Buda ging. Dort wurden wir im „Doctors House“ einquartiert. Am nächsten Morgen bekam ich von meinem Vorgänger eine kurze Führung mit Übergabe, bevor er sich in Richtung Flughafen aufmachte. Da war ich also. Am nächsten Tag war Sonntag und wir sahen uns in Buda um. Am Montag der erste Arbeitstag. Um 8 Uhr ist Visite mit allen vorhandene Fachdisziplinen (deutscher Gynäkologe, Internist und Kinderarzt) und dem philippinischen Kollegen. Dann folgen die Entlassungen, die Schreibkram erfordern (auf Englisch). Als Kinderärztin bin ich dann noch zuständig für alle U2’s. Das ist die Entlassuntersuchung der Neugeborenen. Das Krankenhaus verfügt eigentlich über 30 Betten, teilweise waren aber auch 50 Patienten gleichzeitig da.
Danach ist Sprechstunde, die bis 12 Uhr geht und an manchen Tagen bis zu 70 Patienten umfasst. Das Krankheitsspektrum umfasst neben den normalen Luftwegsinfekten wie in Deutschland leider auch viele Kinder mit Unterernährung – in diesem fruchtbaren Land. Sehr häufig sind auch entzündliche Krankheiten der Haut – aufgrund des feuchten Klimas und der ärmlichen Verhältnisse. Bronchitiden und Lungenentzündungen sind häufig und ich habe sicherlich mehr Antibiotika verschrieben als in Deutschland, man kann sich aber die Patienten nicht wie hier einfach wieder einbestellen, da sie teilweise mehrere Stunden Fußmarsch in Kauf nehmen, um im Krankenhaus vorstellig zu werden. Durchgebrochene Mittelohrentzündungen waren auch ein häufiger Befund. Und große Abszesse. Für die Behandlung sind die Patienten gehalten, so viel zu zahlen, wie sie können, oder eben auch gar nichts. Zum Teil sind die Patienten auch krankenversichert. Laboruntersuchungen können auch gemacht werden, allerdings nicht nachts und am Wochenende. Röntgen ca. zweimal im Monat in der nächsten Stadt.
Ich sah hungernde Kinder sterben
Nach 10 Tagen wollte ich eigentlich schon abreisen, nachdem zwei unterernährte Kinder mit Durchfall und ein älterer Mann in der Notaufnahme gestorben waren. Ein Kleinkind mit einem unkorrigierten schweren Herzfehler stellte sich blitzeblau bei uns vor. Wir stabilisierten es und verlegten es am nächsten Tag in die nächste Großstadt. Eine Operation würde helfen, ist für 8.000 Euro aber unerschwinglich. Es gab Patienten mit Typhus und Dengue-Fieber. Malaria war kein Problem. Es gab eine Durchfallepidemie, die wahrscheinlich Cholera war. Selbst Erwachsene rafft sie dahin, da auch sie wenig entgegenzusetzen haben. Man braucht für Deutschland ungewohnt hohe Infusionsmengen, um den Kreislauf der Betroffenen wenigstens halbwegs zu stabilisieren.
Die Klinik unterhält ein Programm für hungernde Kinder. Diese werden bei schwerer Unterernährung zunächst stationär stabilisiert und dann mit unterstützender Nahrung und Ernährungsberatung nach Hause geschickt und regelmäßig zur Kontrolle wieder einbestellt. Dafür ist Sara zuständig. Jeder German Doctor bekommt für die Sprechstunde einen Dolmetscher zugeteilt. Meine Dolmetscherin hieß Rose und war ein echtes Goldstück und unermüdlich im Übersetzen, Kinder ablenken und Luftballons aufpusten. Überhaupt ist das ganze Personal sehr engagiert und extrem freundlich
Die Erinnerungen bleiben für immer…
Zwei hungernde Kinder bleiben mir auf jeden Fall in Erinnerung: Renjie und Jepoy. Renjie litt an Kwashiorkor, sog. feuchter Unterernährung. Die Kinder entwickeln Ödeme (Wassereinlagerungen) und sind schwer zu therapieren. Er starb leider. Jepoy kam mit Unterernährung und Durchfall. Er stabilisierte sich zunächst, begann dann aber wieder zu erbrechen und verschlechterte sich sehr. Dank eines sehr geduldigen Pflegers, der dem Kind über mehrere Stunden spezielle Trinkflüssigkeit verabreichte, stabilisierte sich der Junge wieder und wir konnten ihn aufpäppeln und ca 2 Wochen später mit 11,5 kg (der Junge ist 3 Jahre alt und wog bei Aufnahme nur 8,7 kg) nach Hause entlassen. Zur Nachkontrolle kam er leider nicht.
Nicht behandelt werden konnten Knochenbrüche. Die Patienten wurden lediglich stabilisiert und in eines der staatlichen Krankenhaus transportiert. Das war für mich schwierig, da z. B. ein Kind nach Autounfall mit einem offenen Unterschenkelbruch nur geschient und mit Schmerzmitteln versorgt werden konnte. Die Verlegung dauert zwei Stunden – ohne bequemen Rettungswagen. Insgesamt war der Aufenthalt auf den Philippinen sehr lehrreich. Die Filipinos sind trotz ihrer Armut stets geduldig und freundlich. Man kann auch mit weniger als deutscher Maximaltherapie in einem Krankenhaus einiges bewirken. Von daher bin ich sehr froh, dass ich nicht umgekehrt bin und sage: Gerne wieder!
Dear German Doctors !
vielen Dank für Ihre Unterstützung !
What a shame ! There are thousands of Filipino Doctors who graduated every semester. Where are they ?
I always believe that in order to maintain and sustain development in a poor country like my homeland, Philippines, it is better if the Filipinos would take more „RESPONSIBILITIES“ to extend help and other medical assistances to their own countrymen. First, they know the mentality, the dramas of the Filipinos and secondly, the regional dialects, and the Filipino culture. I salute and thankful of every help coming from other countries like the service of the German Doctors. But to tell you frankly, I am ashame that some Filipino Doctors are not doing more voluntary works for the sake of their own countrymen. Instead most of them are showing more like „Show-bizz people“ and not willing to sacrifice for the sake of the development of their own country…What is wrong here ? German Doctors may come and go. I know most German Doctors are very devoted of their works to help other people and not only for „human experiment“ like what other organization maybe are doing in reality…But I hate it to be too much dependent of outside help…for-ever ? A poor country for-ever inspite of the very „EXPENSIVE EDUCATIONAL SYSTEMS“ ??? What a shame !!!
Bezugnehmend auf den vorherigen Beitrag folgende Ergänzung…
Es sollte nicht vergessen werden, ein Medizinstudium auf den Philippinen ist eine kostspielige Angelegenheit. Oft haben Eltern und Geschwister des Studierenden für lange Jahre auf vieles verzichtet, um das Studium zu finanzieren. Dafür gibt es gewichtige Gründe. Die Studiengebühren sind auch ein Investment in die Altersvorsorge der Eltern des Studierenden, da mangels staatlicher Vorsorge den Kindern diese Aufgabe zufällt. Also braucht es nach abgeschlossenem Studium einen gutgezahlten Job. Diesen aber findet ein Philippino nicht in Buda.
Das war die erste Hälfte der Wahrheit. Jetzt zur anderen Hälfte.
Philippinos aus wohlhabenden Familien sind oft, gleich ihren Familien, ein wenig dissozial. Sie leben in durch Mauern und bewaffnete Posten abgeschotteten Wohngegenden, sie sehen die Armut, wenn überhaupt, durch die getönten Scheiben ihrer SUVs. Sie werden von Maids erzogen, die 50 Euro im Monat bekommen, und in herablassender Weise behandelt werden. Das prägt.
Letztlich finden sich Güte und Menschlichkeit vor allem bei denen, die aus einfachen Verhältnissen kommen, dann aber zuerst ihren Familien verpflichtet sind.