Hilfe zur Selbsthilfe in Afrika

Einsatzarzt Dr. Martin Mohme berichtet davon, wie wir in Sierra Leone medizinische Fachkräfte ausbilden

Seit die German Doctors 2010 angefangen haben im Serabu Community Hospital zu arbeiten, bilden die deutschen Ärzte dort einheimisches Personal aus. Zunächst Mitarbeiter des Hospitals wie z.B. Schwestern, Pfleger und Laborpersonal; mittlerweile sind es aber auch vermehrt Community Health Officer (CHO), die ihre dreijährige medizinische Ausbildung – vor allem im Bereich Anästhesie – bei uns absolvieren. Auch Pflegeschülerinnen, Health Worker und Basisgesundheitshelfer werden von den German Doctors ausgebildet, und das auch letztes Jahr wähernd der Ebola-Epidemie. Dies ist auch dringend notwendig, da in Sierra Leone ein extremer Mangel an medizinischem Fachpersonal herrscht. Das Projekt ist ein Paradebeispiel dafür, wie Hilfe zur Selbsthilfe in Afrika funktionieren kann.

Ein Lehrkrankenhaus mitten im Nirgendwo

Hilfe zur Selbsthilfe in Afrika

In Sierra Leone bilden wir medizinsiches Fachpersonal aus

Auf Bitte der norwegischen Organisation Capa Care und in Koordination mit dem sierraleonischen Gesundheitsministerium nehmen wir als Lehrkrankenhaus seit ca. zwei Jahren an einem landesweiten Weiterbildungsprogramm teil. Qualifizierte CHOs und Ärzte erlernen in einer dreijährigen Weiterbildung die praktischen Grundlagen von Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe und verpflichten sich, anschließend für drei Jahre an einem Ort zu arbeiten, an den sie geschickt werden. Die ersten Absolventen sind bereits fertig. Und wenn man im Arbeitsalltag erlebt, wie routiniert und umsichtig Swalo, unser Anästhesie-CHO und Alieu, unser Surgical Assistant ihre Arbeit machen, dann wird einem klar: Das klappt!

Einheimische Fachkräfte ausbilden

Die einheimischen Mitarbeiter sind extrem motiviert und wissbegierig

Dann kam vor Monaten die Anfrage der Medizinischen Fakultät der Freetown University, ob vier ihrer Studenten im letzten Ausbildungsjahr bei uns für vier Wochen Praktikum machen könnten. Dr. Christa von Oerzen, unsere Projektleiterin vor Ort, hat sofort zugesagt. Die vier jungen Leute haben für vier Wochen an unserem Arbeitsalltag teilgenommen, haben mit uns Visite gemacht, uns bei Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen und bei der Versorgung von Notfällen begleitet. Da dauert die Visite dann eben mal eine Stunde länger, wenn man alles erklärt und diskutiert. In Chirurgie und Geburtshilfe haben uns die Studenten bei OPs assistiert. Da musste zunächst mal desinfizieren, anziehen und steriles Verhalten geübt werden. Bei kleineren Eingriffen, wie Abszeßexzisionen bekamen sie die Hand geführt. Nachmittags nach Abschluss des Programms waren „Trockenübungen“, instrumentell und manuell Knoten und Donatirückstichnaht dran. Später hat ihnen unser Anästhesie-CHO Swalo Spinalanästhesie gezeigt. Die praktische Übung unserer Kinderärztin Kerstin in Neugeborenenreanimation an der Modellpuppe wurde mit Begeisterung aufgenommen. Vier Wochen sind kurz, reichen nur zum Reinschnuppern!

Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert!

Health Worker in Afrika

Hilfe zur Selbsthilfe: Nur so kann es in Afrika funktionieren

Verblüfft waren wir, als wir erfuhren, wie dieses Praktikum zustande gekommen war. Mohammed Smith, der Schüchternste der vier jungen Männer kommt aus Serabu! Sein Vater Idrissai ist Bauer im Dorf, baut Reis an und hält Ziegen. Mohammed ist der Älteste seiner neun Geschwister und hat es mit Stipendien geschafft, in Freetown Medizin zu studieren! Als es um externe Praktika ging, und alle anderen in die großen Krankenhäuser Freetowns wollten, hat er seine drei Freunde überzeugt, mit ihm nach Serabu zu gehen, und auch die Fakultät motiviert, das zu erlauben und zu unterstützen. Der Versuch war aus Sicht aller Beteiligten erfolgreich. Zum Schluss hat Mohammed die Hoffnung geäußert, dass diese Zusammenarbeit weitergeführt wird. Das hoffen wir auch! Und dann hat er in einen Nebensatz fallen lassen, dass er nach dem Examen gern als Arzt bei uns arbeiten möchte. Das ist echt der Hammer, genau so muss Hilfe zur Selbsthilfe in Afrika funktionieren! Sierraleonische Hochschulabsolventen möchten sonst lieber in Europa und den USA arbeiten, aber nicht in diesem Dorf in der Provinz. Wir hoffen, der junge Mann meldet sich bald wieder, damit wir sagen können: “Welcome back to Serabu, Mohammed!“

Morgen kommen zwei Capa Care Studenten für zwei Monate zu uns. Wir machen weiter, um auch weiterhin Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen!