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Weibliche Genitalverstümmelung stoppen
Weibliche Genitalverstümmelung stoppen

Weibliche Genital­verstümmelung nach­haltig bekämpfen

Mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen sind laut Welt­gesund­heits­organisation (WHO) von weiblicher Genital­verstümmelung betroffen. Schätzungs­weise 3 Millionen Mädchen sind jähr­lich gefährdet. Vor allem in Afrika stellt die weibliche Genital­verstümmelung ein weit­reichendes Problem dar – aber auch in Deutsch­land steigt aufgrund der zu­nehmenden Migration die Anzahl der Betroffenen. Damit ist der Kampf gegen die brutale Be­schneidung von Frauen und Mädchen ein globales Anliegen. Auch die German Doctors setzen sich dafür ein, die weib­liche Genital­verstümmelung nach­haltig zu bekämpfen.

Anit-Genitalverstümmelung ist tief verankert in der Tradition Sierra Leones

Was bedeutet weibliche Genital­verstümmelung?

Die weibliche Genital­verstümme­lung (Female Genital Mutilation, FGM) umfasst laut WHO jede teilweise oder voll­ständige Ent­fernung oder Verletzung der weib­lichen äußeren Genitale oder eine andere Verletzung der weiblichen Genital­organe aus nicht-medizinischen Gründen. Sie wird meist von traditio­nellen Beschneiderinnen durch­geführt, die eine zentrale Rolle in der Gemein­schaft spielen. Die Gründe für die FGM sind unter­schiedlich.

Gewusst: In einigen Teilen der Welt sprechen die Menschen nicht von Genital­verstümmelung, sondern von der (Genital-)Beschneidung von Frauen. Wie viele andere Hilfs­organisationen stehen auch wir dieser Bezeichnung kritisch gegenüber: Bei der Genital­verstümmelung handelt es sich um einen schweren, irreversiblen Eingriff.

Die verschiedenen Arten der weiblichen Genital­verstümme­lung

Laut Welt­gesund­heits­organisation (WHO) gibt es vier Typen:

Typ 1: Klitori­dektomie: Bei dieser Form wird die klitorale Eichel (der äußere und sicht­bare Teil der Klitoris, der ein empfindlicher Teil der weiblichen Genitalien ist) und/oder die Klitoris­vorhaut (Haut, die die Klitoris umgibt) voll­ständig oder teil­weise entfernt.

Typ 2: Exzision: Diese Form umfasst die teil­weise oder voll­ständige Entfernung der klito­ralen Eichel und der kleinen Scham­lippen (innere Falten der Vulva) mit oder ohne Ent­fernung der großen Scham­lippen (äußere Hautfalten der Vulva).

Typ 3: Infibulation: Bei der Infibulation werden die ganzen oder ein Teil der äußeren sicht­baren Genitalien entfernt und die vaginale Öffnung verengt oder ver­schlossen. Es handelt sich hierbei um eine besonders extreme Form der weib­lichen Genital­verstümmelung. Frauen, bei denen eine Infibulation praktiziert wurde, müssen für den sexuellen Verkehr sowie die Geburt eines Kindes aufge­schnitten werden.

Typ 4: Weitere schädigende, medizinisch nicht-erforderliche Eingriffe: Der vierte Typ umfasst alle anderen Formen der Verletzung der äußeren und/oder inneren weiblichen Geschlechts­organe. Dazu gehören Piercen, Ein­schneiden, Schaben und Verätzen des Genital­bereichs.

Mit 19 Euro im Kampf gegen Genital­verstümme­lung helfen

19 Euro sorgen dafür, dass wir ein Mädchen in unserem Projekt zur Anti-Genital­verstümmelung schulen und beglei­ten können. Auf diesem Weg haben die Mädchen in Sierra Leone die Möglich­keit, ein selbst­bestimm­tes Leben zu führen und über ihre Zukunft selbst zu entscheiden!

Wir unterstützen Mädchen im Kampf gegen Genitalverstümmelung

Warum werden Frauen und Mädchen genital ver­stümmelt?

Die Gründe für die FGM sind verschieden: In einigen Gemeinden sind es kulturelle, in manchen ästhetische Gründe. In vielen Gemein­schaften haben sie auch einen sozialen Aspekt.

Die häufigsten Gründe sind:

  • Die Genital­ver­stümmelung als tief verankerte Tradition: Häufig ist die Genital­ver­stümmelung in praktizierenden Gemeinden eine tief verankerte Tradition, die von den dort lebenden Menschen kaum bis gar nicht hinter­fragt wird. Die Tradition wird dabei oft auch als Argument für die Fort­setzung der brutalen Beschneidung von Frauen angeführt.

  • Die Genital­verstümmelung als soziale Norm: In einigen Gemein­schaften lassen Eltern ihre Töchter genital verstümmeln aus Angst, von der Gesell­schaft abge­lehnt zu werden. Oft herrscht die Vor­stellung, dass die Verstümmelung not­wendig für gesell­schaftliche Akzeptanz ist.

  • Die Genital­ver­stümmelung begründet im Verständnis der Frauen­rolle, Sexu­alität und Ehe: In vielen Gemeinden gehört die Genital­verstümme­lung zur Erziehung eines Mädchens. Sie wird als Möglich­keit angesehen, Mädchen auf das Erwachsen­werden und die Ehe vorzube­reiten. Gleichzeitig soll die FGM die eheliche Treue gewähr­leisten, indem sie zu einer reduzierten Libido der Frau führt und ihr so hilft, ihren außer­ehelichen sexu­ellen Hand­lungen zu wider­stehen.

  • Die Genital­verstümme­lung als religi­öse Pflicht: Es gibt keine Religion, die eine weibliche Genital­verstümme­lung empfiehlt, und dennoch kur­siert in vielen Gemein­schaften der Glaube, dass diese Praktik Teil einer religiösen Pflicht sei.

  • Die Genital­ver­stümmelung als Symbol der Weib­lich­keit: Während es in Ägypten ein Zeichen der Schön­heit ist, das äußere Genital zu ent­fernen, wird die Klitoris in Mali, Burkina Faso sowie in West­afrika oft entfernt, weil sie ein Zeichen für Männlich­keit ist.

  • Hygienische und gesund­heitliche Gründe: In einigen Gemeinden wird die Genital­verstümme­lung auch darin begründet, dass die Vagina einer Frau durch das Fehlen der Klitoris besser sauber gehalten werden kann. Gleich­zeitig soll die Frucht­barkeit durch die Praktik erhöht werden.

  • Öko­nomische Gründe: In manchen Teilen der Welt, zum Beispiel in Sierra Leone, gilt die Genital­verstümme­lung als Voraus­setzung für die Ehe. Der Braut­preis richtet sich dabei nach dem Ausmaß der Verstümmelung. Entsprechend sind viele Familien an einer Praktik für ihre Töchter oder (Enkel-)Töchter interessiert.

Die Genital­verstümmelung als Menschen­rechts­verletzung

Hierzu­lande sowie in einigen Konventionen und Resolutionen der Vereinten Nationen (UN) und der Europäischen Union (EU) gilt die Genital­ver­stümmelung als Verletzung des Menschen­rechts auf körperliche Unversehrt­heit mit schlimmsten körper­lichen und seelischen Folgen. Auch außerhalb Europas haben einige Länder Gesetze gegen die weibliche Genital­ver­stümme­lung verab­schiedet. In Ägypten, Australien, Benin, Burkina Faso, Djibouti, Elfenbeinküste, Ghana, Guinea, Guinea-Bissou, Kanada, Kenia, Neuseeland, Niger, Senegal, Simbabwe, Tansania, Togo, Uganda, in den USA sowie in der Zentral­afrikanischen Republik gilt die Praktik eben­falls als Straftat. In einigen Gemein­schaften wird sie dennoch ange­wandt.

Region mit starker Verbreitung der weiblichen Genitalverstümmelung

Hier ist die Genital­verstümme­lung besonders stark verbreitet

Weite Verbrei­tung in den afri­kanischen Staaten: In vielen Ländern gibt es bereits Straf­gesetze gegen die genitale Verstümmelung von Frauen. Dennoch werden jedes Jahr zah­lreiche Mädchen und Frauen genital verstümmelt. Vor allem in den afri­kanischen Staaten ist die weib­liche Genital­verstümme­lung weit verbreitet und damit ein großes Problem. Am häufigsten wird die weibliche Genital­verstümme­lung in Somalia, dem nördlichen Sudan, Eritrea, Sierra Leone und Djibouti prakti­ziert.

Auch in den südlichen Teilen der arabischen Halb­insel, am Persischen Golf ebenso wie in musli­mischen Gemeinden in Indien, Malaysia und Indonesien findet die Genital­verstümme­lung bis heute Anwendung.

Bei Mädchen verschiedener Alters­gruppen

Die weibliche Genital­verstümme­lung wird vor allem an jungen Mädchen zwischen dem Säugling­salter und dem 15. Lebens­jahr durchge­führt. Das Alter der Betroffenen vari­iert regional stark. So werden in Äthiopien und Nigeria Mädchen im Alter von sieben bis acht Tagen beschn­itten, während in Somalia, Ägypten und im Sudan Mädchen zwischen fünf und zehn Jahren der Praktik unter­zogen werden. In anderen Teilen Ostafrikas findet die Genital­verstümme­lung während der Hochzeits­nacht statt. In West­afrika ist es üblich, dass die Verstümme­lung während der ersten Schwanger­schaft prakti­ziert wird.

Auch in Deutschland nimmt die Zahl zu

Auch die Zahl der in Deutschland leben­den Mädchen, die genital verstümmelt sind, steigt. Schätzungs­weise 68.000 Frauen, die momentan in Deutschland leben, sind von weiblicher Genital­ver­stümmelung betroffen. 2017 waren es noch 40 Prozent weniger. Circa 15.000 minder­jährige Mädchen sind außer­dem von der Genital­verstümme­lung bedroht.

Durch die zunehmende Migration nimmt die Zahl der betroffenen Frauen und Mädchen in Europa, Kanada, Australien, Neuseeland und in den USA eben­falls zu.

Projekt der German Doctors geben weibliche Genitalverstümmelung

Weibliche Genital­verstümmelung stoppen

In Sierra Leone setzen sich die German Doctors aktiv erfolgreich gegen die weibliche Genital­verstümmelung ein. Erfahren Sie mehr über das Projekt und unsere Hilfe vor Ort.

Wie wird die Genital­verstümme­lung prakti­ziert?

Die FGM werden von Frauen, sogenannten Beschneide­rinnen, mithilfe von Messern, Skalpellen, Glas­scherben, Rasier­klingeln oder Ähnlichem durchge­führt. Die Beschneide­rinnen verfügen in der Regel über keine medi­zinischen Kennt­nisse und arbeiten unter schlechten hygieni­schen Verhält­nissen. Die Praktik dauert meist etwa 15 bis 20 Minuten.

In einigen Ländern werden die Genital­verstümmelungen mittler­weile auch von Hebammen oder medi­zinischem Personal vorge­nommen, um die Komplikationen und das Ausmaß der Eingriffe zu redu­zieren.

Was sind die Folgen der Genital­ver­stümme­lung?

Jede Form der Genital­verstümme­lung hat gesund­heitliche Folgen für die betroffenen Frauen und Mädchen. Mit zunehmender Schwere der Verstümme­lung steigen auch die gesund­heit­lichen Schäden für die Betroffenen. Neben körper­lichen Folgen sind es auch psychische und seelische Folgen.

Unmittel­bare Folgen laut WHO:

  • starke Schmerzen
  • starke Blutung
  • Schwellung des Genital­gewebes
  • Fieber
  • Infektionen, z. B. Tetanus
  • Harn­probleme
  • Wund­heilungs­probleme
  • Verletzung des umgebenden Genital­gewebes
  • Schock
  • Tod

Lang­fristige Folgen laut WHO:

  • Harn­wegs­probleme (schmerz­haftes Wasser­lassen, Harn­wegs­infektionen)
  • vaginale Probleme (Ausfluss, Juckreiz, bakterielle Vaginose und andere Infektionen)
  • Menstruations­beschwerden (schmerz­hafte Menstruation, Schwierig­keiten beim Menstruations­bluten usw.)
  • Narben­gewebe und Keloid
  • sexuelle Probleme (Schmerzen beim Geschlechts­verkehr, verminderte Zufriedenheit usw.)
  • erhöhtes Risiko für Geburts­komplikationen (Schwierigkeiten bei der Geburt, über­mäßige Blutungen, Kaiser­schnitt, Not­wendigkeit einer Wieder­belebung des Babys usw.) und Neuge­borenen-Tode­sfälle
  • No­twendigkeit späterer Operationen: Zum Beispiel kann die Versiege­lung oder Verengung der Vaginal­öffnung (Typ 3) dazu führen, dass die verschlossene Vagina später für den Geschlechts­verkehr und die Geburt aufge­schnitten werden muss. Manchmal wird Genital­gewebe mehrmals wieder genäht, auch nach der Geburt, daher durch­läuft die Frau wieder­holte Öffnungs- und Schließ­vorgänge, was sowohl die unmittel­baren als auch die lang­fristigen Risiken weiter erhöht.
  • psychische Probleme (Depression, Angst, post­traumatische Belastungs­störung, geringes Selbst­wert­gefühl usw.)
Projekt gegen weibliche Genitalverstümmelung entdecken

So setzen sich die German Doctors gegen die Genital­ver­stümmelung ein

Jeder Mensch hat das Recht, ein gesundes Leben zu führen. Deshalb setzen wir uns aktiv für die Frauengesundheit in Entwicklungs­ländern ein.

In Sierra Leone bekämpfen wir seit Ende 2020 gemeinsam mit unserer Partner­orga­nisation „Commit & Act Foundation Sierra Leone“ mit dem Projekt „My Body My Right“ die weibliche Genital­verstümmelung. In Sierra Leone, wo laut UNICEF nach wie vor rund 86 Prozent der Frauen und Mädchen verstümmelt sind, konnten wir bereits 400 Mädchen aus vier Gemeinden für unser Projekt gewinnen. Sie sind Vorbild für viele andere Mädchen. Dadurch steigt die Nach­frage nach einer Aufnahme in das Programm weiter. Wir wollen die Be­schneidung von Frauen und Mädchen endlich stoppen!

Jetzt spenden

Aufklärungs­veranstaltungen vor Ort: In Sierra Leone ist die Genital­verstümmelung tief verwur­zelt, weshalb es wichtig ist, vor Ort durch ein geschultes Team über das Thema aufzu­klären. Unsere Projekt­mitarbeitenden klären in Veran­staltungen sowie über das Radio die Öffentlichkeit in Sierra Leone auf. Ziel ist es, ein Bewusstsein für die weit­reichenden Folgen für Körper und Seele zu schaffen – und die tiefe Verwurzlung in der Gesell­schaft zu lösen.

Advocacy- und Lobby­arbeit auf nationaler Ebene: Für einen grund­legenden Werte­wandel muss auch auf nationaler Ebene eine Veränderung statt­finden. Ein Aus­tausch über die menschen­rechts­verletzende Praktik soll lang­fristig zu einer Abschaf­fung der FGM führen.

Bildung voran­treiben: Ein Werte­wandel kann ebenfalls nur statt­finden, wenn Frauen und Mädchen Zugang zu Bildung bekommen und beruf­liche Perspektiven haben. Unsere Projekt­mitarbeitenden betonen deshalb vor Ort die Relevanz von Schul­bildung, stellen Schul­materialien bereit und unter­stützen Familien finan­ziell, damit ihre Töchter die Schule besuchen können.

Monetäre Anreize - Unter­stützung der Familien der Mädchen zum Aufbau eines Klein­gewerbes: Ein weiterer Teil unseres Projektes gegen weibliche Genital­verstümmelung beschäftigt sich damit, monetäre Anreize für die Familien in Sierra Leone zu schaffen. Denn in Sierra Leone erhalten Eltern einen Braut­preis für ihre Tochter, der sich nach der Genital­verstümme­lung richtet. Die Beschneidung der Frauen ist oftmals Voraus­setzung für die Ehe.

Die­jenigen, die sich an die Verein­barung halten, ihre Tochter nicht beschneiden oder verstümmeln zu lassen, erhalten eine finan­zielle Unter­stützung. Diese monetäre Unter­stützung soll die Familien motivieren, sich eine nach­haltige Einkommens­quelle aufzubauen, zum Beispiel ein Klein­gewerbe.

Ihre Hilfe zählt!

Seit 1983 sind unsere German Doctors im Einsatz, um Menschen zu helfen, die sich sonst keine medizinische Hilfe leisten können. Für unsere Einsätze sind wir auf Spenden angewiesen, um zum Beispiel vor Ort Trainings anzubieten oder das Schulmaterial der Mädchen zu finanzieren.

Ihre Spende hilft, uns zu helfen – und die weibliche Genitalverstümmelung nachhaltig zu bekämpfen.

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