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Weibliche Genitalverstümmelung stoppen
Weibliche Genitalverstümmelung stoppen

Weibliche Genital­verstümmelung nach­haltig bekämpfen

Mehr als 230 Millionen Frauen und Mädchen sind laut Welt­gesund­heits­organisation (WHO) Überlebende von weiblicher Genital­verstümmelung. Schätzungs­weise 4,4 Millionen Mädchen sind gefährdet, Opfer dieser Praxis zu werden. Eine vollzogene Genitalverstümmelung der weiblichen Geschlechtsteile hat für die Überlebenden weitreichende negative medizinische und seelische Folgen. Auch in Deutsch­land steigt aufgrund der Zuwanderung aus Staaten, in denen die Tradition der Genitalverstümmelung praktiziert wird, die Anzahl der Überlebenden.

Der German Doctors e.V. beteiligt sich am weltweiten Kampf gegen die brutale Praxis der Genitalverstümmelung von Frauen und Mädchen, indem er die Organisation Commit and Act Foundation (CAF), Sierra Leone in ihrem Kampf gegen diese Praxis seit Jahren unterstützt.

Was bedeutet weibliche Genital­verstümmelung?

Die weibliche Genital­verstümme­lung (Female Genital Mutilation, FGM oder auch Female Genital Cutting, FGC) umfasst laut WHO jede teilweise oder voll­ständige Ent­fernung oder Verletzung der weib­lichen äußeren Genitale oder eine andere Verletzung der weiblichen Genital­organe aus nicht-medizinischen Gründen. Sie wird meist von traditio­nellen, sogenannten „Beschneiderinnen“  oder „Soweis“, wie diese Frauen in Sierra Leone  genannt werden, durch­geführt, die eine zentrale Rolle in der Gemein­schaft spielen. Die Gründe für die FGM sind vielfältig und häufig verbunden mit Traditionen.

Darum sprechen wir nicht von „Beschneidung“

In einigen Teilen der Welt sprechen die Menschen nicht von Genital­verstümmelung, sondern von der (Genital-)Beschneidung von Frauen. Wie viele andere Hilfs­organisationen stehen auch wir dieser Bezeichnung kritisch gegenüber, da sie verharmlosend wirkt. Bei der Genital­verstümmelung handelt es sich um einen schweren, irreversiblen Eingriff. Deshalb sprechen wir von Genitalverstümmelung. Die Frauen, die diese Tätigkeit ausüben werden als „sogenannte „Beschneiderinnen“ bezeichnet.

Vier Typen der weiblichen Genital­verstümme­lung laut WHO

Typ 1: Klitori­dektomie: Bei dieser Form wird die klitorale Eichel (der äußere und sicht­bare Teil der Klitoris, der ein empfindlicher Teil der weiblichen Genitalien ist) und/oder die Klitoris­vorhaut (Haut, die die Klitoris umgibt) voll­ständig oder teil­weise entfernt.

Typ 2: Exzision: Diese Form umfasst die teil­weise oder voll­ständige Entfernung der klito­ralen Eichel und/oder der kleinen Scham­lippen (innere Falten der Vulva) mit oder ohne Ent­fernung der großen Scham­lippen (äußere Hautfalten der Vulva).

Typ 3: Infibulation: Bei der Infibulation werden die ganzen oder ein Teil der äußeren sicht­baren Genitalien entfernt und die vaginale Öffnung verengt oder ver­schlossen. Es handelt sich hierbei um eine besonders extreme Form der weib­lichen Genital­verstümmelung. Frauen, bei denen eine Infibulation praktiziert wurde, müssen für den sexuellen Verkehr sowie die Geburt eines Kindes aufge­schnitten werden.

Typ 4: Weitere schädigende, medizinisch nicht-erforderliche Eingriffe: Der vierte Typ umfasst alle anderen Formen der Verletzung der äußeren und/oder inneren weiblichen Geschlechts­organe. Dazu gehören Piercen, Ein­schneiden, Schaben und Verätzen des Genital­bereichs.

Die weibliche Genital­verstümmelung ist eine Menschen­rechts­verletzung

In Deutschland und Europa gilt die weibliche Genitalverstümmelung als Verletzung des Menschen­rechts auf körperliche Unversehrt­heit mit schlimmsten körper­lichen und seelischen Folgen. Auch außerhalb Europas haben einige Länder Gesetze gegen die weibliche Genital­ver­stümme­lung verab­schiedet. So gilt sie z.B. in Ägypten oder Burkina Faso ebenfalls als Straftat. Dennoch wird sie in vielen Gemeinschaften auch heute noch angewandt.

Wie viele Frauen und Mädchen sind betroffen?

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit über 230 Millionen Frauen und Mädchen Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung. 4,4 Millionen Frauen und Mädchen sind zudem jedes Jahr von der brutalen Praxis bedroht.

Bevölkerungswachstum: Ein Grund für steigende Zahlen

Der Anstieg der Zahlen ist vor allem darauf zurückzuführen, dass in Regionen, in denen die Praxis am weitesten verbreitet ist, die Bevölkerung stark wächst. Darunter sind vor allem Länder in Subsahara-Afrika sowie arabische Staaten. Subsahara-Afrika hat im weltweiten Vergleich das höchste Bevölkerungswachstum: Bis 2050 könnte sich die Bevölkerungszahl in dieser Region von etwa einer Milliarde auf zwei Milliarden verdoppeln. Solange in diesem Teil der Welt die weibliche Genitalverstümmelung traditionell praktiziert wird, wird die Anzahl der gefährdeten Mädchen und Frauen steigen.

Laut dem Bericht „Female Genital Mutilation: A Global Concern“ leben zudem vier von zehn FGM-Überlebenden in instabilen und von Konflikten betroffenen Gebieten. Dies hat zur Folge, dass die Bildungsangebote und Gesundheitsdienste oft überlastet sind, Programme zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit unterbrochen werden und die Prioritäten verschoben werden müssen. Anders gesagt: Wenn die weibliche Genitalverstümmelung eines von vielen Problemen ist, geht der Kampf dagegen oft nur langsam voran.

©Saidu Bah

"Der Bürgerkrieg und Ebola haben sich stark auf die Bevölkerung ausgewirkt. Vor allem die Situation der Mädchen hat sich verschlechtert: Dadurch, dass viele Kinder ihre Eltern verloren, haben die Kinder ihre schützende Umgebung verloren und lebten als Waisen auf sich alleine gestellt. Insbesondere die Mädchen waren so Übergriffen von Männern ausgesetzt. Sie erfuhren sexuelle und sexualisierte Gewalt und wurden nicht selten als Folge schwanger. In der Zeit von Ebola habe ich zusammen mit Hannah, der späteren Gründerin von CAF-SL für eine NGO zur Bekämpfung der Epidemie zusammengearbeitet. Ich sah in meiner täglichen Arbeit, wie die Kinder und vor allem Mädchen litten. Als Ebola dann endlich eingedämmt werden konnte, habe ich von Hannah von ihrem Engagement für CAF erfahren und mich ihr im Kampf gegen FGM angeschlossen: Wir stärken die Mädchen für ein selbstbestimmtes Leben, dass sie zur Schule gehen und selbst entscheiden können, wann und ob sie Ehefrau und Mutter werden möchten und ob sie zur Universität gehen. Sie sollen Kinder sein dürfen und nicht Ehefrauen und Mutter werden. Mit dem Initiationsritus, bei dem auch FGM praktiziert wird, werden Mädchen zur heiratsfähigen Frau. Männer verabredeten mit den Eltern, die nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, sich um die Kinder und vor allem für die Schulbildung der Mädchen zu sorgen, eine Heirat und so willigten sie diesem alten und grausamen Ritual für Mädchen ein. Wir klären ganzheitlich auf, gehen in die Gemeinden, sprechen mit den Chiefs und den Führern der Religiösen Gemeinschaften, gehen mit unseren Field-Officern in die weit entlegenen Gemeinden und klären die Familien auf. Wir sprechen mit den Soweis. Wir hören ihnen zu, warum sie die Praxis betreiben und welche Voraussetzungen sie brauchen, damit sie davon ablassen. Als Vater einer kleinen Tochter habe ich die Verantwortung, einen Teil dazu beizutragen, dass die schädliche Praxis der FGM in Sierra Leone aufhört - zum Schutz der Mädchen."

Edmund
Projekt-Manager des Projekts „My Body, My Right“ in Sierra Leone

Die COVID-19-Pandemie hat Fortschritte verringert

Viele Programme zur Beendigung der weiblichen Genitalverstümmelung mussten aufgrund der COVID-19-Pandemie unterbrochen werden. Während der Pandemie von 2020 bis 2022 wurden die Fortschritte auf dem Weg zur Beendigung der Praxis bis 2030 um schätzungsweise ein Drittel verringert.

Auch in Deutschland nimmt die Zahl zu

Auch die Zahl der in Deutschland leben­den Mädchen, die genital verstümmelt sind, steigt. Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind nach Angaben des Bundesfrauenministeriums schätzungs­weise 73.200 Frauen, die momentan in Deutschland leben, Opfer von weiblicher Genital­ver­stümmelung. Das sind zehn Prozent mehr als noch vor drei Jahren. Bis zu 20.210 Mädchen sind außer­dem von der Praxis der weiblichen Genital­verstümme­lung bedroht.

Weitere Frauen und Mädchen bis 2030 gefährdet

Der Bevölkerungsfonds der Vereinte Nationen (United Nations Population Fund, UNFPA) schätzt, dass zwischen 2015 und 2030 68 Millionen Frauen und Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen sein werden. Eine zentrale Herausforderung besteht deshalb auch darin, alle Mädchen, die in Zukunft geboren werden, vor den Gefahren dieser Praxis und deren teilweise bis zu lebensbedrohlichen medizinischen Folgen zu schützen.

In welchen Ländern ist die weibliche Genitalverstümmelung verbreitet?

Die meisten Opfer weiblicher Genitalverstümmelung leben in afrikanischen Ländern (144 Millionen), gefolgt von Asien (80 Millionen) und dem Nahen Osten (6 Millionen).

Die am stärksten betroffenen Länder sind laut Angaben von UNICEF Somalia (99 %), Guinea (95 %), Dschibuti (90 %), Mali (89 %), Ägypten (87 %), Sudan (87 %), Sierra Leone (83 %) und Eritrea (83 %).

Und trotzdem ist die weibliche Genitalverstümmelung ein weltweites Problem. Denn auch in kleineren praktizierenden Gemeinschaften und anderen Ländern des Globalen Südens wird die brutale Praxis weiterhin angewandt. Davon betroffen sind schätzungsweise 1 bis 2 Millionen Frauen und Mädchen.

Bei Mädchen verschiedener Alters­gruppen

Die weibliche Genital­verstümme­lung wird vor allem an jungen Mädchen zwischen dem Säugling­salter und dem 15. Lebens­jahr durchge­führt.

Das Alter der Betroffenen Opfer vari­iert regional stark. So werden in Äthiopien und Nigeria Mädchen im Alter von sieben bis acht Tagen der brutalen Praxis der Genitalverstümmelung unterzogen beschn­itten, während in Somalia, Ägypten und im Sudan die Mädchen zwischen fünf und zehn Jahren alt sindder Praktik unter­zogen werden. In anderen Teilen Ostafrikas findet die Genital­verstümme­lung während der Hochzeits­nacht statt. In West­afrika ist es üblich, dass die Verstümme­lung während der ersten Schwanger­schaft prakti­ziert wird.

Auch in unserem Projektland Sierra Leone erfahren wir, dass Mädchen bereits zwischen 0 und 4 Jahren genital verstümmelt werden – teilweise schon in den ersten Lebenstagen oder -wochen, sodass kaum Zeit für Intervention bleibt.

Die Folgen sind gravierend

Unabhängig vom Ausmaß des Eingriffs sind die physischen und psychischen Folgen schwerwiegend – mit zunehmender Schwere der Verstümmelung steigen auch die Risiken.

Psychisch hinterlässt FGM tiefe Spuren: Viele Betroffene leiden unter langanhaltender Angst, Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Das Vertrauen in den eigenen Körper und das Selbstwertgefühl sind häufig stark beeinträchtigt. Die Erfahrung, einem so fundamentalen Eingriff ohne medizinische Notwendigkeit ausgeliefert zu sein, kann zu einem lebenslangen inneren Konflikt führen.

Auch körperlich sind die Folgen enorm. Unmittelbar nach dem Eingriff kommt es nicht selten zu extremen Schmerzen, starken Blutungen, Schwellungen im Genitalbereich oder Infektionen, etwa durch unsaubere Instrumente. In besonders schweren Fällen treten Wundheilungsstörungen, Fieber oder Kreislaufschock auf – bis hin zum Tod.

Langfristig leiden viele Frauen unter chronischen Beschwerden wie wiederkehrenden Harnwegsinfekten, Schmerzen beim Wasserlassen oder bei der Menstruation. Die Bildung von Narbengewebe und chronischen Entzündungen kann zudem die sexuelle Gesundheit stark beeinträchtigen und zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie verminderter sexueller Empfindsamkeit führen. Auch während Schwangerschaft und Geburt sind Komplikationen häufig: Die natürliche Geburt wird erschwert, das Risiko für Geburtsverletzungen, Kaiserschnitte und sogar Todesfälle bei Neugeborenen steigt deutlich. In vielen Fällen sind spätere operative Eingriffe nötig, etwa um die zuvor verschlossene Vaginalöffnung wieder zu öffnen – ein Eingriff, der oft mehrfach wiederholt werden muss.

FGM ist kein einmaliges Ereignis – sie bedeutet für viele Frauen ein lebenslanges Leiden.

Das Ziel der Vereinten Nationen: die weibliche Genitalverstümmelung bis 2030 beenden

© Engagement Global gGmbH

2015 haben die Vereinten Nationen 17 globale Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) verabschiedet: Bis 2030 sollen diese Ziele als Fahrplan für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung dienen.

Die Beendigung weiblicher Genitalverstümmelung ist ebenfalls ein Teil der Ziele: Denn in SDG 5 geht es darum, bis 2030 alle Formen der Diskriminierung von Frauen und Mädchen überall auf der Welt zu beenden. Dazu sollen Kinderheirat, Früh- und Zwangsverheiratung und die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung beendet werden.

Die Ziele werden wahrscheinlich nicht erreicht

Es gibt Fortschritte in der Beendigung von weiblicher Genitalverstümmelung – und dennoch sind die Fortschritte zu langsam, um SGD 5 bis 2030 zu erreichen. Laut aktuellen Berechnungen müsste der weltweite Rückgang der weiblichen Genitalverstümmelung 27-mal so schnell sein, damit eine Zielerreichung realistisch ist. Selbst in Ländern, in denen die Praxis wenig verbreitet ist, müsste sich der Fortschritt angesichts des Bevölkerungswachstums stark beschleunigen.

Und dennoch gibt es große Erfolge

Auch wenn das Ziel wahrscheinlich nicht erreicht wird, gab es in den letzten 30 Jahren große Erfolge: Während in Kenia die Verbreitung weiblicher Genitalverstümmelung von „mäßig“ auf „niedrig“ zurückgegangen ist, gibt es in Sierra Leone einen Rückgang von „hoch“ auf „mäßig hoch“.

In den 30 Jahren hat sich insbesondere auch die Einstellung der Menschen zur Praxis verändert: Rund zwei Drittel der Bevölkerung in den praktizierenden Ländern in Afrika und dem Nahen Osten sind gegen FGM.

Und das bedeutet auch: Der Einsatz gegen weibliche Genitalverstümmelung zeigt Wirkung.

So setzen sich die German Doctors gegen die weibliche Genitalverstümmelung ein

© Saidu Bah/Fairpicture

Jeder Mensch hat das Recht auf Unversehrtheit. Deshalb setzen wir uns aktiv für die Mädchen- und Frauengesundheit in Ländern des Globalen Südens ein. In Sierra Leone bekämpfen wir seit 2020 gemeinsam mit unserer Partner­orga­nisation „Commit & Act Foundation Sierra Leone“ (kurz „CAF“) mit dem Projekt „My Body My Right“ die weibliche Genital­verstümmelung.

Psychosoziale Unterstützung

Unsere Partnerorganisation berät und unterstützt Mädchen und deren Eltern, die sich gegen FGM entschieden haben. Sie betreibt außerdem zwei Schutzhäuser für missbrauchte Mädchen: das Bo und das Makeni Girls Shelter.

Aufklärungsveranstaltungen vor Ort

In Sierra Leone ist die Genital­verstümmelung tief verwur­zelt in den unterschiedlichen Gemeinden, weshalb es wichtig ist, vor Ort durch ein geschultes Team über das Thema aufzu­klären. Dies erfolgt inhaltlich individuell, da jede Gemeinde andere Rituale praktiziert. Unsere Projekt­mitarbeitenden klären in Veran­staltungen sowie über das Radio die Öffentlichkeit in Sierra Leone auf. Das Projekt verfolgt einen integrativen Ansatz: Die Aufklärungsmaßnahmen richten sich an Mädchen und ihre Eltern, Gemeindegeistliche, Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, potentielle Ehemänner, die sogenannten „Beschneiderinnen“, die Polizei. Die gesamte Gemeinschaft in den Gemeinden wird in den Prozess einbezogen Ziel ist es, ein Bewusstsein für die weit­reichenden Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung für Körper und Seele der Mädchen und Frauen zu schaffen, – und für jede Gemeinde eine eigene Lösung zu finden, die die Tradition, Mädchen und junge Frauen in die „Gesellschaft einzuführen“ achtet, OHNE die Praxis der Genitalverstümmelung durchzuführen.

Advocacy- und Lobbyarbeit auf nationaler Ebene

Für einen grund­legenden Werte­wandel muss auch auf nationaler Ebene eine Veränderung statt­finden. Ein Aus­tausch über die menschen­rechts­verletzende Praxis soll lang­fristig zu einer Abschaf­fung der FGM/C führen.

Bildung vorantreiben

Ein Werte­wandel kann ebenfalls nur statt­finden, wenn Frauen und Mädchen Zugang zu Bildung bekommen und beruf­liche Perspektiven haben. Unsere Projekt­mitarbeitenden betonen deshalb vor Ort die Relevanz von Schul­bildung, stellen Schul­materialien, Schuluniformen und Hygienepakete bereit und unter­stützen Familien finan­ziell, damit ihre Töchter die Schule besuchen können.

Vor CAF war der Kontakt zu meiner Tochter schwierig: Sie war in der Pubertät und wir sprachen nicht über das, was bei ihr geschah. Zudem hatte sie große Ziele: Sie wollte auf die Uni, Anwältin werden. Ich habe aber nicht die Mittel, sie finanziell zu unterstützen: Ich wollte sie überzeugen, einen anderen Beruf aufzunehmen. Aber sie sagte immer „Ich will nur Anwältin werden. Sonst nichts.“ „Papa, ich habe die Möglichkeiten und kann das.“ Dann kam CAF und die German Doctors. Sie unterstützen uns als Familie, da sie die Schuluniformen, die Sanitätsartikel und die Verpflegung für die Mädchen stellen, sodass Mariame weiter zur Schule gehen kann, damit sich ihr Berufswunsch erfüllt.

Die Mädchen lernten, ihren Körper zu verstehen und darüber zu sprechen. Dadurch, dass auch wir von CAF in den Prozess einbezogen werden, habe ich auch die Veränderungen bei Mariame verstanden und  die Beziehung zu meiner Tochterwurde immer besser, sodass wir heute viel gemeinsam machen.“

Abu Bakarr mit seiner Tochter Mariame (16 Jahre)

Monetäre Anreize: Unterstützung der Familien der Mädchen zum Aufbau eines Kleingewerbes

Ein weiterer Schwerpunkt unseres Projektes beschäftigt sich damit, monetäre Anreize für die Familien in Sierra Leone zu schaffen. Denn in Sierra Leone erhalten Eltern einen Braut­preis für ihre Tochter, der sich nach der Genital­verstümme­lung richtet. Die Genitalverstümmelung der Frauen ist oftmals Voraus­setzung für die Ehe. Eltern, die sich an die Verein­barung halten, ihre Tochter nicht beschneiden oder verstümmeln zu lassen, erhalten eine finan­zielle Unter­stützung. Diese monetäre Unter­stützung soll die Familien motivieren, sich eine nach­haltige Einkommens­quelle aufzubauen, zum Beispiel ein Klein­gewerbe.

Alternative Einkommensmöglichkeiten für Soweis

Wir helfen Soweis dabei, eine neue Einkommensquelle im landwirtschaftlichen Bereich zu finden. Sie erhalten Trainings sowie Saatgut und Land, um Lebensmittel für den Eigenbedarf und den Verkauf anzubauen.

 

Projekt der German Doctors geben weibliche Genitalverstümmelung

Weibliche Genital­verstümmelung stoppen

In Sierra Leone setzen sich die German Doctors aktiv erfolgreich gegen die weibliche Genital­verstümmelung ein. Erfahren Sie mehr über das Projekt und unsere Hilfe vor Ort.

Unsere Hilfe zeigt Erfolg

Immer mehr Teilnehmerinnen am Projekt

Ein großer Erfolg ist die steigende Nachfrage am Projekt „My Body My Right“. 800 Mädchen aus mehreren Gemeinden haben sich bereits dem Projekt angeschlossen – und es werden immer mehr.

Mädchen vor Ort werden zu Vorbildern

Viele Mädchen vor Ort setzen ein starkes Zeichen. Sie brechen die in der sierra-leonischen Gesellschaft tief verankerte Praxis und sind ein Vorbild für viele andere.

Soweis schwören die Tradition ab

Viele Soweis in den teilnehmenden Gemeinden äußern ihr Bedauern darüber, dass sie diese Praxis ausgeübt haben. Sie haben ihre Messer inzwischen niedergelegt. Manche haben sogar ihre eigenen Töchter für das „My Body My Right-Projekt“ angemeldet. Ein deutliches Zeichen, dass sie diese schädliche Praxis über­winden möchten.

„Ich möchte, dass meine Kultur weiterlebt - aber die Mädchen sollen etwas Neues lernen.“

Mammie Barommy
Ehemalige Beschneiderin

Mit 19 Euro helfen

19 Euro sorgen dafür, dass wir ein Mädchen im "My Body My Right" Programm schulen und beglei­ten können. Auf diesem Weg haben die Mädchen in Sierra Leone die Möglich­keit, ein selbst­bestimm­tes Leben zu führen und über ihre Zukunft selbst zu bestimmen!

Wir unterstützen Mädchen im Kampf gegen Genitalverstümmelung

Unterstützen Sie uns im Einsatz gegen weibliche Genitalverstümmelung

Seit 1983 sind unsere German Doctors im Einsatz, um Menschen zu helfen, die sich sonst keine medizinische Hilfe leisten können. Für unseren Einsatz in Sierra Leone sind wir auf Spenden angewiesen. Jeder Euro hilft, die Mädchen zu schützen und ihnen eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen.

Unterstützen Sie die Frauen und Mädchen für eine selbstbestimmte Zukunft.

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Häufige Fragen zur weiblichen Genitalverstümmelung

Wie wird die Genitalverstümmelung praktiziert?

Die FGM/C werden von Frauen, sogenannten „Beschneide­rinnen“ („Soweis“), mithilfe von Messern, Skalpellen, Glas­scherben, Rasier­klingeln oder Ähnlichem durchge­führt. Die „Beschneide­rinnen“ verfügen in der Regel über keine medi­zinischen Kennt­nisse und arbeiten unter schlechten hygieni­schen Verhält­nissen. Die Praxis dauert meist etwa 15 bis 20 Minuten.

In einigen Ländern werden die Genital­verstümmelungen mittler­weile auch von Hebammen oder medi­zinischem Personal vorge­nommen, um die Komplikationen und das Ausmaß der Eingriffe zu redu­zieren.

Welche Folgen hat die weibliche Genitalverstümmelung?

Unmittel­bare Folgen laut WHO:

  • starke Schmerzen
  • starke Blutung
  • Schwellung des Genital­gewebes
  • Fieber
  • Infektionen, z. B. Tetanus
  • Harn­probleme
  • Wund­heilungs­probleme
  • Verletzung des umgebenden Genital­gewebes
  • Schock
  • Tod

Lang­fristige Folgen laut WHO:

  • Harn­wegs­probleme (schmerz­haftes Wasser­lassen, Harn­wegs­infektionen)
  • vaginale Probleme (Ausfluss, Juckreiz, bakterielle Vaginose und andere Infektionen)
  • Menstruations­beschwerden (schmerz­hafte Menstruation, Schwierig­keiten beim Menstruations­bluten usw.)
  • Narben­gewebe und Keloid
  • sexuelle Probleme (Schmerzen beim Geschlechts­verkehr, verminderte Zufriedenheit usw.)
  • erhöhtes Risiko für Geburts­komplikationen (Schwierigkeiten bei der Geburt, über­mäßige Blutungen, Kaiser­schnitt, Not­wendigkeit einer Wieder­belebung des Babys usw.) und Neuge­borenen-Tode­sfälle
  • No­twendigkeit späterer Operationen: Zum Beispiel kann die Versiege­lung oder Verengung der Vaginal­öffnung (Typ 3) dazu führen, dass die verschlossene Vagina später für den Geschlechts­verkehr und die Geburt aufge­schnitten werden muss. Manchmal wird Genital­gewebe mehrmals wieder genäht, auch nach der Geburt, daher durch­läuft die Frau wieder­holte Öffnungs- und Schließ­vorgänge, was sowohl die unmittel­baren als auch die lang­fristigen Risiken weiter erhöht.
  • psychische Probleme (Depression, Angst, post­traumatische Belastungs­störung, geringes Selbst­wert­gefühl usw.)

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