Was bedeutet Müttersterblichkeit?
Die WHO spricht von Müttersterblichkeit (im Englischen „maternal mortality“), wenn eine Mutter während der Schwangerschaft oder innerhalb der ersten 42 Tage nach der Entbindung stirbt und der Tod nicht auf andere (zufällige) Umstände zurückzuführen ist.
Die Müttersterblichkeitsrate (im Englischen „maternal mortality ratio“, kurz MMR) ist die Zahl der Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten.
Wie hoch ist die Müttersterblichkeit weltweit?
Laut dem aktuellen Bericht der WHO ist die Müttersterblichkeit von 2000 bis 2023 um rund 40 Prozent gesunken. Trotzdem sterben immer noch zu viele Frauen infolge ihrer Schwangerschaft: 2023 waren es schätzungsweise 260.000 Fälle und damit rund 700 Todesfälle jeden Tag.
Das entspricht einer weltweiten Müttersterblichkeitsrate von 197 pro 100.000 Lebendgeburten – und das bedeutet auch: Alle zwei Minuten stirbt eine schwangere Frau.
Woher kommen die Daten?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht regelmäßig Berichte zur Müttersterblichkeit. Darin werden Zahlen zu Todesfällen während der Schwangerschaft oder Geburt veröffentlicht und Handlungsempfehlungen ausgesprochen. Der letzte Bericht „Trends in maternal mortality 2000 to 2023“ wurde im April 2025 veröffentlicht.
Besonders gefährdet sind werdende Mütter in Subsahara-Afrika
Laut WHO ereigneten sich 87 Prozent (225.000) der Fälle 2023 in afrikanischen Ländern südlich der Sahara (Subsahara-Afrika) oder Südasien. Allein in Subsahara-Afrika waren es rund 182.000 Fälle, im südlichen Asien rund 43.000 Fälle.
Demnach ist es als Frau 40-mal gefährlicher ein Kind in Subsahara-Afrika zu bekommen als in Industrieländern. Während das Risiko, im Laufe des Lebens während der Schwangerschaft oder Geburt zu sterben, in Europa bei 1:9090 liegt, liegt es im südlichen Afrika bei 1:220.
Geschätzte Müttersterblichkeitsrate laut WHO-Bericht „Trends in maternal mortality 2000 to 2023“
| Region | Müttersterblichkeitsrate (Zahl der Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten) | Todesfälle insgesamt |
|---|---|---|
| Weltweit | 197 | 260.000 |
| Subsahara-Afrika | 454 | 182.000 |
| Nordafrika und Westasien | 78 | 9.100 |
| Zentral- und Südasien | 112 | 44.000 |
| Ost- und Südostasien | 65 | 13.000 |
| Lateinamerika und Karibik | 77 | 7.200 |
| Ozeanien (ohne Australien & Neuseeland) | 173 | 550 |
| Europa und Nordamerika | 11 | 1.100 |
| Europa und Nordamerika | 11 | 1.100 |
Auch in unseren Projektregionen sind die Zahlen erschreckend hoch: In Sierra Leone lag die Müttersterblichkeitsrate 2023 bei 354. Damit ist sie seit 2000 um fast 80 Prozent gesunken, im weltweiten Vergleich aber immer noch extrem hoch. Auch in Kenia sterben immer noch zu viele Frauen infolge ihrer Schwangerschaft: 2023 waren es 149 Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten, im Jahr 2000 waren es noch 206.
Frauen mit einem geringen Einkommen sterben häufiger infolge einer Schwangerschaft
Laut dem aktuellen Bericht der WHO spiegeln die hohen Zahlen in einigen Regionen vor allem die Ungleichheiten beim Zugang zu Gesundheitsdiensten wider.
Auch wenn man die Müttersterblichkeitsraten nach Einkommen vergleicht, zeigt sich die Kluft zwischen Arm und Reich: In Ländern mit niedrigem Einkommen lag die Müttersterblichkeitsrate 2023 bei durchschnittlich 346 Fällen pro 100.000 Lebendgeburten. In Ländern mit hohem Einkommen waren es 10 Fälle pro 100.000 Lebendgeburten. Frauen in Ländern mit niedrigem Einkommen haben also ein rund 35-mal höheres Risiko, infolge einer Schwangerschaft oder Geburt zu sterben, als Frauen in Ländern mit hohem Einkommen.
Der WHO-Bericht zeigt nicht nur einen Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der Müttersterblichkeitsrate. Auch Konflikte und humanitäre Krisen führen zu steigenden Müttersterblichkeitsraten.
Warum sterben so viele Frauen infolge einer Schwangerschaft oder Geburt?
Fehlende Gesundheitsversorgung
Die Frauen leben in Gebieten, in denen es keine angemessene Gesundheitsversorgung gibt
Laut WHO erhalten Frauen, die in Armut und abgelegenen Gebieten leben, am seltensten eine angemessene Gesundheitsversorgung: In Ländern mit niedrigem Einkommen werden laut WHO gerade einmal 68 Prozent der Frauen während ihrer Schwangerschaft von qualifiziertem Gesundheitspersonal betreut. Im Vergleich dazu: In Ländern mit hohem bis mittlerem Einkommen sind es 99 Prozent der Frauen.
Nach vier Schwangerschaften endlich Mutter
Kadiatu Musa ist 22 Jahre alt. Sie lebt in Sierra Leone – einem Land, in dem Armut und Elend zum Alltag vieler Familien gehören. Die meisten schwangeren Frauen können sich keinen Arztbesuch leisten oder wohnen zu weit vom nächsten Krankenhaus entfernt. Die Folge: Sie haben oft keine andere Wahl, als ihr Kind ohne medizinische Betreuung zur Welt zu bringen.
Kadiatu musste erleben, was eine fehlende Schwangerschaftsbegleitung bedeuten kann. Denn die junge Mutter hat bereits drei Kinder tot auf die Welt gebracht. Als sie zum vierten Mal schwanger ist, erfährt sie über eine Aufklärungskampagne der sierra-leonischen Nichtregierungsorganisation MoPaDA (Movement towards Peace and Development Agency), dass die German Doctors an einem festen Tag alle drei Wochen in das Gesundheitszentrum in der Nähe ihres Dorfes kommen, um dort kostenlos Patientinnen und Patienten zu behandeln.
Vor Ort wird sie von einem unserer German Doctors untersucht. Er vermutet zum Zeitpunkt der ersten Kontrolluntersuchung, dass Kadiatu ihr Kind wahrscheinlich schon in vier bis sechs Wochen zur Welt bringen wird. Er klärt sie auf und überzeugt sie, zu weiteren Kontrolluntersuchungen zu kommen und ihr Kind in einem Krankenhaus sicher zur Welt zu bringen. Denn die vorherigen drei Totgeburten weisen darauf hin, dass auch dieses Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf natürlichem Wege gesund das Licht der Welt erblicken wird.
Dank der medizinischen Begleitung durch die German Doctors konnte Kadiatu nach drei Totgeburten einen gesunden Jungen zur Welt bringen. Sie beide sind wohlauf.
Spenden Sie für sichere Geburtshilfe
Unterstützen Sie die Geburtsvorsorge der German Doctors mit einem Ultraschallgerät. Ihre Spende rettet das Leben von werdenden Müttern und ihren Kindern.
Komplikationen während und nach der Schwangerschaft bleiben unbehandelt
Die meisten Müttersterblichkeitsfälle sind auf eine unzureichende medizinische Versorgung beziehungsweise fehlende Geburtsbegleitung zurückzuführen: Die werdenden Mütter sterben an den Folgen von Komplikationen, die während oder nach der Schwangerschaft oder Entbindung auftreten. In den meisten Fällen wären diese Komplikationen mit einer Vorsorge vermeidbar oder mit medizinischer Hilfe behandelbar.
Laut WHO ergeben sich 75 Prozent der Todesfälle durch folgende Komplikationen:
- Schwere Blutungen (meist nach der Geburt)
- Infektionen (meist nach der Entbindung)
- Bluthochdruck während der Schwangerschaft
- Komplikationen bei der Entbindung
- Unsichere Schwangerschaftsabbrüche
Auch die in manchen Ländern praktizierte weibliche Genitalverstümmelung kann zu Komplikationen führen.
Hätten alle Frauen auf der Welt Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung, wäre ein Großteil der mütterlichen Todesfälle vermeidbar.
Viele frühe Schwangerschaften – oft vor dem 18. Geburtstag
Laut WHO bringen etwa 16 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren jedes Jahr ein Kind zur Welt, knapp 95 Prozent davon leben in Ländern des Globalen Südens. Die Mädchen werden noch vor oder kurz nach dem Eintreten der Pubertät schwanger – und das hat verheerende Folgen.
Hohes gesundheitliches Risiko für die jungen werdenden Mütter
Je jünger die werdende Mutter, desto größer ist die Gefahr, dass gesundheitliche Probleme durch die Schwangerschaft auftreten. Denn die Körper von jungen Mädchen sind noch nicht auf eine Schwangerschaft beziehungsweise die damit einhergehende Belastung ausgelegt. Dadurch kommt es häufiger zu Komplikationen in der Schwangerschaft oder während der Geburt.
Höhere Gefahr für das ungeborene Baby
Nicht nur für die werdenden Mütter ist eine frühe Schwangerschaft ein Risiko. Auch für das (ungeborene) Baby kann sie zur Gefahr werden: Babys von sehr jungen Mädchen kommen oft untergewichtig oder zu früh auf die Welt. Die Säuglingssterblichkeitsrate ist bei jungen Müttern deshalb 50 Prozent höher als bei Säuglingen von Frauen zwischen 20 und 30 Jahren.
Keine Aussicht auf eine bessere Zukunft
Frühe Schwangerschaften von Mädchen, die in Armut leben, bringen nicht nur ein gesundheitliches Risiko für Mutter und Baby mit sich. Die jungen Mädchen verlieren außerdem ihre Chance auf Bildung. Eine frühe Schwangerschaft verwehrt ihnen damit oft den Zugang zum Arbeitsmarkt und die Chance auf ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben.
Auch der fehlende Zugang zu modernen Verhütungsmethoden ist ein Problem
Der Zugang zu Verhütung ist Voraussetzung dafür, dass Frauen und Mädchen selbstbestimmt leben können und eine Schwangerschaft planen können. Und die Zahlen sind erschreckend: Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) können immer noch weltweit mehr als 20 Prozent der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren nicht frei darüber entscheiden, ob sie verhüten. Viele Jugendliche sind unzureichend aufgeklärt. Sie wissen kaum etwas über ihren eigenen Körper oder mögliche Verhütungsmethoden.
In unserem Projekt in Kenia erleben wir genau das. Die Folge: Teenagerschwangerschaften sind hier keine Seltenheit. In unserer Befragung vor Ort gaben 48 Prozent der sexuell aktiven Jugendlichen an, nie ein Kondom zu benutzen. Das Risiko für ungewollte Schwangerschaften und Ansteckungen mit HIV sowie anderen sexuell übertragbaren Infektionen ist folglich hoch.
Die Anzahl der Teenagerschwangerschaften ist auch auf den Philippinen hoch. Mit dem lokalen Partner Medical Action Group (MAG) starteten wir im Frühjahr 2025 auf der Insel Samar ein neues, ganzheitliches Projekt, das sich mit Aufklärungsaktivitäten an Mädchen und Jungen wendet. Langfristig soll so die Zahl der Teenagerschwangerschaften reduziert werden.
Das Ziel der Vereinten Nationen: die Müttersterblichkeitsrate bis 2030 stark senken
2015 haben die Vereinten Nationen 17 globale Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) verabschiedet: Bis 2030 sollen diese Ziele als Fahrplan für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung dienen.
Mit dem dritten Ziel (SDG 3.1) haben sich die Länder auch das Ziel gesetzt, die Verringerung der Müttersterblichkeit zu beschleunigen: Bis 2030 soll die weltweite Müttersterblichkeitsrate auf weniger als 70 pro 100.000 Lebendgeburten gesenkt werden. Kein Land soll bis dahin eine doppelt so hohe Müttersterblichkeitsrate wie der weltweite Durchschnitt haben.
Es gibt Erfolge, aber immer noch zu viele vermeidbare Todesfälle
Die Müttersterblichkeitsrate hat sich von 2000 bis 2023 um rund 40 Prozent verringert. Auf das Jahr gesehen entspricht das einer durchschnittlichen Senkungsrate von rund 2 Prozent. Hauptgrund ist der verbesserte Zugang zu bezahlbarer und guter Gesundheitsversorgung. Für viele Frauen bedeutet das: Sie können sich während ihrer Schwangerschaft medizinisch begleiten lassen – und ihr Kind sicher zur Welt bringen.
Um SGD 3.1 zu erreichen, müsste die jährliche Senkungsrate bei 6,4 Prozent liegen – also deutlich über dem aktuellen Wert. Und das zeigt: Die Verringerung der Müttersterblichkeit muss beschleunigt werden. Laut WHO sei ansonsten das Leben von schätzungsweise einer Million Frauen bis 2030 gefährdet.
Die Fortschritte stagnieren in den letzten Jahren
Laut WHO-Bericht ist die Müttersterblichkeit von 2000 bis 2023 gesunken. Betrachtet man den Fortschritt über diese Zeitspanne, zeigt sich allerdings: Die größten Fortschritte sind vor allem zwischen 2000 und 2015 gemacht worden, von 2016 bis 2020 stagniert die Müttersterblichkeitsrate, 2021 hat sie aufgrund der Corona-Pandemie zugenommen.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie
Die Müttersterblichkeitsrate stieg 2021 an (von 282 000 Müttersterblichkeitsfällen im Jahr 2020 auf 322 000 Müttersterblichkeitsfälle im Jahr 2021). Die WHO vermutet, dass es einerseits infolge der Wechselwirkung zwischen COVID-19 und der Schwangerschaft zu mehr direkten Todesfällen kam. Gleichzeitig mussten die Gesundheitsdienste teilweise unterbrochen werden, sodass weniger schwangere Frauen Zugang zu einer qualitativen medizinischen Versorgung hatten. Die Folge: Viele Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt endeten tödlich – obwohl sie andernfalls möglicherweise behandelt und verhindert hätten werden können.
Auch wenn die Corona-Pandemie den Fortschritt zunächst unterbrochen hat, ist die maternale Mortalitätsrate (MMR) nach der COVID-19-Pandemie (2022 und 2023) niedriger als in den drei Jahren unmittelbar vor der Pandemie. Diese Entwicklung schenkt Motivation im Kampf gegen die Müttersterblichkeit.
Was muss passieren, damit die Müttersterblichkeit schneller und nachhaltig sinkt?
Um die Müttersterblichkeit nachhaltig zu bekämpfen, muss sich die Arbeit vor Ort vor allem auf zwei Aspekte fokussieren:
Zugang zu Verhütungsmitteln und Aufklärung leisten, insbesondere auch im Hinblick auf Familienplanung.
Alle Menschen müssen Zugang zu Verhütungsmitteln im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten haben. Sie müssen über Wissen rund um Familienplanung verfügen und ihre Rechte kennen.
Schwangerschaften medizinisch begleiten
Die meisten Todesfälle wären vermeidbar, wenn die Frauen während ihrer Schwangerschaft und der Entbindung medizinisch betreut würden. Dazu braucht es sichere Orte für die Entbindung und Vorsorge sowie geschultes medizinisches Personal.
Was muss passieren, damit die Müttersterblichkeit schneller und nachhaltig sinkt?
Um die Müttersterblichkeit nachhaltig zu bekämpfen, muss sich die Arbeit vor Ort vor allem auf zwei Aspekte fokussieren:
Der Einsatz der German Doctors
Seit 1983 setzen sich die German Doctors für Menschen ein, die sich ansonsten keinen Arztbesuch leisten können. Ein großes Anliegen ist es, die Frauengesundheit in Ländern des Globalen Südens zu stärken. Vor Ort setzen wir uns deshalb aktiv für die Verringerung der Müttersterblichkeit ein – und dieser Einsatz zahlt sich aus.
Schwangerschaften sicher begleiten, Personal ausbilden – für Hilfe, die bleibt
Damit eine Schwangerschaft weder für die werdende Mutter noch für das ungeborene Kind zu einer Gefahr wird, bieten wir den Frauen in unseren Projektregionen eine kostenlose medizinische Begleitung während einer Schwangerschaft und Geburt an. In unserem Projekt in Kilifi in Kenia legen wir beispielsweise einen besonderen Fokus auf die Schwangerschaftsvorsorge und Geburtshilfe.
Damit unsere Hilfe dauerhaft bleibt, begleiten die German Doctors die Schwangerschaften immer gemeinsam mit den lokalen Fachkräften. So lernen diese was nötig ist, um das Leben von Mutter und Kind zu schützen. Unser Ziel ist es, das Projekt mittelfristig in lokale Hände zu übergeben.
Geburtsstationen errichten und ausstatten
An einigen Projektstandorten war es uns bereits möglich, zusätzlich zur Schulung des Personals und zur Ermöglichung des Zugangs der schwangeren Frauen zur ärztlichen, vorgeburtlichen Betreuung, Geburtsstationen zu errichten.
Um auch in abgelegenen Orten helfen zu können, errichten wir zudem sogenannte Health Information Points, die für unsere Patientinnen fußläufig und einfach erreichbar sind. Vor Ort leisten wir Schwangerschaftsvorsorge, Prävention und Aufklärung.
Auch in unserem Buda-Projekt auf den Philippinen konnten wir mit dem Krankenhaus in Buda einen sicheren Ort für Geburten errichten. Rund 700 Frauen können hier jedes Jahr sicher entbinden. Sechs Hebammen und eine Schwester kümmern sich um die Entbindungen im Kreißsaal, zwei lokale Ärztinnen und Ärzte tragen die medizinische Verantwortung. Ist ein Kaiserschnitt nötig, werden die Frauen in das zwei Stunden entfernt liegende staatliche Krankenhaus nach Davao City überwiesen – zwei Ambulanzfahrzeuge mit Fahrern stehen hierfür bereit.
"Ich erinnere mich an eine Patientin mit einer Eileiterschwangerschaft in bereits lebensbedrohlichem Zustand. Der schnellste Transfer in die Klinik war nur medizinisch unbegleitet mit einem Uber-Taxi möglich. Die Patientin hat überlebt. Aber es war schwer, sie trotz medizinischer Notlage alleine lassen zu müssen. Emotional sehr schwierig ist es auszuhalten, dass es vor Ort begrenzte Therapieoptionen gibt, beispielsweise für Patientinnen mit Unfruchtbarkeit, Krebserkrankungen u.a. Und zugleich zu wissen, welch gute Therapieoptionen es in Deutschland für diese Frauen gäbe.“
Dr. Vera Jakobs
Einsatzärztin bei den German Doctors in der Ambluanz Fanaka in Athi River
Beratung und Aufklärung
Über die Relevanz von Schwangerschaftsvorsorge
In vielen unserer Projektregionen bringen die Frauen ihr Kind zuhause zur Welt. Kommt es zu Komplikationen, ist das nächste Krankenhaus oft zu weit entfernt. Die schwangeren Frauen müssen ermutigt werden, ihr Kind unter medizinischer Aufsicht im Krankenhaus zur Welt zu bringen. Um möglichst viele Frauen mit unserem kostenlosen Angebot zu erreichen, organisieren wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen Aufklärungskampagnen.
Über Verhütung und Familienplanung
Laut der aktuellen kenianischen Demographic and Health Survey sind rund 43 Prozent der Schwangerschaften in Kenia ungeplant, die Verbreitung von Verhütungsmitteln liegt bei lediglich 46 Prozent. Vielen Mädchen, die eine Schwangerschaft vermeiden möchten, ist es nicht möglich, über den Einsatz von modernen Verhütungsmethoden zu entscheiden. Genau deshalb ist es so wichtig, vor Ort die weibliche und männliche Bevölkerung über Familienplanung und Verhütung aufzuklären: Wie kann ich sicher verhüten? Wie funktioniert eine selbstbestimmte Familienplanung?
In unseren Projekten in Kenia ist das eines unserer Hauptanliegen. Wir wollen vor Ort die ungewollten Schwangerschaften reduzieren und damit auch die Zahl der HIV-Infektionen und sexuell übertragbaren Krankheiten verringern. Denn in den Siedlungen Korogocho, Mathare und Athi River sind die Raten von Teenagerschwangerschaften alarmierend. Die Aufklärung ist ein erster Schritt, um die gefährdeten Mädchen im Alter von 10 bis 24 Jahren zu schützen.
Über ihre Rechte
In einigen Regionen herrschen patriarchalische Strukturen, in denen viele Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts schlecht behandelt werden. Nicht selten erfahren sie physische oder sexuelle Gewalt. Immer wieder führen Vergewaltigungen zu ungewollten und frühen Schwangerschaften.
Die German Doctors haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, mit Workshops und Awareness-Veranstaltungen auf die fehlende Gleichberechtigung aufmerksam zu machen. Nicht nur Frauen und Mädchen, auch Männer und Jungen sollen sensibilisiert werden.
Spenden Sie für sichere Schwangerschaften und Geburten
Alle zwei Minuten stirbt eine Frau infolge ihrer Schwangerschaft oder Geburt. In unseren Projekten begleiten wir schwangere Frauen und Mädchen, bilden Gesundheitspersonal aus und sorgen dafür, dass Mutter und Kind leben können. 50 Euro braucht es, um zwei Leben zu retten.
Warum Ihre Spende aktuell noch wichtiger ist
Die WHO warnt zuletzt vor den Kürzungen von Hilfsgeldern für die weltweite humanitäre Hilfe. Sie gefährden den Fortschritt im Kampf gegen die Müttersterblichkeit. Denn durch die Kürzungen sind einige Länder gezwungen, lebensnotwendige Maßnahmen für die Gesundheit von Müttern und Kindern zu reduzieren oder Einrichtungen zu schließen. Auch die Versorgung mit Hilfsmitteln und Medikamenten sei dadurch unterbrochen worden.
Jede Spende ist deshalb heute noch mehr wert als sonst, damit Frauen und Kinder überleben.
Unser Einsatz für Frauengesundheit
Weibliche Genitalverstümmelung bekämpfen
Mehr als 230 Millionen Frauen und Mädchen sind laut WHO von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Schätzungsweise 4,4 Millionen Mädchen sind gefährdet. Die German Doctors setzen sich deshalb aktiv für die Bekämpfung der brutalen Praxis ein.
Women Empowerment: Mädchen und Frauen stärken
Es geht es darum, die Rolle von Frauen im sozialen und wirtschaftlichen Bereich zu stärken. Denn in Ländern des Globalen Südes ist die Chancenungleichheit für Frauen deutlich spürbar: Sie gehen seltener zur Schule, üben seltener einen Beruf aus und sind eher gefährdet, sich nicht ernähren zu können.
Kindersterblichkeit bekämpfen
Eine Geburt ohne ärztliche Begleitung ist ein hohes Risiko für Baby und Mutter. In einigen Projekten legen wir deshalb den Schwerpunkt auf die Mutter-Kind-Gesundheit und Geburtshilfe. Unser Ziel: Sowohl die Kindersterblichkeit als auch Müttersterblichkeit in Ländern des Globalen Südes weiter senken.