Ärzte helfen weltweit
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Eine schwangere Frau liegt, während sie von einer Ärztin mit einem Ultraschallgerät untersucht wird.
Eine schwangere Frau liegt, während sie von einer Ärztin mit einem Ultraschallgerät untersucht wird.

Mütter­sterblich­keit welt­weit bekämpfen

Laut einem WHO-Bericht stirbt alle zwei Minuten eine schwangere Frau in­folge ihrer Schwanger­schaft oder Geburt, weil sie während der Schwanger­schaft nicht medi­zinisch ver­sorgt wird oder ihr Kind alleine zur Welt bringen muss. Die meisten Todes­fälle wären vermeidbar, wenn die werdenden Mütter Zu­gang zu einer an­gemessen Gesundheits­ver­sorgung hätten.

Obwohl die Kinder- und Mütter­sterblich­keit in den letzten Jahren ge­sunken ist, gibt es immer noch zu viele vermeidbare Todes­fälle von Frauen, Mädchen und Kindern in­folge einer Schwanger­schaft oder Geburt. Die German Doctors arbeiten deshalb aktiv an der Senkung der Mütter­sterblich­keit. Die ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzte begleiten vor Ort Schwanger­schaften, sorgen für eine an­gemessene Vor- und Nach­sorge und machen auf eine selbst­bestimmte Familien­planung, Vor­sorge und Ver­hütung auf­merksam, um ungewollte Schwanger­schaften zu vermeiden.

Eine Frau, die ein Kind erwartet, liegt auf einer Liege und wird von zwei Medizinerinnen mit einem Ultraschallgerät untersucht
© Chantal Neumann

Was bedeutet Mütter­sterblichkeit?

Die WHO spricht von Mütter­sterblichkeit (im Englischen „maternal mortality“), wenn eine Mutter während der Schwanger­schaft oder innerhalb der ersten 42 Tage nach der Ent­bindung stirbt und der Tod nicht auf andere (zuf­ällige) Um­stände zurück­zu­führen ist.  

Die Mütter­sterblichkeits­rate (im Englischen „maternal mortality ratio“, kurz MMR) ist die Zahl der Todes­fälle pro 100.000 Lebend­geburten.

Wie hoch ist die Mütter­sterblich­keit welt­weit?

Laut dem aktuellen Bericht der WHO ist die Mütter­sterblichkeit von 2000 bis 2023 um rund 40 Prozent ge­sunken. Trotzdem sterben immer noch zu viele Frauen infolge ihrer Schwanger­schaft: 2023 waren es schätzungs­weise 260.000 Fälle und damit rund 700 Todesfälle jeden Tag.

Das entspricht einer welt­weiten Mütter­sterblichkeits­rate von 197 pro 100.000 Lebend­geburten – und das bedeutet auch: Alle zwei Minuten stirbt eine schwangere Frau.

Woher kommen die Daten?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht regelmäßig Berichte zur Müttersterblichkeit. Darin werden Zahlen zu Todesfällen während der Schwangerschaft oder Geburt veröffentlicht und Handlungsempfehlungen ausgesprochen. Der letzte Bericht „Trends in maternal mortality 2000 to 2023“ wurde im April 2025 veröffentlicht.

Besonders ge­fährdet sind werdende Mütter in Sub­sahara-Afrika

Laut WHO ereigneten sich 87 Prozent (225.000) der Fälle 2023 in afrikanischen Ländern südlich der Sahara (Subsahara-Afrika) oder Südasien. Allein in Subsahara-Afrika waren es rund 182.000 Fälle, im südlichen Asien rund 43.000 Fälle.  

Demnach ist es als Frau 40-mal gefährlicher ein Kind in Subsahara-Afrika zu bekommen als in Industrieländern. Während das Risiko, im Laufe des Lebens während der Schwangerschaft oder Geburt zu sterben, in Europa bei 1:9090 liegt, liegt es im südlichen Afrika bei 1:220.

Geschätzte Müttersterblichkeitsrate laut WHO-Bericht „Trends in maternal mortality 2000 to 2023“

Region Müttersterblichkeitsrate (Zahl der Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten) Todesfälle insgesamt
Weltweit 197 260.000
Subsahara-Afrika 454 182.000
Nordafrika und Westasien 78 9.100
Zentral- und Südasien 112 44.000
Ost- und Südostasien 65 13.000
Lateinamerika und Karibik 77 7.200
Ozeanien (ohne Australien & Neuseeland) 173 550
Europa und Nordamerika 11 1.100
Europa und Nordamerika 11 1.100

 

Auch in unseren Projektregionen sind die Zahlen erschreckend hoch: In Sierra Leone lag die Müttersterblichkeitsrate 2023 bei 354. Damit ist sie seit 2000 um fast 80 Prozent gesunken, im weltweiten Vergleich aber immer noch extrem hoch. Auch in Kenia sterben immer noch zu viele Frauen infolge ihrer Schwangerschaft: 2023 waren es 149 Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten, im Jahr 2000 waren es noch 206.

Frauen mit einem geringen Ein­kommen sterben häufiger in­folge einer Schwanger­schaft

Laut dem aktuellen Bericht der WHO spiegeln die hohen Zahlen in einigen Regionen vor allem die Ungleichheiten beim Zugang zu Gesundheitsdiensten wider.

Auch wenn man die Müttersterblichkeitsraten nach Einkommen vergleicht, zeigt sich die Kluft zwischen Arm und Reich: In Ländern mit niedrigem Einkommen lag die Müttersterblichkeitsrate 2023 bei durchschnittlich 346 Fällen pro 100.000 Lebendgeburten. In Ländern mit hohem Einkommen waren es 10 Fälle pro 100.000 Lebendgeburten. Frauen in Ländern mit niedrigem Einkommen haben also ein rund 35-mal höheres Risiko, infolge einer Schwangerschaft oder Geburt zu sterben, als Frauen in Ländern mit hohem Einkommen.

Der WHO-Bericht zeigt nicht nur einen Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der Müttersterblichkeitsrate. Auch Konflikte und humanitäre Krisen führen zu steigenden Müttersterblichkeitsraten.  

Warum sterben so viele Frauen infolge einer Schwangerschaft oder Geburt?

Fehlende Gesund­heits­versorgung

Die Frauen leben in Gebieten, in denen es keine an­gemessene Gesundheits­versorgung gibt  

Laut WHO erhalten Frauen, die in Armut und abgelegenen Gebieten leben, am seltensten eine an­gemessene Gesundheits­versorgung: In Ländern mit niedrigem Ein­kommen werden laut WHO gerade einmal 68 Prozent der Frauen während ihrer Schwanger­schaft von qualifiziertem Gesundheits­personal betreut. Im Vergleich dazu: In Ländern mit hohem bis mittlerem Ein­kommen sind es 99 Prozent der Frauen.  

Eine schwangere Frau wartet auf eine Untersuchung in Sierra Leone
© Saidu Bah/Fairpicture

Nach vier Schwanger­schaften endlich Mutter

Kadiatu Musa ist 22 Jahre alt. Sie lebt in Sierra Leone – einem Land, in dem Armut und Elend zum All­tag vieler Familien ge­hören. Die meisten schwangeren Frauen können sich keinen Arzt­besuch leisten oder wohnen zu weit vom nächsten Kranken­haus entfernt. Die Folge: Sie haben oft keine andere Wahl, als ihr Kind ohne medi­zinische Betreuung zur Welt zu bringen.

Kadiatu musste erleben, was eine fehlende Schwanger­schafts­begleitung bedeuten kann. Denn die junge Mutter hat bereits drei Kinder tot auf die Welt gebracht. Als sie zum vierten Mal schwanger ist, erfährt sie über eine Aufklärungs­kampagne der sierra-leonischen Nicht­regierungs­organisation MoPaDA (Movement towards Peace and Development Agency), dass die German Doctors an einem festen Tag alle drei Wochen in das Gesundheits­zentrum in der Nähe ihres Dorfes kommen, um dort kostenlos Patientinnen und Patienten zu behandeln.  

Vor Ort wird sie von einem unserer German Doctors untersucht. Er vermutet zum Zeitpunkt der ersten Kontroll­untersuchung, dass Kadiatu ihr Kind wahrscheinlich schon in vier bis sechs Wochen zur Welt bringen wird. Er klärt sie auf und überzeugt sie, zu weiteren Kontroll­untersuchungen zu kommen und ihr Kind in einem Kranken­haus sicher zur Welt zu bringen. Denn die vorherigen drei Tot­geburten weisen darauf hin, dass auch dieses Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf natürlichem Wege gesund das Licht der Welt erblicken wird.  

Dank der medi­zinischen Begleitung durch die German Doctors konnte Kadiatu nach drei Totgeburten einen gesunden Jungen zur Welt bringen. Sie beide sind wohl­auf.

Spenden Sie für sichere Geburts­hilfe

Unterstützen Sie die Geburts­vorsorge der German Doctors mit einem Ultraschall­gerät. Ihre Spende rettet das Leben von werdenden Müttern und ihren Kindern.

Untersuchung einer schwangeren Frau mit einem Ultraschallgerät
© UYAHF, Zoe Kanyago

Komplikationen während und nach der Schwanger­schaft bleiben un­behandelt

Die meisten Mütter­sterblichkeits­fälle sind auf eine un­zureichende medizinische Ver­sorgung beziehungs­weise fehlende Geburts­begleitung zurück­zu­führen: Die werdenden Mütter sterben an den Folgen von Komplikationen, die während oder nach der Schwanger­schaft oder Entbindung auftreten. In den meisten Fällen wären diese Komplikationen mit einer Vor­sorge ver­meidbar oder mit medizinischer Hilfe be­handel­bar.

Laut WHO ergeben sich 75 Prozent der Todes­fälle durch folgende Komplikationen:

  • Schwere Blutungen (meist nach der Geburt)
  • Infektionen (meist nach der Entbindung)
  • Bluthochdruck während der Schwangerschaft
  • Komplikationen bei der Entbindung
  • Unsichere Schwangerschaftsabbrüche

Auch die in manchen Ländern praktizierte weibliche Genitalverstümmelung kann zu Komplikationen führen.

Hätten alle Frauen auf der Welt Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung, wäre ein Großteil der mütterlichen Todesfälle vermeidbar.

 

Ärztin der German Doctors im Gespräch mit einer jungen Mutter
© Chantal Neumann

Viele frühe Schwanger­­schaften – oft vor dem 18. Geburtstag

Laut WHO bringen etwa 16 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren jedes Jahr ein Kind zur Welt, knapp 95 Prozent davon leben in Ländern des Globalen Südens. Die Mädchen werden noch vor oder kurz nach dem Ein­treten der Pubertät schwanger – und das hat ver­heerende Folgen.

Hohes gesund­heit­liches Risiko für die jungen werdenden Mütter

Je jünger die werdende Mutter, desto größer ist die Gefahr, dass gesund­heit­liche Probleme durch die Schwanger­­schaft auf­treten. Denn die Körper von jungen Mädchen sind noch nicht auf eine Schwanger­­schaft beziehungs­­weise die da­mit einher­­gehende Belastung aus­ge­­legt. Da­durch kommt es häufiger zu Kompli­kationen in der Schwanger­­schaft oder während der Geburt.

Höhere Gefahr für das un­ge­borene Baby

Nicht nur für die werdenden Mütter ist eine frühe Schwanger­schaft ein Risiko. Auch für das (un­geborene) Baby kann sie zur Gefahr werden: Babys von sehr jungen Mädchen kommen oft unter­­gewichtig oder zu früh auf die Welt. Die Säuglings­­sterblichkeits­­rate ist bei jungen Müttern deshalb 50 Prozent höher als bei Säuglingen von Frauen zwischen 20 und 30 Jahren.

Keine Aus­sicht auf eine bessere Zukunft

Frühe Schwanger­­schaften von Mädchen, die in Armut leben, bringen nicht nur ein gesund­heit­liches Risiko für Mutter und Baby mit sich. Die jungen Mädchen verlieren außerdem ihre Chance auf Bildung. Eine frühe Schwanger­­schaft ver­wehrt ihnen damit oft den Zu­gang zum Arbeits­­markt und die Chance auf ein eigen­­ständiges, selbst­­bestimmtes Leben.

Auch der fehlende Zugang zu modernen Verhütungsmethoden ist ein Problem

Der Zugang zu Verhütung ist Voraussetzung dafür, dass Frauen und Mädchen selbstbestimmt leben können und eine Schwangerschaft planen können. Und die Zahlen sind erschreckend: Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) können immer noch weltweit mehr als 20 Prozent der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren nicht frei darüber entscheiden, ob sie verhüten. Viele Jugendliche sind unzureichend aufgeklärt. Sie wissen kaum etwas über ihren eigenen Körper oder mögliche Verhütungsmethoden.

In unserem Projekt in Kenia erleben wir genau das. Die Folge: Teenagerschwangerschaften sind hier keine Seltenheit. In unserer Befragung vor Ort gaben 48 Prozent der sexuell aktiven Jugendlichen an, nie ein Kondom zu benutzen. Das Risiko für ungewollte Schwangerschaften und Ansteckungen mit HIV sowie anderen sexuell übertragbaren Infektionen ist folglich hoch.

Die Anzahl der Teenagerschwangerschaften ist auch auf den Philippinen hoch. Mit dem lokalen Partner Medical Action Group (MAG) starteten wir im Frühjahr 2025 auf der Insel Samar ein neues, ganzheitliches Projekt, das sich mit Aufklärungsaktivitäten an Mädchen und Jungen wendet. Langfristig soll so die Zahl der Teenagerschwangerschaften reduziert werden.

Das Ziel der Vereinten Nationen: die Müttersterblichkeitsrate bis 2030 stark senken

17 Ziele für nachhaltige Entwicklung
© Engagement Global gGmbH

2015 haben die Vereinten Nationen 17 globale Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) verabschiedet: Bis 2030 sollen diese Ziele als Fahrplan für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung dienen.

Mit dem dritten Ziel (SDG 3.1) haben sich die Länder auch das Ziel gesetzt, die Verringerung der Müttersterblichkeit zu beschleunigen: Bis 2030 soll die weltweite Müttersterblichkeitsrate auf weniger als 70 pro 100.000 Lebendgeburten gesenkt werden. Kein Land soll bis dahin eine doppelt so hohe Müttersterblichkeitsrate wie der weltweite Durchschnitt haben.

Es gibt Erfolge, aber immer noch zu viele ver­meidbare Todes­fälle

Die Müttersterblichkeits­rate hat sich von 2000 bis 2023 um rund 40 Prozent ver­ringert. Auf das Jahr gesehen entspricht das einer durch­schnittlichen Senkungs­rate von rund 2 Prozent. Haupt­grund ist der verbesserte Zugang zu bezahlbarer und guter Gesundheits­versorgung. Für viele Frauen bedeutet das: Sie können sich während ihrer Schwanger­schaft medizinisch begleiten lassen – und ihr Kind sicher zur Welt bringen.

Um SGD 3.1 zu erreichen, müsste die jährliche Senkungs­rate bei 6,4 Prozent liegen – also deutlich über dem aktuellen Wert. Und das zeigt: Die Verringerung der Müttersterblichkeit muss beschleunigt werden. Laut WHO sei ansonsten das Leben von schätzungsweise einer Million Frauen bis 2030 gefährdet.

Die Fort­schritte stagnieren in den letzten Jahren

Laut WHO-Bericht ist die Mütter­sterblichkeit von 2000 bis 2023 gesunken. Betrachtet man den Fortschritt über diese Zeit­spanne, zeigt sich allerdings: Die größten Fort­schritte sind vor allem zwischen 2000 und 2015 gemacht worden, von 2016 bis 2020 stagniert die Mütter­sterblichkeitsrate, 2021 hat sie aufgrund der Corona-Pandemie zu­genommen.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie

Die Müttersterblichkeits­rate stieg 2021 an (von 282 000 Mütter­sterblichkeitsfällen im Jahr 2020 auf 322 000 Mütter­sterblichkeitsfälle im Jahr 2021). Die WHO vermutet, dass es einerseits infolge der Wechsel­wirkung zwischen COVID-19 und der Schwanger­schaft zu mehr direkten Todesfällen kam. Gleichzeitig mussten die Gesundheitsdienste teil­weise unter­brochen werden, so­dass weniger schwangere Frauen Zu­gang zu einer qualitativen medizinischen Ver­sorgung hatten. Die Folge: Viele Komplikationen während der Schwanger­schaft und Geburt endeten tödlich – obwohl sie andern­falls möglicher­weise behandelt und verhindert hätten werden können.

Auch wenn die Corona-Pandemie den Fort­schritt zu­nächst unterbrochen hat, ist die maternale Mortalitätsrate (MMR) nach der COVID-19-Pandemie (2022 und 2023) niedriger als in den drei Jahren un­mittelbar vor der Pandemie. Diese Entwicklung schenkt Motivation im Kampf gegen die Mütter­sterblichkeit.

Was muss passieren, damit die Müttersterblichkeit schneller und nachhaltig sinkt?

Um die Müttersterblichkeit nachhaltig zu bekämpfen, muss sich die Arbeit vor Ort vor allem auf zwei Aspekte fokussieren:

Eine Gruppe von Menschen auf einer Aufklärungsveranstaltung in Uganda

Zu­gang zu Verhütungs­mitteln und Auf­klärung leisten, insbesondere auch im Hin­blick auf Familien­planung.

Alle Menschen müssen Zu­gang zu Verhütungs­mitteln im Rahmen der gesetzlichen Möglich­keiten haben. Sie müssen über Wissen rund um Familien­planung verfügen und ihre Rechte kennen.

Eine schwangere Frau liegt und wird von zwei Ärztinnen untersucht

Schwangerschaften medizinisch begleiten

Die meisten Todesfälle wären vermeidbar, wenn die Frauen während ihrer Schwangerschaft und der Entbindung medizinisch betreut würden. Dazu braucht es sichere Orte für die Entbindung und Vorsorge sowie geschultes medizinisches Personal.

Was muss passieren, damit die Müttersterblichkeit schneller und nachhaltig sinkt?

Um die Müttersterblichkeit nachhaltig zu bekämpfen, muss sich die Arbeit vor Ort vor allem auf zwei Aspekte fokussieren:

Zu­gang zu Verhütungs­mitteln und Auf­klärung leisten, insbesondere auch im Hinblick auf Familien­planung.

Alle Menschen müssen Zugang zu Verhütungsmitteln im Rahmen der gesetzlichen Möglich­keiten haben. Sie müssen über Wissen rund um Familien­planung verfügen und ihre Rechte kennen.

Schwangerschaften medizinisch begleiten

Die meisten Todesfälle wären vermeidbar, wenn die Frauen während ihrer Schwangerschaft und der Entbindung medizinisch betreut würden. Dazu braucht es sichere Orte für die Entbindung und Vorsorge sowie geschultes medizinisches Personal.

Der Einsatz der German Doctors

Seit 1983 setzen sich die German Doctors für Menschen ein, die sich ansonsten keinen Arzt­besuch leisten können. Ein großes Anliegen ist es, die Frauen­gesundheit in Ländern des Globalen Südens zu stärken. Vor Ort setzen wir uns deshalb aktiv für die Ver­ringerung der Mütter­sterblichkeit ein – und dieser Einsatz zahlt sich aus.

Eine Frau liegt auf einem Bett, während eine Krankenschwester und eine Ärztin neben ihr stehen und sie untersuchen.
© Saidu Bah/Fairpicture

Schwanger­­schaften sicher begleiten, Personal aus­bilden – für Hilfe, die bleibt

Damit eine Schwanger­schaft weder für die werdende Mutter noch für das unge­borene Kind zu einer Gefahr wird, bieten wir den Frauen in unseren Projektregionen eine kostenlose medizinische Begleitung während einer Schwangerschaft und Geburt an. In unserem Projekt in Kilifi in Kenia legen wir beispielsweise einen besonderen Fokus auf die Schwangerschaftsvorsorge und Geburtshilfe.

Damit unsere Hilfe dauerhaft bleibt, begleiten die German Doctors die Schwangerschaften immer gemeinsam mit den lokalen Fachkräften. So lernen diese was nötig ist, um das Leben von Mutter und Kind zu schützen. Unser Ziel ist es, das Projekt mittelfristig in lokale Hände zu übergeben.

Geburts­stationen errichten und aus­statten

An einigen Projekt­standorten war es uns bereits möglich, zu­sätzlich zur Schulung des Personals und zur Er­möglichung des Zu­gangs der schwangeren Frauen zur ärztlichen, vorgeburtlichen Betreuung, Geburts­stationen zu errichten.

Um auch in abgelegenen Orten helfen zu können, errichten wir zudem sogenannte Health Information Points, die für unsere Patientinnen fuß­läufig und ein­fach erreichbar sind. Vor Ort leisten wir Schwangerschafts­vorsorge, Prävention und Aufk­lärung.

Auch in unserem Buda-Projekt auf den Philippinen konnten wir mit dem Kranken­haus in Buda einen sicheren Ort für Geburten errichten. Rund 700 Frauen können hier jedes Jahr sicher entbinden. Sechs Hebammen und eine Schwester kümmern sich um die Entbindungen im Kreiß­saal, zwei lokale Ärztinnen und Ärzte tragen die medizinische Verantwortung. Ist ein Kaiser­schnitt nötig, werden die Frauen in das zwei Stunden entfernt liegende staat­liche Kranken­haus nach Davao City über­­wiesen – zwei Ambulanz­­fahr­zeuge mit Fahrern stehen hier­für bereit.

"Ich erinnere mich an eine Patientin mit einer Eileiterschwangerschaft in bereits lebensbedrohlichem Zustand. Der schnellste Transfer in die Klinik war nur medizinisch unbegleitet mit einem Uber-Taxi möglich. Die Patientin hat überlebt. Aber es war schwer, sie trotz medizinischer Notlage alleine lassen zu müssen. Emotional sehr schwierig ist es auszuhalten, dass es vor Ort begrenzte Therapieoptionen gibt, beispielsweise für Patientinnen mit Unfruchtbarkeit, Krebserkrankungen u.a. Und zugleich zu wissen, welch gute Therapieoptionen es in Deutschland für diese Frauen gäbe.“

Dr. Vera Jakobs
Einsatzärztin bei den German Doctors in der Ambluanz Fanaka in Athi River  

Beratung und Aufklärung

Über die Relevanz von Schwangerschaftsvorsorge

In vielen unserer Projektregionen bringen die Frauen ihr Kind zuhause zur Welt. Kommt es zu Komplikationen, ist das nächste Krankenhaus oft zu weit entfernt. Die schwangeren Frauen müssen ermutigt werden, ihr Kind unter medizinischer Aufsicht im Krankenhaus zur Welt zu bringen. Um möglichst viele Frauen mit unserem kostenlosen Angebot zu erreichen, organisieren wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen Aufklärungskampagnen.

Über Verhütung und Familienplanung

Laut der aktuellen kenianischen Demographic and Health Survey sind rund 43 Prozent der Schwangerschaften in Kenia ungeplant, die Verbreitung von Verhütungsmitteln liegt bei lediglich 46 Prozent. Vielen Mädchen, die eine Schwangerschaft vermeiden möchten, ist es nicht möglich, über den Einsatz von modernen Verhütungsmethoden zu entscheiden. Genau deshalb ist es so wichtig, vor Ort die weibliche und männliche Bevölkerung über Familienplanung und Verhütung aufzuklären: Wie kann ich sicher verhüten? Wie funktioniert eine selbstbestimmte Familienplanung?

In unseren Projekten in Kenia ist das eines unserer Hauptanliegen. Wir wollen vor Ort die ungewollten Schwangerschaften reduzieren und damit auch die Zahl der HIV-Infektionen und sexuell übertragbaren Krankheiten verringern. Denn in den Siedlungen Korogocho, Mathare und Athi River sind die Raten von Teenagerschwangerschaften alarmierend. Die Aufklärung ist ein erster Schritt, um die gefährdeten Mädchen im Alter von 10 bis 24 Jahren zu schützen.

Über ihre Rechte

In einigen Regionen herrschen patriarchalische Strukturen, in denen viele Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts schlecht behandelt werden. Nicht selten erfahren sie physische oder sexuelle Gewalt. Immer wieder führen Vergewaltigungen zu ungewollten und frühen Schwangerschaften.

Die German Doctors haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, mit Workshops und Awareness-Veranstaltungen auf die fehlende Gleichberechtigung aufmerksam zu machen. Nicht nur Frauen und Mädchen, auch Männer und Jungen sollen sensibilisiert werden.

Spenden Sie für sichere Schwanger­schaften und Geburten

Alle zwei Minuten stirbt eine Frau infolge ihrer Schwangerschaft oder Geburt. In unseren Projekten begleiten wir schwangere Frauen und Mädchen, bilden Gesundheitspersonal aus und sorgen dafür, dass Mutter und Kind leben können. 50 Euro braucht es, um zwei Leben zu retten.

Eine Frau, die ein Baby in den Armen hält.

Warum Ihre Spende aktuell noch wichtiger ist

Die WHO warnt zuletzt vor den Kürzungen von Hilfs­geldern für die welt­weite humanitäre Hilfe. Sie gefährden den Fort­schritt im Kampf gegen die Mütter­sterblichkeit. Denn durch die Kürzungen sind einige Länder gezwungen, lebens­notwendige Maßnahmen für die Gesundheit von Müttern und Kindern zu reduzieren oder Ein­richtungen zu schließen. Auch die Ver­sorgung mit Hilfsmitteln und Medikamenten sei dadurch unter­brochen worden.

Jede Spende ist deshalb heute noch mehr wert als sonst, damit Frauen und Kinder überl­eben.

 

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