Neues aus den Projekten
Indien: Dramatische Corona-Lage
In Indien ist die Lage aufgrund der starken Ausbreitung des Coronavirus leider weiterhin sehr angespannt: Die Zahlen der an Covid-19-infizierten Menschen ist sehr hoch, die Dunkelziffer wohl um ein Mehrfaches höher als die offiziellen Zahlen.
Die Krankenhäuser sind überbelegt und am Rande des Kollapses. Viele Menschen schaffen es aufgrund fehlender Transportmöglichkeit nicht bis ins Krankenhaus oder werden an der Eingangstür abgewiesen. Es fehlt an medizinischem Sauerstoff, genügend Betten für die große Zahl an erkrankten Menschen und versorgendem Personal. Es sind dramatische Berichte, die uns von unseren lokalen Partnern, Mitarbeitenden und unserem Langzeitarzt Dr. Tobias Vogt erreichen. Alle Menschen, die in Indien leben, sind betroffen, haben Freunde oder Familienangehörige, die erkrankt sind und um deren Gesundheit oder Leben er oder sie bangt. Ausgangssperren werden zurzeit orts- und lageabhängig zunehmend verhängt. In Westbengalen, der Region in der wir arbeiten, gibt es seit Mitte Mai einen weitreichenden Lockdown.
Nothilfe dank der Unterstützung vieler Spenden
Unsere Mitarbeitenden und unser Langzeitarzt Tobias Vogt arbeiten dennoch weiter. Unsere Slumambulanzen und unsere Tuberkulosestationen für Frauen und für Kinder in Kalkutta sind geöffnet. Die Ambulanzen werden täglich angefahren. Allerdings ist die Zahl der Patientinnen und Patienten pro Arzt und Tag beschränkt worden: Sie dürfen nur noch 20 Patienten pro Ambulanz untersuchen und behandeln. Diese Einschränkung dient dazu, größere Menschenansammlungen vor den Ambulanzen zu vermeiden. Ob die Arbeit in dem gewohnten Maße auch während der nächsten Wochen weitergehen kann, ist noch unklar.
Unsere Teams vor Ort und die lokalen Partner haben zudem mit Nothilfemaßnahmen begonnen: Wir verteilen Essenspakete an Bedürftige und geben Mund-Nasen-Schutze und Desinfektionsmittel an unsere Patientinnen und Patienten aus. Für unser medizinisches Personal kaufen wir weiterhin komplette persönliche Schutzausrüstungen, die aus den weißen Ganzkörperanzügen, Handschuhen, Masken und Gesichtsvisieren bestehen. Vor unseren Ambulanzen werden schattenspendende Dächer aufgebaut, damit die Patientinnen und Patienten in der Warteschlange besser Abstand halten und sich nicht in kleinen Schatten von Gebäuden und Vorsprüngen zusammendrängen. Außerdem investieren wir in telemedizinische Ausstattung, damit unsere Ärzte während des Lockdowns für Tuberkulose-Patientinnen und -Patienten ansprechbar sein können. Dazu statten wir unsere staatlich anerkannten Tuberkulose-Stadtteilambulanzen mit Tablets, einer Wlan-Verbindung und einem Röntgenbild-Lesegerät aus. Dadurch können die dort arbeitenden Schwestern einen Arzt oder eine Ärztin zum Patientengespräch online via Tablet dazuschalten, der oder die dann das Röntgenbild bewertet und eine Diagnose und die weitere Behandlung mit der Schwester und dem Patienten bzw. der Patientin gemeinsam bespricht.
Aufklärung, Prävention und Hilfe im Erkrankungsfall
Zusätzlich führen unsere Partner Aufklärungsveranstaltungen in den Dörfern durch, um die Menschen über die Krankheitssymptome von Covid-19 zu informieren und zu erklären, wie sie sich schützen können. Zudem wird thematisiert, wie sie sich im Falle einer Erkrankung verhalten sollen. Zur Eindämmung des Virus werden Masken, Desinfektionsmittel und Seifen verteilt. Außerdem werden positiv Getestete und Erkrankte unterstützt, indem sie Lebensmittel bzw. gekochtes Essen erhalten sowie telefonische Beratungsangebote bekommen. Im Notfall erhalten sie Sauerstoff und werden bei der Suche und dem Transport in ein Krankenhaus unterstützt. Alle Mitarbeitenden sind mit kompletter persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet, zudem werden zusätzliche Oximeter und Fieberthermometer erworben.
Besonderes Augenmerk auf unsere chronisch kranken Patienten
Alle chronisch Kranken, die bei uns in Behandlung sind, instruiert unser Team schon seit Wochen, wie sie sich im Falle einer Ausgangsbeschränkung verhalten sollen und wie sie an ihre lebensnotwendigen Medikamente kommen können. Denn Tobias Vogt und seinem Team war es ein sehr wichtiges Anliegen, dass diese Patientengruppe dieses Mal besser vorbereitet in den Lockdown geht.
Unsere einheimischen Mitarbeitenden und unser Langzeitarzt Dr. Vogt sowie unsere lokalen Partner stehen den Menschen vor Ort weiterhin verlässlich zur Seite und helfen, wo Hilfe nötig und möglich ist – wir danken allen von Herzen, die dies dank ihrer finanziellen Unterstützung ermöglichen.