

Trotz Corona in Indien: Unsere Hilfe bleibt!

Trotz Corona in Indien: Unsere Hilfe bleibt!

Ärzte im Einsatz: Indien braucht Hilfe
Lebensumstände haben sich dramatisch verschlechtert
In Indien ist die Lage extrem bedrückend: Die Regierung zählt mehr als 10 Millionen bestätigte Corona-Fälle und die Infektionszahlen in Indien steigen unaufhörlich an. Schon vor der massisven Ausbreitung des Coronavirus in Kalkutta war die Situation für die vielen Bewohner der Slums und Ghettos dramatisch: die Bevölkerung lebt dicht gedrängt, ohne Anschluss an Elektrizität, Trinkwasser und Müllentsorgung. Viele Menschen, darunter auch Straßenkinder, sind stark unterernährt und leiden an Tuberkulose oder anderen Erkrankungen. Nun nimmt dort eine humanitäre Katastrophe ihren Lauf, deren Ende noch nicht absehbar ist. Die Folgen der staatlich verhängten Ausgangssperre, das die Ausbreitung des Virus verhindern soll, hat Millionen Tagelöhner in existenzielle Not gebracht und die Armut vorangetrieben.
Wir helfen mit Nahrungsmittelpaketen
Abertausende Familien, die sonst sprichwörtlich von der Hand in den Mund leben, sind seit Monaten aufgrund des Coronavirus ohne Einkommen, und sie dürfen ihre ärmlichen Behausungen kaum verlassen. „Bevor wir an Covid-19 sterben, sterben wir an Hunger“, sagen die Menschen. Diesem Szenario versuchen wir mit unsere umfassenden Nothilfe vorzubeugen und verteilen Essensrationen an diejenigen Slumbewohner, die durch die Ausgangssperre ihre Jobs verloren haben und nicht mehr wissen, wie sie sich und ihre Familien ernähren sollen. Mehrere tausend Lebensmittelpakete haben wir bislang verteilt!
Medizinische Hilfe wichtiger denn je
In unseren Krankenhäusern kümmern wir uns weiter um schwer erkrankte Tuberkulose-Kranke. Patientinnen und Patienten mit einer solch schweren Vorerkrankung sind natürlich durch das Corona-Virus besonders gefährdet, so dass nun weitreichende Hygienemaßnahmen getroffen werden. Seit Anfang August können wir auch alle Ambulanzstandorte wieder anfahren und die lang ersehnte medizinische Hilfe anbieten. In Vertretung der deutschen Einsatzärztinnen und Ärzte arbeiten wir neben unserem Langzeitarzt Dr. Tobias Vogt mit einheimischen Medizinern. Mit Sorge beobachten wir, dass die Pandemie negative Auswirkungen auf das Gesundheitssystem in Indien hat. Viele Ärzte und Krankenschwestern mit dem Corona-Virus, zahlreiche von ihnen starben daran. Ganze Stationen wurden unter Quarantäne gestellt und Mediziner erschienen aus Angst vor dem Virus monatelang nicht bei der Arbeit. Operationen wurden abgesagt, Krankheiten oft zu spät behandelt.
Unser Einsatzarzt Dr. Tobias Vogt ist vor Ort und koordiniert unsere Hilfe in diesen schwierigen Zeiten. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende!
Unser Arzt vor Ort

„Die Corona-Pandemie stellt uns vor große Herausforderungen. Zum Glück kann die Arbeit in unserem Tuberkulose-Krankenhaus trotz der von der indischen Regierung in Delhi verhängten Ausgangssperre noch aufrechterhalten werden. Das ist eine große Hilfe für die vielen Kranken, die ohne uns German Doctors wohl keine Überlebenschance hätten.“
Dr. Tobias Vogt
Langzeitarzt der German Doctors
Unsere Corona-Hilfe im Überblick

- Verteilung von Hygieneprodukten wie Desinfektionsmittel, Seife und Schutzmasken zum Schutz vor dem Corona-Virus
- Aufklärung über Covid-19, Hygienevorschriften, Social Distancing etc.
- Lebensmittel-Hilfe: Verteilung von über 2000 Lebensmittelpakete an bedürftige Familien
- Medizinische Hilfe, insbesondere für unsere vielen Tuberkulose-Patientinnen und -patienten
Langzeitarzt Dr. Tobias Vogt über die Situation vor Ort

Aufgrund der deutlich schlechteren medizinischen Infrastruktur ist Corona in Entwicklungsländern meist ein noch größeres Problem als beispielsweise in Europa. Unser Langzeitarzt Dr. Tobias Vogt ist vor Ort in Indien und beantwortet einige Fragen rund um die Corona-Pandemie und wie diese sich auf unsere Projekte in Indien auswirken wird:
Wie ist die aktuelle Situation in Kalkutta im Hinblick auf die Corona-Pandemie?
Das Corona-Virus zirkuliert nahezu ungebremst in den großen indischen Metropolen. Die engen Wohnverhältnisse in den Slums machen es ihm leicht. Mitten in der Pandemie hat dann auch noch ein tropischer Wirbelsturm die Region verwüstet. Die Unterkünfte sehr vieler Familien – ich nenne sie bewusst nicht Häuser – sind mehr oder weniger zerstört. Die Menschen haben kein Geld, auch nur die Dächer zu reparieren, zudem ist auch noch Regenzeit!
Trifft die Corona-Pandemie alle Bevölkerungsschichten in der Region gleichermaßen hart?
Familien, deren Vater auf Tagelohnbasis arbeitet, aber auch Väter, die nicht mehr zur Arbeit kommen, weil keine Busse und Bahnen mehr fahren, oder weil die Fabriken zu haben, werden am härtesten getroffen. Die engen Wohnverhältnisse in den städtischen Slums machen es dem Virus leicht.

Wie hat das lokale Team den Menschen in den vergangenen Monaten geholfen?
Das German Doctors-Team hier hat so gut geholfen, wie es irgend möglich war. Mehr als 2.000 Lebensmittelpakete haben wir an Familien ausgegeben, die kein Geld und nichts mehr zu essen hatten. Ich hätte es mir noch vor sechs Monaten nicht träumen lassen, dass in Kalkutta noch einmal gehungert wird. Wir dachten, die Zeiten seien vorbei. Immerhin können wir wieder arbeiten. Stark eingeschränkt und in voller Schutzausrüstung. Natürlich ist das störend, aber je länger wir nicht arbeiten, umso heftiger wird der Anprall von viel Not, wenn die Ausgangssperre eines Tages wieder aufgehoben wird.
Können Sie Auswirkungen der mangelnden medizinischen Versorgung erkennen?
Ja, natürlich. Es muss da draußen viele TB-Patienten geben, die noch unbehandelt sind. Normalerweise diagnostizieren wir in einem Monat rund 40 neue Tuberkulosefälle. Zwischen April und Juli sind vielleicht insgesamt zehn Patienten mit einer Tuberkulose zu uns gekommen. Das heißt, es gibt in den Slums viele Kranke, die sich derzeit quälen und unbehandelt bleiben. Ganz sicher sind auch Tuberkulosekranke gestorben, die unter den Bedingungen der Ausgangssperre an keine Behandlung kamen. Auch Diabetiker, die nicht an Insulin kommen, können sehr schnell in eine lebensbedrohliche Situation kommen. Uns sind entsprechende Berichte zu Ohren gekommen.
Das Interview wurde im Juli 2020 geführt.
Corona-Nothilfe weltweit
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Sie wollen wissen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die anderen German Doctors-Projekte hat und sich dazu auf dem Laufenden halten? Dann besuchen sie unseren Überblick zum Thema Corona in Entwicklungsländern oder informieren Sie sich direkt über die jeweilige Situation in Indien, Bangladesch, Kenia, Sierra Leone oder auf den Philippinen.