Projektstart in den Teeplantagen

Ein Bericht von German Doctors-Einsatzarzt Dr. Johann Pielmeier aus Srimangal

Dr. Pielmeier bei seiner Sprechstunde

Nachdem die Abreise zweimal verschoben werden musste, weil sich zunächst die Ausstellung des Permission Letters der Regierung von Bangladesch und dann die Ausstellung des Visums immer wieder verzögerten, war es dann schließlich doch soweit, dass ich meinen ersten Einsatz für die German Doctors antreten konnte. Nach der Ankunft in der Hauptstadt Dhaka blieb ich dort beim Projektträger, der Bangladesh Nazarene Mission, über Nacht, um am nächsten Tag in einer sechsstündigen Fahrt ca. 180 km mit dem Auto weiter nach Srimangal zu reisen. Diese Fahrt an sich ist schon ein Abenteuer.

Der Projektstandort liegt etwas außerhalb der Stadt, in traumhafter Umgebung, rundherum satt grüne Teeplantagen. Nach der Ankunft wurde ich von einem Empfangskomitee herzlich empfangen und begrüßt. Die Unterkunft war für dortige Verhältnisse äußerst komfortabel mit eigenem Bad und Balkon und herrlichem Blick auf die Teeplantagen. Der eigentliche Einsatz war dann schon eine Herausforderung. Ich war der erste German Doctor in diesem Projekt mit einem neuen Projektpartner, und das als Einzelkämpfer und Neuling bei den German Doctors. So blieben manche Startschwierigkeiten nicht aus, angefangen vom unerfahrenen Personal über die anfangs unzureichende Medikamentenversorgung und die lückenhafte Ausstattung bis hin zum holprigen Sprechstundenablauf.

Herzliche Begrüßung

Aber Schritt für Schritt konnte ein Problem nach dem anderen einer Lösung näher gebracht werden, auch Dank der Kooperationsbereitschaft und Aufgeschlossenheit aller Mitarbeitenden unserer Partnerorganisation. Die geplanten Sprechstunden draußen auf den Dörfern in den Teeplantagen konnten noch nicht durchgeführt werden, weil die erforderlichen Genehmigungen noch fehlten. So blieben nur die täglichen Sprechstunden am Projektstandort und langsam kehrte hier auch eine gewisse Routine ein.

Unterstützt wurde ich anfangs von einem einheimischen Kollegen, sehr wertvoll beim Entziffern von handschriftlichen Vorbefunden und den dortigen Medikamentennamen. Im Vorfeld des Einsatzes stellt man sich im Geiste schon auf alle möglichen exotischen Krankheiten ein, um dann vor Ort festzustellen, dass es sich meistens um ganz geläufige Krankheitsbilder handelt. Eingeprägt haben sich bei mir die vielen Teepflückerinnen, gezeichnet von den harten Arbeits- und Lebensbedingungen mit einem Körpergewicht fast immer zwischen 35 und 45 kg, manche sogar darunter. Ihre häufigsten Beschwerden waren dementsprechend Rückenschmerzen und allgemeine Schwäche, wobei ich erkennen musste, dass man hier nur in sehr begrenztem Umfang als Arzt helfen kann.

Krankenzimmer im örtlichen Krankenhaus

Wirkliche Hilfe ist für diese Menschen nur langfristig möglich durch Verbesserung der Lebensumstände, was auch ein Ziel des Gesamtprojekts ist. Die Kinder litten hauptsächlich an Erkältungskrankheiten, es war ja schließlich Winter. Die Tagestemperaturen  lagen eine Woche vor Weihnachten bei 27 – 28°, frühmorgens immer noch locker über 15°, aber alle beschwerten sich über die Kälte und morgens waren eine dicke Jacke, Pudelmütze und Schal angesagt. Da konnte ich mir im T-Shirt ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Erschüttert war ich über die Zustände im lokalen Krankenhaus, dem Upazila Health Complex Center Srimangal. Alles ist völlig herunter gekommen, schmutzige Krankensäle, ein vorsintflutliches Labor, fehlende apparative Ausstattung….. Kaum zu glauben, dass hier Menschen wieder gesund werden sollen.

Eine Arbeiterin in den Teefeldern

Auf Grund meiner verspäteten Anreise ging es schon nach viereinhalb Wochen mit einem großen Gefühl der Zufriedenheit und um eine Lebenserfahrung reicher wieder zurück nach Hause. Die Rückfahrt von Srimangal nach Dhaka dauerte übrigens bei starkem Nebel 8 Stunden. Natürlich werde ich als quasi „Geburtshelfer“ dieses Projekt mit großem Interesse von zu Hause aus weiter verfolgen und unterstützen, erneuter Einsatz nicht ausgeschlossen.