Hilfe auf Rädern ➠ Rolling Clinic auf Mindoro
Ein Bericht von unserem Fundraiser Jürgen Grosse aus Mindoro (Teil 2)
8. Tag: Samstag, 13. Mai
Unsere Fähre legt ziemlich pünktlich um 6:20 Uhr in Batangas ab. Die Fastferry erreicht ca. 50 km/h und ist nach einer guten Stunde bereits in Manila. In der Parking Zone finden wir Pinkys Auto und verstauen unser Gepäck. Die Rückfahrt läuft bis Anfang Manila sehr gut, dann ist vor uns ein Unfall und wir stehen eine längere Zeit im Stau. Trotzdem erreichen wir noch rechtzeitig den Airport, damit Dietmar seinen Rückflug nach Mindanao bekommt. Anschließend chauffiere ich Renate und Norbert zum Terminal 3, der noch ein paar Kilometer entfernt ist. Da die beiden noch viel Zeit bis zu ihrem Abflug haben, gehen Pinky und ich mit und wir trinken noch einen Kaffee.
Wir verabschieden die Friedhelm Wilmes-Stiftung; nicht ohne auch noch einmal über die weiteren Dinge zu sprechen. Danach fahren wir zum Nichols Airporthotel wo ich bis Montag bleibe. Einige Sachen habe ich auch noch zu arbeiten und etwas relaxen nach einer anstrengenden Woche tut auch mal gut. Morgen Abend hole ich Björn Clüsserath am Flughafen ab und am Montag geht es dann wieder zurück nach Mindoro.
9. Tag: Sonntag, 14. Mai
Ein Relaxtag in Manila. Nach dem Frühstück gehe ich mal durch die Quirino-Road. Suche einen Geldautomaten um meine Barschaft etwas aufzubessern. Aufgrund der Temperaturen, ca. 36 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit, ziehe ich es vor, bald wieder in das klimatisierte Hotel zurückzugehen. Danach noch live Formel 1 aus Spanien und dann zum Flughafen, Björn Clüsserath abholen. Im Gegensatz zu unserer Ankunft, erscheint Björn Clüsserath schon 15 Minuten nach der Landung inkl. Koffer am Ausgang. Im Hotel noch ein kühles Bier und dann ab ins Bett.
10. Tag: Montag, 15. Mai
Pinky sitzt schon im Hotelfoyer als wir vom Frühstück kommen. Da sie alleine ist und nicht gerne fährt, bittet sie mich ihr Auto zur Fähre nach Batangas zu chauffieren. Das ist ja das kleinste Problem für mich. Wir kämpfen uns durch die Rushhour in Manila Richtung Batangas. Nach knapp drei Stunden sind wir im Hafen. Die gleiche Prozedur wie letzte Woche. Ausladen, Ticket kaufen, warten und dann eine gute Stunde mit dem Oceanjet bis Calapan. Dort angekommen steht das geliehene Auto des Priesters bereit. Aufgrund von Personalmangel bin ich diese Woche der Driver. Der erste Weg führt uns ins Doctors House nach Calapan. Dort hat die Haushälterin Nena einen Lunch für uns vorbereitet. Anschließend warten wir auf die Rückkehr des Teams von der heutigen Rolling Clinic-Tour. Es beginnen schon mit Pinky einige Diskussionen über die derzeitige Situation auf Mindoro und wie man unsere Hilfe auf Rädern noch weiter verbessern kann. Anschließend fahren wir in unser Hotel zum einchecken. Wie verabreden uns mit Pinky und Jaqueline um 18:30 Uhr zum Dinner. Auch hier wird fleißig weiter diskutiert. Man merkt mit welcher Leidenschaft Pinky das Mindoro-Projekt als Medical Director begleitet. Ihr ist nichts zu viel. Der Tag neigt sich dem Ende und um 7 Uhr wollen wir morgen starten. Wie übrigens jeden Tag…
11. Tag: Dienstag, 16. Mai
Das Auto habe ich direkt am Hotel geparkt und Pinky sitzt um kurz vor sieben wieder im Foyer. Pünktlich geht es los, da wir nur zu Dritt sind, steigt auch Jaqueline bei uns ein. Wir folgen dem blauen Toyota mit unserem Team. Es geht eine knappe Stunde bis nach Paraiso. Dort ist heute unser Ziel. Ein kleines Mangyanendorf am Fuße der Berge. Björn und ich machen nach der Ankunft ein Rundgang durch das Dorf. Uns fällt auf, dass hier die Wasser- und Stromversorgung sogar vorhanden ist. Das Highlight ist ein Toilettenhaus, das von den Rotariern gespendet wurde. Man sieht an einigen Hütten wie sich die Menschen waschen. Ein kleiner Junge wäscht vor der Hütte gerade die Wäsche für die Familie. Es scheint, als ob hier ein Hygiene-Standard erreicht ist, den wir bisher noch nicht gesehen haben. Trotz allem kommen heute 53 Patienten; unsere Hilfe auf Rädern ist auch hier noch immer nötig. Jaqueline hat sich nach der ersten Woche akklimatisiert und gute Erfahrungen gemacht. Es ist schließlich ihr erster Einsatz. Björn ist erstaunt wie strukturiert und vor allem wie gut das Rolling Clinic-Team zusammenarbeitet. Bereits am frühen Nachmittag treten wir die Heimreise nach Calapan an. Im Doctors House essen wir noch gemeinsam und dann machen Björn und ich uns wieder auf den Weg mit dem Ford Ranger ins Hotel.
12. Tag: Mittwoch, 17. Mai
Pinky und Jaqueline sind pünktlich um 7 Uhr am Hotel. Heute haben wir eine ca 1,5 stündige Anfahrt nach Danggare vor uns. An der Stelle muss ich mal sagen, dass die Straßen auf Mindoro um Längen besser sind als auf Mindanao. Natürlich sind die letzten Kilometer in das Dorf der Mangyans wieder Off-Road. Ich gehe in den Allradmodus. Jaqueline hat für die Behandlung heute sogar ein festes Gebäude, während die Admission und die Pharmacy jeweils nur eine Überdachung haben. Die Admission ein Wellblechdach unter dem es bei der Hitze nach meinem Verständnis kaum auszuhalten ist. Cecille, Pinky und Rolando macht es aber gar nichts aus. Björn und ich gehen mal ein paar Schritte durchs Dorf. Aus einer Hütte schallt laut Musik. Als wir näher kommen sehen wir Mangyans mit einer Karaokemaschine. Sie fordern uns auf auch dazu zu kommen. Ich tue ihnen den Gefallen und singe „Yesterday“ aber mit fürchterlicher Melodie. Natürlich macht Björn ein Video davon. Ich stelle es aber nicht auf Facebook…
In der Rolling Clinic erscheinen heute 73 Patienten, die unsere Hilfe auf Rädern in Anspruch nehmen. Uns fällt auf, dass wir kaum ältere Patienten sehen. In erster Linie erscheinen Mütter, zum Teil selbst noch Kinder mit ihren Kindern. Es ist unser letzter Tag auf der Nord-Tour. Eine Patientin erscheint, die kaum laufen kann. Ich will mich schon anbieten, sie zur Röntgenaufnahme in die Klinik nach Calapan zu fahren, aber Pinky sagt die Frau ist kein Emergency-Fall. Da ziehe ich mich natürlich sofort zurück. Mein Fazit daraus ist, dass ich mich zukünftig in diese Dinge nicht einmischen werde. Björn hat dein Eindruck, dass die Rolling Clinic hier sehr gut strukturiert ist und die Zusammenarbeit im Team sehr gut funktioniert. Jaqueline ist am Ende des Tages erstaunt, dass hier sehr viele und zum Teil sehr ausgeprägte Tuberkulose-Fälle sind. Zwischendurch hat es ca. eine Stunde sehr stark geregnet, so dass sich die Wege in kleine Bäche verwandelt haben. Gegen 16 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. Da es der letzte Tag auf der Nord-Tour ist, habe ich heute das komplette Team zum Essen eingeladen. Wir treffen uns um 19 Uhr. Das Essen ist köstlich und wir haben viel Spaß. In der Tat ist es ein tolles Team, das hier im Norden von Mindoro die tägliche Arbeit verrichtet. Gelernt haben wir auch heute was „Prost“ in Tagalog heißt: „Tagay“!
13. Tag: Donnerstag, 18. Mai
Schon um 6:45 Uhr sind Björn und ich am Doctors House und gegen 7:20 Uhr starten wir gen Süden. Wir besuchen die Südtour auf Mindoro. Vor uns liegt eine etwa dreistündige Autofahrt in die Nähe von Mansalay direkt zu dem Einsatzort der Rolling Clinic. Heute ist der Zielort das Mangyanen-Dorf Bait, wo wir unsere Hilfe auf Rädern anbieten wollen. Die Fahrt führt uns an vielen Reisfeldern und Palmen-Plantagen vorbei. Kurz vor halb elf treffen wir dort ein. Das Team ist bereits bei der Arbeit. Heute geht es schon etwas „luxuriöser“ zu. Angefangen bei der Admission, der Pharmacy und den behandelnden Ärzten Jean-Claude und separat auch Pinky, haben alle einen eigenen überdachten Unterstand. Nur Hans, der Dentist arbeitet im Freien. Er erzählt uns, dass vorgestern bei der Rolling Clinic ein Patient bereits am Abend des Vortages aufgebrochen war um rechtzeitig einzutreffen. Reine Gehzeit waren wohl ca. 8 Stunden. Er hat mit seinen Kindern unterwegs etwas geschlafen. Die Patientenzahl heute schlägt alle bisherigen Rekorde in den zwei Wochen. 128 Arzt- und 8 Zahnarztpatienten. Darunter war auch ein Neugeborenes, das an Sauerstoff angeschlossen werden musste und direkt von Garry, dem Fahrer, nach Roxas in die Klinik gefahren wurde. Morgen sind wir auch dort und werden uns nach dem Zustand des Kindes erkundigen. Die letzte Patientin heute war eine Mutter mit vier Kindern. Sie hatte bereits einen Hinweg aus den Bergen von 6,5 Stunden zu Fuß mit den Kindern hinter sich. Nach der Behandlung musste sie den gleichen Weg zurück. Sie sind gegen 17:30 Uhr aufgebrochen und sie werden gegen Mitternacht wieder ihre Hütte in den Bergen erreichen. Den Weg geht sie mit ihren vier Kindern, von denen eins noch nicht laufen konnte und von ihr getragen wurde. Dazu barfuß ohne Licht und ohne etwas zu essen. Für uns alle nicht wirklich vorstellbar.
Nach einem langen Tag verabreden wir uns zum Abschiedsessen um 19 Uhr am Doctors House. Das Team hat am Freitag frei, Samstag Inventur und am Montag wird die nächste Tour vorbereitet, die am Dienstag startet. Pinky, Björn und ich werden morgen noch die Baustelle in Mansalay, das Hospital in Roxas inkl. Mangyans-Ward und auf dem Rückweg am Nachmittag auch noch das Oriental Mindoro Provinzial Hospital mit der Mangyans-Ward in Calapan besuchen. Für den Abschied hat sich das Team echt etwas einfallen lassen. Dr. Hans und wir werden mit einem tollen Song verabschiedet und dazu gibt es noch Präsente der Mangyans. Für alle drei eine Kette mit dem Namen des Einzelnen, dem Schriftzug German Doctors und dem Logo. Einfach genial. Ich bekomme noch zwei Armbänder dazu, die man extra, aufgrund des Umfangs meines Handgelenkes, hergestellt hat. Einfach großartig.
14. Tag: Freitag, 19. Mai
Unser letzter aktiver Tag. Morgen geht es wieder heim. Björn und ich fahren mit unserem Ford Ranger, den ich ja schon die ganze Woche habe, um 7:45 Uhr nach Roxas ins Doctors House. Hier holen wir Pinky und Jessica, die Chefin des Süd-Teams, ab. Die Doctors haben heute frei uns sind schon früh auf eine Nachbarinsel gestartet. Wir besuchen heute noch das Mindoro Southern District Hospital, die Baustelle in Mansalay und auf der Rückfahrt machen wir einen Halt in Socorro und heute Nachmittag besuchen wir noch in Calapan das Oriental Mindoro Provinzial Hospital. Zu den Einrichtungen muss ich an der Stelle nichts mehr schreiben, da ich darüber, vor allem über die Zustände, ja bereits vor einer Woche berichtet habe. Am Nachmittag checken wir ein letztes Mal im Filippiniana Hotel in Calapan ein, bevor es morgen wieder mit der Fähre zurück nach Batangas und von dort nach Manila zum Airport geht. Damit geht eine intensive Spenderreise zu Ende, auf der auch ich viel gelernt habe!
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