Meine Zeit im Dorf der Mangyan
Ein Bericht von Frau Dr. Helga Lenschow über ihren Einsatz auf Mindoro/Philippinen
Zum 3. Mal auf den Philippinen , davon zum 2. Mal in Manila und auf der Insel Mindoro, da sind mir so manche Umstände nicht ganz unbekannt. Mit der Rolling Clinic zu einem Dorf der Mangyan unterwegs zu sein ist und bleibt dennoch für mich immer ein besonderes Erlebnis, auch wenn sich das alltägliche Leben der Mangyans uns im Verlauf des Arbeitstages nur wenig erschließt.Ich war diesmal im Süden der Insel eingesetzt, mit festem Standort in Mansaly, und ich möchte über den Ablauf eines Tages dort berichten. Ein Tag meiner Arbeit läuft etwa wie folgt ab: Nach einer stundenmäßig ausreichend langen Nacht und dank Ohropax (bloß nicht vergessen) auch ausreichend Schlaf, fällt es mir nicht schwer, morgens um 6 Uhr dem kraftvollen Hähneruf im Dorf nachzugeben. Anecita hat bereits für das Team unser Lunch gekocht und verteilt es gerade in die Gefäße zum Mitnehmen. Wir sitzen in der Küche beim gemeinsamen Frühstück und jeden Tag bin ich dankbar, dass ich auf großes Verständnis stoße und ganz deutsch Brot (Toast), Butter, Marmelade und auch den guten Eden-Käse und Kaffee haben kann. Alle anderen essen ein typisch philippinisches Frühstück, d. h. Reis mit gebratenem Fisch, Hähnchenteilen oder Schweinefleisch in Brühe .
Das Auto ist gepackt und es geht um 7 Uhr los. Garry unser Fahrer umfährt in unbeirrbarer Ruhe die aufgestellten Absperrungen, die an Schulen zur Sicherheit der Kinder aufgestellt sind – und natürlich auch jeden Hund, der unverhofft noch langsam die Straße überquert.
Bald verlassen wir die sehr geschäftige Durchgangsstraße, und nun sind es meist unbefestigte Wege, nach Regen sehr ausgewaschen und holprig. Es geht bergan, am Morgen kommen uns auch da noch Kinder entgegen, die zur Schule wollen. Dann aber werden die Bilder von Schuluniformen immer weniger. Nach etwa einer ¾ Stunde sind wir in dem Dorf angekommen, heute ist es Calates. Ziemlich oben auf der Höhe, wo die Temperatur mir sehr entgegenkommt. Nachdem anfangs nur die Volontäre aus dem Dorf der Mangyan die Vorbereitungen für unsere Arbeit organisieren, finden sich allmählich die Patienten ein. Als erstes bringt ein junger Mann seine Frau mit zwei kleinen Kindern auf dem Motorrad. Und dann allmählich füllt sich unser „Warteraum“.
Das Sprechzimmer ist heute in einer kleinen Hütte, separat von der Aufnahme und Pharmazie. Bis es richtig losgeht , habe ich Zeit, mir die Umgebung etwas näher anzuschauen, denn bei den Vorbereitungen der Sprechstunde ist man, selbst wenn man den guten Willen unbedingt zeigen möchte, eigentlich wenig hilfreich, da das Team so gut eingespielt ist, dass man sich allenfalls mit Tablettenabpacken nützlich machen kann. Die Lage dieses Dorfes oben auf der Höhe ist besonders reizvoll. Man hat von hier den Blick über weite Grünflächen bis zum Meer. Das bedeutet wiederum, dass die Wege zur Schule weit sein müssen, wenn überhaupt möglich, und die Wege zur Arbeit auf dem Feld auch sehr mühsam sind.
Heute sind unter den Patienten zwei Männer, die Schnittverletzungen durch die Machete an der Hand haben. Die Ereignisse liegen Tage zurück, sie haben also immer weiter gearbeitet mit notdürftigem Verband. Außer Reinigen und sachgemäßem Verband, sowie dem Auffrischen der Tetanusimpfung bleibt uns nichts weiter zu tun. Jetzt kommt ein Patient mit „Augenproblemen“. Er hat ein Trachoma, die Symptomatik ist so typisch, wie in meinen Unterlagen. Das Augenlicht ist nahezu verloren, und um keine Chance zu verpassen, überweisen wir ihn zum Augenarzt. Heute sind viele Patienten wegen Hauterkrankungen und Harnwegsinfekten gekommen, und als Besonderheit zwei mit „Ohrproblemen“. Bei einem Patienten kann eine Kakerlake der kleinen Art, beim anderen eine Fliege aus dem Gehörgang geholt werden. Was man so alles erleben kann! Es gibt zum Glück nicht immer dramatische Begebenheiten.
Und dennoch erlebe ich nach einem manchmal arbeitsreichen Tag, dass gerade in der letzten Stunde, wenn man so ans Einpacken denkt, noch der eine oder andere mit Cough and Cold kommt, was so zum Alltag gehört – und dann ist es ein Patient mit einer ernsthaften Pneumonie.
Heute ist der Tag gut verlaufen. Wir hatten 82 Patienten, was nicht unbedingt die Regel ist. Und mit der guten Vorarbeit im Team kam auch keine Hektik auf. Das Einpacken geht mit Hilfe einiger Bewohner aus dem Dorf der Mangyan ganz rasch und mit freundlicher Verabschiedung fahren wir zurück.
Ein anschaulicher Bericht der die Teamarbeit würdigt und Lust auf
einen ähnlichen Einsatz so anders als unser getaktetes ärztliches Arbeiten