Auch die Ärmsten legen Wert auf ihr Äußeres
Gesundheitshilfe auf den Philippinen: Ein Bericht von Einsatzarzt Dr. Peter Schleicher aus Mindanao
Mein erster Einsatz für die German Doctors! Lang vorbereitet, viele Gedanken darüber gemacht, Erwartungen, Befürchtungen…..! Ich sage es gleich im Voraus: Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt und sogar übertroffen. Vor allem der Einsatz in der Rolling Clinic im „Wilden Arakan“, aber auch der vorbereitende Einsatz im Krankenhaus in Valencia war für mich sehr beeindruckend. Sechs Wochen habe ich die German Doctors in ihrer Gesundheitshilfe auf den Philippinen ehrenamtlich unterstützt – eine tolle und lehrreiche Zeit!
Einblicke in eine ganz neue Welt
Der Flug München-Dubai-Manila-Cagayan de Oro/Mindanao führte mich in eine andere Welt, hinsichtlich Menschen, Lebensart, Landschaft, Klima, und Verkehr usw. Die Philippinos habe ich als sehr freundliche, herzliche, ja fröhliche und auch sehr gläubige Menschen kennengelernt. In den Städten kann es sehr laut zugehen. Der Geräusche-Mix auf der Terrasse des Doctors House in Valencia: Laute Motorengeräusche der vielen Mopeds, Motorräder, Tricycles und Jeepney – Vogelgezwitscher, permanentes mehrstimmiges Hahnenkrähen, Hundegebell, Hundegeheul, Geräusche von Holzhacken, lautes Rufen und Unterhalten, Husten, Kinderweinen, Musik und lautes Singen aus Lautsprechern, Karaoke und Hupen, Grillengezirpe. Die Philippinos empfand ich außerdem als sehr familien- und kinderfreundlich. Sie lieben das gemeinsame Kochen, Essen und Singen. Auch die Ärmsten legen Wert auf ihr Äußeres: Zur Sprechstunde kommen sie in der Regel in Sonntags- bzw. Festtagskleidung.
Im German Doctors Hospital in Valencia bekam ich in der täglichen Ambulanzsprechstunde und bei der Betreuung der stationären Patienten in Zusammenarbeit mit der Langzeitärztin und den beiden philippinischen Ärzten einen ersten Eindruck von den speziellen Krankheitsbildern der Tropen. Es handelte sich vor allem um Hauterkrankungen, Erkrankungen der oberen und unteren Luftwege, Tuberkulose, Wurmerkrankungen und andere Parasitosen, Durchfallerkrankungen verschiedenster Genese und Unterernährung (z.B. Kwaschiokor und Marasmus). Selbstverständlich gab es auch die verschiedenen auch in Europa bekannten chronischen Erkrankungen wie Hypertonie, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, Anfallserkrankungen und Psychosen. Bei den beschränkt vorhandenen Möglichkeiten mussten Abstriche in Diagnostik und Therapie gemacht werden.
Ab auf die Piste – mit der Rolling Clinic on tour
Während der Rolling Clinic im Arakan Valley verstärkte sich diese Beschränkung auf die Basismedizin noch weiter. Unser Team – bestehend aus Fahrer Lito, Krankenschwester und Übersetzerin Janreyna und Apothekenhelferin Xysa – wurde ergänzt durch örtliche Hebammen und ehrenamtliche örtliche Gesundheitshelfer, die so genannten Health Worker. Die Konsultationen fanden entweder in den örtlichen Gesundheitszentren – wo wir auch übernachten konnten – oder auch manchmal unter freiem Himmel, statt. Es gab in den Dörfern, in den Hütten und auch im Health-Center oft kein fließendes Wasser. Geschöpft wurde aus einer kommunalen Wasserstelle. Geduscht wurde mit der „Elefantendusche“. Ich konnte das eingeschränkte Therapiespektrum mit meinen chirotherapeutischen Fertigkeiten etwas erweitern, was mir bei der Häufigkeit der Diagnose backpain after work zugute kam. Das ebenfalls sehr häufige Beschwerdebild epigastric pain (Koto Koto) stellte sich häufig schlicht als Hunger heraus. Daneben standen während der Rolling Clinic neben den chronischen Erkrankungen die Hauterkrankungen, Lungenerkrankungen und Unterernährung im Vordergrund. Schwere Fälle konnte ich zur weiteren Diagnostik und Therapie in das oft weit entfernte Hospital der German Doctors nach Buda oder in andere kooperierende staatliche Krankenhäuser einweisen. Manch kleinere Notfälle wie Wundversorgungen und Absessinzisionen konnte ich direkt vor Ort mit den mitgebrachten Materialien erledigen.
Salamat, Thank you Doc!
Eindrucksvoll in Erinnerung bleibt mir auch ein Hausbesuch bei einem Schlaganfallpatienten in seiner Bambushütte. Aber auch hier waren meine diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten leider sehr beschränkt. In der kurzen Mittagspause wurden wir von den Dorfbewohnern mit einer einfachen Mahlzeit bekocht. Nach der Sprechstunde gab ein Meeting mit den ehrenamtlichen Healthworkern, Hebammen und den Ortsvorstehern um die Qualität der Arbeit in Zukunft noch zu verbessern. Fehlen durfte auch nicht das obligatorische Gruppenfoto. Gerade die Ausbildung der freiwilligen dörflichen Gesundheitshelfer ist sehr wichtig – denn die nächste Rolling Clinic mit Arzt kommt ja erst wieder in sechs Wochen… Alle Patienten waren für die Hilfe des German Doctors sehr dankbar. Ich denke schon die Anwesenheit des deutschen Arztes und das Gefühl nicht vergessen zu sein, ist hier sehr wichtig und hilfreich.
Unvergesslich wird mir auch die grandiose wilde Landschaft des Arakangebietes bleiben mit seiner überwiegend indigenen Bevölkerung (z.B . Manobos) . Wir besuchten die Dörfer Libertad, Lake, Sagan, Tumanding, Kiatao, Kabalantian, Datu Matangkil, Kulaman Valley, Sitio Enamong und Datu Ladayon. Die Menschen dort sind zwar sehr arm, leben aber irgendwie wie im Paradies.
Sechs Wochen Gesundheitshilfe: Mein Fazit
Für mich, aber vielleicht auch für meine vielen Patienten auf Mindanao hat sich mein Einsatz als „German Doctor“ auf den Philippinen sehr gelohnt. Nicht zuletzt leisten wir hier auch ein Stück Öffentlichkeitsarbeit für die Sache und auch für unser Land. Salamat! Danke!
Schreiben Sie einen Kommentar