Einblicke in das Baraka Medical Centre

Ein Bericht von Einsatzärztin Dr. Peta Becker von Rose aus Nairobi

Baraka Medical Centre

Es ist immer viel zu tun im Baraka Medical Centre

Seit 2004 war ich regelmäßig – bis auf zwei Einsätze in Kalkutta – in Nairobi als German Doctor tätig. Neben den immer wieder überraschend vielfältigen Krankheitsbildern, den interessanten Gesprächen mit den Kollegen, die Lebhaftigkeit des Slumwesens, der überwältigenden Fröhlichkeit vieler Menschen trotz der bedrückenden Armut, möchte ich beispielhaft über eine Erfolgsgeschichte aus dem Baraka Medical Centre berichten:

Moses verunglückte 1999 im Alter von 18 Jahren mit einem Matatu – dem wichtigsten Transportmittel im öffentlichen Nahverkehr von Kenia. Er hatte gerade die Schule beendet. Er erlitt Trümmerfrakturen beider Unterschenkel (etwa 10 andere Businsassen waren sofort tot). Nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus, wo sein Unterschenkel amputiert werden musste, kam er zur Wundversorgung in unsere Ambulanz. Noch heute erinnern sich fast alle Übersetzerinnen an ihn. 2002 war die Wundversorgung im Wechsel mit immer wieder Rehabilitationen und Prothesenanpassung soweit abgeschlossen, dass er sich weiter ausbilden konnte. Jetzt hat er an der Universität den Bachelor für Business und Verwaltung abgeschlossen, ist Vater von zwei Kindern, sein Gang ist flüssig, die Prothesen kaum bemerkbar. Geschichten wie diese sind nur Dank der gut funktionierenden Ambulanz der German Doctors möglich!

Das Baraka Medical Centre beschäftigt etwa 80 Mitarbeiter, es ist also ein relativ großer Medizinbetrieb, ein Arbeitgeber für hochqualifizierte medizinische Fachkräfte, Verwaltungsangestellte, Krankenschwestern, HIV-Berater, Sozialarbeiter, Familienberater, Sicherheitskräfte und ungelernte Kräfte , die die Teeküche betreuen oder für Sauberkeit sorgen.

German Doctors Nairobi

Eingangsuntersuchung in unserer Ambulanz

Die Patienten, die meistens bereits ab 6 Uhr vor dem Wartebereich sitzen, werden ab 7:30 Uhr registriert: Personalien, Größe, Gewicht, Temperatur, RR, Puls, letzte Periode etc. werden aufgenommen. Im Wartebereich finden zudem Schulungen zu Themen wie Hygiene, Ernährung  usw. statt. Nach der ärztlichen Untersuchung werden die vom German Doctor oder vom Clinical Officer angeforderten Laboruntersuchungen im sehr gut eingerichteten Labor durchgeführt.

Parallel findet das Counceling und Testing statt, das von einem staatlich anerkannten Community Health Worker durchgeführt wird. Hier wird auf HIV getestet. Es gibt fünf Coucellors, außerdem noch einen sogenannten Linkage Officer, der positive Befunde noch einmal gegentestet. Dieser Vorgang entspricht einer intensiven Beratung mit hoher psychotherapeutischer Kompetenz.

Apotheke Nairobi

Ein gut ausgestattete Apotheke gehört zum Projekt in Kenia

Mit den Labor- und DCT-Ergebnissen findet dann das abschließende Arztgespräch statt – mit Diagnosestellung und der Therapieverordnung. Es gibt zwei Apotheken: Eine für die Allgemeinmedizin und eine weitere für die HIV-Klinik. Sowohl Apotheker als auch Fachangestellte sind hier beschäftigt.

Unterernährung Kenia

Unterernährung ist in Kenia ein großes Problem

Seit 2005 gibt es das Feedingcenter, in dem täglich bis zu 300 Essen ausgegeben werden. Eine Kostprobe lohnt sich, da außergewöhnlich gut! Eine wichtige Frau in diesem Tätigkeitsfeld ist Rose (auch Feeding-Rose genannt). Von Anfang an war sie zuständig für das zunächst noch bescheidene Ernährungsprogramm der unterernährten Kinder. Inzwischen ist es durch enorme Unterstützung der German Doctors zu einer ganz wichtigen Einrichtung geworden. Hieran angeschlossen ist eine Ernährungssprechstunde und die Betreuung der vielen unterernährten Kinder.

Die Registrierung und Verwaltung des HIV-Programms wird von drei Mitarbeitern geleistet, die zunächst sämtliche Daten der HIV– und Tuberkulose-Patienten aufnehmen. Sie haben engen Kontakt mit den verantwortlichen Clinical Officer’s und arbeiten in einem Container, der unmittelbar neben dem Wartebereich liegt. Auch im HIV-Programm, das komplett von einheimischen Mitarbeitern geführt wird, werden die Patienten zunächst registriert. Da sie feste Termine haben, sind die Akten bereits sortiert. Die Patienten werden auch registriert mit den üblichen Vitalwerten und werden dann von den Clinical Officer’s untersucht. Im selben Containerbereich befindet sich auch die Schwangerenbetreuung.

Mitarbeiter German Doctors

Einer unserer Mitarbeiter im Baraka Medical Centre

Die Verwaltung des gesamten Nairobi-Projekts untersteht dem Accountant Joseph. Für uns Ärzte sind die Clinical Officer’s besonders wichtige medizinische Berater, vor allem wenn es sich um HIV– und Tuberkulose-Patienten handelt, aber auch sonst bei schwierigen medizinischen, differentialdiagnostischen Erwägungen. Die Oberkrankenschwester ist eine Frau, die immer im richtigen Moment erscheint, oder die mit großer Ruhe und Klugheit, bei Notfällen die Weichen stellen kann. Sie überblickt sehr genau ,was im Einzelnen passiert, hat die Verantwortung für die Übersetzerinnen, den Notfallraum und den OP. Sie organisiert die Krankenfahrten und sie berät bei finanziellen Problemen der Patienten.

Ambulanz German Doctors

Unser Ambulanzgebäude im Slum

Viele der unersetzlichen Mitarbeiter habe ich nicht erwähnt. Meine Hochachtung für die einheimischen Mitarbeiter im Baraka Medical Centre könnte nicht größer sein – denn nur dank der gut funktionierenden Strukturen können wir Ärzte aus Deutschland die wichtige Arbeit im Slum leisten. Ich bin froh ein Teil des Baraka-Teams zu sein und komme immer wieder gerne als German Doctor nach Kenia!