ZDF dreht Doku über Infektionskrankheiten in unserem Slum

Tagebuch von Frieder Metz, Arzt in Nairobi

Wir alle hatten gestern nicht viel zu arbeiten, zwei Kinder sind aber erwähnenswert. Ein vier Jahre alter Junge mit dem ersten Fieberkrampf bei einer frischen Malaria. Er erholt sich nach dem Krampf nur langsam, sodass wir kurz an eine Hirnbeteiligung bei Malaria denken. Nach der Blutentnahme und dem Warten auf das Laborergebnis ist er aber unauffällig. Es war die erste Malaria, die ich hier in Kenia gesehen habe. Der Junge war vor drei Tagen aus „up country“ gekommen, das heißt er hat sich die Malaria außerhalb Nairobis auf dem Land zugezogen.

Außerdem ein knapp einjähriger Säugling, die Mutter berichtet sie hätte seit vier Tagen eine Schwellung des rechten Oberschenkels beobachtet. Der ist tatsächlich geschwollen und berührungsempfindlich. Greift man an das Knie, ist die abnorme Beweglichkeit und das Knirschen der Knochenenden direkt zu spüren: Oberschenkelfraktur. Gestürzt sei das Kind nie, es ist ja auch noch kein Jahr alt. Kindesmisshandlung?! Aber da ist nichts zu beweisen. Die Röntgenaufnahme bestätigt den Bruch, großer Beckengips und die Eltern nehmen das Kind wieder mit.

Am Abend reist ein Fernsehteam an, das im Auftrag des ZDF eine Dokumentation über Infektionskrankheiten erstellt. Bei uns im Slum und in Baraka steht HIV als Thema an. Sie sind drei Tage hier. In der 45-minütigen Reportage wird das auf 10 bis 15 Minuten gekürzt. Heute fahren wir wieder einmal mit dem Auto in den Slum. Es hat die halbe Nacht geregnet und alles schwimmt. Die Patientenzahl ist daher gering, das Fernsehteam ist trotzdem vom vollen Wartebereich beeindruckt. Bei Normalbetrieb hätten sie keinen Platz gefunden die Kamera auf den Boden zu stellen.

Interessanter Fall: ein sechs Jahre alter Junge mit dicken Lymphknotenpaketen am Hals, in zwei Jahren hat das langsam zugenommen, nicht schmerzhaft, der Junge ist in gutem Allgemeinzustand. Während des Nachfragens bei der Untersuchung rückt die Mutter mit immer weiteren Befunden heraus. Es findet sich dann sogar noch eine Röntgenaufnahme der Lungen, eine Gewebeuntersuchung ist gemacht worden. Das passiert uns immer wieder: wir glauben bei null anfangen zu müssen, dabei ist einiges – meist auf Kosten der Patienten – schon gelaufen. Die Patienten sind dann in aller Regel darauf aus, die Behandlung bei uns kostenlos zu bekommen. Bei unserem Patienten liegt wohl eine Tuberkulose vor, morgen sind alle Befunde zusammen. Der Patient wird dann auch für eine Falldemonstration in der ZDF-Dokumentation ausgesucht. Brigitte und ich sollen das mit dem Kind vor der Kamera besprechen. Bis alles wunschgemäß beisammen ist, geht eine halbe Stunde ins Land. Da sind wir im täglichen Betrieb sicher schneller. Ob es überhaupt gesendet wird? Abwarten!