Rundgang durch den Mathare Slum

Ein Bericht von Einsatzarzt Frieder Metz aus Nairobi

Heute habe ich die Gemeindeschwesterchefin Rose ab 11 Uhr auf ihren Rundgang zu den chronisch Kranken im Slum begleitet. Rose, auch Feeding-Rose genannt, da sie früher im Feeding-Programm mitgearbeitet hatte, ist ein Gemütsmensch. Kugelrund, kennt sie wohl jeden im Slum und jeder kennt sie. Sie ist eine ganz optimistische Person und kann diese Lebensbejahung an viele der chronisch Kranken gut weitergeben.

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Die Hütten im Slum sind alle nur ebenerdig, zum Teil mit Wellblechwänden oder Holzwänden, vereinzelt gemauert. Die Dächer eigentlich immer Wellblech aber in oft sehr unterschiedlichem und schlechtem Zustand. Es kann immer da oder dort hereinregnen. Den Boden bildet meist die nackte Erde, abgedeckt mit festeren Plastikplanen oder -säcken, manchmal mit verschiedenen Stücken von Bodenbelag. Abgetrennt mit recht instabilen Zwischenwänden sind die Zimmer vier bis sechs Quadratmeter groß. Eine Tür ist vorhanden, meist mit einem überraschend großen und stabilen Vorhängeschloss. Ein Fenster fehlt in aller Regel. Es gibt auch nichts, wo man groß hinsehen könnte, die Gänge zwischen den Wohnungen sind oft nur einen halben Meter breit. Es ist also immer dunkel in der Wohnung, die Kinder werden oft ganz dick eingepackt, dazu noch die schwarze Haut, das macht die Rachitis so häufig. Unsere besuchten Patienten waren aber meist Erwachsene mit chronischen Erkrankungen, HIV und Tuberkulose.

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Eine junge Mutter, 18 Jahre alt, nach der Geburt des zweiten Kindes hat der Vater sie sitzen gelassen, sie musste die Schule verlassen. Sie ist HIV-positiv, muss aber noch nicht behandelt werden, ein Bruder versorgt sie. Das Zimmer kostet 8 Euro im Monat, Strom extra.

Ein 40 Jahre alter Mann, Tuberkulose, HIV-positiv, ob er behandelt werden muss entscheidet sich nächste Woche. Die Frau ist weg, die Arbeit auch. Drei Kinder wohnen mit ihm im Zimmer.

Eine junge Frau, seit drei Monaten mit Tuberkulose in Behandlung, HIV-positiv. Jetzt erbricht sie seit 2 Tagen, leider auch die Medikamente. Ich kann ihr etwas gegen das Erbrechen aufschreiben, eine junge Helferin holt es direkt in unserer Ambulanz und eine Stunde später hat sie die Medikamente. Hoffentlich hilft es.

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Ich kann gar nicht alles aufzählen, zu vielfältig sind die Probleme. Nur zu oft fallen die Patienten aus ihrem sozialen oder eher familiären Netz und stehen dann oft allein da mit ihren Erkrankungen und Kindern. Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten sind gering, bezahlen müssen sie aber für vieles. In den letzten Monaten sind die Kosten für die Grundnahrungsmittel erheblich gestiegen.

Die Gässchen und Wege sind sehr unterschiedlich sauber. Vereinzelt asphaltiert und gefegt, meist aber nur festgetretene Erde und Steinbrocken, zusammen mit dem Abwasser oft auch schlammig und rutschig. Die Kinder stürzen immer auf uns zu, Rose kennen sie alle. Aber auch die chronisch Kranken Erwachsenen freuen sich und grüßen freundlich. Nur als wir an einer Gruppe Jugendlicher vorbeikommen, bittet Rose, hier nicht zu fotografieren. Die hätten vielleicht unangenehm reagiert.

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