Ein Bericht von Langzeitärztin Barbara Hünten-Kirsch über ihren Einsatz in  Nairobi, Kenia

Was gab es  in den letzten Wochen und Monaten neues in Baraka? Es fällt mir wirklich schwer, darüber zu berichten, ist doch das Leben dort mein Alltag geworden.

Die Arbeiten im Hof, wo unser HIV- und TB-Programm untergebracht sind, schreiten so allmählich voran. Es bleibt allerdings immer noch das Gefühl, auf einer Baustelle zu arbeiten. Zurzeit wird gerade unser Labor erweitert und wird damit demnächst wohl hoffentlich den kenianischen nationalen Richtlinien genügen.

Schön ist jedenfalls, jetzt alles an einem Ort zu haben. So sind die Überweisungswege viel kürzer, Patienten gehen nicht mehr verloren, wir können uns viel besser mit den Kollegen kurzschließen, schwierige Fälle besprechen, und ich werde mich hoffentlich auch wieder mehr um das HIV-Programm kümmern können.

Vor etwa zwei Monaten gab es ein Feuer im Slum Mathare, bei dem 15 Häuser zerstört wurden. Auch einige unserer Patienten haben dabei alles verloren, darunter auch die HIV-positive Rosalia und ihr ebenfalls krankes Enkelkind sowie das HIV-positive Ehepaar Peres mit ihrem Mann und den fünf Kindern. Es ist schon elend zu sehen, wie diejenigen, die eh schon vom Schicksal benachteiligt sind, dann auch noch das letzte Bisschen verlieren.

In einem früheren Beitrag hatte ich ja über Kevin und Mercy berichtet. Sie leben inzwischen beide bei der Mutter, die sich von ihrem Mann getrennt hat, und gehen zur Schule. Die Mutter hat zusätzlich etwas Geld bekommen zur Anschubfinanzierung eines kleinen „Business'“.

Ich hatte ja schon mal über die hiesige Lynchjustiz berichtet, von der wir wöchentlich in den „Security Updates“ der deutschen Botschaft lesen. So hat vor wenigen Wochen ein durch unseren Slum rasender Matatufahrer ein Kind tödlich, zwei weitere schwer verletzt. Die Polizei konnte ihn danach nur mit Mühe vor dem aufgebrachten Mob retten. Lynchjustiz ist allerdings auch eine Folge des Versagens der Polizei, die Bevölkerung hat kein Vertrauen, dass Recht gesprochen wird und nimmt die Justiz selbst in die Hand. Straftäter werden oft nicht verurteilt, wenn sie Schmiergeld zahlen, das gilt insbesondere für Betuchtere.

Zum Schluss noch etwas Positives: in Nairobi merkt man, dass Wahlen bevorstehen. So bemüht sich die jetzige Regierung, einen positiven „Fußabdruck“ zu hinterlassen: die Thikaroad, an der wir wohnen, ist inzwischen fast vollständig ausgebaut, aber auch in unserem Slum werden zahlreiche Straßen saniert. Die Raser werden durch Fahrbahnschwellen, die vor den Zebrastreifen abgebracht sind, zwangsweise gestoppt. Hierdurch vermindert sich hoffentlich die Zahl der Verkehrstoten drastisch. Es gibt sogar einen Radweg entlang der Thikaroad mit blauen Radschildern, wie wir sie von Deutschland her kennen. Vielleicht hat Nairobi ja noch Chancen, zur fahrradfreundlichsten Stadt Afrikas – sollte diese je ausgelobt werden – zu avancieren… .