Neues aus den Projekten
Ein vielversprechendes Projekt
Wir freuen uns über einen Gastbeitrag unserer Einsatzärztin und Vereinsmitglied Dr. Katja Maschuw. Sie ist zum 6. Mal im Einsatz in Serabu und wir dürfen wohl sagen: Sie brennt für das Projekt. In diesem Rundbrief berichtet sie von den Erfolgen des chirurgischen Trainingsprogramms.
Jedes Jahr habe ich bisher über die Entwicklungen in diesem Projekt gestaunt und mit Begeisterung weiter mitgearbeitet. In diesem Rundbrief möchte ich von den Erfolgen des chirurgischen Trainingsprogramms (Surgical Training Programm – STP) berichten. Das Programm wurde von der norwegischen Nichtregierungsorganisation (NGO) Capa Care im Jahr 2011 ins Leben gerufen und läuft seit 2013 auch in Serabu. Das Programm folgt der Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur chirurgischen Basis- und Notfallversorgung in ressourcenarmen Ländern (GIEESC- Global Initiative for Essential and Emergency Surgical Care). Im Jahr 2011 hat das Gesundheitsministerium von Sierra Leone diese Initiative aufgenommen. Bei der Umsetzung unterstützen NGOs wie Capa Care die Regierung. Dabei werden Community Health Officers (CHOs), die üblicherweise die medizinische Basisversorgung in den ländlichen Gesundheitsstationen (public health units – PHUs) übernehmen, nach einem 2-jährigen Krankenhaustraining in einer 3-jährigen Zusatzausbildung für die chirurgische Basis- und Notfallversorgung zu Surgical Assistant CHOs (SACHOs) ausgebildet. Welcher Bedarf gerade diesbezüglich in Sierra Leone besteht, zeigen folgende Zahlen: Die WHO empfiehlt mindestens 20 Geburtshelfer, Chirurgen und Anästhesisten pro 100.000 Einwohner in ressourcenarmen Ländern. In Sierra Leone gibt es weniger als ein Viertel davon! Hier besteht nach dem Medizinstudium nicht einmal die Möglichkeit einer Facharztausbildung. Deswegen ist das STP auch offen für Medizinabsolventen. Und der Erfolg ist beachtlich.
Von 2011-2013 wurden bereits 48 SACHOs erfolgreich ausgebildet, Verletzungen zu versorgen, Notoperationen im Bauchraum (Blinddarmentzündung, Darmverschluss, Darmdurchbruch oder Magengeschwür) vorzunehmen, Geburtsverletzungen zu versorgen, Kaiserschnitte durchzuführen sowie auch Leistenbrüche bei Kindern und Erwachsenen zu versorgen. Innerhalb des Programms wurde die Sicherheit durch entsprechende Datenaufzeichnungen und Nachuntersuchungen überprüft. Die Botschaft unterm Strich: Die Eingriffe werden von den SACHOs mit gleicher Sicherheit durchgeführt, wie von Fachärzten. Das Programm läuft zunächst noch bis zum Jahr 2021 um den von der WHO vorgeschlagenen Bedarf an Fachkräften zu decken. Ein vielversprechendes und nachhaltiges Projekt, für das ich mich auf jeden Fall weiter einsetzen möchte! Unsere Aufgabe ist, den angehenden SACHOs so viel wie möglich während der täglichen klinischen Arbeit beizubringen und ihnen so viele Operationen wie möglich als Lehreingriffe zu assistieren. Unsere Studenten sind alle hochmotiviert, manuell extrem geschickt und talentiert, und sie widmen sich äußerst verantwortungsvoll ihren Patienten. Wenn Du mehr über das STP erfahren möchtest, besuche die Homepage von Capa Care.
Ein aktueller wissenschaftlicher Artikel zu diesem Programm ist vor wenigen Wochen im British Journal of Surgery erschienen:
H.A. Bolkan, A. v. Duinen, B. Waalewijn, M. Elhassein, T.B. Kamara, G.F. Deen, I. Bundu, B. Ystgaard, J. Von Schreeb, A. Wibe. Safety and productivity and predicted contribution of a surgical task-sharing programme in Sierra Leone. BJS 2017 published online in Wiley Library (www.bjs.co.uk)