Neues aus den Projekten
Totgeglaubte Viren leben länger
Im Januar 2016 war Liberia als letztes der drei von Ebola betroffenen Staaten als Ebola-frei erklärt worden, als zeitgleich zwei erneute Fälle in unserem Projektland Sierra Leone bestätigt wurden.
Unsere Aufregung war sehr groß, als uns im Januar 2016 die Nachricht über erneute Ebola-Fälle in unserem Projektland Sierra Leone erreichte. Denn eigentlich galt die Epidemie zu diesem Zeitpunkt als besiegt, waren doch seit September 2015 keine Neuerkrankungen mehr in Sierra Leone gemeldet worden. Von uns waren zu dem Zeitpunkt sechs ehrenamtliche Einsatzärzte vor Ort. Wir waren sehr besorgt, entschieden aber, die Einsätze zunächst nicht wieder auszusetzen, sondern abzuwarten. Denn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte immer gewarnt, dass mit dem Auftreten vereinzelter Krankheitsfälle von Ebola zunächst noch zu rechnen sei. Außerdem waren die betroffenen Länder inzwischen besser gewappnet, um auf vereinzelte Krankheitsfälle zu reagieren und die Hygienestandards waren verbessert worden, so die Hoffnung.
Unser Krankenhauspersonal in Serabu hielt sich nach wie vor an die strikten Sicherheitsvorkehrungen, um sich und die Patienten vor einer möglichen Infektion zu schützen. Es wurden bei allen Menschen, bevor sie das Krankenhaus betreten durften, Fieber gemessen, die entsprechenden Symptome abgefragt und die Hände desinfiziert. Verdachtsfälle wurden direkt in die spezialisierten Zentren verlegt. Unser Personal verfügte über die entsprechende Schutzkleidung und achtete auf eine akribische Handdesinfektion. Dennoch war die Nachricht ein Schock, der uns allen verdeutlichte, wie fragil die Situation in den westafrikanischen Ländern noch immer war. Es kam nun auf Präventionsmaßnahmen und den korrekten Umgang mit Verdachtsfällen an, damit das Virus keine Chance bekam, sich wieder auszubreiten.
Zum Glück blieb es bei wenigen Fällen. Die bis dato größte bekannte Epidemie des Ebolafiebers war besiegt. Am 29. März 2016 erklärte die WHO die „Gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ für beendet.
Für uns waren viele sorgenreiche Tage und knapp zwei Jahre des Ringens um die richtigen Entscheidungen, zum Schutz unseres Personals und unserer German Doctors einerseits und zum Wohl unserer Patienten andererseits, zu Ende gegangen. Unserem einheimischem Personal und drei German Doctors, darunter den Langzeitärzten, ist es zu verdanken, dass der Klinikbetrieb während der gesamten Zeit weitergehen konnte: Frauen brachten in unserem Hospital ihre Kinder zur Welt, Menschen bekamen benötigte Therapien und wurden operiert - ganz unabhängig von Ebola. Dabei haben unsere einheimischen Mitarbeiter Unglaubliches geleistet und sind über sich hinausgewachsen. Sie haben viel Verantwortung übernommen und außerordentlich viel dazu gelernt. Wir danken ihnen für ihren Einsatz von Herzen und sind sehr stolz auf das Geleistete.