Ärzte helfen weltweit
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Neues aus den Projekten

Erfolgsgeschichte von unserer Neugeborenenstation

Serabu Neugeborenenstation

Unser erklärtes Ziel ist es, in Sierra Leone einen Beitrag zur Senkung der hohen Mütter- und Kindersterblichkeitsrate zu leisten. Denn die offiziellen Zahlen sind leider erschreckend: Von tausend lebend geborenen Babys sterben 107. Zum Vergleich: In Deutschland sind es drei von tausend Neugeborenen, die versterben.

Diese Zahlen verdeutlichen, welche Rückschläge unser Krankenhauspersonal bei seiner Arbeit wegstecken muss. Besonders hart ist es jedes Mal, wenn Kinder sterben, die man unter anderen Voraussetzungen vielleicht hätte retten können. Es gibt dort aber auch unglaubliche Erfolgsgeschichten, die uns zum Weitermachen und Besserwerden anspornen. Hier berichtet Kinderärztin Jule Metzger, die drei Monate in unserem Krankenhaus in Sierra Leone arbeitete, von einer kleinen Kämpferin aus unserem Serabu Community Hospital:

„Es war in der ersten Woche meiner Zeit hier in Serabu, da brachte eine der Hebammen ein winziges, ganz in Stoff eingepacktes Baby auf unsere Neugeborenenstation. Dieser Bereich ist für kranke Neugeborene und Frühchen eingerichtet, allerdings nicht mit dem Niveau eines deutschen Krankenhauses zu vergleichen. Die Hebamme legte es unter die Wärmelampe, und unter dem Stoff kam ein kleines rosa Mädchen hervor, das kräftig atmete und strampelte. Um ehrlich zu sein, gab ich der Kleinen auf den ersten Blick so gut wie keine Chance, hier zu überleben, denn das Kind wog nur 990 Gramm. Es war in der 28. Schwangerschaftswoche, also rund 12 Wochen zu früh, wahrscheinlich als Folge einer Infektion der Mutter, zur Welt gekommen. Aufgrund der raschen Geburt war keine Lungenreifung des Kindes möglich, welche sie besser auf ein Leben außerhalb des Bauches vorbereitet hätte. Aber das kleine Mädchen - unsere „little princess“ wie sie später unter uns Mitarbeitern hieß - zeigte, was in ihr steckte, und ließ uns staunen. Mit ihrem Lebenswillen und der liebevollen Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch ihre Mutter, die Schwestern und Pfleger der Neugeborenenstation überstand sie zu meinem freudigen Erstaunen die ersten Tage. Stündlich gaben die Schwestern ihr abwechselnd Muttermilch über eine Magensonde und Glukose über die Vene, damit sich ihr Magen langsam an Nahrung gewöhnen konnte und der Blutzucker stabil blieb. Des Weiteren überwachte unser Personal engmaschig ihre Körpertemperatur, denn auch in warmen Ländern wie Sierra Leone kühlen so kleine Frühgeborene unheimlich schnell aus, da sie die Temperatur noch nicht optimal selbst regulieren können.

Schon am zweiten Lebenstag benötigte das kleine Mädchen keine Sauerstoffzufuhr mehr, und nach drei Wochen hatte sie ihr Geburtsgewicht wieder erreicht. Das war ein schöner Lohn der kräftezehrenden Bemühungen der Mutter und des Pflegepersonals. Über die ersten Wochen hieß es für die Schwestern die Mutter am Ball zu halten, also beständig zu motivieren, denn sie musste zunächst alle zwei Stunden, später alle drei Stunden frische Muttermilch ausstreichen, da Vorratshaltung hier nicht möglich ist. Außerdem hat die Frau weitere Kinder, die weit weg leben und die sie nur ganz selten bis gar nicht sehen konnte und sehr vermisste.

Und natürlich gab es während der ersten Lebenswochen Rückschläge. Der gravierendste war eine schwere Bronchitis, wodurch „little princess“ wieder Sauerstoff benötigte und aufgrund der Hustenattacken nur über die Magensonde ernährt werden konnte, die sie zwischenzeitlich schon verloren hatte. Doch auch das überstand sie mit viel Liebe und Umsorgen gut.

Der schönste Tag für uns, das kleine Mädchen und ihre Familie war der 26. Oktober 2016. Denn an diesem Tag konnte sie nach Erhalt der ersten Impfungen und dem Erreichen eines Gewichts von stolzen 1,6 Kilogramm nach fast drei Monaten Krankenhausaufenthalt nach Hause entlassen werden. Ich wünsche mir, das unsere „little princess“ sich weiter ins Leben kämpft, um groß und stark zu werden, und freue mich über diesen schönen Erfolg unseres Teams der Neugeborenenstation!“