Wir machen den Gipsverband doch so schön…

Als EinsatzÀrztin in Chittagong: Einsatztagebuch Teil 6

Schon seit einigen Wochen arbeite ich nun in Chittagong. Heute hab ich meinen unfallchirurgischen Tag, scheint es: Ein 25-jĂ€hriger Rikschafahrer, der mir seine zwei Stummelfinger entgegenstreckt – man sieht eingetrocknetes Gewebe. Schaut aber nicht so toll aus, vielleicht sogar Knochenstummel des Mittelglieds. Der Unfall habe sich im Vorjahr ereignet und nun jucke und brenne es arg – ich kann ihn nur etwas geknickt mit großen BefĂŒrchtungen einer Osteomyelitis ins Krankenhaus einweisen.

Gipsverband

Das ist doch mal ein toller Gipsverband!

Danach stellen sich zwei Ă€ltere Damen vor, beide hatten zwei Tage zuvor ein kleines Trauma am rechten Fuß. Und zack, beide haben was – was die Arztseele natĂŒrlich immer hĂŒpfen lĂ€sst! Weber A und Metacarpale 5 Basisfraktur fĂŒr die, die es interessiert… Also gipsen! So weiße Gipse schmieren macht ja schon Spaß und so basteln wir der Ersten einen wunderbaren Gipsverband, mit Holzpflöckchen unten, denn sie steigen ja doch drauf und dann wird er zumindest nicht nass. Danach schneiden bzw. sĂ€gen wir ihn mit einem SĂ€geblatt (in Ermangelung von scharfen Scheren und einer oszillierenden SĂ€ge) vorsichtig auf. Ich – voll in meinem Element – will gleich die nĂ€chste reinholen, da weigert sie sich! Gips kann sie nicht brauchen, sie muss in den 3. Stock rauf… Wie schade…! Ich suche nach dem Übersetzer, finde ihn, und bitte ihn nochmal eindringlich der Dame den Gipsverband ans Herz zu legen – wir machen das doch so schön!!!

Ausflug zum CoxÂŽs Bazar

Waschtag in Chittagong

Waschtag in Chittagong

Neben der Arbeit bleibt am Wochenende aber auch Zeit fĂŒr AusflĂŒge: Viele GrĂŒĂŸe von Cox’s Bazar, einem der lĂ€ngsten SandstrĂ€nde der Welt, den wir heute besuchen. Es ist wirklich ganz besonders schön hier! Die Hinfahrt war wirklich völlig unkompliziert, alles hat wie am SchnĂŒrchen geklappt. Wir haben nicht nur ein Zimmer, sondern eher eine Villa gemietet. Wir haben es gar nicht glauben können und haben extra nochmal nachgefragt, ob das mit den 6.200 Taka (ca. 65 Euro) wirklich stimmt. Dann haben wir wegen Gewitter leider nur einen kurzen Spaziergang ans Meer gemacht. Der Strand ist wirklich ganz besonders, so naturbelassen und ganz feiner Sand. Die Wellen sind bei dem Wetter enorm krĂ€ftig – und die Einheimischen sehr freundlich. Ein Junge hat uns gleich erzĂ€hlt – ohne das wir was von unserer Aufgabe hier erzĂ€hlt haben – das die Deutschen hier eine Schule und ein Krankenhaus (mit-)finanziert haben und das deutsche Ärzte herkommen und dass die viel besser wie die einheimischen Ärzte sind. Er geht in die 9. Klasse und gerne zur Schule. Anschließend haben wir geschlafen bzw. geruht, dann habe ich unter dem Vordach in der HĂ€ngematte Zeitung gelesen, und schließlich waren wir im Restaurant hier im Hotel. Die Speisekarte war ein Buch und ich hab mich irgendwann fĂŒr ein Crab Marsala entschieden – das waren dann zwei Hummer fĂŒr 450 Taka!

Ein perfekter Ausflug und ein guter Ausgleich zur krĂ€ftezehrenden Arbeit im German Doctors-Projekt. Gerade habe ich etwas Husten – jetzt habe ich bald alle Krankheiten meiner Patienten durch. Letzte Nacht waren die Bauchschmerzen so schrecklich, dass ich mein Antibiotikum angebrochen habe und jetzt ist es echt weg – was haben wir es gut, dass es solche Medikamente gibt.