Willkommen im Leben, Little Princess!

Unser Kampf gegen Kindersterblichkeit: Ein Bericht von Einsatzärztin Dr. Jule Metzger aus Serabu

Little Princess Beatmung

Mit nur 990 Gramm Körpergewicht erblickte unsere Prinzessin das Licht der Welt

Gleich in der ersten Woche meiner Zeit in Serabu – ich war gerade dabei mich so langsam zurechtzufinden und einzugewöhnen – brachte eine Hebamme ein kleines Stoffbündel auf die Neugeborenenstation, wo ich gerade Dienst hatte. Sie legte es unter die Wärmelampe und zum Vorschein kam ein kleines rosa Mädchen, was kräftig atmete und strampelte. Um ehrlich zu sein, gab ich der Kleinen keine Chance hier zu überleben. Die viel zu frühe Geburt in der 28. Schwangerschaftswoche und nur 990 g Geburtsgewicht kommen in Sierra Leone eigentlich einem Todesurteil gleich – die Kindersterblichkeit ist hier extrem hoch.

Little Princess kämpft sich ins Leben

Little Princess und Mutter

Wenn die Mama da ist fühlt man sich gleich besser

Aber das kleine Mädchen – unsere Little Princess wie sie später unter uns hieß – zeigte was in ihr steckt. Mit ihrem Lebenswillen und der Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch ihre Mutter und den Schwestern und Pflegern der Neugeborenenstation überstand sie zu meinem Erstaunen die ersten Tage. Stündlich gaben die Schwestern ihr abwechselnd Muttermilch über eine Magensonde und Glucose über die Vene, damit sich ihr Magen langsam an Nahrung gewöhnen konnte und der Blutzucker stabil blieb. Des Weiteren überwachten sie engmaschig die Temperatur, denn auch in so warmen Ländern wie Sierra Leone kühlen so kleine Frühgeborene unheimlich schnell aus, da sie die Temperatur noch nicht optimal selbst regulieren können.

Unser Ziel: Kindersterblichkeit nachhaltig senken

Eltern mit Baby smallsmall

Mama und Papa sind ganz stolz auf ihre kleine Prinzessin

Schon am zweiten Lebenstag benötigte sie keine Sauerstoffzufuhr mehr und nach drei Wochen hatte sie ihr Geburtsgewicht wieder erreicht. Über die ersten Wochen hieß es für die Schwestern auch die Mutter am Ball zu halten, denn sie musste alle 2 Stunden frische Muttermilch ausstreichen, denn Vorratshaltung ist hier nicht möglich. Außerdem hat sie weitere Kinder, die weit weg leben und die sie nur ganz selten bis gar nicht sehen kann.

Baby wird gefüttert

So klein aber einen so großen Hunger

Natürlich gab es während der ersten Lebenswochen Rückschläge, der gravierendste war eine schwere Bronchitis, wodurch Little Princess wieder Sauerstoff benötigte und aufgrund der Hustenattacken nur über die Magensonde ernährt werden konnte, die sie zwischenzeitlich schon verloren hatte. Doch auch das überstand sie mit viel Liebe und umsorgen gut. Der schönste Tage für uns, die kleine Maus und ihre Familie war der 26. Oktober. Denn an diesem Tag konnte sie nach Erhalt der ersten Impfungen und dem Erreichen eines Gewichts von 1,6 Kg nach fast drei Monaten endlich nach Hause entlassen werden. Die Geschichte von Little Princess zeigt eindrücklich, dass sich unser Kampf gegen Kindersterblichkeit lohnt!