Hilfe zur Selbsthilfe in Cebu

Einsatzarzt Dr. Hermann Biggel berichtet davon, wie wir auf den Philippinen Gesundheitshelfer ausbilden

Wegen des krankheitsbedingten Ausfalles des Langzeitarztes in Cebu reiste ich eine Woche früher als geplant auf die Philippinen. In den darauffolgenden  Wochen war ich dann als einziger Arzt in den Slums von Cebu tätig. Doch dank der enormen Einsatzbereitschaft unseres netten, kompetenten Teams, konnten wir das hohe Patientenaufkommen meistern, bis wieder ärztliche Verstärkung aus Deutschland eingetroffen war. Unsere Mission ist klar: Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Hilfe zur Selbsthilfe in Cebu

Dr. Biggel hat keine Berührungsängste

Das extrem hohe Verkehrsaufkommen, das auch in den Medien zu ständigen Diskussionen führt, die daraus resultierenden langen Anfahrtszeiten und die hohe Smogbelastung, die schwüle Hitze und der Lärm waren oft eine erhebliche Herausforderung. Doch die Arbeit mit den vielen freudigen, lachenden Kindern und die gelassene, klaglos akzeptierende Art der erwachsenen Patienten, wog diese wieder auf.

Kinder brauchen unsere Hilfe

Insbesondere Kinder brauchen unsere Hilfe

Eines der wichtigsten Anliegen in den Projekten der German Doctors ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Dies erreichen wir hier in Cebu durch die Ausbildung der so genannten Health Worker, die auch nach ihrer Ausbildung in regelmäßigen Abständen weitergebildet werden – nun auch in Zusammenarbeit mit der lokalen Organisation Visayas Primary Health Care Service. Deren Leiterin Frau Dr. Erlinda Pasadas, ist eine philippinische Kollegin, die sich stark in den Bereichen der Gesundheitsprophylaxe engagiert.

Hilfe zur Selbsthilfe

Hilfe zur Selbsthilfe – das ist unser Ansatz

So arbeitet sie derzeit an drei unterschiedlichen Einsatzorten und spricht über Themen wie Familienplanung, hält Hygiene- und Ernährungsschulungen ab und klärt über allgemeine gesundheitsprophylaktische Fragestellungen auf. Daneben werden auch Themen wie Herbal Medicine und Hausmittel behandelt. Dies ist umso wichtiger, da hier ein extrem hoher Antibiotikamissbrauch betrieben wird, vor allem bei den vielen viralen Atemwegserkrankungen, die natürlich durch die Umweltbedingungen bedingt sind. Die Antibiotika sind in den unzähligen Apotheken frei verkäuflich, was eine zunehmende Keimresistenz zur Folge hat.

Gesundheitshelfer ausbilden

Wir bilden Health Woker aus, damit die Hilfe bleibt

Daneben werden die Health Worker im Blutdruckmessen geschult, erhalten Hinweise über die Notwendigkeiten von Impfungen und regelmäßigen Check-Ups – zumal die Zivilisationskrankheiten, wie Diabetes und Bluthochdruck, erschreckend zunehmen. Für die gute Zusammenarbeit mit unseren Gesundheitshelfern sind wir sehr dankbar, da uns bei der Fülle der an Patienten an den einzelnen Einsatzorten oft die Zeit für die einfachen, aber zeitaufwändigen Dinge fehlen. Erschreckend ist auch der Anstieg der Kriminalität, was sich in der Häufung von Taschendiebstählen und von Wohnungseinbrüchen äußert. Leider war auch unser Doctors House davon betroffen. Viele versuchen sich durch Hunde oder den Einsatz von Wachdiensten zu schützen. Auch der private Waffenbesitz nimmt erschreckende Ausmaße an.

KInder in Armut

Viele Kinder wachsen in bitterer Armut auf

Bei der Tätigkeit in den Slums fragte ich mich immer wieder, warum es in der ältesten Demokratie Asiens, einem so ressourcenreichen Land der Philippinen, in dem über 60% der Menschen weniger als 2 US-Dollar täglich zum Leben haben und daneben gezwungen sind, ein Leben ohne ausreichende soziale Absicherung wie z.B. Kranken- oder andere Sozialversicherungen führen, nicht möglich ist, die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern. Am eindrücklichsten sind diese extremen sozialen Unterschiede sichtbar an dem Nebeneinander der explodierenden Anzahl von riesigen Einkaufsmalls und der Müllberge, in deren Nähe viele unserer Patienten leben.

Ich verlasse diese Stadt in allergrößter Dankbarkeit für die Zusammenarbeit mit den lokalen Mitarbeitern und Gesundheitshelfern, die dieser Tätigkeit ganzjährig mit übergroßem Engagement nachgehen. Unsere Hilfe zur Selbsthilfe ist Hilfe, die bleibt.