Hilfe trotz begrenzter Ressourcen

Ein Bericht von Einsatzarzt Dr. Klaus Zimmermann aus unserer Armenklinik in Buda

Im August 2015 machte ich mich auf die lange Reise auf die Philippinen, um für sechs Wochen zum 5. Mal einen Einsatz mit den German Doctors zu absolvieren. Nach 27 Stunden kam ich im tropischen Davao an und wurde von einem freundlichen Fahrer und der Einkäuferin für die Stationsküche begrüßt. Im Schleichgang durch die verstopften Straßen der Millionenstadt steuerten wir einen Supermarkt an, um einen Großeinkauf für die Armenklinik zu bewerkstelligen. Dann erst machten wir uns auf den Weg in die Berge, nach dem 900m hoch gelegenen Buda. Nach weiteren 4 Stunden – wir hatten unterwegs in stockdunkler Nacht eine Panne – empfingen mich die drei Kolleginnen im einfachen, solide ausgestatteten Doctors House. Da es nur drei Zimmer gibt, durfte ich die ersten Nächte auf dem Boden schlafen.

Einsatz in der Armenklinik

Dr. Zimmermann behandelt in unserer Armenklinik

Für mich als Allgemeinmediziner mit eigener Praxis war das klinische Setting ungewohnt und durchaus anspruchsvoll. Wie lange hatte ich nicht mehr an Visiten teilgenommen mit fünf Ärzten (drei German Doctors und zwei philippinischen Kollegen), Schwestern, Hebammen und einer Diätassistentin. Die Armenklinik funktioniert den begrenzten Ressourcen entsprechend bewundernswert gut. Fleißige Geburtshelfer bringen es auf 700 Geburten pro Jahr und zwar komplikationslos. Die Vorsorgeuntersuchung durch die gynäkologische Ambulanz erkennt frühzeitig eine drohende komplizierte Geburt, so dass rechtzeitig nach Davao überwiesen werden kann. Dies gilt entsprechend für die Nachsorge insbesondere der Neugeborenen, die bis zur U2 von Kinderärzten versorgt werden. Die Mütter- und Säuglingssterblichkeit in der Region Buda ist nachhaltig zurückgegangen.

Kinder Philippinen

Viele Kinder gehören zu unseren Patienten

Meine Aufgaben waren die Tätigkeit in der Erwachsenenambulanz, die Teilnahme an den Nacht- und Wochenenddiensten, Arbeit im ER (Notfallambulanz) mit kleiner Chirurgie, Betreuung der chronisch Kranken und gegebenenfalls die stationäre Aufnahme und Weiterbetreuung. Zur Verfügung stehen u.a. Laboruntersuchungen, EKG, Ultraschall, Konsile mit den Kollegen und ein gut ausgebildetes Pflegeteam. Das nächstgelegene Krankenhaus liegt zwei Stunden entfernt, sodass wir mit einem breiten Spektrum der gesamten Medizin beschäftigt sind. Die fieberhaften Erkrankungen stellen immer wieder eine diagnostische Herausforderung dar. Handelt es sich um Dengue, Thyphoid Fever, Tuberkulose oder doch Malaria? Der fachliche Austausch mit Chefarzt Dr. Velasco ist oft die entscheidende Hilfe. Leider waren wir auch mit sehr schweren Verkehrsunfällen konfrontiert und nicht immer konnten wir die Betroffenen für den notwendigen Weitertransport stabilisieren.

Rolling Clinic Philippinen

Keine Angst, die German Doctors beißen nicht…

Bestens vorbereitet wurde ich nach vier Wochen Krankenhaus vom Rolling Clinic-Team abgeholt. Für weitere zwei Wochen war nun Feldarbeit angesagt. Über steile, steinige Wege, durch Flüsse und vorbei an gewaltigen Erosionshängen (die Insel wurde fast vollständig abgeholzt) besuchten wir die geduldigen Menschen in ihren abgelegenen Holzhüttendörfern. Im Durchschnitt sahen wir dort 60 Patienten pro Tag. Eine wertvolle Hilfe sind die von uns ausgebildeten Healthworker und Midwives (Hebammen). So können z.B. Patienten mit Unterernährung vor Ort beraten und behandelt werden oder werden in schweren Fällen nach Buda zur stationären Aufnahme in die Armenklinik mitgenommen. Die von den German Doctors mit Hilfe von Spenden aufgebaute medizinische Infrastruktur für einen großen Teil der Insel Mindanao hat mich sehr beeindruckt. Primary Health Care findet in den weit zerstreuten Siedlungen statt und das Hospital ermöglicht eine solide stationäre Versorgung, die den Armen und Kranken sonst nicht zur Verfügung stehen würde.