Ungewohnte Stille nach der Rückkehr
Große Kluft zwischen Arm und Reich: Ein Bericht von Dr. Ruth Thees-Laurenz über ihren Einsatz in Cebu
Nach meinem ersten Einsatz für die German Doctors und Aufenthalt in Cebu und auf den Philippinen wird noch Zeit vergehen die gewonnenen Eindrücke zu sortieren und einzuordnen. Wieder zuhause angekommen ist es in der Stadt und auf den Straßen auf einmal viel zu ruhig und leer, während für mich in Cebu, wie vermutlich für die meisten meiner Kollegen/innen, der ständige Lärm, der Smog und Staub bei tropischen Temperaturen eine echte Herausforderung war. Aufgewogen wurde dies stets durch die Freude bei der Arbeit mit dem netten und kompetenten Team, die ruhige und stets geduldige Art der Patienten und das Lachen all der zahlreichen Kinder – und das obwohl auch in Cebu die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird.
Auch wenn viele Beschwerden, die die Patienten in der Sprechstunde vorbringen, mit denen von Patienten in Deutschland zu vergleichen sind, ist es doch in komplexeren Krankheitsfällen eine Arbeit unter vollkommen anderen Bedingungen gewesen. Jeder Laborwert, jede technische Untersuchung wird mehrfach überdacht, da sie das sehr begrenzte Budget unserer Patienten schnell übersteigen kann. Da die Patienten außerhalb unserer Sprechstunde selten die Möglichkeit haben ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist eine Primärversorgung vieler Wunden nicht mehr möglich, weil die Verletzung schon mehrere Stunden oder Tage zurückliegt. Viele Infektionen sind schon weit fortgeschritten. Viele kleine Kinder haben aufgrund der schlechten hygienischen Verhältnisse zahlreiche große und kleinere Abszesse, sehr häufig sind chronische Ohrentzündungen.
Für uns war es immer eine Erleichterung, wenn die Eltern in schweren Krankheitsfällen rasch einen erforderlichen Krankenhaus-Aufenthalt ermöglichen konnten. Manchmal war wegen der dann fehlenden Betreuung zuhause lange Überredungskunst nötig. Auch die Behandlung der Erwachsenen ist schwieriger, da ja in der oft auch langen Krankenhausgeschichte niemals ein ausführlicher Status erhoben werden konnte. Besonders in der Diabetes-Behandlung vermisst man die Möglichkeit einer intensiviertem Insulintherapie, die ja gerade bei den jungen Patienten dringend benötigt wird. Schön wäre es auch, wenn alle Patienten, bei denen wir eine Tuberkulose diagnostiziert haben, diese auch bald und ausreichend lange behandeln lassen würden und Sorge dafür tragen würden, dass eine Infektion der Familie vermieden wird.
Ich hoffe, dass ich meinen Patienten in den 6 Wochen helfen konnte, es bleibt der große Wunsch, dass sich die Lebensumstände der Menschen ändern werden. Besonders wenn Slumgebiete fast unmittelbar an gerade neu eröffnete Einkaufs-Malls heranreichen, wird die prekäre Situation unserer Patienten und die Kluft zwischen Arm und Reich deutlich.
Es ist erschreckend wie viele Familien von Armut betroffen sind. Beeindruckend wie diese Menschen, die Tag für Tag viel Kraft für Arbeiten aufbringen müssen, die bei uns nebenbei von Haushaltsgeräten erledigt werden, auch an dem Leben anderer teilhaben, wie respektvoll und fröhlich sie miteinander und gerade auch mit den Älteren umgegangen sind. Es war eine erfüllende Zeit, die ich nicht missen möchte!
Ihre Dr. Ruth Thees-Laurenz
Mit Dietrich Busse war ich 2005 einer der ersten CEBU – German Doctors und kann nur jedes Wort von Dir unterschreiben. Der erste Wieder – Neueindruck von Deutschland, noch am Frankfurter Flughafen, war bedrückend: Stille, unfrohe Gesichter, keine Kinder……und das, wo ich doch im schlimmen Leben der Ärmsten auf dem Müll von dem und unserm Jammern über Peanuts genau das Gegenteil erleben konnte.
Danke für Deinen Bericht!
Sehr eindrucksvolle Bilder von Cebu. Ich erinnere mich gern an meine Tätigkeit mit Dietrich Busse und Heino Hügel. Ich war insgesamt viermal in Cebu, zuletzt 2014, auch auf der vom Taifun Hayan völlig zerstörten Nachbarinsel Leyte. Ja, es gibt noch immer viele Probleme zu lösen, besonders auf den Müllbergen. Jetzt bin ich z.Zt. in München bei Ärzte der Welt, und wir versorgen neuankommende Flüchtlinge, die oft ähnliche Probleme haben, wie die Ärmsten in Cebu. Leider kennen viele Politiker nicht die akuten Nöte. Aber die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung nimmt auch in Bayern zu.
Schön, dass ich meinen Bildern aktuelle Fotos und Berichte hinzufügen kann. Vielen Dank!
Hans Stohrer
Lieber Hans – Georg , schön Deine e-mail zu lesen , auch ich war mit Dietrich Busse und Heino Hügel mehrfach , ich glaube 6 mal in Cebu , so haben wir sicher mehrfach im gleichen Bett geschlafen . Für mich war die zeit in Cebu und in Mindanao und Valencia eine erfüllende Zeit , in Valencia habe ich auch mit Maria heinzeimann zusammen gearbeitet . Ich meine sie ist noch bei den Ärzten der Welt . Meine Zeit in Cebu ist altersbedingt vorbei , ich bin fast 75 , doch ich halte Kontakt mit Dietrich . Z.Zeit betreue ich in Hanau Obdachlose mit einer Kollegin , Flüchtlinge habe wir hier nicht mehr in Lagern .
Dir wünsche ich alles Gute , herzlich , Werner Haag