Ärzte helfen weltweit
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Neues aus den Projekten

Nach Korruptionsvorfällen: Beendigung der Zusammenarbeit mit der Diözese Bo in Sierra Leone

Im vergangenen Jahr stellte uns die Projektarbeit im Serabu-Krankenhaus in Sierra Leone vor große Herausforderungen. Dabei ging es nicht um die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten, sondern um wiederholte Korruptionsvorfälle. Diesen sind wir gemeinsam mit unseren Partnern in Sierra Leone und Deutschland nachgegangen.

Korruptionsvorwürfe und -untersuchung im Serabu-Krankenhaus

Zur Aufdeckung der Vorwürfe wurden im Juli 2020 zwei lokale externe Berater beauftragt, die erfahren in Korruptionsuntersuchungen im Gesundheitssektor in Sierra Leone sind. Im November 2020 erhielten wir den finalen Bericht der Experten, der leider den Anfangsverdacht bestätigte: Es gab in verschiedenen Bereichen des Krankenhauses Korruptionsvorfälle. Da unterschiedliche Abteilungen des Hospitals betroffen waren, gehen wir davon aus, dass im Krankenhaus ein Korruptionsnetzwerk aktiv war.

Es wurde ein Teil der Medikamente und des qualitativ hochwertigen medizinischen Materials, das aus Deutschland importiert wurde, entwendet und auf dem sierra-leonischen Schwarzmarkt verkauft. Am meisten beschäftigt uns, dass Mitarbeitende Geld für kostenfrei angebotene Behandlungen von Patientinnen und Patienten genommen haben. So waren nicht alle der Schwangerenvorsorgeuntersuchungen und Behandlungen von Kleinkindern unter 5 Jahren kostenlos, die es eigentlich hätten sein sollen. Dies macht uns sehr betroffen, da das Krankenhaus einen Beitrag zur Senkung der hohen Mütter- und Kindersterblichkeit leisten soll und dieser Fokus und die damit verbundenen Ziele durch ein solches Verhalten unterlaufen werden. Außerdem wurde seit längerem deutlich mehr Benzin in Rechnung gestellt als für den Generator und die Transportflotte des Krankenhauses verwendet wurde.

Begrenzter Veränderungswille des Partners

Gemeinsam mit den Partnern in Deutschland und vor Ort haben wir Maßnahmen definiert, die der Korruption ein Ende bereiten sollten. Dazu gehörte beispielsweise, dass keinerlei Medikamente aus Deutschland mehr eingeführt werden. Außerdem wurden auch personelle Konsequenzen durch den Bischof ergriffen, in Folge derer einige Mitarbeitende keine Vertragsverlängerung erhalten haben. Zusätzlich war eine umfangreiche Schulung aller Mitarbeitenden vor Ort im Bereich Korruptionsprävention durch Transparency International Sierra Leone angedacht.

Leider haben wir in den letzten Monaten gemerkt, dass der Veränderungswille des Partners vor Ort begrenzt ist. Mehrfach wurden bekannte Regeln gebrochen und legitime Forderungen der German Doctors für eine transparente Zusammenarbeit nicht erfüllt. Der Partner kam seinen Pflichten nicht in dem nötigen Umfang nach, um die Kooperation mit neuem Vertrauen fortzuführen.

In jedem unserer Projekte sind wir mehreren Parteien verpflichtet und nehmen die Beachtung dieser verschiedenen Verpflichtungen sehr ernst. Inbegriffen sind hier der Partner vor Ort, die Zielgruppe (in diesem Fall unsere Patientinnen und Patienten), aber auch unsere Spenderinnen und Spender und unsere ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzte. Wir hier in Bonn haben uns die Entscheidung sehr schwer gemacht – es ist keinesfalls ein leichter Schritt, eine so lang bestehende Projektkooperation zu beenden. Aber der Vorstand und das Präsidium haben auf Grund des fehlenden Veränderungs- und Kooperationswillen des Partners trotz unserer zahlreichen Bemühungen keine Alternative mehr gesehen.  

Was passiert nun mit dem Serabu-Krankenhaus?

Bei vielen von Euch wird die Frage aufkommen, was mit den Patientinnen und Patienten geschieht, wenn das Krankenhaus ohne Finanzierung von German Doctors und Kindermissionswerk arbeitet. Zum Glück hat es in den letzten Jahren positive Veränderungen im Gesundheitssystem von Sierra Leone gegeben und es stehen nun auch einige staatliche Einrichtungen in der Region zur Verfügung. Ein Trost ist sicherlich auch, dass die umfassende Ausbildung der lokalen Kolleginnen und Kollegen nicht verloren ist. Selbst wenn sie das Serabu-Hospital verlassen sollten, dann bleibt ihr Wissen und ihr Können dem Land erhalten. Und die Mittel, die German Doctors nicht mehr dem Krankenhaus zur Verfügung stellt, können und werden in andere Projekte zur Versorgung vulnerabler Menschen in Sierra Leone fließen.

Erkenntnisse für die Organisation

Wir hier in Bonn beschäftigen uns weiter mit dem Thema Korruption und Korruptionsprävention: Das Team ist intensiv geschult worden, um die Projekte in diesem Bereich noch besser zu begleiten und wir wollen das Thema auch mit Euch im Rahmen des Forums im kommenden September bearbeiten. So dass wir am Ende zumindest sagen können, dass wir aus den Vorfällen gelernt haben und künftig das ein oder andere anders machen werden, um Möglichkeiten für Korruption zu minimieren.

Wir hoffen, dass ihr unsere Entscheidung nachvollziehen und mittragen könnt.