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Neues aus der Heimat

Korruptions-Prävention

Trainings und Schulungen helfen, Korruption vorzubeugen

Die Frage nach einer oder zwei Extra-Packungen Medikamente in der Slumambulanz seitens eines Patienten; die Bitte, einem erkrankten oder verarmten Familienmitglied zu helfen, indem man das Schulgeld für die Kinder übernimmt; und auch der Versuch, sich durch Geldgeschenke in der Warteschlange vor der Ambulanz etwas nach vorne zu mogeln – alles Szenarien, die in unseren Projekten denkbar sind und auf die ein oder andere Weise vielleicht auch vorkommen. Was ist davon noch in Ordnung und wo fängt Korruption an? Wir schauen genauer hin!

Was ist Korruption

Korruption ist eines der größten gesellschaftlichen Hemmnisse weltweit, nicht nur für die Menschen, die in Organisationen und Unternehmen arbeiten, sondern auch für ganze Sektoren wie Gesundheit und Bildung: Denn durch Korruption fehlen dort wichtige Ressourcen. Aus diesem Grund tragen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, wie German Doctors, eine Mitverantwortung dafür, dass Geld- und Sachmittel in den Empfängerländern verantwortungsvoll und transparent eingesetzt werden. Dies ist aber ganz und gar nicht leicht. Denn leider gibt es Korruption in jedem Land und sie tritt in vielfältigen Formen auf: In einigen Ländern ist sie stärker ausgeprägt, in anderen weniger. Länder mit schwachen öffentlichen Kontrollmechanismen und geringem Pro-Kopf-Einkommen, welches durch Bestechung, Schmiergelder und Veruntreuung aufgebessert wird, haben dabei ein höheres Risiko für Korruption als andere, in denen es bereits etablierte Meldesysteme und eine offene Kultur gibt, die Korruption zur Sprache bringt.

Wo beginnt korruptes Verhalten?

Auch German Doctors versucht, korrupten Praktiken vorzubeugen. Dabei kann es um Zahlungen für fiktive Gehälter und Leistungen gehen, oder die private Nutzung von Projekteigentum wie beispielsweise ein Auto oder Computer und Projektmitteln sowie die Fälschung von Belegen für nicht getätigte Ausgaben. Dies kann zum Beispiel abgerechnetes Essen für Patienten sein, das stattdessen die Mitarbeitenden für sich und ihre Familien behalten. Besonders schwere Formen sind die Bestechung, um beispielsweise Zollabfertigungen oder die Erteilung von Lizenzen, Genehmigungen und Aufträgen zu beschleunigen. Weiterhin erkauft man dabei auch das Schweigen von Dritten, die Kenntnisse von korrupten Handlungen haben. Darüber hinaus sind viele Länder von Nepotismus geprägt. Dabei handelt es sich um den Missbrauch einer Amtsstellung, um Einzelpersonen oder familiäre, ethnische oder religiöse Gruppen bei der Vergabe von Ämtern und Aufträgen zu bevorzugen, auch wenn diese Personen nicht ausreichend qualifiziert sind.

Die gesellschaftlichen Folgen von Korruption sind schwerwiegend

Korruption wirkt sich negativ in der sie betreffenden Gesellschaft aus, vor allem fehlen Ressourcen für die Menschen vor Ort. So gehen Eltern mit einem kranken Kind vielleicht nicht zur Klinik, weil sie für die Behandlung Gebühren zahlen müssen, die es eigentlich nicht geben dürfte. Oder der Ambulanzwagen ist nicht rechtzeitig zur Stelle, weil er Baumaterialien für einen Angestellten in hoher Position befördert, statt für den Patiententransport bereit zu stehen. Oftmals sind Mitarbeitende demotiviert, wenn stets dieselben favorisierten Angestellten derselben Ethnie oder Religionszugehörigkeit für Fortbildungen und Trainings ausgewählt werden. All diese Praktiken fallen unter Korruption und können Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlergehen von Menschen haben. Für unsere Arbeit bedeutet Korruption auch ein angeschlagenes Vertrauensverhältnis zum Partner. Wenn das einmal gestört ist, dauert es lange, bis erneut ausreichend Vertrauen aufgebaut ist. Bei wenig transparenten Partnern müssen wir natürlich auch verstärkt und öfter prüfen, was den Arbeitsaufwand erhöht.

Was tut der German Doctors e.V. gegen Korruption

Aus diesem Grund ist es unabdinglich der Korruption entgegenzuwirken und sie niemals einfach als eine Gegebenheit in einem Land oder in einer bestimmten Gesellschaft abzutun. German Doctors e.V. setzt in der Korruptionsbekämpfung vor allem auf Prävention und den offenen Dialog: Die bloße Existenz von Regeln und Richtlinien ist nicht ausreichend - sie müssen auch bekannt sein und angewandt werden. Werte wollen gelebt werden. German Doctors kann nicht einfach darauf vertrauen, dass die Partner schon alles richtigmachen. Es ist wichtig, dass Probleme offen angesprochen und die Ursachen beseitigt werden. Oftmals helfen dabei Trainings und Schulungen, um beispielsweise die Verwaltung und die Vergabe von Aufträgen zu verbessern. Aber auch ein funktionierendes Meldesystem, das den Mitteilenden Anonymität und Schutz garantiert, ist von zentraler Bedeutung. Und nicht zuletzt eine angemessene Entlohnung der Mitarbeitenden, um auch dadurch wenig Anreiz für Korruption zu geben. German Doctors hat sich in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, das organisationsinterne Anti-Korruptionssystem zu überprüfen und zu verbessern, damit auch jede Spende bei den Zielgruppen ankommt.

Zukünftig wird dieses wichtige Thema auch bei den Vorbereitungsseminaren einen Platz haben, damit Ihr, die Ihr vor Ort seid und vielleicht auch mit korruptem Handeln bei Euren Einsätzen konfrontiert werdet, konkrete Empfehlungen für Verhaltensweise im Einsatzland habt und wisst, wen Ihr ansprechen könnt und sollt.