Ärzte helfen weltweit
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Neues aus der Heimat

German Doctors-Forum: Unsere Arbeit in Pandemie-Zeiten

Zwei Jahre sind seit dem letzten Forumstreffen der German Doctors vergangen. „Familientreffen“ wird das Forum auch liebevoll genannt, da dabei Menschen zusammenkommen, die sich verbunden fühlen; sei es durch einen zeitgleichen Aufenthalt im Auslandsprojekt, geteilte Erfahrungen am gleichen Projektort oder auch nur durch das Engagement für die gleiche Sache. Es lebt vom Wiedersehen alter Bekannter und dem Austausch Gleichgesinnter. Daher war es eine spannende Frage im Vorfeld, wie diese Veranstaltung als Online-Format mit über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wohl werden würde.

Begrüßung durch German Doctors-Präsidentin

German Doctors-Präsidentin Dr. Elisabeth Kauder begrüßte die rund 115 Teilnehmenden der Online-Veranstaltung mit den Worten, dass es zwar schade sei, dass das Forum nur online möglich sei, aber zugleich wichtig und gut, dass es überhaupt stattfinde. Die Vorfreude auf das nächste Wiedersehen werde umso größer. Terminiert ist ein zweites Treffen, dieses Mal in Präsenz, für den 4. und 5. September, das in Köln stattfinden soll. „Auch wenn wir in Deutschland nun schon lange unter der Pandemie leiden, sind die Auswirkungen dieser in unseren Projektländern ungleich größer“, erinnerte Dr. Kauder an die Not der Menschen in den Ländern des Globalen Südens. Ihr besonderer Dank galt unseren beiden Langzeitärzten Gerhard Steinmaier und Dr. Tobias Vogt fürs Durchhalten vor Ort so wie allen Mitarbeitenden in den Projekten und in der Geschäftsstelle.

Bericht aus der Geschäftsstelle

Vorstandsmitglied Dr. Harald Kischlat schloss als zweiter Redner an. Er stellte wichtige personelle und strukturelle Veränderungen im Verein und Präsidium vor und nannte wichtige Schritte in der Geschäftsstelle, wie zum Beispiel die Weiterentwicklung unser Strategie, die nun auch auf der Website zum Nachlesen zu finden ist. Covid-19 habe unsere Arbeit massiv betroffen. Anfangs habe die Sorge bestanden, wie sich die Pandemie auf die Spendenbereitschaft auswirken würde. Glücklicherweise sei 2019 ein sehr gutes Jahr gewesen und auch 2020 sei es gelungen, trotz der Situation, dass kaum von den Einsätzen der German Doctors berichtet werden konnte, unsere Unterstützerinnen und Unterstützer zum Spenden zu überzeugen. „Wir sind dankbar für die Solidarität“, so Dr. Kischlat. Besonders dankbar sei er dafür gewesen, dass das finanzielle Polster es ermöglicht habe, den Partnern und damit vor allem den Mitarbeitenden, gleich zu Beginn der Pandemie das Signal geben zu können, dass wir die Strukturen werden halten können.

Neuigkeiten aus den Projekten

Vorständin Dr. Christine Winkelmann sprach im Anschluss über die Entwicklungen in den Projektländern, indem sie für jedes Land schlaglichtartig bedeutende Aspekte des vergangenen Jahres herausgriff. Beispielsweise sorgten sich die Menschen in Indien weniger um das Virus als um den Hunger. Denn die Lockdown-Maßnahmen orientierten sich an Industrieländern, seien aber kaum umsetzbar in sehr armen, überbevölkerten Regionen. Für die Philippinen nannte Dr. Winkelmann die schwierige Menschenrechtssituation unter dem aktuellen Präsidenten Duterte und die Herausforderung, dass die Quarantäne-Maßnahmen je nach Infektionszahlen und Provinz unterschiedlich gewesen seien und sich ständig geändert hätten. Das war und ist eine große Herausforderung für unsere Arbeit. Es wird eine Auswirkung von Covid-19 sein, dass die Armut steigen und bereits erreichte Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit zunichte gemacht werden, so Dr. Winkelmann. Der German Doctors e.V. habe in einem sehr hohen Umfang Nothilfemaßnahmen geleistet. Das Volumen lag bei knapp 600.000 Euro und umfasste Nahrungsmittelhilfen, die Verteilung von Hygieneartikeln und Schutzausrüstung, die Ausstattung von Quarantänestationen und Ausgaben für zusätzlich benötigtes medizinisches Equipment. Die reguläre Projektarbeit ging trotz der Pandemie weiter, obwohl die Kurzzeitärztinnen und -ärzte aus allen Ländern im März 2020 zurückreisen mussten und nur die beiden Langzeitärzte vor Ort blieben.

Projektmitarbeitende live dabei – Ausblicke der Projektabteilung  

Danach waren drei Mitarbeitende aus den Projekten zugeschaltet, die berichteten, wie sie die Pandemie vor Ort erleben, was ihre größten Herausforderungen waren bzw. sind und was sie besonders stolz mache. Zugeschaltet waren George Audi, Landeskoordinator der Kenia-Projekte, Pallabi Sengupta, Koordinatorin des Kalkutta-Projekts und Joelyn Soldevilla-Biag, Koordinatorin des Mindoro- und Luzon-Projekts. Ihre Vorträge und Berichte waren sehr eindrücklich. Einige der teilnehmenden Einsatzärztinnen und -ärzte äußerten spontan, wie froh sie seien, die Mitarbeitenden aus den Projekten zu sehen und von ihnen zu hören. Diesem Teil schloss sich ein Ausblick der Projektabteilung über die Ausweitung unserer Projektaktivitäten an. Die jeweiligen Länder- bzw. Bereichsverantwortlichen berichteten.

Lokalisierung in unseren Arztprojekten

Nach der Mittagspause gab es einen Input der externen Expertin Smruti Patel und des externen Experten Konraad von Brabant (beide von der Global Mentoring Initiative) zum Thema Lokalisierung in unseren Arztprojekten. In einer kurzen Gruppenarbeit trugen die anwesenden German Doctors zusammen, wie die Arbeit mit den einheimischen Mitarbeitenden funktioniere, was man voneinander lernen könne und was durch soziale, kulturelle und sprachliche Unterschiede schwierig sei. Dieser Input war als Einstieg in dieses wichtige Thema gedacht und kann vielleicht im kommenden Herbstforum aufgegriffen werden.

Telemedizin auf Mindoro – ein Erfahrungsbericht

Mit einem Vortrag über unser Telemedizin-Projekt auf Mindoro ging es am Nachmittag weiter. Dr. Gaby Knecht gab einen Einblick in das Projekt, das in Folge des Abzugs der German Doctors entstanden ist. Sechs Einsatzärztinnen und –ärzte aus Deutschland und der Schweiz sind seit Mai letzten Jahres abwechselnd per Messenger-Chat mit dem Mindoro-Projekt verbunden, um den Gesundheitsarbeiterinnen dort bei ihrer medizinischen Arbeit beratend zur Seite zu stehen. Oftmals handele es sich um dermatologische Fragestellungen.   

Zum Abschluss bedankten sich die beiden Vorstände bei allen Beteiligten und brachten ihren Wunsch zum Ausdruck, man möge sich das nächste Mal im Rahmen einer Präsenzveranstaltung sehen. Und auch wenn das Format für unser Forum ungewohnt war, spätestens nach den Berichten von George, Joelyn und Pallobi kam doch das gewohnte German Doctors-Familiengefühl auf.