

Neues aus den Projekten
Griechenland: Mit Sand gegen Fluchttraumata
Unsere Präsidentin, Elisabeth Kauder und ich, Harald, hatten Mitte Mai die Möglichkeit, an einer vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) organisierten Delegationsreise in die Region um Idomeni teilzunehmen. Wir trafen auf Menschen, die sich auf der Flucht vor Krieg und Gewalt auf einen lebensgefährlichen Weg begaben, deren Mut und Lebenswille uns beeindruckten, die ihre ganze Hoffnung auf die von uns so gerne als europäisch vereinnahmten Werte richten und deren aussichtslose Lage sich tragischerweise nun erst einmal verfestigt hat. Tatsächlich war das Elend, das wir in Griechenland gesehen haben, nicht so weit entfernt von den Zuständen, die wir aus unseren sonstigen Einsatzregionen kennen. Und so reifte in uns schnell der Entschluss, von German Doctors-Seite aus helfen zu wollen. Doch wie?
Es sind bereits viele Hilfsorganisationen vor Ort tätig und ein Engagement unsererseits in der direkten basismedizinischen Versorgung, unserer eigentlichen Kernkompetenz, ist nicht wirklich notwendig. Zwei dringende Bedarfe aber haben wir erkannt. Erstens: Psychotherapeutische Hilfe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zur Bewältigung von Kriegs- und Fluchttraumata. Zweitens: Die Verbesserung der Ausstattung und die Reduzierung der Arbeitsbelastung in den griechischen Gesundheitszentren. Diese fangen vor Ort alles das auf, was auf dem basismedizinischen Level von den internationalen Hilfsorganisationen nicht geleistet werden kann. Wegen der griechischen Finanzkrise ist die Ausstattung in vielen Zentren aber auf einem sehr niedrigen Niveau und die Belastung des medizinischen Personals extrem hoch. Es war beeindruckend zu sehen, mit welchem Engagement die Mediziner und Mitarbeiter, die wir kennenlernen durften, sich trotz dieser Voraussetzungen auch noch in der Flüchtlingshilfe engagieren.
Unser nach der Reise erarbeiteter Projektmittelantrag an das Bündnis Entwicklung Hilft wurde aktuell bewilligt, und wir freuen uns, ab August in einem ersten Schritt, gemeinsam mit ARSIS, einer griechischen NGO, die sich der sozialen Unterstützung und der Advocacy-Arbeit für Jugendliche in Schwierigkeiten oder Gefahr verschrieben hat, die psychotherapeutische Betreuung traumatisierter unbegleiteter Minderjähriger verbessern zu können. Einsetzen und Freiwillige lehren werden wir hierbei die Methode der „Expressiven Sandarbeit“ nach Eva Pattis Zoja. Alle weiteren Schritte unter dem Dach des zweiten Projektziels „Unterstützung der griechischen Gesundheitseinrichtungen und Kommunalverwaltungen bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise und bei der medizinischen Betreuung auch der griechischen Bevölkerung“ sollen alsbald folgen. Wir werden berichten.
Hier findest Du ein Interview mit unserer Präsidentin Elisabeth Kauder über die Griechenland-Reise in den Stuttgarter Nachrichten vom 25. Mai 2016.