Ärzte helfen weltweit
Ärzte helfen weltweit

Neues aus den Projekten

Bangladesch: Arbeit unter erschwerten Bedingungen

Angespannt ist die politische Lage in Bangladesch schon lange. Seit drei Jahrzehnten regieren zwei Frauen das bevölkerungsreiche Land im Wechsel und pflegen dabei eine erbitterte Feindschaft – Ministerpräsidentin Sheikh Hasina mit der säkularen Awami League und Oppositionsführerin Zia mit der Bangladesh Nationalist Party (BNP). Die Premierministerin will ihre Rivalin wegen Anstiftung zum Mord vor Gericht sehen und die Oppositionsführerin hält ihre Forderung nach Hasinas Rücktritt und Neuwahlen aufrecht. Die umstrittenen Parlamentswahlen vor rund zwei Jahren hatte sie boykottiert. Im Schatten des Duells stürzt das Land immer tiefer in die Krise. Frei nach dem Motto: „Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte“, scheint der radikale Islamismus aktuell an Einfluss zu gewinnen, obwohl die breite Bevölkerung dem toleranten Sufi-Islam folgt

In diesem Jahr gab es drei Mordanschläge auf islamkritische Blogger, ein italienischer NGO-Mitarbeiter und zuletzt ein japanischer Geschäftsmann wurden auf offener Straße erschossen. Zu den Erschießungen der beiden Ausländer bekannte sich inzwischen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Das Auswärtige Amt schreibt auf seiner Website: „Es ist (…) nicht auszuschließen, dass westliche Interessen Ziel terroristischer Aktivitäten in Bangladesch sein könnten. Konkrete Hinweise auf eine spezifische Gefährdung deutscher Interessen liegen derzeit nicht vor. (…) Reisende sollten größere Menschenansammlungen sowie von Ausländern frequentierte Treffpunkte und Veranstaltungen derzeit möglichst meiden und von Fußmärschen und Rikscha-/CNG-Fahrten Abstand nehmen“.

Die Auswirkungen auf den Arbeitsalltag und die freie Zeit unserer Einsatzärzte sind erheblich. Außerhalb der Unterkünfte und Ambulanzen beziehungsweise des „Medical Centre for the Poorest of the Poor“ (MCPP) machen sie momentan keinen Schritt ohne polizeiliche Begleitung. In Dhaka werden die Ärzte morgens von einer Polizeieskorte von ihrer Unterkunft zur Ambulanz in Manda begleitet und abends geht es entsprechend zurück. Die Wege mit der mobilen Ambulanz zu den verschiedenen Wirkungsstätten innerhalb der Slums gestalten sich noch komplizierter, da für die Einsatzorte unterschiedliche Polizeistationen zuständig sind. So werden unsere Ärzte von Eskorte zu Eskorte „durchgereicht“, was leider nicht immer ohne Wartezeiten vonstattengeht.

An dieser Stelle sagen wir unseren derzeit in Bangladesch praktizierende Ärzten ein herzliches Dankeschön für ihren Mut und ihre Gelassenheit! Bei aller Bangladesch-Erfahrung, die sie zum Glück haben, ist es doch keine Selbstverständlichkeit, unter den jetzigen Gegebenheiten den Einsatz durchzuführen.

In den kommenden Tagen brechen Deborah Weiler und ich, Lisa, zu einem Projektbesuch auf, unter anderem, um uns selbst ein Bild von der Lage zu machen. Wir werden selbstverständlich berichten.