Häufig wiederkehrende Dürreperioden haben Somalia in eine karge staubige Wüste verwandelt. Ausgedörrte Felder und trockene Flussbette zeugen von einem allgegenwärtigen Wassermangel, der das Leben der Menschen zeichnet. Laut UNICEF hat hier nur die Hälfte der Bevölkerung Zugang zu einer grundlegenden Wasserversorgung. Dabei fehlt es nicht nur an Trinkwasser; ohne Wasser gibt es auch keine sichere Sanitärversorgung – einer der Hauptgründe für die hohen Krankheitsraten in Somalia, die vor allem die Kinder im Land hart treffen. Die Sterblichkeitsrate für Kinder unter fünf Jahren liegt bei 106 pro 1.000 Lebendgeburten, eine der höchsten Sterblichkeitsraten für Kinder weltweit.
Am schlimmsten zeigen sich die Auswirkungen des Wassermangels bei den Binnenvertriebenen (Internally displaced persons: IDPs). Konflikte und Naturkatastrophen haben in Somalia über 2,7 Millionen Menschen zu Vertriebenen im eigenen Land gemacht. Derzeit leben viele von ihnen in überfüllten Siedlungen ohne sicheren Zugang zu Nahrung, Wasser, Gesundheitsdienstleistungen, Bildung und Schutz. Überlaufende Latrinen, die Entsorgung menschlicher Abfälle auf der Straße und die fäkale Verunreinigung von Trinkwasser führen in den Siedlungen häufig zu Ausbrüchen von wässrigen Durchfallerkrankungen und Cholera. Die Haupteinkommensquellen bestehen aus dem Sammeln und Verkaufen von Brennholz, Betteln und Gelegenheitsarbeiten für wohlhabende Familien in großen städtischen Zentren.
Für die Wasserversorgung steht hunderten von Menschen oft nur ein einzelner Bohrbrunnen zur Verfügung. Um das Wasser aus der Tiefe zu transportieren, wird es mit Hilfe von Dieselgeneratoren gepumpt. Die Dieselgeneratoren verbrauchen täglich etwa 40 Liter Kraftstoff, was zu einem enormen Kostenaufwand von 60 USD führt – eine finanzielle Belastung, die schwer auf der Gemeinschaft wiegt und Wasser für arme Bewohnerinnen und Bewohner unerschwinglich macht.
Nachhaltige Lösungen gegen den Wassermangel
Nach einer extremen Dürre im Jahr 2022 hat der German Doctors e.V. daher entschieden, gemeinsam mit dem somalischen Projektpartner Kaalmo Relief and Development (KRD) ein WASH-Projekt in Somalia zu installieren. Am größten erschien der Bedarf in den IDP Siedlungen im Belet-Hawo Distrikt in der Gedo Region im Westen Somalias (Jubaland) an der Grenze zu Kenia. Es wurden vier Brunnen sowie acht Toiletten mit Handwaschstationen gebaut, vier Müllgruben ausgehoben und Aufräumarbeiten durchgeführt. Gleichzeitig sollten neu gegründete und geschulte Wasser & Hygienekomitees Hygieneaufklärung in den Gemeinden betreiben. Es wurden auch Komitees gegründet, die die Verwaltung und Instandhaltung der Brunnen übernehmen.
Die Maßnahmen führten schnell zu einem signifikant besseren Zugang zu sauberem Trinkwasser für die Mitglieder der Gemeinden. Gleichzeitig kam es aber während es Projektes aufgrund einer akuten Dürre und einer damit verbundenen Hungersnot zu einer schnell ansteigenden Menge an neu hinzukommenden IDPs, sodass die umgesetzten Maßnahmen den neuen Bedarf kaum decken konnten. Für die German Doctors war daher nach dem Ende der Projektlaufzeit klar, dass langfristig weitere WASH-Projekte in der Region umgesetzt werden müssen. Wasser bleibt Mangelware und die wichtigste Voraussetzung für ein gesundes Leben der Menschen in Somalia.
In einem zukünftigen Projekt soll die Arbeit an einer sicheren Sanitärinfrastruktur sowie der Installation von Solarenergiepumpen zur Wasserförderung ausgebaut werden. Auf dieser Basis wollen die German Doctors auch zukünftig nachhaltige Lösungen gegen den Wassermangel in von Trockenheit betroffenen Gebieten in ihren Projektländern gemeinsam mit ihren Partnern umsetzen.