Es blieb spannend bis zuletzt: Denn starker Wind verschob den Schwimmstart der vier Freundinnen und Freiwasserschwimmerinnen um unsere Einsatzärztin Dr. Gabriele Becker-Hassemer immer weiter nach hinten. Sollte es schiefgehen und die vier Freundinnen per Flugzeug statt schwimmend von England wieder nach Hause reisen müssen? Denn für das Durchschwimmen des Ärmelkanals bekommt jede Schwimmgruppe nur ein Zeitfenster von wenigen Tagen zugeteilt. Ist das Wetter im zugeteilten Zeitraum zu schlecht, endet der Traum – zumindest für das jeweilige Jahr.
Am 9. August mitten in der Nacht ging es los
Acht Tage waren Dr. Gabriele Becker-Hassemer, Judith McCrory, Claire Russell und Anke Rubien bereits in England und warteten auf das positive Signal des Bootkapitäns, der sie begleiten sollte. Am 9. August mitten in der Nacht war es dann soweit. Die vier bepackten das Boot mit dem passenden Namen „High Hopes“ und legten gegen 4 Uhr nachts in Dover ab in Richtung Frankreich. Claire Russell war die Erste im Wasser. „Sie musste im Dunkeln vom Boot aus circa 200 Meter an den Strand schwimmen, an Land gehen, um dann von dort aus zu starten“, erinnert sich Dr. Becker-Hassemer. Um 4:10 Uhr ertönte das Startsignal. Wie geplant, wechselten sich die vier Schwimmerinnen nach je einer Stunde in der zuvor festgelegten Reihenfolge ab. „Sonst wären wir disqualifiziert worden“, erklärt Dr. Becker-Hassemer.
Wir hatten sehr, sehr schöne, aber auch anstrengende Momente im Wasser
„Es gab Abschnitte mit starkem Wellengang, in denen wir Salzwasser schluckten“, erinnert sich Dr. Becker-Hassemer. Die größte Herausforderung sei allerdings die Bekämpfung der Seekrankheit gewesen, die bei allen außer Judith McCrory mehr oder weniger ausgeprägt durch das ständige Schlingern des Bootes aufgetreten sei. „Durch diese Übelkeit war die wichtige Nahrungsaufnahme zwischen den Schwimmeinheiten nicht so möglich, wie wir uns das vorgestellt hatten“, erzählt Dr. Becker-Hassemer. „Und so war es immer eine Erlösung, ins Wasser zu dürfen und zu schwimmen.“ Wunderschöne Momente waren das Schwimmen im sauberen blautürkisen Wasser insbesondere in den Sonnenaufgang. Vom Boot aus konnten eine Robbe und mehrere Gruppen Delfine gesichtet werden. Auch große Tanker fuhren an den Schwimmerinnen vorbei.
Von Dover nach Calais in 14 Stunden und einer Minute
Nach 14 Stunden und einer Minute kamen die vier überglücklich und wohlauf am Strand von Calais an und verkündeten allen Mitfiebernden stolz: „Wir sind angekommen und das schneller als prognostiziert. Wir haben alles gegeben! Besonders die letzten beiden Stunden im Wasser waren hart. Denn da war die Strömung stark, Frankreich schon in Sicht. Aber man kann da das Ziel auch verfehlen!“
Danke an alle, die mitgefiebert und gespendet haben
„Wir sind einfach glücklich, dass die Spenden fließen und wir letztlich starten konnten und so den Mitfiebernden etwas zurückgeben konnten“, sagt Dr. Gabriele Becker-Hassemer. Die Spendenaktion für das neu entstehende Indien-Projekt in Jhargram, welche die vier anlässlich ihrer Ärmelkanaldurchquerung initiiert haben, läuft sehr erfolgreich. Über 31.000 Euro sind bereits eingegangen und somit ist das anfangs definierte Spendenziel erreicht. Wir freuen uns, wenn die Spendensumme weiter anwächst. Die Gelder verwenden wir für den Aufbau des medizinischen Projekts in Jhargram. Der Bedarf dort ist groß und die Menschen benötigen dringend unsere Hilfe! Auch bei dieser Spendenaktion wurden alle eingegangenen Spenden, dank der Unterstützung eines Unternehmens, verdoppelt.