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Srimangal: Unser neues Arztprojekt in Bangladeschs Teeplantagen

Stundenlange Arbeit in gebückter Haltung bei Hitze und mit schweren Körben beladen – Teepflückerinnen und Teepflücker auf den Teeplantagen von Srimangal arbeiten hart und verdienen kaum etwas. Wir helfen ihnen!

Teepflueckerin Srimangal

Dr. Johann Pielmeier war Mitte November 2022 als erster Einsatzarzt alleine in unserem neuen Arztprojekt im Nordosten Bangladeschs tätig. Mit der Ausbildung von lokalen Gesundheitskräften haben wir bereits im Jahr zuvor begonnen. Immer zwei German Doctors sollen in Zukunft gleichzeitig vor Ort sein, um dort an vier Standorten und unterstützt von lokalen Mitarbeitenden die arme Bevölkerung medizinisch zu versorgen.

Aller Anfang ist schwer

Neu waren nicht nur das Projekt und die Abläufe vor Ort. Für Dr. Johann Pielmeier war es zudem sein erster Einsatz als German Doctor. Denn zwei zuvor geplante Einsätze mussten wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Und auch dieser Einsatz stand bis zuletzt auf der Kippe, da die behördlichen Genehmigungen erst mit großer Verspätung kamen. Zum Glück aber gerade noch rechtzeitig. „Anfangs gab es vor Ort sehr viel Organisatorisches zu regeln,“ berichtete Dr. Johann Pielmeier. „Es fehlte an Medikamenten, Instrumenten und Testkits.“ Auch musste er sich selbst einen eigenen Behandlungsraum mit Liege organisieren. „Das hatte ich mir nicht ganz so vorgestellt, auch wenn ich vorgewarnt worden war“, berichtete der Allgemeinmediziner. „Doch es war gut, dass ich da war. Manches lässt sich nur von vor Ort regeln, und einer muss der Erste sein.“

Beschwerden resultieren aus den Arbeits- und Lebensbedingungen

„An meinen ersten Tagen hier war der Ansturm an Patientinnen und Patienten enorm“, erinnert sich Dr. Johann Pielmeier. „Dann pendelte sich die Anzahl zwischen 30 und 40 Hilfesuchenden pro Tag ein. Mittlerweile sind es 60 bis 70 Patientinnen und Patienten.“ Dies weiß er, da er noch in Austausch mit den Mitarbeitenden vor Ort steht. „Die Patienten kamen mit Hautkrankheiten. Rücken- und Kopfschmerzen sowie Müdigkeit sind weit verbreitet, was kein Wunder bei der schweren Arbeit ist, die die Teepflückerinnen, die kaum 40 Kilo wiegen, verrichten.“ Kinder kamen mit Husten und Schnupfen. „Medizinisch war es für mich keine große Herausforderung“, berichtet er. „Ich habe über 30 Jahre als Landarzt praktiziert.“ Herausfordernd seien eher die noch fehlenden Strukturen und der große Unterschied zu Zuhause gewesen.     

Dr. Arndt Dohmen, Einsatzarzt German Doctors

Einge­prägt haben sich bei mir die vielen Tee­pflücker­innen, gezeichnet von den harten Arbeits- und Lebens­beding­ungen mit einem Körper­gewicht fast immer zwischen 35 und 45 kg, manche sogar darunter. Ihre häufigsten Beschwerden waren dement­sprechend Rücken­schmerzen und allge­meine Schwäche. Wirkliche Hilfe ist für diese Menschen nur lang­fristig mög­lich durch Verbesserung der Lebens­umstände, was auch ein Ziel des Gesamt­projekts ist.

Dr. Johann Pielmeier
war Ende 2022 im Einsatz in Srimangal

Arbeit und Leben auf den Teeplantagen

Die meisten Menschen hier arbeiten und wohnen auf den Teeplantagen. Die stundenlange Arbeit in gebückter Haltung mit schweren Körben auf den Rücken geht in die Knochen. Von den umgerechnet 1,70 Euro Tageslohn kann ein Mensch kaum leben. Beson­ders tragisch: Die Angst, mit der Arbeit auch das Zuhause zu verlieren, zwingt die Tee­pflücker­innen und -pflücker in die Abhän­gigkeit der Plantagen­besitzer. Diese tun jedoch wenig dafür, die pre­käre Situa­tion ihrer Ange­stellten zu ver­bessern. Es fehlt an sauberem Wasser und die sani­täre Situation in den Dörfern ist katas­trophal.

Unsere nachhaltige Hilfe vor Ort

Um die Situation für die Menschen lang­fristig zu ver­bessern, verfolgen wir in Srimangal zusammen mit unserem Partner BNM (Bangladesh Nazarene Mission) einen ganz­heit­lichen Ansatz: Ehren­amtliche Ärzt­innen und Ärzte aus Deutsch­land bieten gemeinsam mit einem einhei­mischen Team an vier Stand­orten kosten­lose Behand­lungen an. In Koopera­tion mit Kranken­häusern der Regie­rung bilden wir zudem 176 Gesund­heits­kräfte aus, damit das Wissen langfristig vor Ort bleibt.

Die sanitäre Infrastruktur wird durch den Bau von Latrinen und Rohrbrunnen verbessert, und in kontinuierlichen Verhandlungen werden die Plantagenbesitzer und die Lokalregierung in die Verantwortung genommen, die medizinische und sanitäre Infrastruktur dauerhaft sicherzustellen. Insbesondere Frauen werden dabei unterstützt, eine Ausbildung zu absolvieren, um nicht in den Teeplantagen arbeiten zu müssen. Die Bevölkerung wird im Anbau von Gemüsegärten geschult. Somit wollen wir die Gesundheit der Menschen und ihre Lebensbedingungen nachhaltig verbessern.