Ärzte helfen weltweit
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Neues aus den Projekten

Interview mit Langzeitentsandten in Kilifi

Dr. Ammann in Kilfi für die German Doctors

Rutger Anten, Tropenmediziner, und  Beatrice Ammann, Physiotherapeutin, sind als Langzeitentsandte seit Anfang Februar für die German Doctors in Kilifi. Sie haben den Aufbau des Projekts gemeinsam mit dem einheimischen Team um Projektmanager Moses Nzaro vorangetrieben. Wir sind gespannt, was sie uns nach den ersten Monaten vor Ort berichten.

In welchen Bereichen wird die medizinische Unterstützung der German Doctors in Kilifi am meisten benötigt?

Rutger Anten: „Den Menschen hier in der Gegend fehlt der Zugang zu qualitativ guten Gesundheitsdiensten. Das meint Gesundheitsdienste, die gemeindenah und kostenlos oder zu einem für die Menschen bezahlbaren Preis angeboten werden. Durch die Ausweitung der Ambulanzarbeit, die personelle Verstärkung und den Umbau der Räumlichkeiten bieten wir dies nun an. Unsere einheimischen Mitarbeitenden, die Kurzzeitärztinnen und -ärzte, die Studierenden, die wir aus- und fortbilden, sowie ich als Langzeitarzt, arbeiten in unserer Ambulanz. Außerdem arbeiten wir regelmäßig an sechs weiteren Standorten, die sich alle in der Nähe von Grundschulen befinden. Dort klären wir die Menschen insbesondere zu Gesundheitsthemen auf. Die Gesundheitsaufklärung und -vorsorge ist uns sehr wichtig.“

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag praktisch aus?

Rutger Anten: „Es werden immer zwei Kurzeitärztinnen und -ärzte und ein Langzeitarzt hier vor Ort in Kilifi sein, die als Team zusammenarbeiten. Montags und freitags ist der Patientenandrang am größten in der Ambulanz, daher arbeiten wir an diesen Tagen am Patienten. Regelmäßig halten wir Fortbildungen für die Studierenden ab, so dass die German Doctors ihre Klinikerfahrung an die Studenten weitergeben. An einem oder zwei Tagen fahren wir zu den gemeindenahen Gesundheitsinformationspunkten, um dort Aufklärungsarbeit zu Gesundheitsthemen zu leisten und auch, um dort nach Patienten zu sehen.“

Die Ambulanz wurde um einen Kreißsaal ergänzt. Warum ist dies notwendig und wie war die Situation für werdende Mütter zuvor in der Gegend?

Rutger Anten: „Noch immer sterben in Kenia 6.300 Frauen pro Jahr während der Schwangerschaft oder der Geburt. Weniger als 61,8 Prozent aller Geburten werden von ausgebildetem Personal begleitet. Diese Daten verdeutlichen, wie notwendig die Verbesserung der Müttergesundheit in Kenia ist. In unserer Projektregion leben rund 12.000 Menschen. Wir erwarten, dass zukünftig rund 700 Geburten jährlich hier bei uns stattfinden. Besonders wichtig sind die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft, um die werdenden Mütter zu identifizieren, bei denen Geburtskomplikationen wahrscheinlich sind. Diese werden dann weiter verwiesen. Früher war die nächste Gesundheitsstation für werdende Mütter 15 Kilometer von Bomani entfernt. Dies bedeutet in einer solch ländlichen Gegend ein bis zwei Stunden Fahrtzeit. Eine solche Verzögerung kann schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind haben.“

Sprechstunde in Kilfi

Was ist Ihre Aufgabe als Physiotherapeutin, Frau Ammann?

Beatrice Ammann: „Neben der Arbeit am Patienten werde ich in die Aus- und Weiterbildung der Studierenden involviert sein. Ich werde vor allem mit Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten, vor allem mit Kindern, die meist als letztes zum Zuge kommen, wenn es um Gesundheitsdienste geht.“  

Was wird sich in Bomani durch Ihre Arbeit verändern?

Rutger Anten: „Ehrlicherweise glaube ich nicht, dass unsere Arbeit in der nahen Zukunft enden wird. Es wird hier Fortschritte geben und wir werden unsere Ziele erreichen, aber dann werden neue Herausforderungen auftauchen. Unser Ziel ist es, das Gesundheitssystem zu verbessern. Das benötigt einiges an Zeit. Meine Hoffnung und Vision für die Menschen hier ist, dass sie befähigt werden, eigene und gute Entscheidungen über ihre Gesundheit und die ihrer Familienangehörigen zu treffen. Und dass sie Zugang zu Gesundheitsdiensten bekommen, die qualitativ gut und bezahlbar sind und die ihren Bedürfnissen entsprechen.“