Ärzte helfen weltweit
Ärzte helfen weltweit

Neues aus den Projekten

Leben retten auf dem Mittelmeer

Erstmals beteiligen sich die German Doctors operativ an einem Einsatz in der zivilen Seenotrettung und entsendeten einen Arzt an Bord des Rettungsschiffes der „Sea-Eye 4“. Dr. Stefan Mees, Internist und Nephrologe aus Hamburg, verantwortet die medizinische Versorgung der Geretteten an Bord.

Unser Engagement in der Seenotrettung ist eine Erweiterung unserer humanitären Hilfe für marginalisierte Menschen. Geflohen aus ihren Heimatländern, unerwünscht in ihren Zielländern und häufig schwer traumatisiert, sind diese Menschen dringend auf Hilfe angewiesen. Harald Kischlat, Vorstand des German Doctors e.V. äußert dazu: „Seit fast 40 Jahren helfen wir Menschen am Rande der Gesellschaft basismedizinisch. Diejenigen, die sich den Gefahren einer Flucht über das Mittelmeer aussetzen, stehen mehr als jeder andere am Rand der Gesellschaft. Wir verfügen über die Erfahrung und die medizinische Expertise, um diesen Menschen als Erstversorger auf den Rettungsschiffen zu helfen.“ Unser Kooperationspartner ist der Verein Sea-Eye e. V. mit Sitz in Regensburg. Er wurde im Jahr 2015 zur Rettung von in Seenot geratener, geflüchteter Menschen im Mittelmeer gegründet. In Zukunft werden wir weiterhin Sea Eye medizinisch unterstützen.

408 Menschen aus Seenot gerettet

Bei ihrem ersten Einsatz auf dem neuen Schiff „Sea Eye 4“ hat die internationale Besatzung in vier Tagen mehr als 400 Menschenleben gerettet. Unter den Geretteten sind 150 Kinder. Alle Rettungen haben in den internationalen Gewässern in libyschem und maltesischem Hoheitsgebiet stattgefunden. Die Menschen wurden in sechs Einsätzen aus hochseeuntauglichen Holzbooten gerettet. „Unter den mehr als 400 Geretteten waren 25 in einem behandlungswürdigen oder sogar kritischen Zustand. Ein achtjähriger Junge war beispielsweise nicht mehr ansprechbar. Er und alle anderen Patientinnen und Patienten konnten wir im Bordhospital stabilisieren. Drei Schwangere und ein Baby sind in guter Verfassung. Die häufigsten Diagnosen waren: Unterkühlung, Austrocknung, Unterernährung, Erschöpfungszustände sowie Seekrankheit und Bewusstlosigkeit“, berichtete uns Dr. Stefan Mees, German Doctors-Einsatzarzt und Bordarzt der Sea Eye 4. „Bedrückend ist, dass die meisten Menschen zudem deutliche Symptome schwerer Traumatisierung zeigen – auch viele der Kinder.“

Einsatzarzt Dr. Stefan Mees

Das Warten auf einen sicheren Hafen

Nach der Aufnahme der 400 Geflüchteten nahm das Schiff Kurs gen Norden, um die Menschen möglichst zeitnah an Land zu bringen. Auf die Erlaubnis, einen Hafen anfahren zu dürfen und die Zuweisung des Zielortes musste die Einsatzleitung des Schiffes dann aber noch zwei Tage warten. Währenddessen musste ein junger Mann, der ein Herzleiden hat und dessen Zustand sich an Bord verschlechterte, evakuiert werden, um zeitnah in intensivmedizinische Behandlung zu kommen. Kurz darauf wurde der „Sea Eye 4“ der sizilianischen Hafen Pozzalla zugewiesen, was bedeutete, dass die Besatzung und die erschöpften Menschen an Bord eine weitere 2-tägige Seereise vor sich hatten, bis sie ihr Ziel erreichten. Inzwischen hat die „Sea Eye 4“ in Pozzalla angelegt, die Geretteten sind von Bord und an die italienischen Behörden übergeben.

Unser Engagement in der zivilen Seenotrettung

„Wir dürfen den Blick nicht dafür ver­lieren, dass weiterhin Menschen auf den gefährlichen Seerouten ihr Leben riskieren, um vor Not, Elend und Ver­folgung in ihren Herkunftsländern zu flüchten. Es ist unsere Verantwortung, dass wir uns auch auf dem Mittelmeer den Menschen in ihrer ver­zweifelten Situation an­nehmen und ihnen medizinische Erstversorgung auf der 'Sea-Eye 4' anbieten“, begründet Christine Winkel­mann, Vorständin der German Doctors, das Engagement in der Seenotrettung. „Wir sind froh, dass die medizinische Versorgung an Bord der Sea-Eye 4 bei diesem ersten Einsatz erfolgreich war. Unser Dank gilt unserem Einsatzarzt Stefan Mees sowie der gesamten Schiffsbesatzung und unseren Partnern von United 4 Rescue für die erfolgreiche Rettung der 408 Menschen.“