Neues aus den Projekten
Sierra Leone: Alltägliche Gewalt gegen Mädchen und Frauen
Seit Oktober 2020 unterstützen wir in Sierra Leone die lokale Organisation Commit & Act Foundation Sierra Leone, die seit 2014 im Bereich der sexuellen und genderbasierten Gewalt arbeitet. Denn leider ist dies dort ein sehr großes Problem.
2019 rief der sierra-leonische Präsident sogar den nationalen Notstand aufgrund der Zunahme der sexuellen Gewalt aus. Laut Schätzungen sind rund die Hälfte aller Mädchen und Frauen dort physischer und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Die meisten Delikte werden nicht gemeldet, da die Opfer sehr oft in Abhängigkeit zu den Täterinnen oder Tätern stehen.
Eine sichere temporäre Unterkunft für Opfer sexualisierter Gewalt
Im Shelter unserer Partnerorganisation Commit & Act finden Opfer sexueller Gewalt eine sichere Unterkunft. Sie erhalten dort medizinische und psychologische Hilfe. In den ersten drei Monaten der Projektlaufzeit von Oktober 2020 bis Januar 2021 konnten 17 Mädchen und junge Frauen im Alter von einem bis 17 Jahren dort untergebracht werden. Es zeigte sich nach kurzer Zeit ihres Aufenthalts, dass die zu Beginn unsicheren Mädchen und jungen Frauen mehr Sicherheit und Selbstvertrauen erlangten. Von den Sozialarbeiterinnen und -arbeitern werden sie darin unterstützt, ihre traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten.
Oftmals sind die Täter den Mädchen bekannt und vertraut. So war eines der Mädchen, das ins Shelter kam, 14 Jahre alt, als sie nachts in ihrem eigenen Bett von ihrem Lehrer und dessen Freund vergewaltigt wurde. Diese Fälle werden bei Unterstützung der Opfer und deren Familien natürlich auch zur Anzeige und vor Gericht gebracht. Im Shelter werden die Mädchen und jungen Frauen in ihren Rechten bestärkt. Soziale Veranstaltungen und gemeinsames Spielen und Basteln führen dazu, dass sie eine ausgelassene Zeit zusammen verbringen. Außerdem findet Schulunterricht statt, damit sie den Anschluss an ihre Klassenkameraden nicht verlieren und infolge der Tat nicht die Schule abbrechen. Mit den Bewohnerinnen und den Familien wurden Mediationsstunden durchgeführt und so eine Basis für eine sichere Rückkehr geebnet. Im Anschluss an die Rückführung bleiben die Sozialarbeiter mit den Mädchen in Kontakt um sicherzustellen, dass es ihnen weiterhin gut geht und sie sicher vor weiteren Übergriffen sind.