Neues aus den Projekten
„Wir hatten Sorge, sie zu verlieren“
Am 20. Januar 2021 ging es für Dr. Eva Müller-Ruchholtz als erste Einsatzärztin nach der Corona-Zwangspause nach Sierra Leone ins Serabu Community Hospital.
„Ich bin gut angekommen und fühle mich sehr wohl hier“, schrieb die Kinderärztin kurz nach ihrer Ankunft per E-Mail. „Dies ist ein tolles Krankenhaus mit viel Potential. Die Mitarbeitenden haben mich sehr herzlich aufgenommen, und ich habe das Gefühl, sie freuen sich über etwas Unterstützung nach der langen Zeit ohne deutsche Kurzzeitärzte. Es gibt viel zu tun hier.“
Viele Kinder mit schwerer Unterernährung
Ein Krankheitsbild, das die einheimischen Mitarbeitenden häufig sehen, ist die schwere Unterernährung bei Kleinkindern. Wenn zusätzlich Malaria, eine Lungenentzündung oder eine schwere Anämie vorliegen, müssen die Kinder stationär aufgenommen werden. „Häufig schätzt man das Alter von unterernährten Kindern völlig falsch ein“, erklärt Frau Dr. Müller-Ruchholtz, „da sie im Vergleich zu Gleichaltrigen winzig sind.“
Im Serabu Krankenhaus haben wir und unser lokaler Partner vor Ort einen Schwerpunkt auf Mütter- und Kindergesundheit sowie die Bekämpfung der Unterernährung gelegt. Dies ist sehr wichtig, da in Sierra Leone die Kindersterblichkeitsrate bei Unterfünfjährigen sehr hoch ist: Sie liegt bei etwas über zehn Prozent. Das Personal ist bestens geschult und erfahren in der Behandlung von unterernährten Kindern.
Die Therapie einer schweren Unterernährung ist nicht einfach, da der Elektrolythaushalt verändert ist und die Organe der Kinder betroffen sind. Dies bedeutet, dass die Organe nicht mehr gut arbeiten. Man muss nach einem festen Ernährungsplan vorgehen und die Kinder behutsam aufpäppeln.
Bericht von einer kleinen Patientin
Mamie (18 Monate) wurde von ihrer Großmutter mit gerade noch sieben Kilogramm ins Serabu Krankenhaus gebracht. Leider kamen die beiden erst, nachdem ihre Zwillingsschwester bereits verstorben war. „Zunächst stand es auch um Mamie sehr schlecht, und wir hatten Angst, sie zu verlieren“, berichtet Dr. Müller-Ruchholtz. „Doch es gelang uns zur großen Freude aller, sie zu stabilisieren“. Es ging ihr jeden Tag besser, und sie liebt ihre therapeutische Nahrung „plumpy nut“. Nach ein paar Wochen konnte sie entlassen werden. Wir hoffen, dass ihr Vater regelmäßig ihre therapeutische Nahrung im lokalen Gesundheitszentrum abholen wird, bis sie groß und stark ist. Und natürlich wurde die Familie darin geschult, wie sie mit lokalen Nahrungsmitteln eine nahrhafte und kostengünstige Ernährung für Mamie sicherstellen kann, falls die therapeutische Nahrung nicht erhältlich sein sollte.